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Schwäb. Landwirt.

1N3

Amtliches.

Agt. HSevarnt Nagold.

Bekanntmachung,

beir. die Wahl der Abgeordnete« in die Amts- Versammlung.

Den Herren Orisvorstehern geht mit nächster Post je eine Uebsrsicht darüber zu, wie viele Vertreter jede Gemeinde nach dem im Rechnungsjahr 1912 aus sie entjallenen Anteil an der Amts Körperschaftsumlage in die Amtsve sammlung 1914, 1915 und 1916 zu entsenden hat. (Bergl. Akt. 26 d. B.-O. mit § 55 d. B.B. hierzu.)

Hiernach berechnet sich die Zahl der von den vereinig­ten Gemeindekollegien mittels geheimer Abstimmung zu wählenden Abgeordneten für die Stadt Nagold auf 7, Altensteig auf 7, Hailerbach auf 2, Wildberg auf 2, die Gemeinde Ehausen auf 2 und für sämiliche übrigen Ge­meinden aus je 1 Vertreter.

In jeder Gemeinde ist außerdem ein Stellvertreter oder eine Mehrzahl von solchen zu wählen, welche in Verhinderungsfällen für die ordentlichen Mitglieder einzu­treten haben.

Die Herren Ortsvorsteher werden aufgefordert, die Wahl in Bälde, jedenfalls so rechtzeitig zum Vollzug zu bringen, daß das Wah Protokoll (Auszug aus dem Gderats- prot.) versehen mit einer Beurkundung über die etwa gegen die Wahl erhobenen Ei-sprachen, nebst letzteren noch im Laufe dieses Monats hierher oorgelegt werden kann.

Die Boschriften des Art. 27 d. B.O. und des § 56 d. V.V. wollen hierbei genau beachtet werden.

Diejenigen Gemeinden, welche nicht an jeder Amtsoer­sammlung mit Stimmrecht teilnehmen, haben sich über die aufgestellte Reihenfolge, in welcher die von ihnen bestellten Vertreter zum Stimmrecht kommen, zu vergleichen; die betr. Gemeindekollegien haben sich also darüber zu äußern, ob sie mit dem gemachten Vorschlag einverstanden sind, oder ob und welche Aenderungen sie hinsichtlich der einzuhalten- den Reihenfolge wünschen. Die Aeußerung wolle dem Wahlpro'okoll beigeschlossen werden.

Den 5. Dez. 1913. Kommerell.

Verliehen: Das Ritterkreuz des Ordens der Württcmbergischen Krone an Freiherr von Gültlingen, Major beim Stabe des Dragoner-Regiments Königin Olga Nr. 25.

Der Wetterwart.

^okitische Umschau.

p Auch ohne die Ereignisse, die ihre Schatten, dies­mal nicht voraus-, sondern nachwerfen, stehen wir mitten in der politischen Hochsaison. Die vom Finanzausschuß der Zweiten Kammer in dieser Woche angeschnittene Frage der Aushebung der Fahrkarten st euer ist zwar letzten Endes Sache des Reichstags, aber ihre Behandlung auf Grund der Behältnisse in den Etnzelstaalen kann noch eine recht gute Grundlage für eine zweckmäßige Beratung der Angelegenheit im Reichstag bilden, weit so die Abge­ordneten viel besser über die Stimmung des Volkes und die eventuelle Stellungnahme der Regierung orientiert sind. Das Eine ist jedenfalls sicher, daß die weitesten Kreise des Volkes die Aushebung dieser Steuer, die schon angesichts der sonstigen wirtschaftlichen Verhältnisse als drückend empfunden wird, begrüßen würden.

