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Fernsprecher Nr. 29.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

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Ssmstag, den SO. pezemöcr

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Anzeigen-Gedühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plaudrrftübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Wcrgokö.

Die Orrsarmenbehörde hat beschlossen, auch Heuer wieder die

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auszugeben.

Wer eine Karte im Preis von mindestens I bei der Armenpflege (Stadtpfleger Lenz) entnimmt, von dem wird angenommen, daß er aus diese Weise seine Wünsche zum neuen Jahr darbringt und ebenso seinerseits aus Besuche und Kartenzusendungen verzichtet.

Wir laden zu zahlreicher Beteiligung mit dem An­fügen ein. daß die Liste der Teilnehmer noch zeitig vor dem Iahresschluß im Gesellschafter bekannt gegeben und daß der Ertrag der Karten unter die verschämten Hausarmen verteilt wird.

Nagold, den 10. Dezember 1913.

Die Vorstände der Hrtsarmenvehörde:

Dekan Pslei derer. Stadtschultheitz Maier.

K. Kvcrrrg. Wezirksschukcrmt Wcrgotd.

Die Herren Schrlvorstände. ersten und einzigen Lehrer ersuche ich, mir umgehend die Zahl der im nächsten Früh­jahr zur Schulentlassung kommenden Knaben mitzuteilen. Nagold. 20. Dez. 1913. Schulrat Schott.

Der Wetterwart.

VoMtsche Umschau.

p So eng am Vorabend des Wrihnachtssestes, das auch den politischen Kämpfen für einige Tage wenigstens nach Möglichkeit eine Ruhepause setzen soll, darf man den Leser eigcmlich kaum mehr mit großen polirischen Betrach­tungen tn Anspruch nehmen. Und doch liegt gerade in dcm Wcihnachrsfrste selber ein schönes und erhabenes Stück Weltpolitik, für die man nur die richtigen Äugen haben muß, um sie als solche zu erkennen. Das Evangelium, das von Bethlehem ausgtng, was ist es anders als eine große politische Lehre, unter deren Einfluß der Geist edler Menschlichkeit sich immer kraftvoller ausgeprägt hat, bis er in seiner Wirkung auf die staatliche und gesellschaftliche Ordnung schließlich die ganze Welt durchdrang, die sich trotz aller Mängel, die dem Menschen nun einmal an hasten und für die Tüchtigen nur ein Ansporn sein können, tn der Arbeit der Veredlung nicht zu erlahmen, unter dem Einfluß des Christentums eben'doch ganz anders gestaltet hat und dessen Einwirkung auch in Ländern heisni-chen Glaubens mehr und mehr zur Geltung bringt, sodaß sich staatliche Perfassung und bürgerliches Leben immer höher entwickeln.

Entwicklung und Borwärtsbommen sind nun einmal auf einem ewigen Ringen, auf dem Kampfe um die Zurück- drängur.g des Minderwertigen ausgebaut, auch ans dem unoermewlichen Kampfe zwischen S:mKeren und Schwäche­ren, und wenn auch die letzteren am Ende unterliegen, ihre Sieger werden stets auch von ihren Idealen einen Erbteil übernehmen, werden in diesem Kampfe an ihren eigenen Unebenheiten abschleisen und jo kommen wir auch zu einem gesund sich en faltenden staatlichen Organismus, und das ist ja schließlich das Endziel, nach dcm alle streben, wenn auch die Wege, d'e sie gehen, verschiedene sind.

Die Kämpfe, die der Reichstag vor dem Antritt seiner Weihnachtsferien noch ausgesochten hah haben doch noch eine Klärung und eine Milderung der Gegensätze herbeige- sührt, die berde notwendig waren, wenn man in der ganzen Sache zu einem gedeihlichen Endziele kommen und über dem Trennenden nicht das Ganze aus dem Auge verlieren wollte. Der Reichskanzler, der durch seine eigen« Hilflosig­keit die Situation so ungewöhnlich verschärft Halle, stand in der Zaberner Affäre zrletzt nicht an zu erklären, er ver­stehe die Erregung, soweit sich darum wahre Sorge um Gesetz und Recht ausdrücke und er ist damit dem Verlangen nach Heilung der Fehler, die von den Militärbehörden zweifellos gemacht worden sind, wenigstens so weit ent- gegengekommen, als man von ihm als dem Träger der Verantwortlichkeit gegenüber der Volksvertretung unter allen Umständen fmdern konnte. Unter dem Ei- fluß von Zabern ist der Etat selber diesmal in der Debatte reichlich karg zu seinem Rechte gekommen, und namentlich sind die Erörte­rungen über die auswärtige Politik, di« gegenwärtig weit­aus das meiste Interesse in Anspruch nehmen, etwas dürftig ausgefallen. Man w?rd erwarten dürfen, daß insbesondere

