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sie sei, denke und sorge. Aus dem systematischen Geben im nachbarlichen Verkehr früherer Zeiten sei ein systemati­sches Halfen geworden. Die Tradition solle jedoch nicht unterbrochen, sondern nur ausgebaut und den modernen Entwickelungen angepaßt werden. Die Frauenbewegung sei nicht mehr männerfeindlich, sondern habe mit den Män­nern erkannt, daß jede Frage sozialer und wirtschaftlicher Art von Mann und Frau gemeinsam gelöst werden müsse. In das Materielle sei eine Ethik hineingckommcn und diese Ethik nenne man Solidarität und man müsse zugeben, daß die Frauen erst nach und nach das wirkliche Solidaritäts- gefühl gelernt haben. Und gerade die Frauenbewegung sei es, die bei den Frauen das schöne Gefühl der Solidarität auslösen. Die Frau müsse sich mehr kümmern um die Gesetze, die sie angehen. Wenn sie (Rednerin) im Reichs­tag säße, dann würde sie immer und immer wieder in allen

Fragen sagen.und im übrigen brauchen wir die

unbedingte zwangsmäßige Einführung der Fortbildungs­schule. Nicht, weil die Frau in vielen Berufen tätig ist, sondern weil sie auch Hausfrau und Hausmutter ist, müsse sich der Staat um sie kümmern. Auch dieses Referat wurde mit starkem Beifall ausgenommen. Nach einer kurzen Diskussion wurde von mehreren Seiten Dank gesagt für die großzügige Veranstaltung, die die berechtigten Forde­rungen der Frauen gezeigt und weiten Kreisen viele An­regungen gegeben habe, der Frauenbewegung zu weiterem Wachsen und Blühen zu verhelfen in treuer hingebender Arbeit.

Württemberg «ud der Durchgangsverkehr.

Aus Tübingen wird der „Franks. Ztg." u. a. hiezu geschrieben:

Daß jedes der Projekte zur Entlastung der Durchgangs­linie Mühlacker-Plochingen-Ulm, darunter des auch im „Ge­sellschafter" Nr. 241 angeführten Projekts eines Aldüber- gangs Münsingen-Seedurg-Ucach-Metzingen, in technischer, verkehrspolitischer und wirtschaftlicher Hmsicht den Vorzug vor allen anderen für sich in Anspruch nimm, ist klar, woh! ebenso klar aber auch, daß der Regierung und den Land­sländen die Entscheidung oder auch nur eine kräftige Ini­tiative damit nicht leichter gemacht wird. So weiß denn auch heute noch kein Mensch, ob etwas und was geschehen wird; geschehen muß aber etwas, wenn Württemberg nicht Gefahr lausen will, durch die immer wachsende Mehrbe­lastung seiner einzigen großen Verkehrsader sich eines Tages „unmöglichen" Verhältnissen gegenübergcstellt zu sehen. Daß die württ. Bahnen alles andere als sabelhaste Rente ab­werfen, weiß jedes K:nd und daher ist auch der Widerstand der Regierung gegen die meisten der ungezählten Bahn- und Bähnle-Wünsche begreiflich; in der Frage der Entlastung der Ulm-Plochinger-Stuttgartei Strecke durch eine südlicher laufende Linie handelt es sich aber doch wohl um mehr als die Befriedigung rein lokaler Wünsche. Daran wird auch der neue, im Entstehen begriffene Stuttgarter Bahnhof nichts ändern; denn er wird eben nur das aufnehmen können, was ihm — im Durchgangsverkehr von den Nachbarstaaten — zugesührt wird; alles andere aber wird trotz des neuen Bahnhofes vorbeislattern, wenn den begreiflichen Umleitungs­bestrebungen anderer Verwaltungen nicht rechtzeitig begegnet wird.

Deutsches Reich.

Berlin, 25. OKI. Ein schweres Automobilunglück ereignete sich gestern mittag in Treptow. Der Führer einer mit vier Fahrgästen besetzten Automobildroschke mußte beim Eierhäuschen so plötzlich bremsen, daß das Auto ins Schleudern kam und gegen einen Baum prallte. Die Insassen, der Kaufmann Leopold Cohn mit Frau, Sohn und Tochter wurden mehr oder weniger schwer verletzt. Am besten ist wieder einmal der Chauffeur weggekommen.

Sigmaringen, 24. OKI. Don der Schlauheit eines Raben wird der hiesigen Zeitung von der Lauchert erzählt: Ich war auf dem Felde mit Ackern beschäftigt. Während ich vesperte, war mein Hund mit Mäusegraben beschäftigt. Da sah ich, wie ein Rabe sich dicht hinter den Hund postierte und scharf lauerte. Als die Maus nun sprang, fuhr der Rabe wie ein Blitz auf sie zu und damit in die Lüfte. Ich mußte unwillkürlich lachen, als ich das verdutzte Gesicht des Hundes sah, der nicht wußte, wohin die Maus, das Ziel seiner langen Arbeit, gekommen war, und das alles unge­fähr 15 Schritte von mir und dem Gespann entfernt.