Die Ereignisse, von denen wir eingehend sprachen und die es selbst vermochten, die erste Lesung des Etats im Reichstag unmittelbar nach deren Beginn und bevor selbst die Regierungssertreter über die einzelnen Ressorts sich ausgesprochen zu unterbrechen, sind die tief bedauerlichen Vorgänge in Zabern m't ihrer ebenso bedauerlichen Rückwirkung auf das ganze öffentliche Leben in den Rechttanden und mit all den Schotten, die sie über das politische Leben unseres ganzen Reiches warfen, von den Eindrücken und Wirkungen auf das Ausland ganz abge­sehen, denn an dis hoben wir uns nicht zu kehren, das Urteil von der Auslandgrenze her darf uns in einem solchen Falle, der lediglich eine innerdeutsche Angelegenheit ist, nicht beeinflussen. Der Kern der ganzen unliebsamen Ge­schichte aber liegt, darüber täuschen keine Sophismen und keinerlei Redensarten hinweg, dsrin, daß die Militärbehörde, wir wir es »on der ersten Stunde «n betont, es verabsäumt hat, gleich die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, d. h. in erster Linie den jungen Leutnant, der die Erregung herauf­beschworen, so rasch und so spurlos wie möglich vom Schauplatz verschwinden zu lasten, und daß sie dann auf das Unrecht ihres Vorgehens versteift, wie es in solchen Fällen immer zu gehen pflegt, den ersten Fehlgriffen immer wettere hinzufügte und sich schließlich in eine Sack­

gaffe verrannte, aus der sie selber keinen Ausweg mehr fand. Sodaß sie mit dem Gesetze, das auch von ihr den Respekt heischt, wie von jedem anderen, in die schärfsten Konflikte geriet. Und mag auch jetzt die Heilung angebahnt sein, als schlimme Nachwirkung bleibt unter allen Umständen eine schwere Beeinträchtigung des Deutschtnms in den Reichslanden, wo es dies gerade am wenigsten ertragen kann.

Unser Nachbarland, dasreiche Frankreich", bei dem von jeher fast die gesamte europäische Staatemvelt aus den Pump gegangen ist, hat gegenwärtig eine schwere finanzielle Krisis durchzumachen, die, nachdem ein Teil derFinonzresorm" in der Abgeorgnettnkammer be­reits erledigt war, ist dieser Woche zu einer Kabinette Krisis geführt hat, die in diesem republikanischen Musterftaate ja an der Tagesordnung sind. Für eine Anleihe von 1300 Millionen halte sich die Kammer ja schon glücklich ent­schieden, allerdings nur mit einer Mehrheit von 21 Stimmen bei über 560 Adstlmmenden, aber gleich über den ersten Ernzelbesttmmungen Über die Finonzresorm ist dar Ministerium gefallen. Interessanter aber als diese Tatsache ist die Behauptung der Opposition, daß die Anleihe von 1300 Mtlliancn gerade genügt Härte, um den Bedarf des Landes für das Jahr 1914 zu decken und doß dann schon wieder reformiert werden mußte. So srhr ist das Land d-rrch seine Marolckoabenteuer, durch die Umwälzungen im Heereswesen und vor allem durch die lieber lafiung des französischen Kapitalmarktes durch die fremden Anleihen, von denen man sich keine entgehen lassen wollte, weil sie gewöhnlich Aufträge für die französische Industrie zur Unterlage hatten, in Anspruch genommen worden. Der Wert dieser Finanzkrisis Frankreichs aber für die gesamte europäische Politik liegt darin, daß es dadurch zu fried­lichen Tendenzen in den internatiosalen Beziehungen ge­zwungen ist, daß es die lange und gern gepflegten nationalistischen Treibereien hintanstellen muß hinter das Bestreben, Zwischenfälle nach Möglichkeit zu vermeiden und in den Sirei fragen eine friedliche «nd nachgebende Ber- ständigigung zu suchen. Und diese Wirkung geht auch ans den großen Gläubiger Frankreichs, Rußland über.

