Amtliches.

Die Schweineseuche ist ausgebrochen in Tnlz in den Gehöften des Taglöhners Jakob Beutler und des Zimmermanns Jakob Wörner, in Gültliugen im Gehöft des Ioh. Gg. Niethammer.

Nagold, den 17. Okt. 1913. Amtmann Mayer.

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 14. Okt- 1913 die Wahl des Bauern Gottlieb Stockinger in Rotfelden, Oberamts Nagold, zum Ortsvorsteher der Gemeinde Rotfelden bestätigt.

Lage-Neuigkeiten.

As« Stadt und Amt.

Nagold, 18. Oktober 1913.

* Belm morgigen Festgottesdierrst in der ev. Stadt­kirche bleibt, vom Haupteingang oder von der Orgel aus gesehen, die rechte Seite des Mittelschiffs für die Schüler, die rechte Sette des Querschiffs für die Vereine frei gehalten.

r Wildberg, 17. Okt. (Ertrunken.) In Sulz hat sich ein älterer Mann im Feld verlaufen, ist tn die Psütze beim Seewald geraten und ertrunken gefunden worden.

Landesuachrichteu.

r Stuttgart, 17. OKI. (Der Orientexpreßzug.) Am 19. OKI. wird aus allen serbischen Staatsbahnlinten der Verkehr tn vollem Umfang wieder ausgenommen. Dadurch ist es möglich, auch den Orientcxpreßzug zwischen Belgrad, Nisch und Konstantinopel wieder verkehren zu lassen.

r Stuttgart, 17. Okt. (Spielplan der K. Hof- theater.) Großes Haus: Sonntag 19/10. Die Meister­singer von Nürnberg (5Vs Uhr). Montag 20/10. Glaube und Heimat (8), Dienstag 21/10. Der fliegende Holländer (8), Mittwoch 22/10. Die Hermannsschlacht (8). Donners­tag 23/10. zu Einheitspreisen: Flachsmann als E zieher (8), Freitag 24 /10 zu Einheitspreisen: Flachrmann als Erzieher (8), Samstag 25/10. Der Eoangelimann (8), Sonntag 26/10. Nachm, zu Einheitspreisen: Flachsmann als Erzieher (2Vs>, abends Oberst Chabert (7), Montag 27/10. Jung­frau von Orleans (8). Kleines Haus: 19/10. Das Kon­zert (7), 20/10. Quartett-Abend Wendling, 23/10. Figaros Hochzeit (7Vs). 24/10. Barbier von Sevilla (8), 26/10. Professor Bernhardt (7).

r Göppingen, 17. Okt (Eisenbahnerlos.) Gestern um die Mittagszeit fiel der Heizer eines Güterzuges von seiner Maschine tn dem Augenblick, als gerade ein Schnell­zug aus der Ulmer Richtung herankam. Der Heizer wurde von dessen Maschine erfaßt und auf die Seite geworfen. Er erlog bald darauf seinen Verletzungen.

Deutsches Reich.

* Pforzheim, 18. Okt. Der Orient-Expreßzug kam heute früh 5.41 nicht hier an: er ist zwischen Paris uns Nancy entgleist: näheres ist noch nicht bekannt.

r Hannover, 17. Okt. Dle Fortschrittliche Bolks- partei hat tn einer Versammlung gestern abend eine Ent­schließung zur Welfenfrage angenommen, in der cs unter anderem heißt: Die Partei spricht im Interesse einer fried­lichen Entwicklung der politischen Verhältnisse m Hannover und Braunschweig ihre Genugtuung darüber aus, daß die preußische Regierung nicht auf der Forderung einer öffent­lichen Derzichterklärung des Prinzen Ernst August besteht.

r Hamburg, 17. Okt. Bet der heutigen Reichstags­ersatzwahl für den verstorbenen Abgeordneten Bebel erhielten: Rechtsanwalt Karl Peiersen (Fortschritt!. Bpt) 4737 Stim­men, Hauptpastor Dr. D. Rose (natll.) 2421 Stimmen. Landrichter Dr. Koch (Kons.) 964 Stimmen, Arnholdt (deutsch­sozial) 225 Stimmen, Redakteur Otto Stolten (Soz.) 17533 Stimmen. Zersplittert waren 143 Stimmen. Redakteur Stolten ist somit gewählt.

die Mauern Leipzigs. An die 8000 blieben auf jeder Seite.

