Bad Liebenzell, 9. Noo. Hier wird für den Dichter Hermann Kurz, der hier Kurgast war, ein Denkstein errichtet. Ein großer Felsblock wird die Inschrift trogen: Dem Dichter Hermann Kurz, geb. 30. November 1813, zum lOOsten Geburt tage.
r Freudenstadt, s9. Noo. (Erhöhter Zinsfuß.) Da gegenwärtig in Stadt und Land Darlehen nur schwer aufzutreiben sind, haben die bürgerlichen Kollegien den Zinsfuß für den Rest des im Jahre 1912 beschlossenen Darlehens von 250000 auf 4^/zO/o erhöht. Rund 200000 ^ konnten zu 4 °/g ausgenommen werden. Die Leute, die ihr Geld sso billig hergaben zu einer Zeit, wo Württ. Staats Obligationen erhebl'ch unter pari gleichfalls mit 40 /g Zinsen zu kaufen waren, werden keine besondere Freude daran haben, daß ihnen ein halbes Prozent an Zinsen bloß deswegen entgeht, weil sie nicht gewartet haben.
Landesuachrichteu.
Svjähriges Jubiläum des Württ. Laudesvereins
vom Roten Kreuz.
Stuttgart, 8. Noo. An die Mitgliederversammlung, . die um */z2 Uhr endigte, schloß sich ein gemeinsames Mittagessen an, bei dem Fürst von Hohenlohe-Lange n- burg auf den König und die übrigen Bundessürsten, an ihrer Spitze den Kaiser, toastete, Generalkonsul Dr. von Dörtenbach auf die Königin, Präsident 0 . Geyer auf die anwesenden Gäste, in deren Namen General v. Pfue 1 erwiderte und auf den Würlt. Landesoerein ein Hoch ausbrachte. und Baudirektor 0 . Berger auf die Bezirksvertreter und ihre Mitarbeiter.
Abends fand hierauf in den festlich beleuchteten Räumen des Kunstgebäudes ein Gesellschaftsabend statt. Um 7 Uhr, als die Königin, die Prolektorin des Vereins erschien, war das Ged änge schon so groß, daß der Zutritt verboten werden mußte. Der Feier wohnten auch bei Herzog Aldrecht, Herzog Philipp Albrecht, Herzog Robert mit Gemahlin, Herzog Ulrich, Herzog Wilhelm von Urach mit seiner ältesten Tochter, Fürst und Fürstin von Hohenlohe-Langenburg, eine große Reihe von Persönlichkeiten aus den Hofkreisen, hohe Militärs, Freunde der Kunst. Politik und Wissenschaft. Der festliche Teil des Programms spielte sich im König- Wtlbelm^saal ad: Lieder- und Gedichtoo:träge, Reigenauf- sührüngen usw. In den anderen Säl-n waren Buffets aufgestellt, an denen Damen der Gesellschaft tätig waren. Im weiteren Verlauf des Abends kamen zwanglose künstlerische Darbietungen zur Ausführung. Der sich anschließende Ball dehnte sich bis in die frühen Morgenstunden aus.
Vom Bezirksverein Nagold hatten einige Vertreterinnen den Veranstaltungen angewohnt.
p Stuttgart, 8. Nov. Der württ. Städtetag wird am nächsten Freitag hier zu einer Sitzung zusammentreten, in der die Frage des Submissionswesens, sowie der Aende- rung des Gesetzes über die Besteuerung der Gemeinden und Amtskörperschaften, die Wasserlieserung zur Brsprengung der Staatsstraßen, die Gründung einer Einkaufsgenossenschaft für Tiefbaumaterialien, der Gesetzentwurf für die Gebäudebrandversicherung und die gewerblichen Fortbildungsschulen für Mädchen besprochen werden sollen.
Stuttgart, 10 Noo. Der Massenmörder von Mühlhausen. Wagner, ist jetzt zur Beobachtung seines Geisteszustandes nach Tübingen geschafft worden.
