Gefolges, des Präsidenten des Kanalamts, Dr. Kautz, des Kommissars für den Kaiser Wilhelmkanal, Admiral von Bredow, aus dem Dampjcr „Acgir" sich von Wik aus zu den Kanalenvelterungsbaulrn begeben hat. Der Kaiser passierte mit dem Dampfer „Aegii" die Südschleuße. Indem so zum erstenmal ein gröberes Fahrzeug die neue gewaltige Schleußt durchlief und indem die Schlcußentore hierbei zum erstenmale bewegt wurden, wurde diese Schleuße damit dem Betrieb und dem allgemeinen Berkehr übergeben. Der Kaiser machte hierauf eine kurze Fahrt aus dem Kmial bei Levensau. — Zu der gestrigen Abendtafel an Bord S. M. Schiff „Kaiser" war außer den höheren Flaggoffizieren Prinz Adalbert geladen. Heute vormittag hielt der Kaiser einen Gottesdienst an Bord S. M. Schiff „Kaiser" ab.
Deutschland und San Francisco.
Frankfurt, 15. Nov. Wie wir erfahren, hat der Ausschuß des deutschen Handelsmges, der die beiden letzten Tage in Berlin zusammenqctreten war, gegen einen allerdings starken Widerstand eine Erklärung beschlossen, die ungefähr besagt: Aus Grund von Umfragen sei zwar festgestellt, daß die Mehrheit der Industrie gegen die Beteiligung der San Franciscoec Ausstellung fei; der Ausschuß begrüße aber doch die Tatsache, daß eine private Organisation sich gebildct hat, um die Interessen derer, die ausstellen wollen, zu fördern und zu vertreten. Das Ziel dieser Organisation, eine des Ansehens unserer Industrie und des Deutschen Reiches würdige Ausstellung zustande zu bringen, verdiene jede mögliche Erleichterung und Förderung.
Das große Los.
Berlin, 14. Nov. In der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie sind 500000 Mark aus die Nummer 13 731 gefallen.
Ausland.
r Budapest, 10. Nov. Dem Abgeordnetenhaus wurde heute der Gesetzentwurf betr. den Bau mehrerer Eisenbahnlinien in Bosnien und der Herzegowina, sowie betreffend die Umwandlung anderer schmalspuriger Linien in normal- spmige vorgelegt. Die Durchführung dieser Eisenbahnbouten wird durch eine in 60 Jahren amortisterbare Anleihe von 270 Millionen Kronen bestritten. Die Regierungen in Oesterreich-Ungarn werden zur Deckung der Anleihe und zur Bestreitung weiterer Kosten Jahresbeiträge leisten, die im eisten Jahr insgesamt 800000 Kronen betragen, im zweiten Jahre um 2600000 und im dritten Jahre um 3 Millionen Kronen erhöht werden. Bosnien und die Herzegowina selbst werden durch diese umfangreichen Etsen- bahnbautm nur mit Jahresbeiträgen von ungefähr 1 200000 Kronen belastet.
r Rom, 15. Nov. Wie die Agencia Stefan! aus Larnaca (Cypern) meidet, ist dort der frühere Großvesir Ktamil Pascha gestorben.
Brüssel, 15. Nov. Die internationale Zuckerkonferenz wird am 15. Dezember hier zusammentrcteu. Auf der Tagesordnung stehen nur verwaltungstechnische Fragen. — Wie die „Agence Havas" meldet, unterhält England dfstziös Beziehungen zu der ständigen Kommission der Union f
Petersburg, 15. Nov. Beim Einsetzen eines Kessels in das im Bau begriffene Linienschiff Poltarva nssen die Ketten und der Kran stürzie 'ein. Bier Arbeiter wurden tödlich ve-letzt.
r Jekaterinoslaw, 14. Nov. Auf einem Zuge der Südbahn überfielen acht bewaffnete Räuber nachts bei der Station Krasnopawlowska einen Kassenbooten und nahmen ihm 60000 Rubel. Dann brachten sie den Zug zum Hallen und entflohen in die Steppe.
r Lima, 15. Nov. Ein Erdbeben im Departement Apurimac zerstörte zehn Ortschaften. 250 Menschen wurden gerötet. 1500 Familien sind obdachlos. Die Erderschütter- schütterungen dauern fort. Auch ein Orkan wütet ln der Gegend.
Nerv-Uork, 15. Nov. Don Capenace wird drahtlos gemeldet, daß der spanische Frachtdampfer „Balmes" .im Nordtelle des Atlantischen Ozeans brenne. Die Passagiere wurden aus den Cunnarddampser „Pannonia" übergeführt.