Am 17. Okt. versuchte Napoleon sich aus der Schlinge zu ziehen und sandte einen Unterhändler mit Friedensbe- dtngungen an seinen Schwiegervater, den Kaiser von Oester­reich. Es war vergebene Mühe. Jetzt aber rückten russische Ersatztruppen unter General Bennigsen an. und der Kron­prinz von Schweden mußte sich nun endlich auch bequemen, sich seinem früheren Waffengesähiten Ney gegenüberzustellen. Das hatte Blücher erreicht, der schon wieder die Dörfer Eutritzsch und Gohlis durch den russischen General Sacken bekennen ließ. Aber die Hauptschtocht war auf den 18 Okt. bestimmt. Und Blücher gab Ruhe, als er mit den Dörfern eine günstige Stellung hatte.

300000 Verbündete standen gegen 200000 Mann unter Napoleon. Und nie zeigte sich Napoleon als größerer und gewaltigerer Me ster der Kriegskunst, als an diesem 18. Oktober.

Er selbst kommandierte das Zentrum bei Probstheida. Den recksten Flügel hielten die Polen unter dem tapferen Fürsten Poniatowski und Murat mit seinen Scharen. Auf dem linken Flügel befehligte Marschall Ney. Mit Mühe und Not gelang es Blücher, den schwedischen Kronprinzen Bernadotte zum Vormarsch gegen Ney zu bewegen. Ein­mal im Gefecht, schlug sich der französische Schwede gut und entriß Ney den Sieg unter Einsetzung seiner eigenen Persönlichk-it. Der russische General Bennigsen nahm die Dörfer Holzhausen und Zweinaundorf, als plötzlich die Sachsen die französische Linie verließen und zu ihm übergingen. Die württ. Rciterbrigade folgte dem Beispiel. Sachsen und Württemberger wurden in die Reserve übergeführt.

Bei Probstheida aber wies Napoleon jeden Angriff der Verbündeten blutig zurück. Hier donnerten seine Ge­schütze ununterbrochen, und dis Stürmenden konnten über

Der Kronprinz gegen die Lösung der Welfenfrage.

Die braunschweigische Frage, die seit Monaten die Oeffentlichkeit in so regem Maße beschäftigt, geht nunmehr ihrer Lösung entgegen. Die preußische Staatsregterung wird auf Anregung von Braunschweig den Bundesratsbeschluß herbeiführen, der dem Prinzen Ernst August die Thronfolge in Braunschweig gestattet ohne dessen direkten Verzicht auf Hannover. Gestern hat bereits das preußische Staatsmini­sterium über den beim Bundesrat zu stellenden Antrag seine Entscheidung getroffen.

Gegen diese beabsichtigte Lösung der Welfenfrage hat nun der Kronprinz selbst Stellung genommen und sich auf den Standpunkt gestellt, daß ohne ausdrücklichen Verzicht auf Hannover eine Aufhebung der bestehenden Bundesrats- beschlllsse staatsrechtlich zu verwerfen sei und zu den schwer­wiegendsten Bedenken berechtige. Dieser Protest des Kron­prinzen ist unter den obwaltenden Umständen außerordent­lich bemerkenswert und verleiht dem in der Presse vielfach aufgestellten Hinweis Nachdruck, daß die veränderte Halt­ung der preußischen Regierung die allgemeinen Retchs- interefsen zu Gunsten dynastischer und persönlicher Bestreb­ungen benachteiligt.

Zm HMdwlichrsei« der Schlacht dei Leipzig.

Höhenfeuer.

^ Nagold, 18. Oktober. Wie eine große Ouver­türe zu dem Drama der Jahrhundertfeier von Deutsch­lands Befreiung aus Napoleonischer Knechtschaft er­schien gestern abend dem sinnenden Gemüts das Höhen­feuer, das auf der Hochebene unseres Steinbergs mächtig zum Himmel emporlohte und die Feuerkette, die an diesem denkwürdigen Abend sich durch ganz Deutschland zog, vom westlichen Ausläufer des Schwarzwalds, von dem nicht weniger als 14 Flammenzeichen grüßten, zum Gäu nnd zur Alb weiterpflanzte, wo man von der Bollmaringer Höhe aus die nächsten Höhen beleuchtet sah. Während droben auf der Höhe die Feuergarben als Zeichen der Freude und Begeisterung und als Symbol der reinigenden und einigenden Gotteskräfte die einbrechende Nacht erhellten, klangen vom Taie und der Stadt die vollen Akkorde aller Kirchenglocken wie ein großes Danklied zum Himmel hinauf. Und droben auf dem Berge und drunten in der Stadt und wo Men­schen das großartige Schauspiel bewunderten, da zog wohl freudige und dankbare Erinnerung an die großen Tage der Vorzeit durch die Seele und das Kraftgefühl nationaler Einigkeit und Stärke. In allen Herzen aber wird dieser Abend mit seiner feierlichen und erhebenden Kundgebung einen bedeutsamen Markstein und einen Hellen Lichtpunkt bilden, insbesondere bei der Jugend, die so begeisternden Anteil an demselben nahm.