Man Hot ja gerade in diesen Tagen wieder gesehen, wie die ganze europäische Politik während der Balkankriege von Quertreibereien, speziell seitens Rußlands, beeinflußt war. Der Pariser Malin hatte ge- glaubr, durch seineEnthüllungen" über den Bündnisabschluß zwischen Serbien und Bulgarien gegen Oesterreich und zwar ausgesprochen während des Aufenthalts des Bulgarenkönigs auf österreichischem Baden eine freundschaftliche Anschließung Bulgariens an Oesterreich zu Hintertreiben und Bulgarien dadurch auf Gnade und Ungnade den Armen Rußland» zu überweisen. Aber das französische Intriguenblatt hat damit eine gar schlimme, von ihm sicher nicht gewollte Wirkung erzielt, nämlich dis Bloßlegung der ganzen hinterhältigen Politik, die während der Balkanwirrrn von Rußland ge­trieben worden ist und die nur das Eine bezweckte, mit allen Mitteln, und waren sie noch so unlauter, die Balkan- stauten hinter einander zu Hetzen und sie samt und sonders Rußland zuzusühren, und wäre es selbst auf die Gefahr eines allgemeinen europäischen Krieges gewesen. Heute erkennt man, daß nur dir besonnene Haltung Oesterreichs den Ausbruch dieses fürchterlichen Brandes verhindert hat.

Als letzte Etappe dieser dreitangelegten Intriguenpolitik darf man nun die Hetz« anjehen, die von französischer und russischer Seite gegen die Entsendung einer deutschen Miltkärmission nach Konstantinopel ein­gesetzt hat. Dieser Militärmission ist die Aufgabe zugewiesen, die türkische Armee zu reorganisieren, und der Leiter der Mission, General Liman, soll zu diesem Behufs nicht Kloß beratende Stimme haben, womit das Lotterwesen natürlich nicht aus der Welt geschafft würd.-, sondern er soll Kom­mandogewalt erhalten. Und zwar erfalgt die Entsendung auf ausdrücklichen Wunsch der Pforte. Frankreich «nd Rußland stoßen sich nun angeblich an der Ueberiragung der Kommandogewalt an den deutschen General, in Wirklichkeit aber sind es tiefere Gründe. Die Herren in Pari» «nd Petersburg trauen Ken deutschen Militärinstrukieuren offen­bar eine richtige und durchgreifende Reform de» türkischen Heereswesens zu, und da» ist'», wa» sie zu ihre« Wider­stand und ihrer Hetze aufstochelt. Au» der Minderwertigkeit und der Schwäche der Türket haben sie, hat namentlich Rußland bisher nur Vorteil» gezogen, und diese könnten nun, wenn die Türkei stark wird, flöten gehen. Rußland vor allem hegt die Besorgnis, der demsche Kommandant in Kanstantinopel werde in erster Linie für eine richtige Be- srstigung der türkischen Hauptstadt Sorge tragen, wa» er wohl auch tun wird, und dann rocke der russischen Schwarz­meerflotte der Weg durch die'Dardanellen, der ja immer

Rußlands Sehnsucht war, wohl für immer und gründlich versperrt. Hink: Lllä laeriwä, dsher die Tränen, und da­her die Hetze gegen die deutsche Militärmhsion. Rußland kann nur eine schwache Türkei b suchen, die es immer unter seiner Botmäßigkeit halten kann, das aber könnte und wird wohl anders werden, wenn tüchtige deutsche Kräfte die Sache richtig in die Hand nehmen. Hoffentlich findet unsere Regierung gegenüber diesen allzu durchsichtigen Treibe­reien die nöiige Festigkeit. Es muß sich ja bald erweisen.

Sic HuuderAWier

des MWer-RegiineiitrMW SW".

Ludwigsburg, 6. Dez. Heute vormittag 10 Uhr begaben sich der Kaiser und der König von Württemberg im Automobil bei trübem Wetter von Stuttgart nach Lud­wigsburg zur Jahrhundertfeier des Stiftu'.igstages des DragonerregimentsKönigin Olga", dessen Chef bekanntlich der Kaiser ist.

