Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn» und Festtage.

Preis vierteljährlich hier mit Trägerlohn 1.33 -6, im Bezirks- und 10 Lm.-Berk»hr 1.40 im übrigen Württemberg 1.50 Monats-Abonnements nach Verhältnis.

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Fernsprecher Nr. 29.

88. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Dienstag, den 3. Ieöruar

Anzrigen-Gebühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Amtliches.

Bekanntmachung.

Am 12. Februar 1914, Bormittags 9 Uh? findet im Dienstgebäuds des Bezirkskommandos Caiw die ärz'-kiche Untersuchung, derjenigen Bolksschulleheer und Kandidaten des Bolksschulamtee, welche sich tm militärpflichtigen Alter und am 1 . Aprit 1914 zu? Ableistung ihrer einjährigen Dienstzeit eintreten wollen, statt.

Noch nicht milttärpfl chtige, längliche Volksschullehrer usw. dürfen sich zum Diensteintritt freiwillig bereit er-

Der Ausstellung eines Meldescheins bedarf es in diesem Fall? nicht.

Ein Recht aus dis Wahl des Truppenteils haben die einzustsllsnden Lehrer nicht; doch wird etwaigen Wünschen möglichst Rechnung getragen werden.

Die schriftlichen Gesuche um Untersuchung und Ein stellung sind bis spätestens «. Februar Ü914 an das Bezirk-iuommando einzureichen.

Dieselben habrn zu enthalten: sämtlich? Vornamen Rufname unterstrichrn Geburtsdatum und Ort, Familiennamen und Vornamen der Eltern, ob solche roch leben oder nicht, Gewerbe oder Stand des Vaters und Wohnsitz der Eitern; R ligion. Ferner ist das Prüsungs- z-ugnis und eotl. der Losungssch-in belzusügen.

Calw, den 10. Januar 1914.

Königliches Bezirk Kommando.

Ergebnisse der mrlleinbergischen Gemeinde- stener-StiNW im RechinnMhr Ml.

r Als Gesamterträgnis aller Gemeindesteuern für 1911 ergibt sich nach den Mitteilungen des K. Statistischen Landesamts die Summe von 54,8 Millionen gegen 51.5 Millionen -6 im Vorjahr. Das kommt einer Steiger­ung von 7 , 30/0 gleich, während diejenige von 1910 (gegen­über 1909) nur 4,0 o/g betragen hotte. An der Steigerung sind mir Ausnahme der Gas» und Elektrizitätssteuer, die infolge Wegfalls der Gassteuer in Stuttgart stark zurück- gegangen ist, sämtliche Gemeindesteuern be-iei igt. Dazu kommt für 1911 erstmals der Anteil (40°/,) an Ertrag der Rsichszmvachssteuer mit 402496 -6. Die aus den Kopf der mittleren Bevölkerung entfallende kommunale Eteuerbklsstung berechnet sich für 1911 auf 23,33 ^ und bleibt hinter der gesamten staatlichen Steuerlast mit 25,28 um beinahe 3 -6 (2,95 -6) zurück. Im Vorjahr war die kommunale Steuerlast 21,21 die stoailiche 23,56 Weitaus an der Spitze der Erträgnisse steht wieder die Gemeindeumlage (Gemeindeschaden) Sie brachte im Jahre 1911 36388 318 das sind etwa 2/3 (66.4"/) der üderhuupi aufgeb achten Gemetndesteuersummcn. An zweiter Stelle erscheint die Einkommensteuer; sie lieferte bei 11013 382 rund 1/5 des Gesamtertrags bezw. i/3 des Ertrags der Gemeindeumlage. Im Staatssteuerwesen ist es geräse umgekehrt. Die der Gemeindeumlage ent-

sprechenden Staatssteuern (Grund-, Gebäude- und Gsw.rbe» stsuern) machten im Jahre 1911 bei einem Ertrag von 7073894 -6 nur 20,6 °/g des G samtertrags aus, die Einkommensteuer dagegen warf 23 147 869 oder 67,4 °/g aller direkten Slasksteuern ab. Als drittergtedigste Ge­meind steuer ist die Kapitalsteurr mit 1879340 .er oder 3,5 o/g des Gesamtertrages zu nennen. Den vierten Platz nehmen die Verbrauchsabgaben mit 1496 733 (2,7 o/g)

