Die Toten sind der ledige 18jährige Goldarbeiterlehrling Emil Mittel und der 41 Jahre alte verheiratete Toten­gräber Zahnlecker. Der Bruder des toten Mittel kam mit dem Schrecken davon. Nach ^ Stunden konnte man die beiden erst ausgraben. Sie waren von den herabsallenden Kalken sofort erschlagen worden.

München, 2. OKI. Nach den neuesten Meldungen scheint nun kein Zweifel mehr zu bestehen, daß Dr. Rudolf Diesel, der Erfinder des Dieselmotors, in den Fluten des Aermelkanals einen tragischen Tod gefunden hat.

r Kassel, 2. Okt. Während gestern eine Berliner Dame im V-Zug nach Leipzig fuhr, stürzte eines ihrer Kinder, ein vierjähriger Knabe, durch die sich öffnende'Tür hinaus. Die Mutter zog sofort die Notleine. Das Kind konnte, wenn auch schwer verletzt, in dem Augenblick ge­borgen werden, als auf dem anderen Gleis, wo es lag, der Kölner V-Zug heranbrauste.

Prinzregeut Ludwig über Wasserstraße».

München, 2. Okt. Bei der 10. Sitzung des Aus- fchusses des deutschen Museums teilte u. a. Prinzregent Ludwig mit, er habe zu Ehren des heutigen Tages eine Stiftung gemacht, die in einem Modell des Donau-Matn- Kanals bestehe. Der Regent verlas die Stiftungsurkunde und sagte dann weiter, es sei bekannt, daß der Ausbau der Wasserstraßen und der Anschluß Bayerns an die großen Schiffahrtswege der Welt eine Sache sei, die er für das Blühen und Gedeihen Bayerns für sehr wichtig halte. Bayern liege in der Mitte Europas, habe aber durch seine Lage wenig schiffbare Straßen, und nur durch künstliche Beihilfe könne es zu einem An chluß an die großen Schiff­fahrtswege kommen. Durch diese Verhältnisse seien ihm Handel und Industrie sehr er chwert. Bor allem müsse Bayern an die Nordsee angesch offen werden, die eine ganz andere Bedeutung habe als das Schwarze Meer, an das Bayern durch die Donau angeschlossen sei. In jahrelangen Bemühungen sei es erreicht worden, daß der Main bis Aschaffenburg ausgebaut werde. Das dürfe nur der erste Schritt sein. Mit der Zeit müßten alle größeren Städte Bayerns an das große Schiffahrtsnetz angeschlossen werden. Wünschenswert sei ein direkter Anschluß an die Nordsee über die Weser nach Bremen. Selbstverständlich aber sei, daß die schon bestehenden Wasserstraßen weiter ausgebaut werden müßten. Was man vor Jahren für unmöglich ge­halten habe, sei der Anschluß von München und insbesondere von Augsburg an einen großen Schiffahrt! weg. Das sei heute technisch sehr wohl möglich, wenn auch mit sehr großen Kosten verbunden und davor schrecke man hauptsächlich zurück. Wenn man aber bedenke, was die Eisenbahnen verlangten und was z. B. die großen Bahnhosumbauten kosteten, so sei das nicht so schlimm. Er freue sich, daß man diesen Bestrebungen, die man früher für Utopien und Hirngespinste gehalten habe, jetzt entgegcnkomme, ein Zeichen dafür, daß im Landtag der Wunsch ausgesprochen sei, den Main bis Bamberg als Wasserstraße auszubauen. Bayern allein könne den Anschluß an die großen Schiffahrtswege nicht vollziehen. Es brauche die Unterstützung seiner Nach­barn und die werde ihm auch zu teil. Der Plan eines Anschlusses durch die Weser bringe auch Bremen großen Vorteil, das jetzt kein Hinterland habe. Besonders die Industrie habe von dem Werke große Vorteile zu erwarten.

Reichsrat a. Miller erstattete dann den Berwaltungs- bericht, berichtete über den den Museumsbelrieb und den Museumsmeubau. Das Vermögen des Museums beträgt jetzt rund 12 Millionen Mark, davon der Sachwert 5 Mill­ionen Mark. Das Museum wird jährlich von etwa 300000 Personen aus dem In- und Ausland desncht, ein Zeichen, was für eine Bedeutung dem Museum beizumessen sei.

