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87. Jahrgang.

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Montag, dm 8. Septemker

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Beilage«: Plauderstilbcheo, Mustr. Sonatapablatt u«L

Schwäb.-Landwirt.

191S

Die neuen Krebsheilmittel Radium und Mesothorium.

Zur geplante« Hlatiorrakspende.

Von

Dr. R. Koch»Hesse.

Selten hat die Erfindung eines neuen Heilmittels in kurzer Zeit derartig das öffentliche Interesse in Anspruch genommen, wie die Bekanntgabe der wunderbaren Heiler­folge, die mit der Anwendung von Radium und Mesotho­rium gegen Krebsgewächse erreicht worden sind. Wenige Monate sind erst seit dem Austauchen diestr so vielen Ret­tung verheißenden Nachricht verflossen und schon hat sich das preußische Kultusministerium, von allen Seiten dazu gedrängt, veranlaßt gesehen, für 350000 Mark 1 Gramm Radium anzukausen und 800000 Mark zur weiteren Be­schaffung von Radium und Mesothorium in den nächstjäh­rigen Etat einzustellen. Ja, es sind sogar Bestrebungen im Ginge, eine Nationalspende ins Leben zu rufen, um die Aufwendungen der Regierungen und der größeren Städte, wie z. B. Berlin und Frankfurt a. M. zu ergänzen.

Die Wirkung dieser neuen Heilmittel beruht auf ihrer sogen. Radioaktivität, dieser merkwürdigen Eigenschaft einiger Substanzen, von sich selbst aus unaufhörlich, in anscheinend unverminderter Stärke, dem Auge unsichtbare Strahlen auszusenden. Es war km Jahre 1896, ein Jahr nach der Entdeckung der Röntgenstiahlen, als der Franzose Henri Becquerel an dem der Chemie schon lange bekannten Ele­mentUran" eigentümliche Strahlungen bemerkte, die ebenso wie die Röntgenstrahlcn durch Holz, Kautschuk, dünne Metallplatten rc. hindurchgingen. Bier Jahre später fand die bekannte französische Physikerin Frau Curie als Zerfallsprodukt de« Uran ein andres Element, dasR a- dium". welches die Strahlungskraft des Uran noch ganz erheblich übertraf.

Beide Entdeckungen riefen das größte Aussehen hervor. Das bisher als unumstößlich geltende Gesetz von der Er­haltung der Kraft, schien über den Haufen geworfen zu fein. Das uralte Problem des xsrxvtuum mobile, die Erfindung einer von selbst unaufhörlich laufenden Maschine, war scheinbar der Lösung nahe. Denn während die Rönt- genstrahlen nur durch Zufuhr elektrischer Kraft erzeugt werden konnten, vermochten diese radioaktiven Substanzen unnaufhörlich Jahr für Jahr ihre wunderbaren Strahlen die auch nur Krastäußerungen sind an die Umgebung abzugeben. Heute allerdings wissen wir, daß auch ihr Krastvorrat nicht unerschöpflich, wenn auch riesengroß ist. Auch sie zerfallen allmählich, das Uran allerdings erst inner­halb einer unermeßlich großen Zeitperiode, die auf sieden Milliarden Jahre geschätzt wird, das Radiumschon" nach ca 1760 Jahren, von dem Zeitpunkt seiner Entstehung aus dem Muiterelement Uran ab gerechnet.

I Schon bald nach der Entdeckung der radioaktiven Wirkung des Urans im Jahrs 1898, hatte man an einem anderen auch an sich längst bekannten Element, dem Thorium" die gleiche Eigenschaft bemerkt. Dieser Körper wird zur Fabrikation der Auer'schen Gasglühlicht­strümpfe verwandt. Aus den Abfällen dieser Fabrikation wurde von dem Berliner Forscher Otto Hahn ein neues radioaktives Element, dasMesothorium" isoliert. Sein Strahlungsvermögen erwies sich noch etwa 300fach stärker als das des Radium, wogegen seine Lebensdauer nur etwa 40 Jahre beträgt.

