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! Beilage«:
! Plauderstitbche».
* Illustr. Son»tap«blatr und
SchwSb. Landwirt.
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Tages-Nettigkeiten.
Au« Gtadt md A«t.
Nagold, 23. September 1St3.
Tagesordnung für die öffentliche Sitzung der Ge- nieindekollegien am 24. Septbr. 1913 von vorm. 8 Uhr an:
1. Feststellung einer Baulinie in der Wolssbergstraße;
2. Etatsberatung (Armenpflege, Wasserleitungekasse, Feuer-
löschkaffe, Hoch- und Tiefbauetat rc.)
Einjährige Handwerker. Aus eine Eingabe des
Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertags an das preußische, bayerische, sächsische und württembergische Kriegsministerium wegen des Erwerbs der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst durch Handwerker hat das preußische Kriegsministerium folgenden Bescheid erteilt: „Eine nach den Begriffen des Handwerks einwandfreie und saubere Arbeit kann als ausreichend für die Zulassung nicht anerkannt werden, da eine solche Arbeit von jedem sachgemäß ausgebildeten Arbeiter verlangt werden muß. Es muß daher dem pflichtgemäßen Ermessen der Ersatzbehörde dritter Instanz in jedem einzelnen Falle überlassen bleiben, ob ein Arbeiter als hervorragend im Sinne der Bestimmungen der Wehrordnung anzusehcn ist oder nicht."
Unsere Bolksbibliothek hat nunmehr, nachdem die Sommerfecien beendigt, ihren Betrieb wieder ausgenommen und bietet jetzt, da der Herbst und der Winter mit ihren langen Abenden xor der Tür st« Herr, ihre reichen Schätze an nur gutem und unterhaltendem Lesestoff allen denen an, die Freude finden an guter Lektüre. Wie aus dem Rathaus- dericht kürzlich ersehen werden konnte, hat sich die Bibliothek auch im letzten Jahr wesentlich vergrößert, und auch im Laufe dieses Sommers sind schon wieder neue, zum Teil recht ansehnliche Neuerwerbungen h^nzugekommen, so daß der ganze Bestand heute 999 Bände aufweist. Insbesondere ist es dem Bibliothekar gelungen, die schöne „Kaiser Wilhelms- Iubiläumsgabe" der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung in Berlin zu erwerben, die in 11 Bänden einen Wert von 26 ^ 90 ^ ausweist. Es find dies begreiflicherweise meist Bücher, deren Inhalt sich vorwiegend mit den geschichtlichen Ereignissen beschäftigt, an welche uns das Jahr 1913 erinnert. Als besonders wertvolle Werke aus dieser Gabe möchte ich heroorheben: Paul Meinhold „Wilhelm II 25 Jahre Kaiser und König"; Paul Herre „Deutsche Kultur im Mittelalter": Karl Siebert „300 berühmte Deutsche"; Theodor Fontane „Bor dem Stunn (1812/13)". Auch unter der reichen Spende, welche dem Bibliothekar im Januar d. I. von obiger Gesellschaft zugegangen ist und welche in 28 Bänden einen Wert von 52 ^ darstellt, sowie unter den im letzten Jahr käuflich erworbenen Büchern steckt manche edle Perle unserer deutschen Literatur, und es ist nur zu wünschen, daß recht viel Gebrauch von ihnen gemacht wird. Jedermann ist freundlich eingeladen, Bücher zu entlehnen, und mit Freuden ist der Bibliothekar bereit, jederzeit eine Besichtigung zu ermöglichen, überzeugt, daß durch solche nur neue Freunde gewonnen werden würden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich aber auch die zahlreichen Leser aus der Zeit der Gründung der Bibliothek daran erinnern,
Wie ROM eiideLt nmde.
