Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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ejelWster.

Awts- Ni! ÄM-Sliü sm dt» GmmIg-SkD WO.

Fernsprecher Nr. 29.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigen-Gebühr sür die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 /H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Eonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

30l

Mttw ch, den 34. Aezemöer

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Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Samstag nachmittag.

Wagotö.

Die Ortsarmenbehörde hat beschlossen, auch Heuer wieder die

WOmwli-UliMMkii

auszagrden.

Wer eine Karte im Preis von mindestens 1 bei der Armenpflege (Stadtpfleger Lenz) entnimmt, von dem wird angenommen, daß er aus diese Weise seine Wünsche zum neuen Jahr darbrinqt und ebenso seinerseits auf Besuche und Kartenzusendungen verzichtet.

Wir laden zu zahlreicher Beteiligung mit dem An- fügen ein. daß die Liste der Te lnehmer noch zeitig vor dem Iahresschluß im Gesellschafter bekannt aegeden uad daß der Ertrag der Karten unter die verschämten Hausarmen verteilt wird.

Nagold, den 10. Dezember 1913.

Die WorstLude der Hrtsarrnenbehörde: Dekan Pflei derer. Stadtschulcheiß Maler.

Amtliches.

K. Werrsichevrrngscrrnt Wergokd.

Den Ortsdehörden für die Arbeiterversicherung zur Kenntnis, daß der Bedarf an Versicherungs­formularien für 1S14 etwa Mitte Januar k. 3s

zur Versendung an die einzelnen Ortrbehörd m gelangen wird.

de» Jahrssdsdarf r für 1914 sind

hiehec nicht erforderlich.

Den 20. Dezember 1913.

Amtmann Mayer.

Weihnachten.

Strahlenglanz und Lichterschein ist das leuchtende Zeichen des schönsten aller Feste. Wiederum steyt die grüne Tanne, das ernste und schlichte Waldkind, in der Lichtfülle menschlicher W-Hnungen. In wievielrn Häusern mag all dieser Glanz nur ein äußerlicher, bald vorüber­gehender Sch-in sein? Und doch ist er uns Gleichnis sür ei re tiefere Wahrheit. All das flimmernde Licht, mit dem man liebevoll die äußeren Zeichen des Weihnachtsftstes umgeben hat, ist nur ein schwaches Sinnbild der Freuden­botschaft:Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt ein'n neuen Schein; es teucht wohl mitten in der Nacht und unsres Lichte« Kinder macht. Halleluja!" Denn Cch stus ist erschienen, er, der sprechen darf:Ich bin das Licht der Welt."

Nicht ein Licht, sondern das Licht. Er bringt den Glanz, der alle Dunkelheit überstrahlt und gegen den nichts Finsteres aufkommen kann. Wie machtvoll ist diese Bot­schaft gegen die Berge von Not und Sünde, die im men'chlchen Leben gehäuft werden, deren schwere düstere Schatten auf den Meuschenseelen liegen und den Anblick der Sonne rauben wollen.

Es ist also das Licht, das sedem zur Beifügung steht, der es haben will. Unser modernes Kulturleben könnte man eine Zeit der äußeren Lichtfülle nennen. Verstehen es doch die Menschen mit all' ihren verblüffenden Erfin­dungen, die Nacht zum Tage zu machen. Aber die Mächte, welche die See len der Menschen von jeher innerlich gc quält, gedrückt, verfinstert und beschattet haben, sind dadurch nicht schwächer geworden. Hier versagt alle menschliche Erftn- dunqekunst, hier ist es heute so dunkel, wie je in der natürlichen, unerlösten Menschenwelt. Ob die Botschaft des Weihnachtsfestes vom Ltchtbrtnger eindringlicher geworden ist dadurch, daß man es verstand, die Zeichen des Festes glänzender zu machen? Wir rufen: Nicht mehr Glanzin die Weihnächte st ube, aber mehr Licht in die Seelen.

Reich gedeckte Gabentische, fröhliche Wangen, glänzende Augen! Die Weihnachtstage lassen irdische Freundlichkeiten, Ausm.rksmnkeiten und mannigfache Beweise der Liebe deutlich zu Tage treten. Und auch auf diesem Gebiete müht eine von Jahr zu Jahr verfeinerte Tech nik sich ab, das menschliche Können in den Dienst der Wünsche mensch­licher Liebe zu stellen. Wicviele sind sich klar darüber, daß auch diese sichtbaren Zeichen des Weihnachissestes nur ein Gleichnis der Botschaft Gottes an dis Welt darstellen sollen:Also hat Gott die Weit gesiedet, daß er seinen eingeborenen Sohn gab!" In wieviel Häusern mag der schneiende Widerspruch, bleiben: Asußrre Kadcnfülle und mnere Leere an wirklicher Liebe, die das Beste der Seele d-s Menschen will und die sich darum d.müht, Haus Und Familie und das gcsamie Gemrinschastslebkn der Menschen durch den Geist der Liebe und des Friedens zu weihen und zu he ftg n! Wir rufen auch hier: Nicht mehr äußere Geschenke, nicht mehr Gabentechnik, aber mehr von dem Geist jener Liebe, die nicht erdgeboren ist und darum allein die Gemeinschaft menschlichen Zusammenlebens erneuern kann.

