Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier mit Trägerlohn 1.20 im Bezirks
und 10 Lm.-Verkehr 1.25 im übrigen
Württemberg 1.35 Monats-Abonnements nach Verhältnis.
/L »89
Amk- »Iid LiM-SlÄ fll dm NdkllMis-SeD NWli>.
Fernsprecher Nr. 29.
87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Montag dm 17. Movemöer
Anzcigen-Gebühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Plauderstllbchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
1913
Amtliches.
A. ^evsicherrungscrrnt Wagotd.
Die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft für den Schwarzwaldkreis in Reutlingen Hot auf den Rest der Wahlperiode 1913/14 als Stellvertreter des Vertrauensmannes für die Gemeinde Fünfbronn Herrn Gemeindepfleger Waidelich daselbst aufgestellt.
Den 15. November 1913. Mayer, Amtmann.
Tages-Nerrigkeiten.
Aus Stadt und Amt.
Nagold. 17. November lS!3.
* Amtseinsetznug. Gestern ist Herr Stadtpfarrer vr. Schairer zum erstenmale vor feine Gemeinde getreten, um ihr im Anschluß an Match. 24, 15—23 das Evangelium zu verkünden. Nach der Predigt fand die Amtseinsetzung durch Herrn Dekan Pslelderer statt. Als geistliche Zeugen wünschten die HH. Gefängnisgeistlicher o. D. Schairer-Tübinqen und Dekan Böckhele r-Künzelsau, als weltliche die HH. Stadtschultheiß Maier und Schultheiß Kugler°Iselshausen dem neuen Seelsorger eine mit reichem Segen gekrönte dauernde Frucht schaffende Wirksamkeit, welchem Wunsche sich gewiß alle Gemeindeglieder von Herzen onschtießen.
r Weitere Ausprägung von Rickelmüuze«.
Der Mangel an Kleingeld, besonders an Zehnpfennigstücken, hat den Bundesrat im Jahre 1912 veranlaßt, einem Antrag aus Ausprägung von Zehnpsennigstücken im Betrage von 5 Mill onen zuzustimmen. Die Prägung verteilte sich auf die Jahre 1912 und 1913. Da sich berausgestellt hat, daß auch mit dieser Ntckelbereicherung des Geldmarktes um 5 Millionen der Bedarf an Kleingeld bei weitem nicht gedeckt ist. —insgesamt sind jetzt 105 Millionen Nickelmünzen im Berkehr — muß sich der Bundesrat bald darüber schlüssig werden, weitere 5 Millionen prägen zu lassen. Ein Antrag darüber ist dem Bundesrat bereits zugegancen.
Anspruchslose schöne Gartenblume« für die Anfänger und Liebhaber. Unter dieser Ueberschrist bringt jetzt der praktische Ratgeber nach den Berichten von Gartenfreunden eine fortlaufende Reihe von Blumenorten, die bisher noch nicht immer ihrem Werte entsprechend gewürdigt worden sind. In der neuesten Nummer werden genannt eine Irisart, Nelke Titania, Frühjohrsommonen, Päonien. Winterhärte Chrysanthemum, türkischer Mohn und Alpenmohn. — Gartenfreunde, die sich dafür interessieren, mal was anders auf die Blumenbeete zu pflanzen, sollten sich vom praktischen Ratgeber in Frankfurt a. O. die Aufsätze über anspruchslose schöne Blumen senden lassen.
r 11. 12. 1L. Der kommende Dezember dringt einen für Sammler bemerkenswerten Tag, bemerkenswert durch die Zahlenreihe des Datums. Zum letztenmal im 20 Jahrhundert kann die Post drei aufeinander folgende Zahlen
am 11. Dezember auf die Briefe stempeln, nämlich 11. 12. 13. Dieses Zahlenkuriosum ist alle 100 Fahre nur viermal möglich, am 8. 9. 10., am 9. 10. 11., um 10. 11. 12., am 11. 12. 13. Ferner kommen noch dreimal alle 100 Jahre die drei gleichen Zahlen im Poststempel vor. am 10. 10. 10., am 11. 11. 11., am 12. 12. 12. Man wird sich noch des Andrangs am 12. Dezember vorigen Jahres auf dem Postamt um 12 Uhr mittags erinnern, als Sammler die vier Zwölfer ergattern wollten.
