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Fernsprecher Nr. 29.
Fernsprecher Nr. 28.
87. Jahrgang.
Donnerstag, dm 35. Septemöer
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Beilage«:
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Illustr. Sonnta-rblatl vnd
Schwüb. Landwirt.
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Amtliches.
A. Hbevamt Wagotd.
Fang von Aeschen «nd Forelle» in der Schonzeit.
Etwaige Besreiungsgesuche von dem Verbot des Fangs von Aeschen und Forellen während der Schonzeit sind umgehend einzureichen.
Nagold, den 24. Sept. 1913.
Amtmann Mayer.
TageD-Nenigkeiterr.
Tu» Stadt und Amt
Nagold, 23 September 1913.
Schiffsbrücke über den Neckar. Anläßlich des Cannstatter Volksfestes wird zur Erleichterung des Verkehrs eine große Schiffsbrücke beim Bad Lenze in Berg über den Neckar gebaut. Dieselbe ist bereits fertiggestellt und führt direkt auf den Festplatz in die Querstraße.
Ans den Nachbarbezirken.
r Herrenberg, 25. Sept. (Ein guter Schuß). Der König hat auf seinem Pirschgang im Ochsenwirts Täte bet Breitenholz einen prächtigen Achtzehnender mit mächtigem Geweih erlegt. Ec war sichtlich erfreut darüber.
Freudenstadt, 24. Sept. Im Murgtalzuge wurde gestern ein etwa 30 Jahre alter Italiener festgenommen, nach welchem wegen Mordversuchs gefahndet wurde.
Landesnachrichten.
r Stuttgart, 25. Sept. (Ernennung.) Herzog Albrecht von Württemberg, General der Kavallerie und General-Inspekteur der 6. Armee-Inspektion, ist laut Wücttemdergischen Militär-Derordnungsblatt, durch K. Verfügung vom 24. Septbr.' unter Belastung ä, 1a suits des Grenadier-Regiments Königin Olga Nr. 119 und des Ulanen-Regiments König Karl Nr. 19 zum Generaloberst befördert worden.
p Stuttgart, 24. Sept. Entsprechend einem Beschluß der bürgerlichen Kollegien trat gestern ein Komitee zur Vorbereitung der Jahrhundertfeier in Stuttgart zusammen. Zum Vorsitzenden des Komitees wurde Minister a. D. Dr. o. Pischek gewählt. Es wurde beschlossen, auf Kosten der Stadt am Vorabend Höhenfeuer zu entzünden, ferner sollen kirchliche Feiern stattfinden. Am Festabend soll eine Doppelfeier gehalten werden mit Festreden, musikalischen und turnerischen Darbietungen. Die Feiern sollen in der Liederhalle und in der Rollschuhbahn gleichzeitig stattfinden. Weiter ist die Veranstaltung eines Festzuges der Jugend durch die Stadt in Aussicht genommen mit Beteiligung von Schülern und Schülerinnen vom turnpflichtigen Alter an. Im Hoftheater soll Kleists Hermannsschlacht zur Aufführung gelangen mit unentgeltlichem Eintritt sür die Jugend.
r Stuttaart, 25. Sept. (Glückwünsche.) Zu seinem gestrigen 80jährtgen Militärjubiläum hat Generalmajor a. D. o. Ringler eine große Fülle von Glückwünschen erhalten. Der König ließ durch den Generaladjutanten Frhrn. o. Starkloff ein Handschreiben überreichen. Glückwunschtelegramme trafen ferner ein von der Großherzogin
Luise von Baden, vom Herzog von Urach, vom Kriegsminister o. Marchtaler, vom komm. General o. Fabeck, vom Grafen Zeppelin, von General Freiherrn v. Bilfinger, vom Offizierskorps des Landwehrbezirks Ludwigsburg und zahlreichen anderen hohen Offizieren, von der Stadt Weingarten.
