Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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M 29«

jelljWrr.

Amis- mit LiiM-SlÄ str dm Memmls-SM Mgck.

Fernsprecher Nr. 29.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Normerstag, den 11. Aezemöer

Anzeigen-Gebllhr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 /H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

1913

7i>r,..... >> llXOIM'sHi«

Amtliches.

K. gern. Gbercrrnt in Schnkfachen Wergokd.

An die Ortsschnl und Gemeinderäte.

Laut Erlasses des K. Ev. Obcrschulrats vom 27. Nov. 1913 Nr. 19164 sind mit Ermächtigung des K. Ministeriums des Krchen- und Schulwesens vom 24. Nov. 1913 Nr. 9013 die den nachgenannten Gemeinden für 1912 g währten ein­maligen besonderen KrrlrSzk zu dr« Srlihuuureu für de« Ha«k- srbkitlmtkrricht rom 1. April 1913 an als jährliche, übrigens jederzeit widerrufliche, Beiträge bis zu den unten verzeich- neten Terminen verwilligt und bei dem Käme alamt zur Zahlung angewiesen worden.

Bei denjenigen Gemeinden, dis keine allgemeinen Schul- gehalisstaatsbetträge beziehen, wurde von einer Weiteroer- willlgung des für 1912 gewährten Beitrags abgesehen, ebenso scheiden diejenigen Gemeinden aus, deren ollgcmeme Schul- gehasisstaotsbeittäge am 31. März 1913 abgelavfen sind oder die seit dem Ausschreiben der letzten einmaligen Bei­träge Gesuche um NeuverwMgrmg von allgemeinen Beiträgen eingereicht haben, da in den beiden l tztcn Fällen der Auf­wand: den Handarbeitsunterricht bei der Festsetzung der neuen Beiträge mitberückstchtigt wird. Die alljährliche Ein­reichung besonderer Gesuche um Bcrwilligung von Beilrägen zu dem Handarbeitsunterricht fällt hienach weg.

Gemeinden Betrag ^ Verwilligt bis 3l. März

Beihingen

70

1915

Beuren

10

1916

Bösingen

80

1917

Edershardt

40

1916

Ebhausen

40

1916

Effringen

85

1915

Emmingen

35

1914

Gülilingen

20

1916

Istls Hansen

25

1916

Mindersvach

.35

1916

Oberenztal

60

1916

Oberschwandorf

30

1916

Pfrondorf

70

1915

Rührdorf

30

1914

Schietingen

10

1917

Ettmannsmeiler

10

1916

Den 8. Dezember 1913.

Kommerell.

Schott.

Agk. Hbeverrrrt Nagold. Bekanntmachung

betr. die Ausstellung von Gewerbelegitimations­karte« und Waudergewerbescheine».

Diejenigen Personen, welche Gcwerbelegitimations- karten oder Waudergewerbescheine für LSL4 zu

lösen wünschen, werden zur Vermeidung von Verzögerungen in der Behandlung der Gesuche aufgeso dert, möglichst im Laufe dieses Monats ihre Gesuche beim Octsvorsteher ihres Wohnorts oder ständigen Aufenthaltsorts anzubringen. Bei Gesuchs« um Wandergewerbcscheine sind die Steuer­scheine (mit vorzulegen, ebenso unaufgezogene Photo­graphien der Gesuchsteller in Bisitsormat, die ähnlich und j