Im Oktoberhest der von Freiherrn v. Grotchuß herausgegebenen Monatsschrift „Der Türmer" (Verlag von Greiner und Pfeiffer, Stuttgart) entwirft Peter Rosegger eine in liebevollen Strichen gehaltene Charakterzeichnung Adalbert Svobodas, der als erster das in dem Waldbauern- buben schlummernde Talent erkannte, ihm die Wege in die Oeffentlichkeit geebnet hat und dem Ringenden ein „Führer in dunkler Zeit" gewesen ist. Auf ein freundliches Er- rnutigungsschreiben kam Rosegger im Jahre 1864 nach Graz, nachdem er durch einen Bauern alle seine Schriften im Gewicht von 15 Pfund vorausgeschickt hatte. Ueber seine erste Begegnung mit Svoboda, der damals Chefredakteur der Grazer „Tagespost" war, erzählt der Dichter:
„Im Herbste besuchte ich Graz und stand selbst vor Dr. Svoboda. Da gab es folgendes Gespräch:
„Also Eie sind der Mann, der mir den Korb voll Handschriften geschickt hat? Manchmal nehmen Eie bei Ihrem Dichten wohl Bücher zu Hilfe?"
„Bücher Hab' ich halt nir gar viel, deswegen will ich mir ihrer schreiben."
„Wenn Sie Bücher hätten, würden Eie auch dann noch schreiben?"
„Weiß nit. Immer einmal kann ich abends halt nit rinschlafep. wenn ich nit ein wenig dichten tu ."
Dienstag, den 33. Septernöer
daß noch immer ihre Leserkarten lagern und des Tages harren, an welchem sie von ihren Besitzern wieder benützt werden möchten. Wie aber aus dem oben erwähnten Bericht weiter ersichtlich, ist es dem Bibliothekar dringendes Anliegen, einen gedruckten Katalog zu bekommen, um so Kenntnis von dem Bestand der Bibliothek in die weitesten Kreise zu bringen und dem Publikum das Entlehnen von Büchern zu erleichtern. Warum dies nicht schon längst geschehen, ist wohl verständlich, und ich möchte heute alle diejenigen, die selbst eine Freude an guten Büchern haben und die wissen, was für e!n Segen solche in vielen Häusern werden können, herzlich bitten, unsere Bolksbibliothek in irgend einer Weise zu unterstützen, sei es durch Entlehnen von Büchern, sei es durch Zuwendungen an guten Büchern und Zeitschriften oder auch durch Geldunterstützungen. Allen aber sei es gesagt: Komm und sieh! Bibliothekstunden jeden Samstag, ^ 1—2 Uhr im Lokal der Mädchenmittel- schule, neue Schule 1. Stock. 8.
Die Riesevorgel in der Breslauer Jahrhundert- halle. Als vor mehr als Jahresfrist das Projekt austauchte, in die Breslauer Iahrhunderthalle, die das größte Kuppcl- bauwerk der Welt werden sollte, eine Orgel einzubauen, da war man sich von vornherein darüber klar, daß auch diese Schöpfung alle früheren ihrer Art an Größe überlreffen mußte. Mit einer Großzügigkeit, welcher der Erfolg der Breslauer Iahrhundcrtausstellung im wesentlichen zu danken ist, ging der Breslauer Magistrat auch bei diesem Beginnen ans Werk. Er beauftragte den Leipziger Meisterorganisten Professor Straube, eine Disposition zu einer Riesenorgel zu schaffen. Die Firma W. Sauer in Frankfurt a. O., wohl die bedeutendste ihres Faches, erhielt den Auftrag zur Ausführung, und heute besitzen die Breslauer ein Werk, das nicht nur an Größe, sondern auch an Kkmgschönheit alle bisherigen weit übertrisst. 187 klingende Stimmen mit zusammen 15120 Pfeifen vermögen ein Konzert anzustimmen, dessen erhebender Wirkung sich keiner auf die Dauer verschließen kann. Ein neues System für die Orgeltraktur, ein Patent des Erbauers. Regierungsbaumeister Paul Walcker, hat hier die Feuerprobe seiner Tüchtigkeit bestanden. 80 km Draht, die im Innern der Orgel verwendet wurden, 11 Waggons, die zur Beförderung des Gesamtmaterials notwendig waren, 66 500 Lohnstunden an Arbeit und ein Gesamtgewicht von 50 500 kx geben als willkürlich nebeneinandergestellteZahlen vielleicht einen kleinen Begriff von der Ausdehnung des Werkes und von der Unsumme von Mühe und Arbeit, die auf seine Herstellung verwendet wurden. Am Montag erfolgte durch Professor Straube die offizielle Abnahme des vollendeten Werkes, das schon zweimal vorher, am Samstag und Sonntag in der öffentlichen Generalprobe und der Aufführung der Mahlerschcn „Symphonie der Tausend" seine gewaltigen Tonströme in die Halle fluten ließ.