ein. Die übrigen 5 Steuern waren am Gesamtertrag zu­sammen mit 7.3 o/g beteiligt. Die Hundesbgabe kam gemäß der gesetzlichen Vorschriften in allen Gemeinden Zur E>Hebung. Den Normalsatz von 8 -6 für jeden über 3 Monate alten Hund erhoben 1539 (im Vorjahre 1551) Gemeinden, den Höchstsatz von 20 ^ wie im Vorjahr 15 Gemeinden. Im ganzen brachte die Hundeadoabr für 88142 auf 1. April 1911 versteuerte Hunde 1047 336 -6. Die nach der Hundeabgabe verbreitetste Gemeindesteuer ist die Ein­kommensteuer; von ihr d. h. von der Erhebung eines Zu­schlags zu? staatlichen Einkommensteuer bis zu 50°/g der letzten machten 1795 (im Vorjahr 1791) Gemeinden Ge­brauch. Nicht viel geringer ist die Zahl der Gemeinden, in denen eine Gemeindeumlaqe, eine Kapital- und eine Wohnstruer besteht. Etwa 3/4 aller Gemeinden hatte daneben noch die Wandergewerbesteuer. Aus einen ziem­lich engeren Kreis von Gemeinden tusch änkte sich die Er­hebung der Zuwachssteuer, der Grundstücksumsatzsteuer und der Verbrauchsabgaben. .Was die Höhe der Gemcinde- umlage in den 1860 Gemeinden, die eine solche erheben, anlangt, so hatten im Jahre 1911 180 Gemeinden (im Vorjahre 142) eine Umlage von mehr als 20°/g der Kataster, 37 (33) eine solche von über 25°/g. Das sind Belastungen bis zum zehn- und sünfzehnsachen Betrag der Skaatssteucr, die tm Jahre 1911 wieder 2,1 °/g der Kataster betrug. Durchschnittlich berechnet sich die Umlage? alle politische Gemeinden auf 13 0 o/g der gesamten Kataster. Nach Artikel 22 des Körperschaftssteuergejrtzes vom 8. August 1903 bildet das Bestehen einer Gemei deumlage die Voraussetzung für die Einführung eines Einkommen- steuerzuschlogs. Ein Zuschlag darf nicht erhoben werden, falls weniger als 2°/g Gemeindeschaden umgelegt wird. Ein Zuschlag muß erhoben werden, falls mehr als 6°/g umgelegt werden. Aus den Kopf der Bevölkerung der 19 größten Städte mit 670802 Seelen troffen im Jahre 1911 Durchschnitt ich 36.79 ^ Gemeindesteuern, wobei Stuttgart mit 44 53 -6 den höchsten, Schromberg mit 30.40 -6 den niedersten Betrag aufweist. Der Prozentsatz der Gemeinderimlage schwankt zwischen 6,1 und 16,0 °/g der Kataster. Den Höchstsatz des Zuschlags zur staatlichen Einkommensteuer kann nur Ulm mit 41,0 o/g nicht bean­spruchen. Die Kapitalsteuer beträgt überall gleichmäßig 1 o/g des steuerbaren Kapitalertrags. Bet der Grundstücks­umsatzsteuer verzichtet nur Ehingen auf dos Maximum von 80 ^ aus 100 Kaufpreis. Eine Warenhau-steuer er- heben 6 Gemeinden. Der gesamte Kon murmle Steuere» trag in den 19 Städten berechnete sich für 1911 auf 24681218-6, d. s. 45,0 o/g des Steuercrtrags aller 1901 Gemeinden. Bemerkenswert ist noch, dvß die Einkommensteu r in

Fürst Min» .Jenische Politik.-)

Von

Fried r. Noack (Rom.)

(Nachdr. verb.)