Diese radioaktiven Strahlungen lasten sich aus mehr­fache Art seststellen. Zunächst auf photographischem Wege: wenn man einen dieser Körper in die Nähe einer selbst gut verpackten photographischen Platte bringt, so zeigt sich aus dieser nach Verlauf einer gewissen Zeit das Abbild des Körpers, ein Zeichen, daß von diesem ans chemisch­wirkende Strahlen auf die lichtempfindliche Platte einge­drungen sind. Ferner auf elektrischem Wege: die radio­aktiven Strahlen vermögen trockene Luft, die Etektrizität schlecht leitet, zu einem sehr guten Leiter umzugestalten. Nach der Intensität dieses der Luft beigebrachten Leitungs­vermögens kann sogar durch besondere Instrumente die Stärke der Strahlungen gemessen werden. Endlich lassen sich die Strahlen noch durch Lichterregung auf einen Leucht­schirm, wie er auch bei Röntgenuntersuchungen verwand wird, seststellen. Dieser wird durch das Austreffen durch den an sich unsichtbaren Strahlen zum Aufleuchten gebracht.

Ferner äußert sich die radioaktive Kraft in ununter­brochener Wärmewirkung dieser Körper. So liefert z. B. 1 Gramm Radium in der Stunde ca. 100 Wttrmekalorien, d. h. eine Wärmemenge, die ausreichen würde, um 1 Gramm Wasser von Null Grad aus 100 Grad zu erhitzen.

Auf lebende Organismen üben die Strahlen verschieden­artige physiologische Einflüsse aus. Hierdurch erklärt sich die bis dahin so wunderbar erscheinende Tatsache, daß viele Quellen ihre besondere Heilkraft auf den menschlichen Körper nur dann in voller Wirkung zeigen, wenn sie an Ort und Stelle getrunken werden, ehe ihre radioaktive Kraft aus­gestrahlt ist.

Besonders stark wirken die Strahlen des Radiums und des Mesothoriums auf die Haut und die unter ihr befindlichen Gewebe. Hierdurch kam man auf den Gedanken, ihre Wirkung zur Beseitigung des Krebses zu verwenden.

Nach der Durchdringungskraft und anderer besonderer Eigenschaften der Strahlen unterscheidet man drei Strahlen- typen des Radiums und Mesothoriums. Sie werden nach den ersten Buchstaben des griechischen Alphabets Alpha, Beta und Gamma benannt.

Die Alphastrahlen werden bereits von dünner Pappe zurückgehalten und dringen nur ganz oberflächlich in die Haut ein. Sie kommen deshalb für die Krebsheilung kaum in Frage.

Erheblich stärker ist schon die Durchdringungskraft der

Me Vorbildung ter Zuurmlifte«.

Km Wort «vier vier Zuge«.

Ergriffen von Wippchen.

Wenn ich niemals einen Hut gehabt hätte, so würde ich ihn doch vor Lessing ziehen, vor diesem großen Dichter und Kritiker, dem die Bühne so viel verdankt, auch jetzt noch, wo seine großen Werke sich kaum noch für den Zirkus eignen werden. Und wenn man eines Abends eines seiner unsterblichen Zugstücke im Zirkus in Szene setzte, so würden mich nicht hundert Pferde hineinziehen, so vollkommen ein einziges Vieser edlen Tiere hierzu genügte. Ja, wenn Les- sing in seiner Emilia Galotti nicht gesagt hätte, Raphael wäre ein großer Maler geworden, selbst wenn er ohne Hände auf die Welt gekommen wäre, so wüßte ich doch keinen Dichter zu nennen, der es außer Lesstng gesagt haben könnte. Denn das Wort ist eines der schönsten geflügelten Worte Büchmanns.

Wer dieses tiefe Wort nur mit dem Verstände liest, wird es noch tiefer bedauern, daß ein Mann wie Raphael ohne Hände das Licht der Welt hätte erblicken, also eine Mißgeburt hätte sein können, wie sie nicht mtser zu denken wäre. Man wird sagen, ein großer Maler ohne Hände sei kein angenehmer Anblick, trauriger als der eines Ballet­tänzers, der ohne Füße ins Leben trat. Denn solchem Künstler kann man verzeihen Sie däs harte Wort! ausweichen. Welcher Zeitgenosse Raphaels aber konnte das wollen oder wagen?"