Eine Wette «nd ihre Folge» im Zirkus. Dieser Tage war in Ulm der bekannte Zirkus Corty-Althoff. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einer orig. Wette. In einer Ulmer Wirtschaft saßen einige Herren beim Dämmerschoppen. Im Lauf des Gesprächs kam die Rede auch auf die bekannten Ulmer Arno-Makronen, wobei über die Größe des Gebäcks gewitzelt wurde. Dies veranlaßte den
„Sie sind Lehrling bei einem Bauernschneider?"
„Das ist g'wiß."
„Gefällt Ihnen das Handwerk?"
„O, ganz gut. Aber können tu' ich halt noch nit gar viel."
„Möchten Sie nicht lieber in die Stadt kommen und was anderes lernen?"
„Am liebsten wär's mir halt, wenn etwas von mir in die Zeitung hineingedruckt werden tät'."
Der Doktor zuckte mit dem Kopf zurück, wie immer, wenn ihn etwas unangenehm berührte.
„Lieber junger Petrus!" sagte er dann. „Bevor Sie etwas geben können, müssen Sie noch sehr viel nehmen. Daß ich von Ihnen etwas abdruckte, geschah nur. um Gönner zu suchen, die Sie ausbilden lassen Möchten. Haben Sie erst was Tüchtiges gelernt, dann reden wir weiter vom Dichten. Sie sind den langen Weg nach Graz zu Fuß gekommen?"
„Und will morgen wieder heim."
„Einstweilen ja. Aber doch nicht zu Fuß, doch auf der Eisenbahn."
„Das tragt's halt nit."
„Denn Sie werden ein großes Bündel mitnehmen. Ich gebe Ihnen Bücher mit." Er wies aus einen Stoß, der auf dem Tische lag. „Merken Sie auf! Diese Bücher mit dem roten Umschlag lesen Eie, um zu sehen, wie Sie
1913
Hersteller der Makronen, Fabrikant Arno Müller, den Spöttern eine Wette anzubieten, der zufolge er eine Makrone so groß herzustellen habe, wie sie noch kein Ulmer oder sonst jemand gesehen habe. Der zufällig anwesende Geschäftsführer des Zirkus nahm ihn beim Wort und verlangte von ihm die Einlösung seines Versprechens. .Nun war guter Rat teuer, denn die Bewohner der Stadt der „Bretzel- und Brotbäcker" sind in dieser Beziehung sehr verwöhnt. Aber der Makronenfabrikant wußte sich zu Helsen. Er stellte eine Riesenmakrone mit einem Durchmesser von 4 m und einem Gewicht von 340 Pfund her, die von acht Männern offen durch die Stadt transportiert werden mußte und allenthalben großes Staunen hervorrief. Nicht weniger wie 900 Eier, 100 Pfd. Marzipcn und 70 Psd. Schokolade waren zur Herstellung des Rkesengebäckes erforderlich, das am Abend unter den Zirkusbesuchern verteilt wurde. Die Wette war glänzend, gewonnen.