x Stuttgart, 24. Sept. Dem Generalmajor v. Ringler ist zu seinem 80jährigen Militärjubiläum vom König ein Handschreiben folgenden Inhalts zugegangen: „Wie ich höre, feiern Sie am 23. September den Tag, an welchem Sie vor 80 Jahren in die damalige Kriegsschule und damit in die Armee eingetreten sind. Ich kann es mir nicht versagen, Ihnen zu diesem seltenen Feste, das Sie durch Gottes Gnade feiern dürfen, von Herzen Glück zu wünschen. Sie sehen an diesem Tage auf eine lange und ruhmreiche Laufbahn zurück. Ihr Name wird ewig mit der württ. Heeresgeschichte verknüpft sein und ich freue mich, Ihnen an diesem Tage meinen königlichen Dank dafür aussprcchen zu können, was Sie für die Ehre und den Ruhm des württ. Heeres geleistet haben. Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß Sie diesen Tag in voller Gesundheit verleben mögen."
r Stuttgart, 23. Sept. Zu den in der letzten Zeit gemeldeten Soldatenselbstmorden schreibt heute der Staats- anzeiqer: „Die Schwäb. Tagwacht hat vor kurzem berichtet, ein Unteroffizier des Dragoner-Regiments König Nr. 26 habe sich im Manöver erschaffen. Diese Nachricht entbehrt jeder tatsächlichen Unterlage. Auch die bei der Besprechung der am 23. April bezw. 16. August erfolgten Selbstmorde zweier Dragoner der 1. bezw. 2. Eskadron desselben Regiments aufgestellte Behauptung, einer derselben sei auf Stallwache von Kameraden mißhandelt worden, ist unrichtig. Der Dragoner der 1. Eskadron — vor und während seiner Dienstzeit mehrfach bestraft — hat sich erschaffen, nachdem seine Versuche, unter falschen Vorspiegelungen und unter Drohung mit Selbstmord sich von seinen Angehörigen Geld zu verschaffen, erfolglos geblieben waren. Die eben abgeschlossene Untersuchung über den zweiten am 16. August 1913 oorgekommenen Selbstmord eines Dragoners der 2. Eskadron hat ergeben, daß der Selbstmord in keinen Beziehungen zu dem militärischen Dienste, vielmehr mit größter Wahrscheinlichkeit aus Umstände persönlicher Art zurückzuführen ist. Der Verstorbene war ein braver, bei Vorgesetzten und Kameraden beliebter Soldat und nach Aussage seiner Angehörigen mit Leib und Seele Soldat und gerne beim Regiment. Noch wenige Tage vor seinem Tode wurde er für feine tüchtiqen Leistungen als Fechter und Schütze ausgezeichnet. — Ueber den Selbstmord eines Sanitätsunter- offiziers des oben genannten Regiments ist die — in allen Fällen eines Selbstmords bezw. Versuchs eines solchen stattfindende — gerichtliche Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Es ist aber nach den bisherigen Erhebungen fast mit Sicherheit anzunehmen, daß es sich in diesem Fall überhaupt nicht um einen ernstlich beabsichtigten Selbstmord handelt.
r Stuttgart, 24. Sept. (Konkurs.) Die Konkurs- Verwaltung macht bekannt, daß das gesamte Geschäft der Firma Johannes Rominger, G. m. b. H. (Glas-, Porzellan-, Kunst- und Luxasgegenstände, sowie alle Artikel der Beleuchtungbranche) im Konkurs en bloc verkauft werden soll.
r Tübingen. 25. Sept. (Tödlicher Sturz.) Die 8 jährige Tochter Alma des Lehrers Müller in Rübgarten stürzte so unglücklich von einer Letter, daß sie mit dem Auto in die Klinik nach Tübingen verbracht werden mußte. Das arme Kind starb jedoch auf dem Heimweg.
Zum Fall Wagner.