Pfrondorf, 17. Noo. Schultheiß Weimer wird sein Amt aus 1. Januar 1914 niederlegen; ec hat sein Anwesen am letzten Samstag verkauft an Jakob Betsch, Hirschwirt um 29000 Dieser verkaufte sein Anwesen an Gg. Dingler, Metzger hier um 12 000 >6. Seinen neuen Wohnort hat sich Schultheiß Weimer in der Nähe von Göppingen gewählt, wo er den 20 Min. von Göppingen entfernten Hof Waldeck käuflich erworben hat.
;chulhL«s-Ei>wrihll«-.
-1- Altenfteig, 16. Noo. Das unter Leitung von Oberamtsbaumeister Ködele von hier erbaute neue Schulhaus in Fünfbronn wurde gestern eingeweiht. Nachdem Gesang der Schüler vor dem alten Schulhaus gings über die Straße hinüber zum neuen Heim. Der Bauleitende übergab den Schlüssel nach kurzer Ansprache dem Orisoor- steher, welcher ihn dem Lehrer überreichte. Im Namen des Ortsschulrats begrüßte dann der Ortsgetstliche Pfarrer Schmidt die Festoersammlung und gab einen Rückblick aus die Schulverhältnisse der Gemeinde, die im Jahr 1842 das alte Schulhaus erbaute, das allerdings gleich von Anfang an in den Räumlichkeiten sich als beschränkt zeigte, so daß die Sorge, wie Abhilfe geschaffen werden könne, schon seit längerer Zeit die Gemüter beschäftigte; die glücklichste Lösung sei durch den Neubau gefunden worden. Bolksschulrekwr Wößner von hier übermittelte im Auftrag des durch Unwohlsein am Erscheinen verhinderten Schulrats Schott die Glückwünsche des Kg>. Eo. Oberschulrats und des Bezirksschulinspektors, sowie der hiesigen Lehrer und wies auf den Wert hin, den ein Helles, lustiges Heim für die Tätigkeit von Schülern und Lehrer habe. Und wenn auch die Ausgabe für ein Schulhaus sich nicht in klingender Münze verzinse, der Nutzen sei doch vorhanden und werde sich früher oder später auch deutlich zeigen. Obsramtmann Kommsrell begrüßte als Bezirksvorstand die Bersammelten, drückte seine Freude darüber aus, daß die Gemeinde sich zu einem Neubau entschlossen und nicht die zuerst beabsichtigte Vergrößerung des alten Hauses ausoeführt habe. Das neue Haus sei nicht blos eine Zierde des Orts, sondern zugleich auch ein Musterschulhaus für andere Gemeinden. Zugleich stellte er einen namhaften Staaisbeitrag zu den erwachsenen Kosten in Aussicht. Der Gesangverein trug einige Lieder vor; im „Adler" war nachher ein gemeinschaftliches Essen. Das Gebäude enthält neben Keller, Waschküche und den nötigen Räumen zum Heizmaieriol im Erdgeschoß 2 geräumige Schulsäle und größeren Borraum, im 1. Stock die aus 4 schönen Zimmern und Küche mit Speisekammer bestehende
Lelperswohnnng, im Dochroum 1 größeres Zimmer für einen unständigen Lehrer und noch zwei gegipste Kammern. Der Kostenübe schlag betrug 36 200 Mark, die Ausgaben belaufen sich im Ganzen auf 31 400 Mark, sodaß also 4800 Mark erspart wurden.
Ans den Nachbarbezirkes.
r Calw, 15. Noo. (Zwei Erfolge von Polizeihunden.) In Eimmozheim wurden durch Stuttgarter Polizeihunde zwei Diebe ermittelt. In einem Fall wurde vor ein paar Wochen der Täter entdeckt, der die Ladenkasse des Kaufmanns Linkenheil durch Einbruch stahl. Dieser Tage wurde dem Taglöhner August Grüner das Lohngeld mit 150 gestohlen. Der Polizeihund Moritz des Stuttgarter Landjägers Seidel verbellte die Nichte Grllners, bei der dieser wohnte, und die Frau gestand den Diebstahl.