'W' Wildberg, 22. Sept. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von Nah und Fern und vom Wetter recht begünstigt nahm das S-chäserfest einen schönen Verlauf. Erfreulich war, daß der Verband süddeutscher Schäsereibesitzer eine allgemeine Schäfervrrsammlung angeordnet hatte, so daß wie vor alters eine Art Schäfergericht gehalten werden konnte. Der Derbandssekretär Körner- Stuttgart erstattete Bericht und leitete die Verhandlungen, und mancherlei Anregungen wurden durch die zahlreich erschienenen Schäfer gegeben. Während der Versammlung stellte sich ein gegen andem Jahren außerordentlich großer Festzug auf. In der seit langer Zeit feststehenden Ordnung bewegte sich der Festzug durch die Stadt, wobei fröhlicher Singsang von den Schäfern oder lustige Märsche der Stadtkapelle gehört wurden. Die Festwagen, die als belebendes Moment angeschlossen waren, erregten allgemeine Bewunderung. Da kam ein schmuckes Schwarzwaldhäuschen und dabei eine Anzahl echter Schwarzwälder und Schwarzwälderinnen. Voraus marschierten verschiedene Paare in Trachten aus der näheren und weiteren Umgebung Wildbergs. Ein weiterer Wagen, im Auftrag der Stadt gefertigt, deutete die Verarbeitung der Wolle an. Schmucke Mädel und Mädelchen saßen unter bunten Bogen und spannen, strickten oder taten sonst etwas mit der Wolle. Treulich hütete der Schäfer sein Schäfchen und die Wollschererin ließ munter die Schere klappern. Als Motto hing ein Schild vorn am Wagen und hatte dieses Sprüchlein:
„Das Schaf ist ein grundgutes Tier,
Gern läßt es seine Wolle dir.
Draus macht dir 'ne kund'ge Hand
Röck, Strümpfe und noch allerhand."
Der dritte Wagen zeigte in heiterer Weise verschiedene Gewerbe, die in unserer Stadt vertreten sind. Weil Wildberg viele Pflästerer beherbergt, ließen sichs diese nicht nehmen, ihre Kunst auf einem besonderen Wagen zu zeigen. Die mancherlei Trachten und Kostüme boten ein sehr farbenreiches Bild und waren so eine kleine Trachtenausstellung. Dem Arbeiterverein, der die drei andern Wagen anfertigte, gehört besonderer Dank gesagt für diese schöne Darbietung. Aus dem Festplatz wurden alle Spiele von den Zuschauem mit lebhaftem Interesse verfolgt. Von den Mauem des
nicht dichten sollen, und die gebundenen lesen Sie, um zu sehen, wie man's machen soll. Nachschreiben auch diese nicht, nur den Geschmack damit bilden." Die elfteren — einige neue Romane, wie sie zur Besprechung an Zeitungen geschickt zu werden pflegen, die letzteren Klassiker.
Als diese Bücher in ein großes Bündel gebunden waren, sagte Svoboda zu mir: „Dann noch etwas, Petrus! Ihre Jacke, die Sie anhaben, ist so weit zwar ganz sauber, aber etwas zu dünn für schlecht Wetter, — erlauben Sie!" Damit zog er seinen schwarzen Rock mit dem roten Seiden- futter aus, so daß er einen Augenblick in Hemdärmeln war, bis er in ein Hauskleid schlüpfte. Den Rock hat er mir an den Leib gestreift. „Geben Sie bloß acht, daß Sie nichts verlieren, in der Brusttaschc haben Sie ein kleines Portefeuille!"
Als ich nachher die Treppe Hinabstieg, war ich doch begierig, was das ist — ein Portefeuille.
Das war meine erste Begegnung mit diesem Manne, der cs buchstäblich zustande brachte, für seinen Nächsten den Rock auszuziehen und hinzugeben. —
Ans der „Münchener Jugend". In einem besonders segensreichen Jahre bringt der Gutsoerwaller dem Herrn Baron ganz enorm große Kartoffeln, die auf den herrschaftlichen Feldern angebaut worden sind. Der Baron wiegt solch eine, fast kopfgroße Frucht in der Hand und spricht: „Fatal! Aeußerst fatal!"