Karlsruhe, 27. Okt. Die Verkehrsstockungen im reuen Hauptbahnhose können jetzt als ziemlich behoben gellen. Heute morgen sind die Züge mit nur wenigen Minuten Verspätung in die Hallen eingelaufen.

r Saarbrücken, 27. Okt. Der kürzlich verstorbene Großindustrielle Kommerzienrat Edgar Böcking hat dem Kreise Saarbrücken zur Errichtung eines Findelheims 600000 Mark vermacht.

r Frankfurt a. M., 27. Okt. (Amtlich.) Am 27. Oktober nachm. 3.35 Uhr sind bei Blockstelle 1 Hallerhof die aus entgegengesetzter Richtung kommenden Züge 8603 und 7707 zusammengestoßen. Verletzt sind 5 Eisen- bahnbedienstetete, unter ihnen 2 schwer. Der Schaden ist unerheblich. Untersuchung ist eingeleitct.

Leipzig, 27. Okt. Der Luftfahrerverband verlieh eine silberne Medaille für Verdienste der Luftfahrt an: Gras Zeppelin, Parstval, Schütte, Eckener, Stelling, o. Kehler, Hirrh, Viktor Stöffler, Eyring, Berson, Euler, Dürr, Lteß- mann. Otto Korn.

r Breslau, 27. Okt. Die Iahrhundertausstellung wurde gestern nach fünfmonatiger Dauer mit einem Fest­konzert in der Iahrhunderihalle beendet.

Zur braunschweigischen Throufolgefrage.

Berlin, 27. Okt. Als in der heutigen Plenarsitzung des Bundcsrats der Vertreter der Herzog!, braunschweigisch­lüneburgischen Regierung, Staotsmtnister Hartwig, unter Vorlegung der Derzichturkunde davon Mitteilung ge­mocht hatte, daß Se. Kgl. Hoheit der Herzog von Cumber- land auf Len Thron von Brounschweig verzichtet habe, be­schloß der Bundesrat einstimmig, dem Antrag Preußen wegen der Thronfolge Braunschweigs zuzustimmen.

r Braunschweig, 27. OKI. Die außerordentliche Landesversammlung wurde heute nachmittag bald nach 3 Uhr durch eine von Minister Radkau verlesene Ansprache eröffnet. In dieser machte der Minister Mitteilung von dem Beschluß des Bundesrats und fuhr fort: Erfüllt von hoher Freude und tief bewegt stehen wir somit nach 28jähriger Wirksam­keit des Regentschastsgesetzes unmittelbar vor der Thron­besteigung des Prinzen Ernst August. Es muß dem leiten­den Minister Vorbehalten bleiben, in der nächsten Sitzung die einschlägigen Vorgänge zu würdigen. Schon heute ist aber hervorzuheben, daß die Landesregierung in Ueberein- stimmung mit dem Standpunkte Seiner Kgl. Hoheit es für angezeigt erachtet, die Erhöhung der landesfürstlichen Rente in Höhe der jetzigen Bezüge des Regenten durch die dem Ausschuß der Landesversammlung bereits zugegangene Zu­lage noch vor dem Regierungsantritt Seiner Kgl. Hoheit herbeizusühren. Weitere sachliche Vorlagen kommen für die Zeit bis zum Regierungswechsel voraussichtlich nicht in Be­tracht. Zum ersten Präsidenten wurde hierauf Abgeordneter Krüger-Wolsenbüttel gewählt und vcm Herzogregenten bestätigt.

Ein Unfall an L 4.

Berlin, 27. Okt. Bei der gestrigen Werkstättenfohrt des Luftschiffes L 4 gerieten bei der Landung zwei Soldaten in die Landungsseile. Sie wurden hochqezogen und stürzten aus dieser Höhe ab. Beide wurden schwer verletzt. Die Fahrten mit 13 Personen erwiesen die Zweckmäßigkeit der vorgenommenen Aenderungen.

Noch eine Löwenjagd.