Newyork, 15. Nov. Eine dem hiesigen Bureau der Cunardlinie aus Bermuda zugegangene Meldung bestätigt bas vom Damvfer „Pannonia" eingetroffene drahtlcse Tele- gramm. Der „Pannonia" begleitete den Dampfer „Dalmes", aus dem auf hoher See Feuer ausgebrochen ist, nach Bermuda. Die Passagiere des „Balmes", insgesamt 103, befinden sich wohlbehalten an Bord der „Pannonia".
Fremde Staatsangehörige in der französischen Fremdenlegion. Paul Dehn weist in dem Nooemberhest der von Frhrn. o. Grotlhuß herausgegebenen Monatsschrift „Der Türmer" (Verlag von Greiner L Pfeiffer, Stuttgart) auf die Verstöße hin. die Frankreich gegen das internationale Recht begeht, indem es die Fremdenlegion unterhält:
Me Fremdenlegion ist insofern keine rein innere französische Angelegenheit, als sie fremde Staatsangehörige aufnimmt, ohne sie zu naturalisieren. Die Soldaten der Fremdenlegion, soweit sie aus Deutschland oder Oesterreich oder der Schweiz stammen, bleiben demnach Reichsdeutsche, Oesterreicher oder Schweizer und können ihre Regierungen um Schutz gegen Vergewaltigungen an- rufen. Ihrerseits haben die in Betracht kommenden Regie- rungen das Recht, ihre Staatsangehörigen in der Fremden- legion zu schützen.
Bisher ist dieses Recht von der französischen Regierung nicht anerkannt worden. Um sich in bezug auf die Fremdenlegion jeder Verpflichtung gegenüber anderen Staaten zu
entz'ehen, frägt die französische Regierung bei der Anwerbung von Fremdenlegionärcn nicht nach ihrer Staatsangehörigkeit und läßt sogar falsche Nomensangaben zu.
Gegen diese unverantwortliche Praxis der französischen Regierung muß Einspruch erhoben werden, denn sie verstößt gegen die übereinstimmende Gesetzgebung der Kullurstaoten, die b i Feststellung von Personalien vor Behörden die Angabe falscher Namen, H ikimste istw. bestraft. Die Praxis der französischen Behörm n ist um so unverantwortlicher, als sie den erbärmlichen Kn fstn der Agenten Vorschub leiste», die bei den Anwerbungen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den Leichtsinn oder die Notlüge junger Leute aus- beuten, obwohl die Anwerbungen von eigenen Staatsangehörigen zum Heeresdienst für eine auswärtige Macht und vollends unter erschwerenden Umständen mit Hilfe falscher Vorspiegelungen in Frankreich wie anderwärts unter Strafe stehen.
Vielleicht gelingt es der Reichsregierung, andere Staaten zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen die Praxis der französischen Regierung heranzuziehen. Nach einer Statistik des Pariser „Figaro" vom Jahre 1908 stellten damals zur Fremdenlegion: Deutschland 57 o/„, einschließlich 45 °/o Elsässer; die Schweiz 8 "/g, verhältnismäßig viel für das kleine Land; Spanien 5°/g; Italien 5°/o! Belgien 4 °/g; Oesterreich 4 °/o; Holland 4 °/g; England, Rußland, Grte- chenland zusammen 5 o/g. Demnach werden fast alle europäischen Staaten von einer Einrichtung betroffen, die durch ihre Anwerbungspraxis gegen jede Landesgesetzgebung, selbst gegen die französische, verstößt.
Grundsätzlich hat Frankreich das Schutzrecht anderer Staaten über ihre Angehörigen in der Fremdenlegion anerkannt. als es sich anheischig machte, junge Deutsche, die in die Fremdenlegion eingeteten sind, wieder freizugeben, falls sie das Alter von 18 Jahren noch nicht überschritten haben. Aus diesem grundsätzlich wichtigen Zugeständnis der französischen Regierung lassen sich weitere nicht minder berechtigte Forderungen entwickeln. Mindestens muß die französische Regierung sich herbeilassen, fremde Staatsangehörige aus der Fremdenlegion wieder zu entlassen, wenn sie minderjährig sind und wenn sie in der Heimat ihre Heerespflicht nicht erfüllt haben. Gegen diese Forderung wird sich die französische Regierung nicht ablehnend verhalten können, will sie sich mit der öffentlichen Meinung ganz Europas in Widerspruch setzen.
Müßte diese Einrichtung nicht gerade dem sonst so hochgespannten Nationalgcsühl der Franzosen verwerflich, ja verächtlich erscheinen?
Mexiko.