Mühlhausen (§nz), 8. Noo. Die Sammlung für die durch die Bluttat vom 5. September ds. Is. in Not und Unglück gestürzten Familien geht ihrem Ende entgegen. Der Schluß der Sammlung ist auf 20. November festgesetzt worden, damit die Gaben noch vor Weihnachten verteilt werden können. Wenn auch von vielen Seiten, auch von einfachen Leuten, die selbst nicht allzuviel übrig haben, hochherzige Spenden zur Linderung der dringendsten Not eingegangen sind, so ist doch das Ergebnis im ganzen leider im Verhältnis zu der Schwere des Unglücke, ein geringes. Es wäre der schwer heimgesuchten Gemeinde von Herzen zu wünschen, daß die sonst so oft bewährte Mildtätigkeit der Bevölkerung des Landes vor Schluß der Sammlung noch größere Beiträge zeitigen würde. Jede Gabe ist bitter notwendig! Wenn bisher der Schmerz um die jäh und so schuldlos aus dem Leben gerissenen Angehörigen jeden andern Gedanken verdrängte, so tritt nun in vielen Familien angesichts' des nahenden Winters das Gespenst hilfloser Not drohend auf. Hier sind die Familienväter weggerafft, auf deren täglichen Verdie; st man für den Lebensunterhalt angewiesen war, dort fehlt der Mutter der junge Sohn, der ireu für sie in ihrem Alter sorgte, und dort wieder müssen die zu Krüppeln geschossenen Familienväter machtlos in eine bange Zukunst sehen. Und dazu ist vielfach sie Ernte des Jahres durch den Brand zerstört! Möchte doch da und dort im Lande noch den Bedrängten ein warmherziger Helfer sein, der sich seiner unglücklichen Mitbürger erinnert und sein Scherflein beisteuert zur Milderung der No!! (Sainmelstelle ist bekanntlich die Oberamtspflege Vaihingen a. E., wie auch das Kassenamt des Schwüb. Merkur.)
r Ludwigsburg, 8. Noo. (Zum Dragonerjubiläum). Nach den neuesten Bestimmungen wird am 6. Dezember eine Begrüßung des Kaisers durch die bürgerlichen Kollegien stattfinden und zwar am Stuttgarter Tor vorm. 10 Uhr, wenn sich der Kaiser mit dem König zu den militärlichrn B.-ansialtungeir im mittleren Schloßhofe begibt. Am Vorabend um 8 Uhr findet eine Begrüßung der schon kirr eingeiwfsenen ehemaligen Offiziere rsw. des Regiments im Kasino statt. Am Hcuptlag vereinigen sich nachmittags 6 Uhr die ehemaligen und jetzigen Offiziere, Saoitäts- u- d Betkriiiärnffiziere und Beamten im Kasino de- Insa tte ieregiments Nr. 121 bei einem Festessen. Am
7. Dez. findet um 12.30 Uhr im Kasino ein Frühstück für die noch hier weilenden Ojfiziere ufw. statt.
Untertürkheim, 8. Nov, Ein aufregender Vorgang spielte sich heute vorm, im hiesigen Villenviertel ab. Ein Ingenieur bedrohte, offenbar in einem Anfall von Geistesgestörtheit, seine Frau, die dann die Flucht ergriff. Der Ingenieur wollte darauf Selbstmord begehen, indem er mit dem Kopf gegen die Wand rannte. Er zog sich dabei klaffende Kopfwunden zu. Dann sprang er, nur notdürftig bekleidet und m t einem Revolver und einem Dolch bewaffnet, in den Garten hinaus. Der Vorgang wurde von der Nachbarschaft beobachtet, die die Polizei benachrichtigte. Ehe diese erschien, gelang es einem benachbarten Hausbesitzer, den Unglücklichen zu überwältigen und ihm die Waffen obzunehmen. Es wurde ihm dann ein Nolverband angelegt, worauf er in das Krankenhaus überführt wurde.
Schnaitheim a. Br., 9. Nov. Zu Ehren des dem- nächstigen 100. Geburtstages des Schriftstellers Hermann Kurz von Reutlingen erhielt eine neue Straße die Benennung Hermann-Kurz-Straße.
Deutsches Reich.
Berlin, 10. Noo. Nach den Mitteilungen Berliner Blätter werden sowohl Eccius wie Brandt.,eine Aende- rung des Urteils der Strafkammer im Wege der Revision herbeizuführen suchen.
Essen, 10. Nov. In der Nacht auf den Sonntag wurde ein angeblicher Artist aus erner Wirtschaft verwiesen. Daraus schoß er auf die Gäste und verwundete einen von ihnen. Auf der Straße schoß er noch mehrmals ans seine Verfolger und flüchtete dann in eine andere Wirtschaft. Hier lötete er ohne weiteres einen Gast durch einen Kops- schuß. Dis Feuerwehr umstellte das Haus, um sei» Entweichen zu verhindern. Erst nachdem Polizeibeamie zwei Schüsse auf ihn abgeseuert halten, konrte der wütende Mensch übrrwältigt werden.
Hamburg, 8. Noo. Der von der Aitonaer Polizei unter dem Verdacht, die 12jährige Helene Cornelsen ver- gewaltigt und ermordet zu haben, verhafteteie 20 Jahre alte Arbeiter Gustav Keil hat bereits ein völliges Geständnis abgelegt.