Die „Eo. Presse-Korrespondenz" schreibt u. a. folgendes, dem man zustimmen wird:
Auch die religiöse Frage — wir muffen darauf noch mit einem Wort eingehen — ist in den Kreis der Erörterung gezogen worden. Daß sich das angesichts der Bekenntnisse des Mörders wohl kaum werde umgehen lassen, hat zuerst die „Schwäb. Tagw." ausgesprochen, indem sie ankündkgt, der Fall W. werde den „Frommen" willkommene Gelegenheit bieten, den „Unglauben für die scheußlichen Taten verantwortlich zu machen" und Propaganda für ihre Weltanschauung zu treiben. Die „Schw. Tagw." kann sich beruhigen. Die „christliche Weltanschauung hat nicht nötig, zum Erweis ihrer Berechtigung erst einen solchen Fall abzuwarten und auszunützen. Es ist im Uebrigen eine kräftige Ironie, daß in der gleichen Nummer die „Schw. Tagw." für ihre materialistische Geschichtsauffassung Kapital aus der Mühlhausener Schreckenstat schlägt, indem sie be- hauptet, daß der Mörder unter dem Zwang der heute bestehenden Ordnungen nnd Anschauungen „auf Rache sinnen mußte". Wir brauchen diese bezeichnende Probe der „wissenschaftlichen Geschichtsbetrachtung" der „Schw. Tagw." nicht näher zu beleuchten; sie hat in der Presse der verschiedensten politischen Richtungen ihre gebührende Zurückweisung erfahren.
Es wäre natürlich schief und verdiente berechtigte Zurückweisung, wollte man die Schuld an dem unerhörten Beginnen des Mörders dem „Unglauben" überhaupt zuschreiben. Es gibt viele, die der Religion fern stehen, und die trotzdem ebensowenig wie ein gläubiger Ehrist imstande gewesen wären, eine solche Tat zu begehen. Aber es darf angesichts dieser Ereignisse doch gesagt werden, daß eine lebendige Religiosität in ungezählten Lebensläufen die widernatürlichen verbrecherischen Regungen, die dann und wann im Menschen auftauchen, im Keim ertötet hat und ständig ertötet. Damit wirkt die Religion als Erziehungsfaktor von unermeßlichem Einfluß, wenn auch die Entgleisungen, die aus dem eigensten religiösen Gebiet liegen, keineswegs bestritten werden können und sollen. Diese aufbauende und erhaltende Wirkung der Religion dürfte man ruhig auch einmal vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus dankbar würdigen; es handelt sich hier einfach um eine Tatsache, die jedem einleuchten muß, der sich nicht durch Fanatismus den Blick für die Wirklichkeit des Lebens hat trüben lassen. Auch der „Schwäb. Tagw.", die doch wie sie sagt, die Religion nicht bekämpfen sondem in ihrer Bedeutung gelten lassen will, würde ein solches Zugeständnis nicht übel anstehen. Eine beschränkte Kurzsichtigkeit jedoch, die meint, die Anerkennung dieser Tatsachen mit dem sinnlosen Borwurf des „Muckertums" abschneiden zu sollen, kann man bloß aufrichtig bedauern.
Vaihingen a. E., 23. Sept. Bon den durch den Massenmörder Wagner schwerverletzten Personen sind nunmehr drei, die Frau Bader, das elfjährige Mädchen Luise
Aus den Märztagen 1848.
(Schluß.)