gut erkennbar sein, sowie eine Kopsgröße von mindestens 1,5 em haben müssen. Sie dürfen in der Regel nicht älter als 5 Jahre sein. Bei gemeinsamen Wandergewerbe- schrinen genügt das Bild des Unternehmers oder wenn et« solcher nicht vorhanden ist, eines der Mitglieder, z. B. bei einem Ehepaar das Bild des Ehema-ms. Wester ist zu beachten, daß die beim Wandergr Werbebetrieb be­schäftigten Personen vom I. Januar 1814 an der Krankenversicherung anzugehören haben und zwar, soweit das Oberarm Nagold zur Erteilung des Waride» gewerbescheins zuständig ist. der Al!g Ortskrankenkasse Nog >ld, und daß mit dem Antrag ans Erteilung des Wandergewerbescheins eine Bescheinigung der Krankenkasse darüber vorzulegen ist. Laß die nach Z 460 der Retchsoerstcherungso dnung im Voraus zu entrichtenden Kassenbetttäce bezahlt oder gestundet worden sind. (H§ 235, 237 Abs. 2, 459/461 der Reichsversich.Ordq. Art. 5 Ausführ. Ges. z. Reichsvers-Ordg.) Diejenigen Antragsteller für Wandergewerbescheine, welche Hilf-Personen mitsüh en, sind auf diese Bestimmung hinzuwe sen.

Die Herren Ortsvorsteher wollen hienach unter Benützung der üblichen Formulare die Gesuche mit Be­schleunigung vorlegen, wobei die etwaige Zigeunereigen­schaft der Gesuchsteller hervorzuheben ist.

Dabei ist besonders zu beachten, daß nach Nr. 90 des neuen Sporteltarifs bei Wandergewerbescheinen der Ansatz der Sportel bei Staatssteuer bis zu 10 : 4

bei einer solchen von 1125 : 6 ^6, und über

25 ^ : 1« beträgt. Nur im Falle besonderer

Bedürftigkeit kann sie aus 1 ^ ermäßigt werden. In solchen Fällen ist unter Darlegung der näheren Verhältnisse Bericht zu erstatten.

Sportelsre'e Ausstellung erfolgt nur dann, wenn durch gemeinderätliches Zeugnis nachgewiesen wird, daß der Nachsuchende auch zur Zahlung des Mi.Restbetrags von 1 ^ die Mittel nicht auszubringen vermag. Die Armuts­zeugnisse sind den Gesuchen anzuschließen. Dabei ist zu beachten, daß gänzlich erwerbsunfähige Personen durch Nachsehen der Sportel nicht in den Stand gesetzt werden dürfen, unter dem Borwand des Hausierhandels lediglich die Mildtätigkeit der Bevölkerung in Anspruch zu nehmen.

Nagold, den 6. Dezember 1913.

Amtmann Mayer.

K. NerrficHerungscrrnt Wcrgokö.

Festsetzung des Ortslohns der Versicherten.

Durch Verfügung vom 4. Dezember 1913 hat das K. Oderoersicherungsamt Stuttgart für den ganzen Ober­amtsbezirk Nagold den Ortslohn der Versicherten in folgender Weise festgesetzt:

V

unter 16 Jahren

e r s i ch e r von 16 bis 21 Jahren

e

über 21 Jahre

männlich

weiblich

männlich

weiblich

männlich

weiblich

1^50^

1^k20^

2^50^

1^80^

3^S

2^it

Dies wird öffentlich b könnt gemacht.

Die Ortsbehördeu für die Arbeiterversicherung

haben zu prüfen, inw esern hienach die Lohnlisten und da­mit die Beiträge der Inoalidenverstchelien sich ändern und nötigenfalls das Erforderliche einzuleir.n (zu vgl. 8 1246 RVO. besonders Abs. 2 Ziff. 13.)

Nagold, den 9. Dez. 1913.

Amtmann Mayer.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Ami

Ragow, II. Dezember 1S!3.