Landung eines deutschen Fliegers in Frankreich.

Wegen der unbeabsichtigten Landung eines deutschen Offizierfliegers, Oberleutnant Steffen auf fran­zösischem Boden kam es in den letzten Tagen in der Presse diesseits und jenseits der Vogesen wieder zu recht lebhaften Erörterungen.

Heute wird gemeldet:

Paris, 1. Okt. Die Ag. Haoas veröffentlicht folgende Note: Der Ministerpräsident hat von den Untersuchungs- akten der Berwaltungs- und Militärbehörden über den Fall des deutschen Oberleutnants Steffen, der am 29. Sept. in der Gegend von Boulogne landete, Kenntnis genommen. Aus den Akren geht hervor: 1. Oberleutnant Steffen, der sich im Nebel verirrte, ist gezwungen gewesen, zu landen. 2. Oberleutnant Steffen hat während seines Fluges keiner­lei Nachforschungen angestellt, die die nationale Verteidigung interessierten. Unter diesen Umständen hat der Minister­präsident entschieden, daß Oberleutnant Steffen freigelassen wird und das französische Gebiet auf dem Landwege ver­lassen darf. Da andererseits Oberleutnant Steffen die Vor­schrift des französisch-deutschen Abkommens vom 26. Juli 1913 überschritten hat, hat die Regierung der Republik die Tatsache der Kais. Regierung mitgeteilt und ihr anheim­gestellt, die erforderlichen Maßnahmen hinsichtlich des Offiziers zu ergreifen.

Paris> 1. Okt. Nach einer Meldung aus Boulogne- sur Mer wurde Oberleutnaut Steffen, nachdem sich der deutsche Konsul Busch für ihn verbürgt hatte, ermächtigt, mit der Eisenbahn nach Deutschland zurückzukehren. Sein Flugzeug ist auseinandergenommen und wird vom Bahnhof Boulogne-sur-Mec aus nach seinem Bestimmungsort beför­dert werden.

Man steht, der Zwischenfall hat, soweit seine inter­nationale Bedeutung in Frage kommt, dank der erwähnten Konvention eine alle Weiterungen ausschließende schnelle

Erledigung finden können. Für den beteiligten Offizier dürfte es allerdings noch ein Nachspiel haben.

Ausland.

r Genf, 2. Okt. Einer aus Kairo hier eingetroffenen vornehmen Aegypterin ist in einem Hotel ein kostbares Ohrgehänge im Werte von 50 000 Frcs. gestohlen worden.

r Innsbruck, 1. Okt. In Fließ bei Landcck im oberen Instal brach heute vormittag Feuer aus, das in kurzer Zeit drei Bauerngehöfte samt Stallungen einäscherte. Zwei Schwestern namens Thurner konnten sich nicht in Sicherheit bringen und kamen in den Flammen um.

Wien, 1. Okt. Gegenüber Meldungen, die von ei­nem Erlaß der Innbrucker Slatthalterei sprechen, nach dem sämtliche in Gemeindediensten befindliche Reichsitaliener zu entlassen seien, wird autoritativ festgestellt, daß eine derar­tige Verfügung niemals getroffen wurde.

Christian!«, 2. Okt. Der König Gustav von Schweden ist gestern abend nach einem Besuch in Skarbersjö in Skane plötzlich erkrankt. Zwei Leibärzte von Stockholm sind bereits nach Skane unterwegs. Der Charakter der Krankheit ist ziemlich ernst. Es handelt sich um das alte Magenletden des Königs (man spricht hier von Krebs), das schon im Vorjahr Besorgnis erregte. Ein in Dänemark vorgesehener Iagdbesuch ist aufgegeben worden.

r Paris, 1. Okt. Aus Madrid wird gemeldet:Im- parcial" meint, daß der Zusammenkunft des Ministerprä­sidenten Barthou mit König Alfons eine große Wichtigkeit beizumessen sei. Wenn Frankreich Spanten seiner Entente mir England hinzugeselle, so müsse dies als rin Triumph Poincarös angesehen werden. Immerhin sei es möglich, daß die französischen Auslassungen in dieser Hinsicht zu weit gegangen seien und auch die Madrider Reise des Ge­nerals Lyautey nicht die Ihr von mancher Seite beigemessene Bedeutung habe. Es sei zu hoffen, daß eine engere Freund­schaft geschlossen werde, aber man dürfe nicht bis zu einem neuen Schutz, und Trutzbündnis gehen und müsse die Freund­schaft ebenfalls auf das Unternehmen Spaniens in Marokko ausdehnen.