Zum Thronwechsel in Bayern.
r München, 9. Noobr. Das Köntgspaar empfing heute Nachmiltug um 2*/z Uhr in der Residenz die hier beglaubigten Ehrfs der diplomatischen Missionen in Audienz, welcher auch der Staatsministec des Königlichen Hauses und der Minister des Aeußern, Dr. Freiherr von Hertltng beiwohnten. Der Nuntius Fürbringer hielt eine Ansprache, in der er dem Königspaar die Glückwünsche des diplomatischen Korps übermittelte. Nachdem der König dem Nuntius gedankt hatte, wurden auch die Damen der Diplomaten vom Königspaar empfangen.
Die Vereidigung der Truppen.
r München, 8. Nov. Die sämtlichen Truppen des Standortes München wurden heute Mittag auf dem Hose der Kasernen, aus denen die Flaggen wehten, auf den neuen König Ludwig iii. vereidigt. Zu dem feierlichen Bereidigungsakte beim 1 . Infanterie-Regiment „Kronprinz", dessen Regimentskommandeur Prinz Franz ist, hatte sich aus dem Kasernenhofe der Generaloberst der Infanterie Kronprinz Rupp recht, der nunmehrige Inhaber des Regimentes, eingefunden. Er schritt vor der Vereidigung mit dem Kommandeur die Front der Truppen ab und hielt nach ihrer Vereidigung .eine. Ansp ache an das Regiment, die in ein Hurrah auf den König ausklang.
Lärmszenen in Zaber«.
Straßburg, 9. Nov. Die elsässtsche Presse berichtete dieser Tage über ein Vorkommnis in Zobern, wonach der Leutnanl 0 . Forstner vom 99. Infanterieregiment bei Verlesung des Strafregisters eines Rekruten, der wegen Messerstechereien zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden war, geäußert haben soll, der Rekrut wäre nicht verurteilt worden, wenn er einen elsäßer „Wackes" zusammengestochen hätte. Er, der Leutnant, würde ihm vielmehr zehn Mark als Belohnung gegeben haben. Gestern abend nun versammelte sich eine Menge von jungen Leuten vor dem Offizierskasino in Zabern und pfiff den Leutnant aus, als er in Begleitung einiger Kameraden das Kasino verließ. Der Oberst des Regiments, der hinzukam, konnte keine Ruhe schaffen und ließ daher Mannschaften von der Wache kommen, die mit aufgepflanztem Bajonnett den Offizier zur Kaserne begleiteten. Heule oormsitaa wiederholten sich die Tumulte, als 0 . Forstner von einer Revision der Schieß- stände zurückkehrte. Bis in die Nacht hinein belagerten etwa 300 Menschen das Haus des Offiziers, dem ei» Major und ein Haupimann Gesellschaft leisten. Der Oberst des Regiments hat sich nach Straßburg zur Berichterstattung begrben.
Zabern, 10. Nov. Die Situation hat sich hier gegen gestern nicht viel verändert, kaum gebessert. Heute abend gegen 9Vs Uhr trieb auf dem Schloßplatz berittene Gendarmie die dort angesammelte Menge au«einander, wobei ein paar Verhaftungen oorgenommen wurden.
Gerichtssaal.
Freispruch im Ritualmordprozeß.
n Kiew, 10. Noo. In dem Ritualmordv-ozcß ist der Angeklagte Beins freigesprochen worden. Die Geschworenen haben die Frage 10, ob das Verbrechen in einem der Räume des Gehöfts Salzens begangen worden sei, bejaht und die Frage 20, ob ein Rituulmord oorlicge und das Verbrechen von Beilis begangen worden sei, verneint.
Ausland.
Petersburg, 8. Nov. In der Nähe von Lodz überfiel eine Räuberbande vierzehn Fuhrwerke mit Passagieren. Bei dem Zusammenstoß wurden sieben Passagiere verletzt. Den Banditen fielen neben vielen Wertgegenständen 40000 Mark in die Hände.
r Kiew, 10. November. Ans nachdrückliche Bitten patriotischer Organisationen wurden bei der Uclcilsverkündig- im Beilisprozeß eins Saalsmesse in der Sophienkathedlals für Iuschtschinski gelesen. Die Kathedrale war dicht gefüllt.
London, 8. Nos. Der Rissendampfer der Hamburg- Amerika-Linie, Imperator, ist gestern aus Newyork m in Plymonih angekommen. Der Kapitän des Dampfers teilt mit, daß das Wetter aus dieser Reise das rauheste gewesen sei, das er je erlebt habe. Der Seegang sti außergewöhnlich schwer gewesen, aber die Geschwindigkeit von 22^2 Knoten sei gleichwohl eingehalien worden.