nach den Formen, dis das Vorgehen des Dreiverbandes gegen die deutjchs Mlitärmi ston in Konstantinopei ange­nommen hat, von Seiten unserer Regierung hierüber noch p äzise und scharfe, unzweideurige Erklärungen gegeben weroen. Erfreulicherweise hat die türkische Regierung selber in dieser Angelegenheit so viel Festigkeit erwiesen, als ihr eigenes Ansehen und die Rücksicht aus Dewschland. die ihr mit der Entsendung der Militärmission ja nur gifte Dienste erweist, erheischten. Daß es den Protestlern ja nicht um die Besorgnis für dieSelbständigkeit" der kei zu tun war, der gegenüber man gerade von ihnen selbst bisher am wenigsten Rücksichtnahme verspürt hat, sondern nur darum, den deutschen Einfluß in der Türkei mit allen Mitteln, er­laubten und unerlaubten, zurückzudrängen, das hat uns in seiner schwachen Minute Rußland verraten, dessen offiziöse Presse darüber jammerte, daß nunmehr der Bosporus unter deutschen Einfluß komme. Also Furcht gerade sür denjenigen Teil, den Rußland selbst, wie wir schon neulich an dieser Stelle ausführten, unter allen Umständen unter seine Macht­befugnis bringen möchte, um sich selber für seine Schwarz, meerflotte freie Bahn zu schaffen. Die Franzosen hinwie­derum greisen von einer andern Seite an und drohen der Türkei, sie finanziell im Stiche zu lassen, ein Vorgehen, das sonst vielleicht seine Wirkung nicht verfehlt hätte, das aber diesmal kaum einen schwachen Eindruck hinterlassen wird, angesichts der offenkundigen Geldklemme, in der sich Frankreich gegenwärtig selbst befindet, sodaß die Regierung nicht davor zurückscheut, sogar auf die privaten Geldinstitute einen Druck auszuuben, daß diese ihr Geld ja nicht ans Ausland abgeben. Der Dritte im Bunde der Protestler, England» hat zwar den Schrit einerAnfrage" bei der Pforte gemacht, hält sich aber sonst sehr zurück und gibt sich den Anschein, als ob es sich mit der gegebenen Tat­sache abfinde.

Dafür aber spinnt die schlaue englische Politik weit- ausgreifcndere Pläne. Es ist an die Mächte mit einem Vorschlag herangetrelen, wie die Inselftagc im Aegä-schen Meere zu lösen sei, d. h. es hat ziemlich unverblümt das Verlangen ausgedrückt, daß es diese so gelöst wünsche, wie es ihm passe und wie es demzufolge seiner Mitt lmeerpolitik gelegen kommt. Die Hauptsache ist ihm. daß Italien rftcht tm Besitze der Inseln bleibt, die es während des afrika­nischen Krieges mit der Türkei besetzt hat, Griechenland dagegen soll in weitgehendem Maße berücksichtigt werden, es soll alle Inseln außer den den Dardanellen direkt vor­gelagerten, die zrm Schutze der Einfahrt unbedingt erfor- derlich sind, erhalten. Diese Forderung wird auch wahr­scheinlich durchdringen, wenn Griechenland sich nicht gar zu sehr darauf versteift, von Albanien dcch noch mehr zu erringen, als ihm in dem Abkommen der Mächte zage- standen ist. Mit dem Abschluß dieser politischen Streitfrage tritt dann G iechenlm-.d in aller Form und Wirklichkeit in die Reihe der Großmächte, die ihre Geltung namentlich auch auf dem Meere haben wollen, und allem nach scheint die englisch - Politik darauf abzuzieien, zu erreichen, was bisher Franknich nicht gelungen ist, einen engeren Anschluß Griechenlands an die englisch französische Miitelmeerentente herbeizusühren. Diese Tendenz ist auch von Italien in ihrem ganzen Umfange erlnnrit worden, und in dieser Er­kenntnis hat darum die italienische Regierung in einem Expose über die auswärtige Politik mit Nochdruck betont, daß Italien sich seinem Einfluß zur See unter keinen Um­ständen schmälern lass-. In der europäischen Weltpolitik wird darum diesen durch den Balkankrieg ins Rollen ge­kommenen Fragen in nächster Zukunft ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt uud Amt

Nagold, 20. Dezember ISIS.

Bestellt: zu No'ariatspraktibanten Erwin Berger von Baiersbronn und Ernst Haug von Dornstetten.

Freude machen.

Läßt sich etwas Schöneres über den heiligen Abend sogen, als daß er eine Vorschule der Ewigkeit ist, daß wir an ihm aus die schönste Weise lernen können, wie man F ende macht aas alle lei Weise? Und Kaan uns dabei nicht am Ende eine Ahnung aufgehen. daß wir über­haupt viel mchr zum Freude machen da sind in der Welt, als wir gewöhnlich denken?