Heidelberg, 25. Okt. Auch Heidelberg hat ein Löwenabenteuer zu verzeichnen, wenn zum Glück auch ein karmloserrs als das Leipziger. Auf der Messe gibt zur Zeit eine Menagerie ihre Vorstellungen. Als schauerliches Attraktionsstück wird „Der Todeskampf im Löwenzwinger" gegeben, in dem drei ausgewachsene Löwen „aktiv" auftreten. Gestern abend gegen 10 Uhr gelang es nun den Tieren, als während der Vorstellung ein Käfigwecksel stattfand, ins Freie zu entweichen. Sie suchten in der Nähe des Bota­nischen Gartens in der Richtung gegen die Stadt zu ent- kommen, wurden aber noch rechtzeitig von den Wärtern gestellt und von diesen mit großer Bravour wieder in ihre Käfige zurückgebracht. Das Publikum war im ersten Schrecken entsetzt geflohen, fand sich aber, als die Harm­losigkeit der Löwrnexkurston sich herausstellte, wieder in der Menagerie ein, worauf die Vorstellung ungehindert ihren Fortgang nahm.

Gerichtssaal.

Der Kiewer Ritnalmordprozest.

r Kiew, 27. OKI. Im Ritualmordprozeß sagte gestern der Zeuge Gendarmerieoberst Iwanow aus, er habe es aus zuverlässigster Quelle erfahren, daß die Personen, die als Privatdetektive gearbeitet hätten, Gratifikationen erhalten hätten.

Ausland.

Innsbruck, 25 OKI. Heute nacht ist das Grand- Hotel Scholastika am^Achensee vollständig niedergebrannt Das ganze Inventar wurde ein Raub der Flammen. Der. Schaden beläuft sich auf eine halbe Million Kronen.

r Rostow am Don, 27. Okt. Bei der Station Stepnaja Wiadikawkasbahn ist ein Schnellzug entgleist. Drei Personenwagen fingen Feuer und verbrannten. Ein Schaffner ist verbrannt. Mehrere Personen wurden leicht verletzt.

r London, 27. Okt. In der Themsemündung hat ein Dampfer im Nebel ein Segelboot mit Pfadfindern überrannt. Vier Pfadfinder sind ertrunken.

r Madrid, 27. Oitt. Das neue Kabinett setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitz: Dato; Inneres: Sanchez Guerra; Auswärtiges: Ma quis Lema; Krieg: Echague; Marine: Angel Mranda; Finanzen: Bugallal; öffentliche Arbeiten: Badillo; Unterricht: Bergamin; Justiz: Ugarte.

r Kosstautiuopel, 27. Okt. In Adabasar (Klein­asien) entstand anläßlich des Jubiläums der Einführung des armenischen Alphabets zwischen der Menge und der Polizei und Truppen ein Handgemenge, wobei ein Soldat getötet und mehrere Polizeibeamte verletzt wurden.

New-Uork, 25. OKI. Peary hat mit dem Dampfer „Amerika"' einen Schlitten von seiner Nordpolsahrt als Geschenk für das Deutsche Museum in München abgesandt.

r Philadelphia, 26. OKI. (Reuter). Präsident Wilson würdigte gestern in einer Ansprache an die Stu­denten der Twarthmore-Universität das Andenken William Penns und sagte, der Grund zu den amerikanischen Er­oberungen sei, darauf zu kalten, doß jeder Fuß breit des Kontinents freien Menschen mit Selbstbestimmunasrechten gehöre, die keine Regierung hätten, die nicht aus chrer Zu­stimmung beruhe. Er wünsche, daß die ganze westliche Halbkugel sich dao gleiche Ziel setze und daß keine Regie­rung bestehen bleibe, die sich mit Blut beflecke oder sich auf etwas anderes stütze als cus die Zust-mmung des Volkes. — Angesichts des Umstandes, daß die amerikanische Re­

gierung an die mexikanische Regierung eine Note vorbereitet wird der Rede des Präsidenten Wichtigkeit beigemessen.

Die Wahlen in Italien.

Rom, 27. Okt. Der gestrige Wahltag, an dem zum ersten Male nach drm neuen Wahlrecht gewählt wurde, ist nach den bisherigen Meldungen ohne ernste Zwischenfälle verlausen. Nur in Ruoo in der Provinz Bari kam es zu Ausschreitungen, bei denen ein 14 jähriger Knabe durch Revr loerschüsse getötet wurde. Unter den wiedergewähl­ten Ministern befinden sich Giolitti, Tederco und Sacchi.

r Rom, 27. Okt. Bis »m 4 Uhr nachmittags waren 359 Wahlresultate aus 508 Wahlkreisen bekannt. Es waren gewählt: 175 Ministeriell-Konstitutionelle. 14 Kon­stitutionell-Oppositionelle. 38Ministeriell.Radikale, 19 Katho­liken, 22 Radikal-Sozialisten, 16 reformierte Sozialisten und 11 Republikaner. 64 Stichwahlen sind erforderlich. Alle Minister und Unterstaatssekretäre sind wieder gewählt wor­den. Die W hl des Unterstoatssekretärs der Marine, Ber­gamac ca, ist noch zweifelhaft. Die meisten Politiker von Bedeutung kehren in die Kammer zurück.

Mexiko.