Landesuachrichteu.
r Stuttgart, 14. Noo. (Zur Landtagsersatz- wahl in Tuttlingen bemerkt heute der Beobachter: „Die Bolkspartei ist der Auffassung, daß während der Legislaturperiode auch künftig, solange sich die parteipolitische Lage nicht geändert Hai, wie bei den allgemeinen Wahlen vor einem Fahr eine Bekämpfung der Liberalen untereinander zu vermeiden ist. Die Bolkspartei hat sich darauf beschränkt, diese ihre politische Ansicht der Deutschen Partei milzuteilen, welche ihrerseits auf dem gleichen Standpunkt steht."
Stuttgart, 14. Noo. Der Stuttgarter Wirtsoerein und der Wtrrsoerein Cannstatt hielten unter dem Vorsitz von Gastwirt Sämann eine gemeinsame Versammlung, in der beschlossen wurde, wegen der Erhebung der Tanzsporteln eine Eingabe an die K. Stadld.rekiron zu richten. Durch die Polizeidinktisn sei der Einzug der Sporteln dahin geregelt worden, daß die Schutzmannschast nunmehr die Sporteln für die Gemeinden einziehe, während für die dem Staat zu entrichtenden Sporteln dem Wirt ein Postscheck- sormular ausgehändigt werde. Diese Neuerung sei für den Wirt von den unangenehmsten Folgen, da jetzt der Gastwirt für die Sporteln haftbar gemacht werde, während der Ge- fuckssteller zu deren Entrichtung verpflichtet sei. Nach einem Rrserat von Verbandssekre.är Kromer über die steuerliche Gleichstellung der Auslände weine mit den Inlondkweinen und über die Umaeldfrage wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Angesichts der Tatiache, daß der Umgeldse-nraq stetig sinkt, sodaß er in absehbarer Zeit kaum mehr die Verwaltvngskosten decken wird, halten die heute im Schwadendiäu in Cannstatt versammelten Wirte Groß-Siutrgaris für die Pflicht der Slaatsrevicrung und Dolksoertretuno, endlich einmal das unzeitgemäße und ungerechte Wirtschaftsabgabengesktz, das dem Staat keinerlei Vorteile mehr bringt, in runlichster Bälde auszuhebcn. Ferner richtet die Versammlung an die K. Staatsregierung das Ersuchen, den in Gemeinschaft mit den Regierungen Bayerns. Badens und Maß-Lothringens an den Bundes- rot gestellten Antrag auf Unterwerfung der ausländischen Weine unter die inländischen Steuern, zurückzuziehen, da
Ern rettender Gedanke.
Ein Studentengeschichte von Adolf Thiele.
(Schluß.) (Nachdr. verb.)
„Guten Tag, Frau Zimpfel," begrüßte Daus die ältliche Frau, indem er sich erhob und ihr entgegen ging.
Frau Zimpfel kämpfte zunächst mit einem Hiistenansall, den ihr der Tadaksqualm verursachte, dann aber begann sie mit verblüffender Zungenfertigkeit den Beiden auseinanderzusetzen, daß sie als „arme Witwe mit möblierten Zimmern" nichts verleihen könnte.
„Sie entschuldigen", so wandt.' sie sich im Verlause ihrer Rede an Bernhard, „Sie Hallen doch solch eine hübsche Einnahme als Hauslehrer. Es geht mich ja eigentlich nich s an — Sie entschuldigen — es tut mir selbst leid, wie mir scheint, haben Sie die Stellung nicht mehr.