Am Stuttgarter Tor wurde der Kaiser vom Ober- bllrgermeister begrüßt, der von den städtischen Kollegien um­geben war. Ehrenjungsrauen hatten Ausstellung genommen. Das bürgerliche Echützenkorps hatte die Ehrcnwcche. Dann ging d'e Fahrt d-ich die reichgeschmückte Stadt und durch ein Spalier von Truppen, Schulen usw. Alles jubelte den Herrschern zu. Um 10 Uhr 45 Min. trafen die Monarchen im Schloß ein. Der geräumige Innenhof war in zwei Teile geteilt, deren einer für die Reiterspiele oorbehalien war, während in der andern Hälfte ein Feldaltar errichtet war.

Das Regiment stand zu Fuß im offenen Viereck. Hinter den zwei Gliedern der Mannschaften standen die ehemaligen Angehörigen des Regiments in einer Zahl von etwa viertausend. Än der offenen Seite hatten sich das Osfizierkorps, die direkten Vorgesetzten des Regiments, ehe­malige Offiziere und andere Ekrengäste eingefunden, unter ihnen auch Graf Zeppelin. Der Regimentskommandeur Oberstleutnant v. Gleich hatte vor dem Eintrrfsen der Herrscher die Festteilnehmer mit einer Rede begrüßt.

Al» der Kaiser, der die Uniform der Olga-Dragoner trug, der König in der gleichen Uniform die Prinzen des Königlichen Hauses und die Gefolge den Schloßhof betraten, präsentierte das Regiment und die Musik spielte, während die Mannschaft ein dreifaches Hurra ausbrachte. Der Kaiser und der König schritten die Fronten ab, wobei der Kaiser u. a. den Grasen Zeppelin berzlich begrüßte. Der König hielt eine Ansprache an das Regiment, die mit einem drei­fachen Hurra auf den Kaiser schloß.

Der Kaffer hielt ebenfalls eine Rede, die mit einem dreifachen Hurra auf den König endete.

Der Gemraiadjutant des Königs verlas sodann eine Kabineiteordre, wonach der König dem Regiment ein- Kular-Standarten-Band stiftet. Der Kotier heftete das Siandsrten-Band an die Standarte. Der Kaiser selbst ver­lieh dem Regiment ein Etandarten-Band, das er auch selbst cnhefttte. Die Kabtnettsordre des Kaisers zur Verleihung dieses Standartenbandcs lautet:

Ich will hierdurch dem Regiment zur Erinnerung an die heutige Feier seines hundertjährigen Bestehens das bei­folgende Etandarlenband verleihen. Möge dieses Band ein bleibendes Zeichen meiner besonderen Zuneigung und meiner hohen Freude sein, mich als Chef des Regiments zu misten, das seinen wohlbegründeten Ruhm der Tapfer­kett und Treue auch mit der neugeschmückten Standarte zu erhallen und zu mehren misten wird."

Der Generaladjutani des Kaffer« verlas sodann die vom Kaiser verliehenen Auszeichnungen, der Generaladjutant des Königs die vom König verliehenen Auszeichnungen. Der Reginrentrkommandeur hielt sodann eine Rede, in der er den Dank de» Regiments aussprach. Er schloß dann mit einem Hurra auf den Kaiser und den König. Es begonnen darauf die Feldgottesdienste für beide Konfessionen, die mit dem niederländischen Donkgebet tingeleitet wurden.

Der Gottesdienst schloß nach den Ansprachen des katholischen «nd evangelischen Geistlichen mit dem Choral: Großer Gott wir loben Dich." Inzwischen halte ein ziemlich heftige, Schneetreiben eingesetzt. Um 12.45 Uhr erschienen der Kaffer und der König, die Prinzen, sowie die Königin «nd die Prinzessinnen, die dcm bisherigen Festakt a«» den Fenstern des Schlöffe» zugeschaut hatten. Alvdan» »ahmen der Kaiser und der König den Parade- msrsch de, Regiments zu Pferd in Zügen ab. Mit dem Regiment ging der Herz»g von Urach vorbei. E» schloß sich dann der Vorbeimarsch der ehemaligen Osfizier« und Mannschaft«* nach Eskadron» geordnet an.

Dem Reitersestspieltn wohnten die Majestäten und der Hof unter einem Baldachin sitzend bei. Die Spiele