* Vom Kühlenberg aus bot sich gestern abend ein großartiger und erhebender An- und Ausblick. Beim Auf­stieg um V 26 Uhr war der westliche Horizont in prächtiges Abendrot geraucht, am nordöstlichen stand der Vollmond, ein herrlicher Auftakt zu den irdischen Höhenfeuern, die kurz nach 6 Uhr nach und nach da und dort ausflammten. Auf dem CalwerWald erglänzten die ersten Feuer, es folgten die in nächster Umgebung und weit hinten im Schwarzwald mit Hornisgrinde tauchten Glühpunkte auf. Bei Walddorf sah man auch Fackeln sich bewegen. Rund um leuchteten nun dis Feuersäulen und Glühlichter, auch auf der Alb, welche leider durch Nebel verdeckt war, so daß sich nur das Borland zeigte. Im ganzen sahen wir ca. 40 Feuer. Droben auf unserem Standort selbst war ein großes Feuer seitens der Gemeinde Emmingen angesacht worden: es grüßte hinüber zu den Feuern der Nachbargemeinden Pfrondorf, Mindersbach, Rotfelden usw. Das Feuer des Kühlenberg wurde feierlich begrüßt mit Gesang der Schulkinder, einer begeisternden Ansprache des Ortsgeistlichen und gemeinsamen Gesang der

die Leichen ihrer Kameraden nicht mehr hinweg. Alle Spannkraft nahm er zusammen. Bon einem Stuhle aus, den man vor eine alte, von Kugeln durchlöcherte Wind­mühle ausgestellt hatte, leitete er die Schlacht, schickte er seine Befehle nach allen Seiten, ordnete er. während er immer noch Borwärtsbefehle gab, in seinem rastlos arbeitenden Gehirn den Rückzug an. In grenzenloser Uebermüdung sank er plötzlich in einen tiefen Schlaf. Mit gefalteten Hunden saß er auf dem alten Stuhl und schlief still wie ein Kind. Und in tiefem Schweigen standen die Generale, die er groß gemacht hatte. Als er nach einer Viertelstunde erwachte, kam ihm das Erinnern zurück und mit dem Erinnern die eiskalte Ruhe. Die Truppen der Verbündeten standen in gedeckter Stellung vor Probstheida und erwarteten die Nacht. Der Ring um Leipzig schloß sich. Der Kaiser sah seinen linken Flügel auf dem Rückmarsch. Reserven besaß er nicht mehr und die Verbündeten hatten noch 100000 Mann frischer Truppen, um ihre Lücken zu ergänzen. Da ritt er mit seinem Schwager Murat und den Generalen seiner Umgebung in die Finsternis hinein, durch das Grimmaische Tor in die Stadt.

Bor seinem Quartier lagerte seine alte Garde. Und ohne zu rasten, arbeitete Napoleon die Rückzugsbefehle aus, zog die Truppen aus ihren Stellungen und ließ sie noch in der Nacht den Abmarsch antreten. Seine Mar- schälle Macdonald und Poniatowski sollten mit den Polen und Rheinländern die Stadt Leipzig halten, bis die letzten Truppen heraus seien, und schleunigst zu ihm stoßen. Um seine Franzosen zu retten, mußten die Fremden ihre Haut zu Markte tragen. Es war seine alte Taktik.

Am Morgen des 19. Oktober warfen sich die Russen auf das Hallesche Tor. von den Polen nnd Rheinbundtruppen mit Kartä.schen empfangen. Inzwischen bahnte sich Napoleon

vielen Einwohner und Besucher. Zum Abgang vom Berg bildete sich ein kleiner Fackelzug. Alles in allem war es ein unvergeßliches Erlebnis.

Hochdorf OA. Horb, 18. Okt. (Korr.) Auch hier wurde wie anderwärts, am gestr. Abend ein Höhenfeuer angezündet, Schuljugend, Krieger- und Gesangverein zogen unter Trom­melschlag und Böllerschüssen zum bestimmten Platz Nach Gesanqsvorträgen der Schüler und des Gesangvereins wies Herr Pfarrer Müller in zündender, von patriotischer Be­geisterung getragener Rede, auf die Bedeutung der Feier hin. Writere Gesänge schloßen sich an. dis der Rückzug ins Ort angetreten wurde. Leider war die Aussicht von unserer Höhe nicht den Erwartungen entsprechend, da be­sonders die Alb durch Nebel verschleiert war. Doch konnten die Feuer auf einzelnen bekannteren Punkten der Alb: Teck, Neusen, Roßberg, Zoller Horn, Burgfelden sicher be­stimmt werden. Bon der Höhe unseres Kirchturmes waren rund 50 Feuer sichtbar.