Freilich, wenn wir von dem etwas erleben wollen, dann müssen wir nicht bloß Geschenke machen, sondern Freude machen. Rittelmey».

«

Etwas Frohes, Seele, denk dir aus, etwas Frohes, bring mit dir ins Haus!

Etwas Frohes trag hinein ins Weh:

Sonne blitzt so schön aus Ets und Schnee.

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Wenn man einmal ganz in das Reich der Liebe eingctreten ist, dann wird die Welt, so mangelhaft sie ist. dennoch schön und reich; denn sie besteht aus lauter Gelegenheiten zur Liebe. Hwy.

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Wer weiß, was du einmal im späteren Leben wirst durchmachen müssen! Da wirst du wohl ein werftg aufge- speicherte Sonnenwärme brauchen können. Freude ist ausgespeicherte Sonnenwärme. Rtttelmey».

Jüngliagsverein. (Mitgetellt). Morgen abend */z8 Uhr (ganz präzis) feiert der hiesige Iünglingsoerein seine Weihnachtsfeier. Die Angehörigen der Mitglieder und sonstige Mitfeiernde sind herzlich willkommen. Da dieses Jahr zur Verhinderung untunlich großen Zudranzes der Eintritt nur gegen Progrommlösung möglich sein wird, er­hoffen wir, eine durch kein unliebsames Gedränge gestörte, würdige Feier und laden freundlich zu derselben ein.

De« Mitgliedern der Bezirkskrankenpflegeoer- ficherung, sowie den Arbeitgebern dieser Mitglie­der znr Ansklarnng bei dem Uebergsng in das nene Krankenversicheruugsrecht.

^ l. Zur Zeit sind bei der Dezirkskranken- pslegeoersicherung Nagold zunächst die folgenden Personen kreise des Oberamtsbezirks Nagold pflichtver­sichert:

1. Die Haus- und landwirtschaftlichen Di nstboten. wozu aber die Laufmädchen und Laussrauen nicht ge­hören ;

2. Die landwirtschaftlichen Arbeiter und Betriebsbe- amt n bis 2000 Iahresverdftnst;

3 Ohne Lohn beschäftigte Lehrlinge in Werkstätten, Fabriken und Handtungsgeschästen;

4 Hausgewerb treibende,

alle diese dann, wenn das Arbeitsverhältnls wenigstens eine Woche dauert.

II. Berechtigt, der Bezirkskrankenpflegeversicherung belzutrcten, sind zur Zeit:

1. Unternehmer land- und so stwirtschastlicher Betriebe, sowie deren Ehef auen und Kinder über 14 Jahren, soweit sie in diesen Betrieben beschäftigt und nicht ver- sicherungspfl ch ig sind;

2. Dienstboten uud land- und forstwirtschaftliche Ar­beiter, die sich zeitweise beschäftigungslos im Oberamts- bezirk aufhalten;

3. Bedienstete der Gemeinden und Stiftungen de« Oberamtsbezirks und der Amtskörperschoft mit einem Gehalt bis 2000

4. Andere P-rsonen, welche der Berwaltungsausschuß zur freiwilligen Versicherung zugelaffen hat z. B. Laus­mädchen.

8. Der am 1. Januar 1914 an die Stelle der Bezirke- krankenpflege-Bersicheruno, die an dftftm Tage zur Auf­hebung kommt, tretenden Allgemeinen Orts- Krankenkasse Nagold haben von den unter Genannten anzugehö'en:

I. Als Pslichtmitglieder, wenn sie gegen Entgelt beschäftigt werden:

1. Die seitherigen Pflichtwitglieder der Bezirkskrenken- pflegeoerficherung (s. oben ^1 14). Zu den Betriebs- beomten ist zu bemerken, daß die Gr Halts grenze ans 2500 Mark erhöht ist und daß sie nur Mitglieder sind, wenn die Tätigkeit als Detriebsbeamtcr ihren Haupt­beruf bildet.

2. Die Bediensteten der Amts Körperschaft, Gemeinden und St ftungrn und zwar ohne Gc haltsgrenze (s. IIZ 3).

3 Hilfspersonen des Haushalts z. B. Laufmädchen. Putzfrauen u. dgl (s. X II Z. 4).

II. Als freiwillige M-tgliedrr können beitt'ten:

1. Die Unternehmer land- und forstwirtschaftlicher Be­triebe mit höchstens zwei oersichersich« rung-pflichtigen Beschäftigten vcr Vollendung des 50. Lebensjahrs (s.

II Z. 1).

2. Fami ienangehörige land- und forstwirtschaftlicher Arbeitgeber, die ohne eigentliches B,s t>ästigrwgsverhältnis urd ohne Entgelt in deren Betriebe tätig sind.

Nicht mehr versicherungeberechtigt sind zeitweise außer Beschäftigung stehende Dienstboten. Diese können sich aber noch § 3 3 R.B.O. weiterversichern.