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87. Jahrgang.
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Berlage«: Plaudersttibchen, Jllustr. Sonuiaprblatt
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Schwöb. Landwirt.
225
ZireiLag, dm 26. SepLemöer
1913
Irland.
Die Engländer sprechen nicht gern davon, daß sich in Wem eigenen Hause ein erbitterter Rassen- und Nationalitätenkamps abspielt. Sie sorgen dafür, daß diese häusliche Angelegenheit die Außenwelt möglichst wenig beschäftigt. Und es ist ihnen nicht unlieb, wenn statt dessen Möglichst viel etwa von der „Unterdrückung" der Polen in Preußen oder der Ruthenen in Galizien geschrieben wird. Sie haben stets irgend eine Nationalität irgendwo in der Welt mit ihren Sympathien gegen die herrschende Rasse unterstützt. Nur für das Schicksal der Iren haben sie Jahrzehnte und Jahrhunderte lang kein Interesse und keine Sympathie gehabt. In den achtziger Ialncn hat Gladstone einmal den Persuch gemacht, dte irische Frage in Ordnung zu bringen, nicht leichten Herzens, sondern :veil seine Regierung von den 86 irischen Stimmen im Unterhaus abhing. Dann ist nach seinem Scheitern nichts mehr geschehen, bis die jetzige liberale Regierung genötigt worden ist, sich wieder der Sachs anzunehmen, weil sir ebenfalls nur mit Hilfe der irischen Stimmen am Ruder bleiben kann. Es kommt allerdings hinzu, daß der jetzige englische Liberalismus weit radikalere Elemente aufweist als zur Zeit Gladstones. Lloyd George ist ein Mann, von dem man seiner ganzen Veranlagung nach annehmkn kann, daß er nicht nur au- Taktik, sondern mir dem Herzen für Homo Uuls ist. Es besteht in dies n radikalen Kreisen des Unterhauses, zu denen vor allem die Arbeiter-Abgeordneten zu rechnen sind, eine merkwürdige Tendenz, die Stellung des Unteihrnfes zwar gegen Oberhaus und Krone zu verstärken, gleichzeitig aber die Zentralgewait durch Einschlagen föderalistischer Wege zu schwächen. Wie wett mall damit kommen wird, ist noch gar nicht zu sibersehen.
Zunächst ist man bei der irischen Frage zu einer schier unlöslichen Verwirrung gelaugt. Der diel).rige Verlauf ist kurz folgender: Die Regierung hat einem den Iren gegebenen Versprechen gemäß ein sehr weitgehendes Selbst- verwaltungsgesetz für Irland cingedracht und im Unterhause in zwei Sessionen genehmigen lassen. Der Md.istand drs Oberhauses kann die Einführung des Gesetzes zwar auf- schicben. aber nicht verhindern. Künftig würden nach diesem Gesetz alle irischen Landesangelegercheiien nicht mehr von dem Reicheparlament, sondern von einem in Dublin tagenden Landesparlament erledigt werden. Dem Reichsparlament sind eine Reihe von Kontrollrechten Vorbehalten, die aber nichts daran ändern würden, daß Irland unter dem neuen Gesetz eine Unabhängigkeit genießen würde, wie sie die Iren noch vor drei Jahren kaum zu träumen wagten.