London, 6 Noo. In der heute veröffentlichten aktenmäßigen Darstellung der Expedition Skott, die am Südpol scheiterte, wird geschildert, wie die Forscher beim Anblick der norwegischen" Flagge am Ende allen Mut verloren und ihrem Leben ein Ende zu machen beschlossen. Skott befahl dem sie begleitenden Dr. Wilson, was er an Giften in seiner Apotheke habe, herauszugeben. Aus der letzten Eintragung geht aber hervor, daß man sich entschloß, den natürlichen Tod oorzuziehen.
Ei« Lkutsch?» So-tsopfrr bei -er Mklsurr Katastrophe.
Aus Paris wird telegraphiert, daß von den Leuten, die sich in den bei Melun verunglückten Zügen befanden, noch vier vermißt werden, darunter ein Deutscher namens Laksor. Drei Männer wurden wegen Plünderung der Leichen und Raub auf der Unfallstelle verhaftet. Man fand bei ihnen eine große Summe Geldes und eine große Anzahl Wertpapiere.
Ein deutscher Dampfer überfällig.
Lissabon, 10. Nov. Der deutsche Dampfer „Re- nania", der gestern fällig war und sich aus der Reise nach Afrika befindet, ist bisher nicht dort etngetroffen. Hier herrscht deshalb schon große Beunruhigung über das Schicksal des Schiffes.
Alfred Russell Wallaee -j-.
London, 8. November. Der berühmte Naturforscher Alfred Russell Wallaee ist im 92. Lebensjahre gestorben. Alfred Russell Wallaee wurde am 8. Januar 1822 zn Ush (Monmonthshire, England) geboren und war ursprünglich Schullehrer. 1848 durchforschte er mit Wales das Amazonas-Gebiet, von 1854 an allein den Malaischen Archipel von Malakka bis Neuguinea und brachte eine Sammlung von mehr als 125000 naturwissenschaftlichen Gegenständen nach London zurück. Seine reichen zoologischen Ergebnisse sübrten ihn zu Untersuchungen über die Entstehung der Arten; bereits 1855 schrieb er auf Borneo eine Arbeit hierüber. 1858 entwickelte er seine Ideen über die Naturzüchtung und sandte die Arbeit an Lyell zur Veröffentlichung. Sie gab Darwin den Anstoß zur Veröffentlichung seiner bekannten Theorie. Wallaee, der in mancher Hinsicht nicht unerheblich von Darwin abwich, war einer der genialsten Mitbegründer der Selekiionstheorie. Später hat er die Gesetze der geographischen Berdreiiurg der Tiere studiert. Auch auf vielen anderen Gebieten hat Wallaee sich beteiligt. So empfahl er in einer Arbeit dis Umgestaltung der Verhältnisse des Grundbesitzes durch Staatshiise ; für diese Idee trat die Land Notionalization Society ein, deren Präsident Wallaee war.
Die Lage auf dem Balkan.
Konstantinopel, 10. Nov. Wie verlantet befinden sich dis griechisch tückischen Verhandlungen auf gutem Wege. Der griechische Vertreter Leatdes ist von den hiesigen amtlichen Kresen benachrichtigt worden, daß in der Frage der Stüatszugekörigkcit ein Üebereinkommcn erzielt wordcn sei. Bezüglich der anderen Fragen sollen ähnliche Dispositionen bestchen.
Oesterreichisch bulgarisches Bündnis.
Belgrad, 10. Noo. Die „Politika" bringt die Sensationsnachricht beim Aufenthalt des Königs Ferdinand in Wien, sei zwischen Bulgarien und Oesterreich-Ungarn eine geheime Miliärkonoention, die ihre Spitze gegen Serbien richte, abgeschlossen worden. König Ferdinand habe nach der Unterzeichnung einem Frcunde gegenüber geäußert, jetzt habe er seine Seelenruhe wieder erlangt. Das Blatt meidet weiter, der Zweck, den der König mit der neuen Abmachung verfolge, sei, dem bulgarischen Volke die Hoffnung aus baldige Revanche zu erholt, n und so seinen bedrohten Thron zu retten. Schon für das nächste Frühjahr könne man neuen Verwicklungen entgegensetzen. (Diese Nachricht ist mit größter Vorsicht auszunehmcn. D. Red.)
Griechische Truppenbewegungen.
Sofia, 8. Noo. Nach einer hierher gelangten Meldung hat das griechische Hauptquartier in der Umgsbunq von Demir Hissor und an der bulgarischen Grenze 30000 Mann zusammengezogen
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r Berlin, 9. Nov. Die „No.'dd. Allg. Zig." schreibt in Ihrer Wocheurundschau: Für die Aufhellung der Ortent- lage haben sich gewisse Hemmungcn eingestellt, die das Friedenswerk, ohne es ernstlich stören zu können, verzögern. Die türkisch-griechischen Verhandlungen, die schon vor 14 Tagen d-m Abschluß nahe waren, sind in ein Sradium getreten, an dessen Überwindung noch gearbeitet wird.