Unser Volk pfl gt zu viel von dem vergänglichen Weihnachtszierat und mmmt zu wenig aus "von der inneren Scelenzier, die uns die Weihnacht! botschoft enthüllt und anbietet. _

Am Weihnachtstag

Bon

Annette Drofte-Külshoff.

Still ist die Nacht; in seinem Zelt geborgen, der Schriftgelehrte späht mit finstren Sorgen, wann Judas mächtiger Tyrann erscheint; den Vorhang lüftet er, nachstarrend lanqe dem Stern, der gleitet übers Aeihers Wange, wie Freudenzähre, die der Himmel weint

Bier Weihnachten

v^n

Friedrich Hebbel.

Weihnächte bend 1839.

Es ist vier Uhr nachmittags, der Regen saust, Sonnen- strahlen fallen hindurch, ein Frühsingswetler. Ich komme eben aus der Stadt zurück und Hab- mir Novalis' Schriften geholi, Kaffee steht aus meinem Tisch, die aufgeschlagene Bibel und meine Judith liegen vor mir und seit drei Jahren zum erstenmal wieder wrrd' ich diesen Abend auf eine schöne Weise feiern. Ich habe ein Gefühl, als hält' ich ein Recht zur Freude, und dann bleibt die Freude selbst nicht aus; in meiner Kammer stehen dis P ippen, Nüsse usw für die beiden kleinen Mädchen im Hause.

Ein paar Stunden später.

Mein eigner Geist hat mir noch schnell ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht, eine Szene an der Judith.

1841, den 27. Dezember.

Die Wrihnachtetsge habe ich bei ihr, die ich nicht mehr zu nennen brauche, wieder sckön verlebt. Sie har mir einen prächtigen Schal geschenkt, außerdem noch ge­stickte Schuhe, eine seine Ge-dbörse und, was mich immer lief in «eine Kinderzeit zurückversetzt nickt, w- l ich es damals halte, sondern weil es mir fehlte Nüsse, Kuchen und Aepfel. Ich bin Gatt unendlich dankbar für jeden

frohen Tag, den wir in Freude und Heiterkeit miteinander verbringen. Am ersten Weihnachtstag trug ich das Lust­spiel auf die Post. Sei Er. ohne dessen Segen die Kraft selbst keine Kraft mehr ist, dem Werke günstig.

1843, den 24. Dezember.

Heule ist Weihnachtsabend, heute morgen wußte ich es noch nicht, eist als mein Wäscher kam und von den vielen Geschenken sp-ach, die an diesem TageinAllemagne", wo der Manu mit Napoleon gewesen ist, gemocht würden, erfuhr ich's. Da habe ich denn ordentlich zu Mittag ge- grssen und mir Abends im Calais ro^al einen Goethe zu 30 fl gekauft. Ob ich recht getan? Ich denke. Haben muß ich durchaus mehr Bücher und hier besonders, wo mir aller Umgang fehlt, auch habe ich meine eigentliche Kasse nicht angegriffen, sondern das für den Prolog zum Diamant etngelaüfene Honorar dazu verwendet. Äks ich mit meinem Schatz, der ziemlich schwer zu tragen war und den ich mir doch nicht zusckicken taffen wollte, weil ich ihn dann erst morgen erhaben hätte, zu Hause kam, fand ich zwei Briefe vor, einen längst erw.ineten, überaus liebevollen von dem ölten herrlichen Oehlenschläger, der mich über vieles beruhigt, und einen zweiten von Elise, den ich erst beim Zubettgehen lesen will. G.ott gebe ihr Ken Frieden, dessen ihr« arme Seele bedsrs!

Abends 11*/, Uhr.

Bis 10 Uhr war ich im L«M ä« ?ari8 mit Bamberg, dann ging ich zu Hause, kaufte mir aber zuvor, da ich den

Und fern vom Zelle über einem Stalle, da ist's, als ob auss nted're Dach er falle; in tausend Radien er sein Licht er gießt.

Ein Meteor, so dachte der Gelehrte, als langsam er zu seinen Büchern kehrte.