Nun kommt aber zu der erb! ir rten Gegnerschaft der englischen Konservativen gegen Homo Uuiv ein Moment, das die liberale Regierung offenbar sta k unterschätzt hat: Irland ist zu 75 Prozent irisch und katholisch, das letzte Mertel ist protestantisch und der Rasse nach mehr angelsächsisch als 'irisch. Dieser Beoölkerunasteil, etwa eine Million, sitzt in den vier nördlichen Distrikten von Ir
land, um Beifast. Es sind die sogenannten Ulsterleute. Hier hat sich, durch eine rücksichtslose Agitation aus England unterstützt, die leidenschaftliche Auflehnung gegen „Uoms Uulv" entwickelt. Die protestantischen Ulsterleuie wollen ihr Schicksal nicht in die Hand eines überwiegend katholischen Iren-Parlamenis geben. Sie sind bereit, mit allen Mitteln sich zur Wehr zu setzen und sprechen ganz ernstlich von bewaffnetem Widerstand. Ihr Führer ist einer der leitenden konservativen Parlamentarier, Sir Ed- ward Carson, ein Anwalt von nicht gewöhnlicher Beredsamkeit und Organisationsfähigkeit. Es ist alles vorbereitet, um in Ulster mit dem Augenblick, wo das Selbstverwaltungs- gesetz — Uowerllls — in Irland eingeführt wird, eine sogenannte „provisorische Regierung" einzulichten und diese Regierung, falls gegen sie vorgegangen werden sollte, zu verteidigen. Die Ulsterleuie gehen dabei ganz offen vor. Sir Eward Carson hat am Sonntag in einer Versammlung in Durham das Programm klar dargelegt.
Von einem wohlmeinenden, von beiden Partei.« hochgeachteten Liberalen, Lord Lcreburn, ist jetzt ein Vorschlag gemacht worden, um in einer Konferenz eine gütliche Lösung der Gegensätze herbeizuführen. Vielleicht liegt sie auf dem Wege einer Homo Ullis in Homo Ullis, nämlich der^Selbst- vsrwaltung für Ulster, unabhängig von der neuen Ordnung für das übrige Irland. Damit käme man noch einen Schritt weiter in der Föderaiisiecung Großbritanniens. Ob diese Eniwickeluno dem Reiche zum Besten dienen würde, ist freilich eine Frage, die manchem Engländer Sorge machen wird.
Lage»-Re«igrette«.
>«« gtadt >md Amt.
' Nagold, 2g. September 1Sl3.
Tagesordnung s ir die öffentliche Sitzung de? Ge- meindekollcgien am 26 Septbr. 19!3 von abends 6 Uhr an:
Fortsetzung und Schluß der Etat-beratung.
Zur gefl. Beachtung! Wenn es unsren Lesern und Leserinnen rech« ist, so wollen wir jetzt eine Zeitlang die „Dorfgeschichten" im Plaüderstübchen unterbrechen und dafür etwas „Aus der Wildnis" bringen: In den Manglaren. Erzählung aus Ecuador (Südamerika) vsn Friedrich Terstäcker, eine spannende Indianergeschichte.
r H. Allgem. Deutsch-Ostafrikanische Landesausstellung Daressalam ISL4. Der heimische Arbeitsausschuß, der unter dem Protektorat des Kronprinzen im August nächsten Jahres statlfindcndeu „II. Deutsch-Ostafri- kariischen Landesausstellung Daressalam 1914" hat vor kurzem mit der Versendung seiner Ausstellungsdedingungen begonnen. Neuerdings sind auch sogenannte „Winke" zur Ausgabe gelangt, die in Form einer kleinen, vom geschästs- sührenden Vorstand in Daressalam verfaßten Broschüre bemerkenswerte Anregungen für die Beschickung der Ausstellung unter Zugrundelegung der besonderen Verhältnisse
der Kolonie enthalten und an Interessenten gern vom Heimischen Arbeitsausschuß (Berlin NW. Roonstraße 1) abgegeben werden. Da demnächst mit der Verteilung der Plätze, insbesondere in dem großen aus Flußstahl konstruierten Hauptgebäude begonnen werden soll, dürfte es sich empfehlen, Anmeldungen zu beschleunigen.
Die Deutsche Gesellschaft für Kaufmanus-Er« holuugsheime hatte in letzter Zeit wieder einen ansehnlichen Mitgliederzuwachs. Es traten u. a. mit einem Mitgliedsbeitrag von 1000 Mark bei: Wm. Bolkens, Hamburg; Herm. Dauelsberg. Bremen; F. C. Schütte Wwe., Bremen; Kahn L Co., Stuttgart; Hüllenbesitzer I. Frank, Adolsshütte, Dillenburg; Geh. Kom.-Rat Dr. o. Mauser- Oberndorf; Geh. Kom.-Rat Wenzel, Leipzig, überwies der Gesellschaft eine Stiftung von 10 000 Mark; Geh. Kom.- Rat Dr. W. Kalle, Biebrich, erhöhte seine Stiftung auf 15000 Mark.