Newyork, 14. Nov. Die Morgenblätter beurteilen die Situation günstiger, vornehmlich wegen Wilsons optimistischer Äußerungen, die allerdings in früheren Fällen mehrfach enttäuscht haben; allgemein aber herrscht die Erwartung, der Zusammenbruch des Regimes Huertas stehe, falls er wirklich k ine europäische Unterstützung mehr erhält, bevor.
r Washington, 15. Nov. Staatssekretär Bryan erklärte gestern, daß Lind nicht den Auftrag erholten habe, Huerta vor eine Alternative zu stellen, wenn er den amert- konischen Forderungen nicht entsprechen sollte. Bisher sei gegen das Vorgehen der Bereinigten Staaten von keiner Macht ein Einwand erhoben worden.
r London, 16. Nov. Das Reutersche Bureau meldet aus Mexiko: Präsident Huerta erklärte gestern abend: Ich werde von meinem Posten nicht weichen und, wie bisher, fortsahren, mein Bestes zu tun, um die Ruhe des Landes stcherzustellen und das Versprechen zu erfülle», das ich bei der Uebernahme der Macht gegeben habe. Huerta gab zu, die Berhältnisse könnten sich derart entwickeln, daß die Ausländer in unmittelbare Gefahr kämen, fügte aber hinzu, daß er in diesem Falle olles tun werde, um sie zu schützen. Es sei wahr, daß der Pöbel sich erheben könnte, denn er werde nickt zögern, die strengsten Maßnahmen anzu- wendev, um die Ordnung wiederherzustcllen, und die Schuldigen zu bestrafen. Unter allen Umständen sei er entschlossen, sein Pacifizierungsprogramm durchzuführen. - Der englische Gesandte Car den teilte allen Engländern durch die Konsulate das Communique mit, das der amerikanische Sondergesandte Lind an Huerta gerichtet hat und forderte sie auf, sich bereit zu halten und aus die erste Mitteilung hin sich in besser gesicherte Orte zu begeben. Diejenigen, die weiter entfernt seien, sollten sich in großen Zentren sammeln, von wo aus sie sich leichter zu reffen vermöchten. Corden versicherte den amerikanischen Geschäftsträger der englischen Unterstützung bei der Haltung des Präsidenten Wilson gegenüber Mexiko.
Berlin, 15. Nov. Huertas räiselhaftes Verschwinden wird auf einen gewaltigen Rausch zurückzusühren gewesen sein, den er in der Ruhe der Borsladt ordentlich ausschlafen wollte.
Wie die Associadet Prcß aus Mexiko meldet, hat der englische Gesandte Huerta wissen lassen lassen, daß die Ber- einiqteu Staaten es ernstlich meinen, und daß England geneigt ist, die Bereinigten Staaten moralisch zu unterstützen. Huerta sei sehr erschüttert gewesen, als er erfuhr, daß die Nation, die er aus seiner Seite glaubte, gegen ihn Partei ergriffen habe.
Die Lage auf dem Balkan.
r Sofia, 14. Nov. Die serbisch-bulgarische Kommission für die Beilegung des Konfliktes betr. den Grenzposten Bojdaritza hat festgestellt, daß die Demarkationslinie durch das zerstörte alte türkische Schanzwerk hindurchgeht und
entschieden, daß das bulgarische und das serbische Forts 100 Schritt von der die Grenze bezeichnenden Pyramide zu errichten sind. Infolgedessen bleibt die frühere türkische Stellung, die die Serben kürzlich angegriffen und besetzt hatten, neutral.
r Bukarest, 15. Nov. Die reservierten 20 Millionen der neuen 250 Millionen Anleihe sind reichlich durch Sud- skripiionen gedeckt.
Sofia, 16. Nov. Heute vormittag fand eine große öffentliche Versammlung statt, bei der Ministerpräsident Radoel'wow eine Regierungserklärung verlas. Darin heißt es: Die Regierung wird auf friedlichem Wege und unter Anwendung diplomatischer Mittel ihre Bemühungen darauf üchten. damit der Bukarester Vertrag solche Perbesserung erhält, die die Ruhe aus der Balkanhalbiusel und den Fortschritt der diese bewohnenden Völker sichern. Der Konstanünopeler Friede wird durch einen Handelsvertrag ergänzt werden, der bestimmt ist, die Entwickelung der beiden Staaten zu fördern. In der Erklärung wird sodann die Auslösung der Sobranje begründe.', die nach dem Unglück, das auf die großen Siege folgte, und nach den deudeutenden Opfern n cht mehr das Volk repräsentierte und auseinandergehen mutzte, um dem Volk zu ermöglichen, sich über die Aufgaben der Zukunst auszusprechen. Die Regierung werde daran arbeiten, die finanzielle Lage des Landes durch Streichung der überflüssigen Ausgaben zu stärken, insbesondere durch rationelle fiskalische Reformen. Im Hinblick auf die gegenwänige internationale Lage ser die Begeisterung der Notwendigkeit einer starken, gut ausgebildettn, aut bewaffneten und gut mit Munition versehenen Armee bewußt. Der bereits so fortgeschrittene öffentliche Unterricht werde eine neue Ausgestaltung im nationalen Geiste erfahren. Die Förderung der annektierten Gebiete werde eine der Hauptaufaaben der Regie ung bilden, die einen Hafen am Aeaäischen Meer und Eisenbahnlinien bauen werde, die dieses Meer mit der Donau verbinden sollten. Die Bevölkerung dieser Gebiete werde demnächst zur Ausübung der politischen Rechte, die alle bulgarischen Bürger genießen, berufen werden.