Mexiko, 26. Okt. Durch ein Dekret Huertas ist der Heeres bestand von 85000 auf 150 000 Mann erhöht worden.

Die Lage auf dem Balkan.

Balona, 26. Okt. Das Komitee der hier weilenden Flüchtlinge aus Südalbanicn berief für gestern eine Ver­sammlung ein. um gegen die Behandlung der Bevölkerung in. den von Griechenland besetzten südalbanesifchen Gebieten zrr protestieren. In der überaus zahlreich besuchten Ver­sammlung wandten sich lämtliche Redner gegen das Vor­gehen der Griechen gegenüber der Slldalbanesen und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Mächte diesem Zustande rin Ende machen würden. Die Teilnehmer an der Ver­sammlung überreichtet: der Kontrollkommission ein Memor­andum. in dem sie auf die halten Bedrückungen und Qualen des unglücklichen libanesischen Volkes sowie die Grausam- ketten der griechischen Soldateska binwiesen und an die Großmächte und alle zivilisierten Völker die flehentliche Bitte richten, dafür zu sorgen, daß das Leben ihrer Brüder geschont und das alvanesische Land sobald als möglich von der Okkapation durch fremde Heere befreit werde.

Die Räumung Albaniens.

Belgrad, 25. Okt. Einer am lichen Mitteilung zu­folge wurde das autonome Albanien heute mittag definitiv von den serbischen Truppen geräumt.

Das Regierungsorgan führt aus. Oesterreich-Ungarns übere lter Schritt müsse auf die Dispositionen dcs serbischen Volkes zurückwirken. Es sei ir dessen wünschenswert, daß Bedingungen für eine gründliche Besserung der gegenseitigen Beziehungen geschaffen werden.

Landwirtschaft, Handel vnd Verkehr.

Die Reichsbank hat ihren offiziellen Diskontsatz aus M/z »/g und den off. Effekten-Lombardsatz aus 6^/2 V« ermäßigt.

Die Württ. Notenbank hat ihren Diskontsatz aus 5^/g °/g und ihren Zinsfuß für Darlehen aus gesetzlich zugelassene Wertpapiere auf 6V2 °/o ermäßigt.

Rottenbnrg, 25. Okt. Auf der städtischen Wage wurden gestern und heute 43 Ballen mit ca. 60 Ztr. abgewogen. Die Preis­lage ist unverändert, dagegen ist der unverkaufte Vorrat außerordent­lich zusammengcschmolzen, wenn man nicht jetzt schon von einer Räumung sprechen kann.

Rottenbnrg, 87. ! Okt. (Hopfen.) Die Spitaloerwaltung ver­kaufte am Samstag ihren Ertrag, ca. 9 Zentner, zu 200 ^ per Zentner nebst 5 ^ Trinkgeld.

Auch sonst wurden verschiedene Partien abgesetzt zu 200 ^ und bis zu 100 -4! Aufgeld.

Ulm, 25. Okt. (Mo st obstmarkt.) Die Zufuhr war mit 52 Wagen heute sehr stark und der Handel gestaltete sich sehr lebhaft. Von den Wagen waren 10 aus Frankreich, 6 aus Oesterreich und 36 aus Italien. In den Preisen änderte sich gegen die seitherigen wenig. Im Kleinverkaus wurde bezahlt für italienisches und französisches Obst 6 - 6.20 für österreichisches Obst 6.30 -6.50 Im großen kostete der Waggon mit 200 Ztr. 1180—1240 Zahlreiche Wagen gingen nach auswärts ab.

Hcilbronu, 27. Okt. (Stadtkelter.) Die Lese dauert fort. Die Verkäufe gehen langsam aber ziemlich stetig weiter. Die Preise halten sich aus dcr seitherigen Höhe: weiß Gewächs 70—75 weiß und rot gemischt 75—80—82 Auslesen Weißriesling und Trollinger 85—90 Noch schöne Vorräte feil.

Bestellungen

auf den

Gesellschafter

für die Monate November u. Dezember

werden bei allen Postanstalten und Landpostboten sowie in der Expedition angenommen.

Mutmaß!. Weiter am Mittwoch und Donnerstag.

Bon Frankreich her nahen sich Stöiungen. Da aber der Hochdruck über Mitteleuropa nochmal» gestiegen ist, so vollzieht sich der schon seit 8 Tagen drohende Witterungs- umscklag nur langsam. Auch für Mittwoch und Donners­tag ist noch zeitweilig trockenes und heiteres, aber doch mehr und mehr tedecktes und schließlich auch zu Nieder­schlägen geneigte» Wetter zu erwarten.

Fürdie Redaktion verantwortlich: Karl Paur — Druck u. Ver­lag dcr T. W. Zaiser'schcn Bnchdruckerei (Karl Zalser), Nagolo.