Unterschwaudorf, 26. Sept. Wie wir erfahren,, Hot Freiherr v. Kechler, Schloß Unterschwandors, feinem langjährigen, psltchtgetreuen Forsiwart Raiber den Titel eines Försters verliehen.
Aus de» Rachbarbezirke«.
r Horb, 26. Sept. (Ueberfahren.) Ein Zjähriger Knabe wurde von einem fremden Auto überfahren. Das Rad ging dem Kind über den Kopf, so doß es Verletzungen im Gesicht daoontrug. Es befindet sich jedoch wieder auf dem Wege der Besserung. Dte Eitern bekamen von dem Inhaber des Autos, der auch einen Arzt herbeiriei, eine Geldentschädigung.
Landesnachrichten.
- Stuttgart, 24. Sept. (Berufsoormündertag — Armenpfleger-Kongreß) Heute abend gab die Stadt Stuttgart in dm Räumen des Rathauses ein Festmahl, das der Verabschiedung des Berufroormündertags und dem Empfang der Delegierten des Armenpfleger-Kongresses galt. Oberbürgermeister Lautenschlager ergriff nach Tisch das Wort und begrüßte die Erschienenen, indem er aussührte: Man könne wohl im Zweifel sein darüber, ob es angängig sei, einen Berussvormünder- und Armenpflegerkongreß durch ein Festmahl zu feiern. Aber man müsse den Teilnehmern, die für ihre geschäftlichen Sitzungen doch ganz außerordentlich in Anspruch genommen seien, auch Gelegenheit zu gegenseitiger Aussprache geben, die im Rohmen der geschäfl lichen Sitzungen fehle. Diese Gelegenheit sei nun hier an diesem friedlichen Ort (gemeint ist damit der Sitzungssaal der bürgerlichen Kollegien) gegeben. Ec bitte aber all: Teilnehmer, sich auch das schöne Stuttgart anzusehen, um sich von der Schönheit der Stadt selbst zu überzeugen. Ihm erwiderte Iustizrat Dr. R u k l a n d-Colmar: Er danke im. Namen aller Teilnehmer für den herzlichen und vornehmer Empfang. Gerne sei man dem Ruf der Tagung in das Herz Deutschlands, das schöne Schwaben gefolgt. Sein
Nörgler.
op Es gibt kaum eine Krankheit, die heutzutage weiter verbreiiet wäre als die Nörgelsucht. „Es tiebt die Welt das Strahlende zu schwärzen und das Erhabene in den Staub zu ziehen", das gatr immer und gilt in besonderer Weise auch in der Gegenwart. Wo irgend eine Institution geschaffen ist, die Gutes wirken soll, da wird sie bekrittelt; wo irgend jemand mit dem besten Will ir Edles erstrebt, da weiden ihm selbstische Motive untergeschoben und sein Tun wird b mäkelt. Der krittelnde Dterbankphilister und die tuschelnde Kaffeeschwestcr sind nicht Erzeugnisse der Witzblätter, sondern traurige Tatsächlichkeiten. Und oft macht sich auch mehr, als es gut ist, in der Oeffentlichkeit lieblose Quengelei und frivole Spötterei breit Diele Nör- gcksucht ist im höchsten Maße verabscheuungswürdig. Nörgler find immer nur Männer des krittelnden Wortes, niemals aber Männer der helfenden Tat. Tmge sitzen die Nörgler im Winkel und legen nicht Hand an, daß die wirklichen vorhandenen Mängel beseitigt wrrden. — Nörgler sind immer Egoisten und Pharisäer. Sie sind kritisch gegenüber aller Welt, nur sich selbst gegenüber nicht. Sie sind scharfsichtig gegenüber allen fremden Mängeln, den eigenen gegenüber sind sie jedoch blind. Lieblos -rechen sie den Stab über andere, Hallen sich dabe! aber für gerecht und ehrenhaft. — Nörgler sind immer Feiglinge, sie schwätzen über andere, aber nur hinterm Rücken der andern. Treten sie der betreffenden Person gegenüber, so schweigen und heucheln sie. Handelt es sich um mutige und tatkräftige Auf
deckung und Beseitigung von Schäden, so ziehen sie sich ängstlich und überoorsichtig zurück. — Zu allen Zeilen hat man diese Nörgler bekämpft.