p Stuttgart, 17. Okt. Ein prachtvolles und er­hebendes Schauspiel bot am heutigen abend die Entzünd­ung der Höhenfeuer zur Jahrhundertfeier. Um 6 Uhr, als das Läuten der Kirchenglocken begann, flammte ein Feuerzeichen ums andere auf: dieoffiziellen" Höhenfeuer auf dem Bismarckturm, dem Hasenbergturm, dem Deger- locher Aussichtsturm, dem Burghotzhos und dem Wirtem- berg, und die unzähligen großen und kleineninoffiziellen" auf der Feuerbocherheide, dem Kriegsberg, der Uhlands- höhe, dem Kernen usw., die auf weite Entfernungen hin durch die Nacht erglänzten. Mancherorts stiegen Raketen oder wurden bengalische Lichter angezündet. Von den Höhen aus und auf den Dächern genossen zahlreiche Be­wohner das seltene Schauspiel.

r Leipzig, 17. Okt. Der König von Württem­berg ist heute abend um 7.56 Uhr hier eingetroffen und von dem Kronprinzen empfangen worden.

r Petersburg» 17. Okt. Anläßlich der Jahrhundert­feier der Völkerschlacht bei Leipzig richtete der Kaiser an das Leibkosakenregiment, das heute sein Regimentsfest begeht, ein Glückwunschtelegramm, in dem er sagt, er durchlebe mit dem Regiment die Tage der Jahrhundertfeier der Leipziger Schlacht, in der sich das Regiment mit unverwelklichem Ruhm bedeckt habe.

Marinelustschiff L II explodiert.

26 Insassen tot.

Berlin, 17. Oktbr. (Wiederholt aus einem Teil der letzten Nummer.) Das Marineluftschiff II ist heute vormittag 1« Uhr 15 kurz nach seinem Aufstieg auf dem Flugplatz Johannistal in 500 Meter Höhe explodiert. Sämtliche Jnsafsen sind tot. An Bord befanden sich außer der Fahrbe- fatzuug die Marine Abnahmekommission.

* Ein tragisches Geschick hat nun binnen weniger Wochen das zweite Marineluftschiff samt Besatzung dem Verderben geweiht. Es ist ein bitterer Tropfen, der dem deutschen Volke in den schäumenden Freudenbecher der Festtage gefallen ist. Oder sollten diese ersten im Dienste der Zeppeli: schiffe gefallenen Menschenleben die da draußen gemahnen, daß der alte Mannesmut, die alte Todesver­achtung noch in den Deutschen wohnt, wenn es g'lt, das Vaterland" zu schützen, zu verteidigen? So müssen wir bei den schweren Oofern an Gut und Blut, die unsere Lust- schisfahn und das Flugzeugwesen kosten und kosten werden,

seinen Weg durch das wüste Gedränge zur Stadt hinaus. Zum zweiten Male stürmten die Russen, jetzt von Blücher selber geführt, der unaujhörltch seinVorwärts Vorwärts!" erschallen ließ, und nahmen Tor und Vorstadt. Die Königs­berger Landwehr drang ungestüm in die Grimmaer Vorstadt ein und entwaffnet« die Rheinbundtruppen. Nur Ponia­towski mit seinen Polen kämpfte noch wie ein Verzweifelter und schlug sich nach der Pleiße durch. Bevor er aber an die rettunggewährende Elsterbrücke gelangen konnte, flog die steinerne Brücke, wenige Minuten zu früh gesprengt, mit Donnergelöse in die Lust und begrub was aus ihr und um sie her war. Mit Kolben und Bajonetten umzingelten Preußen und Russen die Abgeschniltenen. Ein paar Tausend streckten die Gewehre. Hunderte ertranken in der hochge­henden Elster. Fürst Poniatowski spornte sein Pferd in die Flut hinein, erreichte das andere User und sank, von einer Kugel durchbohrt, in den Strom zurück, der ihn hinwegriß. Nur Marscholl Macdonald durchschwamm den Strom und erreichte Napoleon, der die aus der Schlacht bei Leipzig geretteten 100 000 Mann sofort gen Westen führte.

Am Nachmittag des 19. Okt. Hielien der Kaiser von Rußland und der König von Preußen mit dem österreich­ischen Oberfeldhcrrn Fürst Schwarzenberg ihren Einzug in die Stadt, umbraust von dem Jubel des befreiten Volkes. Und am Nachmittage kam auch der Kaiser von Oesterreich herangeritten, und die drei Verbündeten sprangen von den Pserden und fielen sich in die Arme.

Die Verluste an Menschenleben waren groß und schmerz­lich. Mit 42000 Toten und Verwundeten hatten die Ver­bündeten den Sieg erkauft: die Franzosen aber ließen 38000 Tote und Verwundete zurück, und 30000 Ge­fangene sowie 370 Geschütze blieben in der Sieger Hände.