Landwirtschaft. Handel and Verkehr.
Nagold» 15. Nov. Dinkel 7.40, 7.10, 6.80, Weizen 10.50, 10.20, 9.—, Roggen 8.80, 8.70, 8.60, Gerste 8.10, 7.80, 7.50, Haber 7.70, 7.-, 6.-.
VIKtualienpreise.
1 Pfund Butter 1.05-1.10 2 Eier 18 -H.
Die Zentralstelle des Württ. Obstbauvereins, Stuttgart, Eßlingeistraße 15, Telefon 7164, vermittelt kostenlos Angebote und Nachfragen und erteilt Auskunft über Marktlage, Preise, Verpackungsmaterialien. Angebote liegen nicht mehr vor. Nachfragen nach allen Obstarten von einheimischen und auswärtigen Abnehmern. Tafel- o bst preise aus dem Stuttgarter Engros-Markt am 15. November: Aepsel 10-30^, Birnen 15-30^-, Weintiauben 17—30 Himbeeren 40- 45 Tomaten 15—16 ^ per 50 Klg. Marktlage: Zufuhr und Nachfrage haben erheblich nachgelassen, die Preise halten sich kaum noch für beste Aepsel auf der seitherigen Höhe. Die Käufer behelfen sich augenblicklich mit der Mostobstauslcse und richten sich im Uebrigen auf den pfundweisen Einkauf je nach Bedarf während des Winters ein. Daraufhin wird bis zum Weihnachtsmarkt der Umsatz in geringer Ware nicht erheblich sein, bessere Qualitäten dürsten dagegen gut bewertet werden. Nachdem wir an Italien, Frankreich und Oesterreich unseren Tribut für Obst entrichtet haben, wird nunmehr Amerika an die Reihe kommen, die ersten Sendungen von dort versprechen eine schöne Qualität. Einzelfrüchte in Oregon-Aepseln sind bereits stückweise zu 50 Pfg. ang boten worden. Das einheimische Obst ist, seitweit a, gebbar, verbaust. Im Most obsthandel will sich kein reges Leben mehr entwickeln, der Bedarf scheint größtenteils gedeckt zu sein: ein Preisaufschlag ist kaum mehr zu erwarten.
r Stuttgart, :5. Nov. Schlachtviehmarkt.
Zugetrieben: Großvieh Kälber Schweine
156 64 493
Ochsen
Bullen
Jungvieh u. Iungrinder
Erlös aus */, Lx Schlachtgewicht. Pfennig von —dis
88 „ 90
100 " 103 96 . 99
! Kühr
- Kälber
i
«
! Schweine
Pfennig von — bis —
102 " 107 - 95 „100
I 75 76
74 „ 75 70 .. -
Verlauf des Marktes: mäßig belebt.
Auswärtige Todesfälle.
Gottlob Schnaitmann, 62 I., Freudenstadt, Moritz Laur, Bauer, 69 I., Rotlenburg.
IÜILKKI » ür/.o
kiltt bpakkn!
Ditz dÜNN8l6 >V8886v8UPP6,j6<l6 8oIi>VÄvIl6 Bouillon, ebeu8v Ikiuven, 66N1Ü86 und 8nlnte erkalten nuKendlieklivk Leinen, kräftigen >VoklA68einnaek durok 2n8atr einiger Iropken N ^ 06 l 8 ^Viiiv.e.
^ektnnK vor XaekakninnKen!
Mutmaßt. Wetter am Dienstag und Mittwoch.
Allmählich tritt wieder Hochdruck bet uns aus. Da aber die Depression tm Nordwesten außerordentlich tief ist, und nach Südosten vorzustoßen scheint, wird es noch mehrere Tage dauern, bis der steigende Luftdruck seine Wirkung äußert. Deshalb ist auch für Dienstag und Mittwoch anfangs naßkaltes, dann aber ausheiterndes Weiter zu erwarten.
Für die Redaktton verantwortlich: Karl Paur — Druck u. Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Karl Zaiser), Nagold.