r Sonntagsruhe. Zum Sonnlagsruhe-Gchtz im Handelegewerde h-t der Verband Württ. Industrieller in seiner Ausschußsitzung am 8. Dezember ds. Is. Stellung genommen und zwar zu der Ziffer 2 des § 1 dieses Ge- ietzentwmss, wonach im übrigen Handelsgewerbe, d. h. Ln den Kontoren an Sonntagen die höhere Verwaltungsbehörde sowie durch statutarische Bestimmung die Gemeinde oder ein weiterer Kommunatverband eine Beschäftigung bis zu 2 Stunden zulassen kann. Der Verband kam zu folgen- der Entschließung: In den kaufmännischen Kontoren der Industrie ist dis völlige Sonntagsruhe praktisch heute so gut wie allgemein durchgeführt: ein Bedürfnis zur Sonn- lagsarbeit in diesen Kontoren ist im allgemeinen nicht vor­handen, so daß das gesetzliche Verbot dieser Sonntagsarbeit n'cht zu beanstand.n wäre. Wenn der Entwurf eines Ge- setzes, betreffend die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, für die Kontore eine Beschäftigung bis zu 2 Stunden an Sonn­tagen zulassen und diese Erlaubnis der höheren Verwal­tungsbehörde bezw. der statutarischen Bestimmung der Ge­meinden Vorbehalten will, so dürfte diese Vorschrift auch den etwa noch vorhandenen Bedürfnissen nach Sonntags- arbeit in Kontoren vollauf gerecht werden.

r Bom Banlastenbnch. Das Baulastenbuch und die Berichtigung zur Einsichtnahme sind im Verhältnis zu ihrer Wichtigkeit zu wenig bekannt. In dem Baulastenbuch werden eingetragen: die nicht sofort nach Fälligkeit erfüllten Verpflichtungen zu Leistungen von Kanal-, Straßen- und anderen Kostenbeiträgen, sowie die nicht schon aus den all­gemeinen baupolizeilichen Vorschriften sich ergebenden öffcnt- lich-rechtlichen Deipfl chtungen, die h «sichtlich der Unterlas. sung der Ueberbauung oder hnsichtlich der Art der Ueber- bauung eines Grundstücks oder eines bestimmten Teiles desselben von dem Eigentümer der Baupolizei oder der Gemeindebehörde gegenüber übernommen werden, es sind dies die sogenannten Baulasten. Die öffentlich-rechtlichen Lasten, dis unter Umständen den Grundstücksweit erheblich beeinflussen können, sind aus dem Grundbuch nicht ersicht­lich; nach § 436 des B G.D. Haftel der Beikäufer eines Grundstück- nicht für die Freiheit des Grundstücks von solchen Lasten, es ist deshalb die Einsicht des Baukasten- buchs insbesondere vor Abschluß von Grundstückskäufen dringend zu empfehlen. Die Einsicht des Baulostenbuchs ist ges tzlich jedermann gestattet, der ein berechtigtes Interesse darlegt; unter der gleichen Vermisst tz^ng werden auf Ver­langen auf dem Rath-us vom Voulastenbuchführer bezlau- bigte Abschriften gegen Kostenersatz erteilt.

Brief aus Mexiko.

(Schluß.)

Wir sind die ganze Nacht nicht zur Ruhe gekommen, da bei uns immer geschossen wurde. Wir haben dem Kasten sogar vor die Türe gestellt, damit das Eindringen nicht allzuleicht sein sollte. Nun, es ging vorbei und morgens konnte man sich gar auf die Straße wagen. Ucberall zeigten sich umsichtig die Kopse an den Fenstern. Etwa um 9 Uhr ging es von Neuem los und zwar verstärkt. Die Rebellen hatten Terrain gewannen, ja ein Drittel der Stadt war nun in ihrem Besitz Sie steckten die Häuser in Brand und hausten wie die Vandalen. Wir konnten überall die Flammen ousstki^en sehen. Wir hatten nun schon etwas Berirauen gewonnen da uns nichts geschehen war, als auf einmal eine Kugel ins Fenster schlug, das klirrend herabfiel. Nun zogen wir uns zurück und warteten aufs weitere. Man merkte, daß der Kampf sehr erbittert sein wußte, denn die Kanonen schwiegen keinen Auaenblick. Abends gegen 5 Uhr wagte ich mich wieder ans Fenster und sah von weitem bewaffnete Leute auf Pferden einrücken. Ich rief unsere Leute und wir dachten, daß es nun um Monkrcy ge- schehen sei. Jetzt wurde das Feuer furchtbar und dann hörte es plötzlich aus. Es waren Verstärkungen gewesen, die den Truppen im letzten Augenblick zu Hilfe kamen und die eine weite Reise machen mußten, denn man hatte sie telegrafisch um Hilfe gerufen. Wenn es noch eine Stunde