Bon dem nächtlichen Straßenkampf, der in der Nacht vom 18. aus den 19. März in Berlin stattfand, gibt Major O. aus seinen persönlichen Eindrücken und Beobachtungen heraus folgende Darstellung:
Im Schlosse halten sich die.meisten nicht zu den aktiven Truppen gehörenden Militärs eingefunden. Man war guten Mutes und zweifelte nicht daran, daß wenn man nur die Truppen gewähren ließe, der Aufstand entschieden niedergeschlagen werden würde; denn darüber war man klar geworden, daß dies keine Emeute von momentaner Bedeutung, sondern ein lang vorbereiteter vollständiger Auf- stand sei, der durchaus energische Maßregeln verlangte. Es war schon früher nach Frankfurt und Stettin telegraphiert und die sofortige Absendung von neuen Truppen angeordnet worden, die man sehr bald erwarten konnte. Der Oberst Schulemann erhielt den Auftrag, für die Herbeischaffung von Brot und Branntwein für die Truppen zu sorgen; und dev Kommandeuren wurde anheimgegeben, da wo es sich machen ließ, aus den besetzten Stadtteilen warme Verpflegung zu beschaffen. Der König war damals noch fest entschlossen, nicht nachzugeben; allein schon fingen allerlei Deputationen der Bürger an, den König zu bestürmen, die Truppen zurückzuziehen, mit der Versicherung,
daß dann alles Liebe und Freundschaft würde. Auch die Studenten regten sich und schickten Deputationen an den König. Sie trugen meist schwarz-rot-goldene Bänder und Kokarden, die ihnen aber im Schlöffe von uns abkomplimentiert wurden. Bei der einen Deputation war ein Kerl aus Hamburg, der ein Maul hatte wie ein zweischneidiges Schwert, und sich gebärdete, als wenn die Studentenschaft zum König stünde, wie eine Macht zur andem steht.
Inzwischen waren gleichzeitig mit den Barrikaden in der Königstraße eine Menge in den andern Stadtteilen entstanden, von denen die bedeutendsten am Alexanderplatz, an dem Köllnischen Rathause und in der Friedrichstraße an dem Durchschnitt der Tauben-, der Mohren- und der Leipzigerstraße lagen. Diese sowie die anliegenden Gebäude wurden nun am Abend und im Laufe der Nacht von den Truppen zum Teil nach einer Vorbereitung durch Granatenfeuer genommen. Da ich persönlich nur noch bei dem Sturm der Barriere am Köllnischen Rathaus und der darin liegenden Barriere anwesend war, wobei sehr scharf gesochten und im Innern des Rathauses ein Handgemenge entstand, bei dem viel Gesindel niedergemacht wurde, so übergehe ich die ferneren militärischen Operationen der Nacht, um so mehr als es schon sehr schwer ist, eine übersichtliche Beschreibung von gewöhnlichen Gefechten mit einiger Genauigkeit zu geben, dies aber ganz unmöglich wird, wenn die Rede von nächtlichen Straßengefechten ist, die sich noch auf einen so großen Raum, wie es hier der Fall war, ausdehnten. Es genüge,
wenn ich hier anführe, daß sie einen ergreifenden Eindruck machten; denn zu dem Lärm des Geschütz- und Gewehrfeuers kam das Geheul des Pöbels und das Sturmläuten der Glocken sowie der Schein von den durch den Pöbel wahnsinnigerweise in Brand gesetzten Artilleriewagenhäusern vor dem Oranienburger Tor, der königlichen Eisengießerei und einer Bude auf dem Alexanderplatz. Die Einäscherung einiger anderer Gebäude wurde versucht, aber durch einzelne Verständigere verhindert. Die Nacht war mondhell und wurde schön lau — eine wahre Frühjahrsnacht. Dies war den Truppen günstig, dagegen stellte ihnen der aufrührerische Sinn des Berliner Bürgers manche Hindernisse entgegen. So z. B. war es ein großer Uebelstand, daß, wenn die Truppen in der Verfolgung von Aufständischen begriffen waren, die Türen der Häuser zu ihrer Aufnahme geöffnet, sogleich aber wieder geschlossen wurden, wenn die Truppen nachdringen wollten. Da nun das Einschlagen der Haustüren immerhin einige Zeit in Anspruch nahm, so entkam ein großer Teil der Aufständischen. Dennoch wurden sehr viele Gefangene eingebracht und in den Kellern des königlichen Schlosses, nachdem sie vorher von Polizeibeamten durchsucht worden waren, eingesperrt. Später nahm die Zahl der Gefangenen so zu, daß die meisten durch ein Bataillon des 2. Infanterieregiments nach Spandau gebracht werden mußten.
Nach Mitternacht fing das Feuer an nachzulaffen, und um 3 Uhr hatte dasselbe ganz aufgehört. Die Truppen