r Paris, 2. Okt. Auf Anordnung des Marineministers werden sich anläßlich der Spanienreise des Präsidenten der Republik die PanzerschiffeVoltaire",Mirabeau",Danton" undDiderot" sowie zwei Torpedoote nach Martagena be, geben, um an der von der spanischen Regierung zu Ehren des Präsidenten Poincare geplanten Flottenrevue leilzu- nehmen.

Paris, 2. Okt. In dem Aörodrom von Buc hat gestern der Flugkünstler Pegoud vor einem zahlreichen Publikum neue schwierige Flügkünste oorgesührt. Ec ließ in 300 m Höhe seinem Eindecker sich umdrehen und flog mit dem Kopf nach unten weiter. Darauf nahm er eine Wendung vor. richtete seinen Apparat wieder aus und führ­te zu wiederholten Malen mit gehendem Motor das Ex­periment durch. Er ließ dann sein Steuer gänzlich los und ging in einigen Minuten mit erhobenen Händen in kurzen Spiralen nieder.

r Grisolles, 1. Okt. In dem heutigen Morgenbericht über das Befinden des Oberstleutnants v. Winterfells wird gesagt, daß die Schwäche andauere, es sei aber keine Ver­schlimmerung eingetreten. Die Temperatur beträgt 37,8, der Puls 110, die Atmung 20. Die Affektion des linken Lungenflügels ist sehr zurückgegangen.

r Montreal, 2. Okt. In der gestrigen General­versammlung der Canadian Pacific Railway wurde be­schlossen, die Verwaltung zur Ausgabe von 4°/oigen Deben- tures zwecks Ausbau« der im Jahresbericht erwähnten Zweiglinien und des Schiffahrtsbetriebs zu ermächtigen.

r Koustantinopel, 1. OKI. Unausgesetzt treffen neue Einzelheiten über die durch das gestrige heftige Unwetter in den Vororten hervorgerufene Katastrophe ein. Wasser und Erdmassen, sowie Stetnblöcke zerstörten eine Anzahl Quarantänebaraken bei Bcykoz am asiatischen Ufer des Bosporus, wo Tausende von muselmanischen Flüchtlingen in Quarantäne lagen. Mehrere von ihnen verunglückten tätlich. Bis jetzt sind 8 Leichen geborgen worden. Ein Arzt und eine ganze Familie sind ertrunken. Auf der Marmarainsel sind ungefähr 50 Häuser und Geschäfte zer­stört worden. Bei dem Unwetter wurde die Galatabrücke, die zur Hälfte noch stehen gelassen worden war, weggerissen. Sie stürzte auf das TransportschiffNeschd" das fast voll­kommen zerstört wnrde. Auch das TorpedobootSausun" erlitt bedeutende Havarien. Ein Matrose ist ertrunken.

i- Newyork, 1. Okt. In der Kontinentalgrube bei Hazleton wird einem seit letzten Freitag eingeschloffenen Bergmann durch in die Erde getriebene Röhren Nahrung zugeführt. Man hofft ihn morgen zu befreien.

Die unwiderstehlichen Verteidiger.

Paris, 1. Okt. Die französischen Kriegsgerichte stehen im Ruf einer gewissen Strenge, und sie fällen in der Tat zuweilen recht harte Urteile. Aber auch sie sind, wie andere französische Gerichte, der Redekunst besonders glänzender oder einnehmender Bertctdiger zugänglich. Das hat sich soeben wieder in Orleans gezeigt, wo gleichzeitig ein Dioistonsgeneral und eine schöne junge Rechtsanwältin die Verteidigung zweier angeklagter Soldaten vor dem Kriegsgericht des 5. Armeekorps führten. Der Schützling des Generals Bruneau, ein Kanonier, war beschuldigt, seinen Sergeanten beschimpft zu haben. Der General, der zur Kriegsgerichtsverhandlung seine sämtlichen Orden an­gelegt hatte, imponierte jedoch den Richtern in seiner Rolle als Verteidiger dermaßen, daß er für den undisziplinierten Soldaten die Strafe von drei Monaten Gefängnis mit Strafaufschub erwirkte, eine Strafe, die eigentlich gar keine ist, da nach dem Gesetz dem Verurteilten die Gefängnishaft