„Werte Frau Zimpfel,- erwiderte Dms für seinen Freund, „ich will Ihnen sagen, warum unser guter Bernhard die Stelle verloren hat: er war zu — tüchtig dazu. Sie staunen, aber sehen Sie, die Kinder, die er unterrichtete brachten so glänzende Zensuren nach Hause, daß sich die Eltern sagten, ihre begabten Sprötzlings brauchten keine Nachhilfe mehr, und so wurde Bernhard denn mit innigen Dankesworten entlassen."
Feau Zimpfel machte zu diesen Warten zuerst ein fragendes Gesicht, dann aber fuhr sie in ihrer einem Mühlen- geklopper ähnlichen Zunaena beit fort.
„Sehen Sie, Herr Daus, man kann ja nicht, wie man
will," sagte sie. „Da fehlen ja dis Mittel. Das ist bei unsereinem auch nicht so wie bei dem Herrn Geheimrat, der Ihnen damals aus Güte Ihr künstliches Bein geschenkt hat. Entschuldigen Sie. daß ich Sie daran erinnere, aber es ist nun einmal so! Sehen Sie, Ihr Bein, das tut mir so leid, aber es kann doch nichts Helsen, Ihr Bein, ja, ja, es kann nichts helfen."
In diesem Augenblick schellte es an der Borsaaltür, und Frau Zimpfel fand so eine Gelegenheit, sich zu empfehlen.
„Olle Schraube!" brummte Daus, indem er seine ausgegangene Pfeife wieder anzündete." Freilich kann das Bein nichts helfen!"
Plötzlich verstummte er und versank in ein so tiefes Nachdenken, daß er seine geliebte Pfeife wieder ausgehen ließ. —
„Was hast du, Daus?" fragte Bernhard erstaunt.
„Nichts, nichts!" murmelte dieser und blickte starr auf einen Punkt. Fragend sah Bernhard den Freund an. in dessen Seele Großes oorgehen mußte. Lange starrte Daus vor sich hin, dann sagte er halblaut: „Ja, ja, ja!"
„Was hast du denn nur. Daus?" fragte Bernhard jetzt ganz ängst ich. „Nichts weiter, als eine ganz famose Idee, oller Schwede!" rief nun Daus, der plötzlich wieder Leben bekam. „Die Zimpfel meint, das Bein könne nichts Helsen. Natürlich irrt sich die alte Tranlampe. Weist du was, wir versetzen das Bein!"
„Versetzen — das — Bein?" lallte Bernhard und wankte etwas nach rückwärts.
„Na ja, was ist dabei, ich schnalle das Bein ab, und
du trägst es heute zu unserm guten Freunde Silbermann."
Bernhard lachte hell auf.
„Das ist doch das tollste", rief er, „was mir noch vorgekommen istl"
„Toll oder nicht!" entgegnet« ruhig der Dicke. „Es bringt Geld ins Haus. Also bleibt es dabei!"
—Und blieb dabei.
Am Abend eilte Bernhard mit einem länglichen, sor- fäktig verhüllten Gegenstand unter'm Arm nach der wohl- bekannten Stätte, wo bereits die Taschenuhren beider Freunde „studierten".
„Guten Abend!" Was bringen Sie denn da?"
„Ein Bein, Herr Stlbermann!"
„Wie heißt, ein Bein?" rief der Pfandleiher erstaunt. „Geh'n Sie mir weg mit dem Bein!"
„Aber Herr Silbermann, solch einen guten Kunden werden Sie doch nicht in einer so peinlichen Lage sitzen lassen!"
Schließlich nahm iym der Geschäfte mann, der im Grunde eine gemütliche Haut war, das Bein ab, und um 25 Mark reicher kehrte Bernhard zurück.
Daus, der nicht mehr weit vom Examen stand, hatte nun die schönste Gelegenheit zum „Ochsen". Bernhard, sein „Rabe" lies Essen und Bier holen, brachte Tabak und Zeitungen herbei, und rach 10 Tagen, als der beliebteste oller Sterblichen, der Geldbriefuäger erschienen mar, schlich Bernhard unter dem Schleier der Nacht zum hilfreichen Mann und war bald darauf in der angenehmen Lage, den Körper seines Freundes komplettieren zu können.
-4
1 -
§