Der ehrliche Linder.
„Monsieur Lebureau", der Spitzname für den Popanz, den man in Frankreich für alle Chinesenzöpse in der staatlichen Verwaltung verantwortlich macht, steht vor einem Probiens für besten Lösung die Schärfe seines Geistes nicht ausreicht. In dem Postbüro des Boulevard des Italiens bemerkte, wie man aus Paris schreibt, ein Beamter, daß jemand, der eine Postanweisung ousgab. 25 Franken auf dem Schalterbrett vergessen hatte. Als ehrlicher Mann rief er den Herrn zurück, mit dem er zuletzt zu tun gehabt. Doch wollte dieser sich nicht bestimmt erinnern, ob ihm das Geld gehöre. Er bat den Kassenabschluß adzuwarten und wollte dann erst die 25 F anken abholen kommen. Der Postvorsteher erfuhr von der Geschichte und erklärte, er müsse die höchste Verwaltung von einem so ernsten Fall in Kenntnis setzen. Sein Beamter mußte einen Bericht schreiben, den der erste Kommis und er selbst „annelierten". Die Postdirektton des Seine-Departements ließ den Rapport durch die Hände von zwanzig „Redakteuren", Inspektoren und Direktoren gehen, die ihn analysierten und noch Präzedenzfällen suchten. Dreimal wunderte er zwischen der hohen Verwaltung und dem Postdureou hin und her. Aus dem einfachen Bericht des Unterbeamten war ein dicker Aktenstoß geworden. Jetzt liegt die Papiermaffe wieder auf dem Boulevard dee Italiens; denn der Oberpostdirektor
verlangt, bevor er seine höchste Enischeidung trifft, eine letzie Aufklärung. An welcher Stelle des Schalters lagen d e 25 Franken, als sie gefunden wurden? fragt der Direkte . Lagen sie auf der Seite des Beamten, dann müssen sie dcr Rkseroekaffe der „P. T. T." einoerleibt und von dieser der allgemeinen Domänenkasse übeiwiesen werden. Lagcn sie auf der Seite des Publikums, dann müssen sie der:' Polizeikommissar des Stadtviertels überbrccht werden, der. wenn innerhalb eines Jahres und eines Tages nieman das Geld zurückverlangt, es dem Postbüro wiedcrbringkir muß, das es dann in der Kasse der „P. T. T." für die definitive Ueberweisung an die Domänenkaffe ernzuzohlen hat. Und so standen gestern die hohen Postbeamten vor dem bewußten Schalter des Boulevard des Italiens, zeichneten mit dem Bleistift geometrisch genau eine Linie qucr über das Schalterbrett und srugen ihren Untergebenen auf Ehre und Gewissen, wo dte verwünschten 25 Franken gelegen hätten! Der Arme kratzte sich hinter den Ohren und konnte sich nicht erinnern. Seit einem Monat ist ihm die Geschichte so im Kops herumgegangen, daß er einer Erholungskur dringend bedarf. Ec wciß nicht mehr, ob da; Goldstück und das Silberstück, aus denen sich die Summe zusammensetzte, diesseits oder jenseits der Bleistiftlinie seinem überraschten Auge erglänzte oder ob sie gar — korrsur! — mitten auf dem Strich gelegen hatten. Ec erbat sich eine Bedenkzeit. Und jetzt hängt die ganze hohe Verwaltung an seinen Lippen. Der Mann, dem die 25 Franken gehören, hat inzwischen die Flucht ergriffen und flehentlich gebeten, ihm nie mehr von den 25 Franken zu sprechen!