erlassen wird, wenn er sich innerhalb dreier Jahre kein neues Vergehen zuschulden kommen läßt. Noch größeren Erfolg als der General und das ist bei einer so galanten Nation kein Wunder hatte die Rechtsanwältin Maria Derone, die einen Genieunteroffizier verteidigte, der einem Brief­träger 32 Francs aus der Tasche gestohlen hatte und einen Einbruch fingiert hatte, um den Verdacht auf andere zu lenken. Die schöne und kluge Maria versicherte, daß dies ein ganz leichtes und harmloses Be:g>hen für einen jung'en Menschen von 20 Jahren sei und ihr Mitleid rührte den Gerichtshof so sehr, daß er den diebischen Unteroffizier nur zu 45 Tagen Gefängnis, ebenfalls mit Strafaufschub und be­dingter Begnadigung verurteilte.

Die Lage auf dem Balkan.

r Konstantinopel, 2. Okt. In den Kreisen der Pforte werden die Gerüchte, daß die Pforte die Verhand­lungen mit Griechenland in die Länge zu ziehen wünsche, als falsch erklärt. Es wird versichert, die Pforte werde im Gegenteil sich entgegenkommend zeigen und in der Frage der Bakofgüter Einräumungen machen.

Köln, 2. Okt. Die Köln. Ztg. meldet aus Berlin: Die von mehreren Seiten ausgehenden Meldungen, wonach die Pforte den Großmächten in der Frage der Agäischen Inseln die türkischen Forderungen erneut mitgeteilt und ihre Erfüllung als Vorbedingung für den Abschluß des Friedens mit Griechenland bezeichnet haben soll, findet keine Be- stäligung.

Die Lage in Albanien.

r Belgrad, 2. Okt. Die Albanesen haben gestern bei Lopuschki Han eine Niederlage erlitten. Sie verfügten nur über geringe Streitkräste. Die serbischen Truppen, die Verstärkungen erhalten hatten, setzten den Kampf im Laufe des Tages fort. Nach amtlichen Berichten haben die Al­banesen aus ihrem ganzen Rückzug furchtbare Grausamkeiten begangen, Dörfer in Brand gesteckt und wehrlose Christen, Albanesen und Türken, die ihnen die Gefolgschaft oerwei- gerten, niedergemacht.

Landwirtschaft, Handel und Berkehr.

Altensteig, 1. Okt. Die Mostobstzufuhr hat hier begonnen. Bis jetzt find zwei Eisenbahnwagen Mostobst, ein Wagen für einen Verein, der andere für Mostobsthändler, eingelausen. Der Verkaufs- preis betrug bei letzteren 5.56 pro Zentner, ein Preis, der bei dem heurigen Obstausfall sicher nicht hoch ist. Weitere Wagen Mostobst werden in Bälde folgen.

Altensteig, 1 Okt. Alter Dinkel 7., neuer Dinkel 9.50, Haber 10.25, Weizen 11., Roggen II.,

Biktualienpreise.

1 Pfund Butter 1.-1.10 2 Eier 16

Stuttgart, I. Okt. (Vom Markt) Auf dem heutigen Grohmarkt kosteten Zwetschgen bei nicht genügender Zufuhr 1216 Psg., Aepfel 1220 Pfg., Birnen 1428 Pfg., Preiselbeeren 30 bis 35 Pfg., ausländische Trauben 1622 Pfg., per Pfund. 100 Stück Filderkraut kosteten 18

Jede verständige Mutter gibt ihren Kindern Kathreiners Malzkaffee. Denn Kathreiners Malzkaffee erhält die Kinder frisch und kräftig und macht den Kleinen die Milch schmackhaft« Tausende von Ärzten empfehlen ihn.

Mutmaß!. Wetter am Samstag «nd Sonntag.

Für Samstag und Sonntag sind keine weiteren Stör­ungen, sondern vorwiegend trockenes, morgens nebliges, nachmittags heiteres und warmes Wetter zu erwarten.

Für die Redaktion verantwortlich: Karl Paur. Druck u. Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckeret (Karl Zaiser) Nagold