Die Abhandlung über deutsche Politik am Eingang drs dreibändigen WerkesDeutschland unter Kaiser Wil> he-'m II." hat Fürst Bülow nicht aus eignem Antrieb ge­schrieben. Es bedurfte dringender Bitten der Herausgeber des vaterländischen Unternehmens, um ihn aus der strengen Zurückhaltung h-rcustret n zu taffln, die der vierte Reichs­kanzler seit dem Ausscheiden aus stimm Amt sich auserlegt hat. Wenn der Fürst sich entschloß, über die Politik des Vietteljahrhundrrts zu schreiben, von dem seine Regierung!- j -hre den bedeutsamsten Teil bilden, so geboten ihm Cha­rakter und Gesinm ng. unter Verzicht aus E tthüllungen und P-'lemik jeg ich -r Art, von Ereignissen. Zuständen und Per­sonen ausschließlich sachlich und mit der obgek ä ten, maß- vollen R he zu sprachen, die h-ute noch mehr als in den Jahren seiner staatsmännischen Tätigkeit seinem Wort das T präge gibt. Dadurch gerade wird diese Schrift so übe aus lehrreich für alle, die am Leben des deutsch-n Volk-» ieil- n?hm n, für alle Parteien ohne Ausnahme, für Regierende wie für die Regi rken. Hätte ich staats bürge lichen Unter- licht zu geben, so müßte diese Abhandlung vor allem in den Händ-m meiner Schüler, der reifen I g,nd wie der

Erwachsenen, sein als Grundlage politischer Einsicht. Ihr eigenartiger Wert liegt einmal darin, daß der Verfasser keine graue Theorie darbictet, sondern aus dem praktischen Beispiel und dem Selbsterlebten politische Weisheit entwickelt, die durch eine ungemein gründliche Kenntnis der Geschichte und der Schätze der Weltlit, ratur genährt ist, und weiter darin, daß er mit aller nüchternen Derstandesklarheit ein echt deutsches Emofinden vereinigt, den gesunden Idealis­mus deutschen Pflichtgefühls und warmer Vaterlandsliebe.

Mit seinem weilen historischen- Blick behandelt der Fürst D utschlands Eintritt in die Weltpolstik so mcisterbast klar, daß das Wirrsal der einander durchkreuzenden E - kignisse, R-ibungen, Zwischenfälle und Verhandlungen sich in die einfachsten Linien auslöst rn d in so lichter Verständ­lichkeit vor uns liegt wie ein mathematischer Lehrjc tz. Die unerbittlich Hervorkehruna unsres demsäien Inter-ssts er­folgt dabei ohne die geringste Und ll gkeit gegen fremde Völker, weder geaen Enaland nock gegen Frankreich. Obsch n Bülow z> m Bei'piel von der Unoettöh-lichken de- Franzosen gegen uns übe z-uqt ist. läßt er ihnen doch aus G uid treffliche Kenntnis ihres Charakters u d Geste*- leben« olle Gcreckttgkett widerfahren, so daß auch jenseits der Vogesen seine Sch ist oh-e irgendwelche Bttterketr ge- lestn werden wird. Diese Behandlungkw'ist aiswättigc" Beziehungen sollte d m ganzen deurchen Volk und den u seiner Führung Berufenen als M ster d er en. Wenn de- st ebenso volla f anerkennt. war> m uni r Emparkorrmen d-n Enoländcrn äußerst und-quem sein muß, so weicht er doch darum kein Haarbreit von dem als 10 wend g e kann-

Stuttgart verhältnismäßig viel mehr, die Gemeindeumlage viel weniger aufbringt, als dies in der Gruppe aller anderer Gemeinden des Landes der Fall ist.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Amt

Ragow, 3 Februar 1914

* Tagesordnung für die öff nt! che Gemeinderatr- sitzung am 4. Fedrr a 1914 von 8Vz Uyr ab:

1. Vergebung von Lieferungen (Feuerweh schlauche).

2. Bürgerrcchtsausnahme, Dtspenja ion von einer orls- baustatnlarischen Vorschrift in der Baufache Benz.

3. Sonstiges.

x (Mitqeieiit). DieDeutsche Friedensgesellschaft",

als deren Hauptoettreter iür Württemberg der pro:est Sladt- psarrer Umfiied uns bekannt ist, harte die L«s r desGe­sellschafters" zu einem Bortrag des seiner Aufgabe voll gewachsenen Herrn Oberpoststkre'.ärs Rühle aus Stuttgart überPatriotismus und Friedensbewegm g" a.f Sonntag abend in den Gasthof z.Rößle" eingeladen. Es hat sich aber nur eine auffallend kleine Zuhörerschaft (etwa 12 Herren mit 2 Damen) dazu eingefunden. Wohl Hot»- sich vor etlichen Jahren zu einem Vortrag über dasselbe Thema von Herrn Pfarrer Wagner au- Alihengstett, der auch jetzt mit einem Herrn Dr. K. aus Stuttgart dem Haupt­redner beredten Beistand leistete, eine zahlreiche Versam ttung eingefunden undkam es dom ls kl-r zu' Gründung einerfre lich. seh- besch idenenOrt* gruppe, die sich heute wenigst' ns um ein paar weitere Anhänger vermehrst. Der Ha ptgrund der he le so schwachen Beteiligung der Nagolder Patrioten von stcht» und links war ober zweifelsohne der, dcß die große M dr- heil unsrer Einwohnerschan s ic jener ersten Frtedensfreunde- Deisammlung von der Notwendigkeit der Forts tzung unsrer Krtegsrüstung teils durch den Beschluß unsrer Reichs- regierung und unsres Reichstags te ls durch die unwider­legbaren Nachweise, Mahnungen und Warnungen unsres Deutschen Wehroeretns" sich hat überzeugen lassen. Der einzig anwesende Vertreter dieses Standpunkts G m.- Oberförster a.D. Weinland von hier glaubte den Kampf gegen die an sich edlen und achtunqswerten aber poltttsch unprak­tischen, durch die Weltgeschichte bis auf unsere Zeit und jpez ell durch die Geschichte des deutschen Volkes widerlegten, Bestrebungkn derFiedenkg sellschaft" aufnehmen zu sollen wobei aber unter dem Vorsitz des Herrn Sta tt*straßenmeister Bernhard von hier von beiden Seiten du chweg such! ch debattiert wurde. Während diele Friedensfreunde als ideal­gesinnte Optimisten an ihrem Glauben an die Mägl-chkeit einer vernünftigen leidenschafts-nnd Krieg» osenVerstand gung, unsrer europäischen Kulturstaaien über ihre noch jo verschie­denen politiichen und wirtschaftlichen Forderungen und In- terrssen festhatten, glauben wir üb tge Patrioten an keinen solchen friedlichen Verzicht dieser Staaten auf ihre besonderen Gelüste und auf ihren Weltmarkt Konkurrenz- Neid gegenüber unsrem > eueistandenen ihnen zu mäcktia gewordenen deutsch n Reich, sondern an den f sten, nur für weitere Rüstungen besorgten, und auf einen passen-

ren wettpottltschrn und Fiotre, plogion m ob; denn wir er­kennen aus seiner Darlegung und das sollte sich jeder Deurjche unveräuß-ilitt- eivpiögen, daß die Schaffung ui ster Seemacht nicht dynost sch, m Ehrgeiz oder den Launen interessierter Kreise entspringt, deß sie w di r eine Ael ßernng nationalen Uebe muts noch eine unnütze H ranssordernng and er Mächte ist, sondern eine unert tilil-che Notwendigkeit, heroorgegong-n ous dem natürl chen, unwiderstehlichen Le- bensdrang des deutschen Volk s. Zweifler und Kle nmiit ge mögen aus Bülows Buch lernen, daß unser starker See­panzer, durch den Deutlchlmd binnen weniger Iah e an die zweite Stelle der Seemächte geillckt ist. geschmiedet werden mußte, wttl er ein unabwetsb-res Bedmfni- für ein Volk war, welches seit sein-r politischen Einigung mit seiner Eeelenz- Hl. »einer watettellen und geistigen Arbeit und mit seiner wirlsS afll chen Kraft w.it über die engen Ganzen seiner H imat hmuusgcn» chsen war. weil dieses deutsche Volk durch seine eigne Rührigkeit schon !n die W liwinsch st und den Weltb'werb mit ütter-n Mächten e ng-treten war. bevor seine Resterunq zu we tpvltttschen Fr, gen Stellung nahm. Ind m die Reichsregte >ng unter Kai-er Wi-Heim II. das Rech z>r Secmocht eihcben und tntz der englischen Eifersucht mit tner st >k n Flotte aus- gerüst-t bot. so ist sie damit nu» den m Volke lebenden m-d schaffenden K öst-n g>folgt und Kat inre Pfl cht als Beschützen« nationaler Arbeit und Wohlstands erfüllt.

(Schrß folgt)

*) Mit Genehmigung derDeutschen Berlags-Anstalt in Etutt- gart entnommen aus dem Februar-Heft der Deutschen Revue". DR.