gedauert hätte, so wäre Monterey heute im Elend. Am nächsten Morgen konnte mau sich nun herauswagen, wenn schon viele noch keinen Schritt auf die Straße taten. Ich ging mit einem andern nach dem Sta tcgefängnie, das ziemlich stark von den Kugeln mitgenommen war/ Da und dort sah man Tote cus den Straßen, an den elektr. Licht- Pfosten hingen G hängte die einen schrecklichen Anblick boten. Denn alle Rebellen die man erwischte wurden einfach auf- gehängt, ebenso Diebe, die die anormale Lage benutzten um zu räubern. Auf allen öffentlichen Plätzen waren sie zu sehen mit einem Karton anglheftet:Wegen Banditentums". Bor allem aber gab es eine Unmenge toter Pferde, die noch 3 Tage nachher die Lust verpesteten, da man keine Zeit Katt« sie vorher wegzmiiumen, sie wurden schließlich mit Petroleum begossen und wo sie lagen, verbrannt.

Die Viertel, die von den Rebellen eingenommen wor­den waren, sahen bös au», erst wurde alles ausgeraubt, dann angezündet, selbst ca. 600 Eisenbahnwagen wurden verbrannt. Ziemlich viele Personen sind durch Granaten

umgekommen, die in die Häuser flogen_ Das erste

Mal ist also Monterey gul, d. h. verhältnismäßig gut, daoongekommen. Man erwartet noch einen weiteren Angriff, der bis dato nicht stattgefunden hat. Wir haben jetzt mehr Soldaten, so deß es nicht so einfach ist. Immerhin ist es nicht ausgeschloffen. (Bgl. die letzten Melsungen d. R.) Wir sind seit ca. 4 Wochen vollständig abgeschlossen von der übrigen Welt und eben erfahre ich, daß d.e Linie schon

wieder zerstört worden sei, also ist es möglich, daß diese Zeilen noch einige Tage (oder Wochen) auf der Post liegen werden, ehe sie abgehen. Jetzt geht die Post wieder über Tampico, nicht über die Staaten, so daß 4 Wochen vergeben, bis sie nach Deutschland gelangt.

Sonst weiß ich nichts neues. Vor einem Monat haben wir hier einen meiner besten Freunde begraben, einen Herrn Weinmar aus Stuttgart, der sehr rasch gestorben ist. Ich begleit re ihn morgens ins Krankenhaus, er war ganz wohl und wollte sich einen Bruch Kurieren lassen. Am andern morgen war er eine Leiche. Offenbar wurde er falsch operiert und h-t sich verblutet. Der Arzt behauptet zwar, er hätte einen Abzeß gehabt und den Blindda m oereirert, was ich indessen nicht glaube, da er keine Schmerzen hatte. In diesen Tagen we be ich meinen Milttärpaß an das Bezirks- Kommando nach Calw senden wegen Verlängerung, von wo er Euch zugeschickt werden wird.' Ihr könnt ihn mir ja dann gelegentlich wieder senden. Dies ist die letzte Ver­längerung die ich brauche.

Wie geht es bei Euch? Ick habe seit August nichts mehr gehört, wer weiß wo evtl, die Briefe aufgehalten sein mögen, denn wir find keinen Tag sicher, ob wir Eisenbahn haben oder nicht. Wir müssen froh sein wenn wir einmal im Monat Post erhalten.

Nun will ich schlikß-n für diesmal und verbleibe mit besten Grüßen auch von Lola an alle

Euer d. Sohn Gotthilf.