O weißt du, wen das nied're Dach umschließt?

In einer Krippe ruht ein neugeboren

und schlummernd Ktndlein; wie im Traum verloren

die Mutier kniee», Weib und Jungfrau doch.

Ein ernster, schlichter Mann rückt rief erschüttert das Laaer ihnen; seine Rechte zittert dem Schleier nahe um den Mantel noch.

Und an der Türe steh'i- geringe Leute, mühsel'ge Hi len, doch die ersten heute, und in den Lüsten klingt es süß und lind, verlor'ne Töne von der Engel Liede:

Dem Höchsten Ehr' und allen Menschen Friede, d'e eines guten Will-ns sind."

Tages-Neirigkeiten.

Aus Stadt und Amt

Nagold, 24. Dezember 1013.

Weihnachten «nd die Kinder.

kp Festz iten wie die Advenlszeit sind Tage, in denen die Kmderougen aufgehen für eius himmlische Welt. Zetten, in denen da^ Kinderherz schlägt nach einem Tropfen Tau von den ewigen Bergen.

Wie lag doch ein heimlicher Zauber über den stillen Advents- und Weihnachtswochen in unfern Kindertagen, wie der Herbstwind durch die menschenleere Dorfgosse fuhr, indeß in der gemütlichen Stube die Großmutter das Räd- lein beim Spinnen schnurren ließ und die Mutier eifrig mit den Stricknadeln klapperte, die Kinder sich ihre Holz- Klötzchen aufrichteten und ihre Puppen zum hundertsten Mal aus- und onzogen. Und dann das heimliche Dämmern in der Stube! Das Acht wurde nicht angczündet, denn die Flamme aus dem Ösen schien hell genug, und das Abcnddunkel war so gcheimn «voll. Das war die Zeit, in der die Mutter d;e allen lieben Lieder anstimmte O du fröhliche",Sülle Nacht, heilige Nacht",Es ist ein' Ror-' entsprungen" und wie sie alle heißen. Und es war, als fühlte man den Weihnachlsengel durch die Gassen schweben.

Sollten heute dis alten, lieben Weihnachtsltcder ver­stummen, weil dis Autos so grell tuten und die Arbeit uns bis in dis Festzeir im Zwange hält? Wie war es mir so heimlich zu Mule, als ich bet einem Besuch:gang einmal in eine Arbeiterwohnunz kam, in der 3 Kmder allein saßen - d e Ettern mußten noch dem Verdienst nachgehen und den ganzen dunkeln Abend lang ihre Weihnachlssieder sangen. Ich mußte unwillkürlich denken: wie viele Eltern könnten ihren Kindern dies stille Glück verschiffen. Aber sie sind nur zu gedankenlos oder zu abgemüdet. als daß sie es übers Herz bringen könnten, mit ihren Kinder,,

Weihnachtsabend doch auszeichnen mußte, für 3 Sous Ga­lette, eins Art von Blätterbockwerk, das sich schreibe dies deinetwegen nieder, teure Elfte) ungefähr so schmeckt, wie ein gut bereiteter deutscher Pfannkuchen und dos ich ganz in der Nähe meines Hauses, eher herß, als warm, bekomme, in einer Butike, deren Treiben lustig anzufthen ist; zwei Mädchen sind immerwährend vom frühen Morgen dis nach Mitternacht mit dem Dorschneiden der Ga'elten beschäftigt, die Kunden bilden förmlich Queue vor der Bude, wie vor den Theatern, und es sind nicht etwa bloß Gamins, sondern höchst anständige Damen und Herren, hinten ist die Back­stube. wo das Feuer nie aucgeht, wo eine Menge Gesellen beständig für neuen Dorral sorgen und. sobald eins der Mädchen mit ihrem Messer auf den T'sch klopft, rasch einen dampfenden Kuchen herbettrogen. Nun verfügte ich mich mit meii em Abendessen aus mein Z n mer, nahm Elisen« Brief aus mein r Brrisftasche hervo-, küßte ihn noch einmal, erbrach ihn und fing an zu lesen, während ich. Der Brief mach e einen wohltuenden und beruhigenden Eindruck auf Mich, er war in einer unqi eich gefaßt ren Sttmmung geschrieben, wie der zuletzt empfangene, und es tröstete mich besonder«, d«ß er zum größten T il schon vor Eingang des meintsen abg?faßt, also nicht al« eine, vielleicht erzwungene, Wirkung des letzteren zu betrachten war.

1849, den 25. Dezember.

Gestern wurde ich am Weihnachtsabend durch ein allerliebste« Bild überrascht. Wie ich in das erleuchtete Zimmer zu dem prachtvollen Tannenbaum gerufen wurde,