Bei dem Namen Raphael fallen mir natürlich die modernen Maler nicht ein. Wenn sie mir aber einfielen,

so würde ich sagen:Die Eutoristen, Kubisten, Rabulisten, Renommisten, Kopisten, Großtueristen und Fanfaronisten wären keine großen Maler geworden, selbst wenn sie statt mit zwei mit vier Händen auf die Welt gekommen wären. Raphael war eben der geborene Maler."

Und nun komme ich zu den Seminarien, in welchen der junge Mann, gewissermaßen als «tuüiosus zonrnalias, Journalist kernen soll. Das ist aber ausgeschlossen, wie ein Mieter, der mitten in der Nacht nach Hause kommt. Der Journalist ist ein geborener Journalist, öderes ist überhaupt keiner. Man frage jeden ^ortiruu, und der wird non üLtao antworten. Der geborene Journalist schickt nach 15 Jahren oder noch später eine kleine durch zahlreiche Ver­stöße gegen die Grammatik spannende Novelle an eine Re­daktion und erhält sein Manuskript mit bekanntlich wenden­der Post zurück. Grund: Raummangel. Hierauf schickt er dieselbe Novelle an eine andere Redaktion, die sie ihm gleichfalls zurücksendet. Grund: Ueberfluß an Material. Aber sein Eifer, den Beruf zu verfehlen, wird dadurch nur noch blinder. Er erfindet eine allgemein bekannte Lokal- notiz von einem entflogenen Papagei, welchen er in einen Kakadu und Schoßvogel einer verarmten Familie verwan­delt, sendet dies Manuskript an eine dritte Redaktion, und diese fordert ihn schon am cmdern Morgen auf. auch ferner für ihren lokalen Teil milzuarbeiten und zwar für letzte Nachrichten, Briefe aus dem Publikum, Iubilare, Konzerte, Automalheur, Dachstuhlbrände und Hoteldiebstähle. Bon diesem Augenblick an ist er Journalist.

So taten, wenn nicht alle, so doch viele meiner Kol­legen den ersten Spatenstich zum Vertreter der öffentlichen Meinung, ja. zur Wiege eines Portefeuille, aber auch als Minister wird der einstige Journalist gerne der schönen Tage

Betastrahlen, die durch mehrere Millimeter starke Metall- platten hindurchgehen, aber nur bis zu einer Tiefe von 34 Zentimeter in den menschlichen Körper eindringen. Sie können deshalb nur zur Behandlung von Krebsgewächsen benutzt werden, die oberflächlich liegen.

Die Gammastrahlen endlich sind so kräftig, daß die durch mehrere Zentimeter starke Bleiplatten hindurchdringen. Sie vermögen deshalb auch aus tteferliegende Krebsherde einzuwirken.

Die Behandlung der Krebskranken erfolgt im allge­meinen in der Weise, daß man die mit Radium oder Meso­thorium gefüllten Metallröhren möglichst nahe an die erkrankten Körperfüllen heranbringt. Da für einen Kranken 50 bis 200 Milligramm erforderlich sind, so können mit einem Gramm Mesothorium oder Radium, wie es soeben vom preußischen Staat angekaust ist, gleichzeitig nur verhältnis­mäßig wenige Personen behandelt werden, nacheinander aber unzählige von Kranken. Denn das Mesothorium büßt seine Wirkung zur Hälfte erst in ca. 20 Jahren, das Radium, wie gesagt, erst in ca. 1760 Fahren ein.

Dem Wunsche, die beiden wundertätigen Elemente in größeren Mengen der leidenden Menschheit zur Verfügung zu stellen, steht leider ihr seltenes Vorkommen in der Natur und die Kostspieligkeit ihrer Gewinnung im Wege. Das Radium wird säst ausschließlich und zwar in verhältnismäßig minimalen Mengen aus derPechblende" isoliert, die im sächsisch-böhmischen Erzgebirge bergmännisch gewonnen wird. Auf österreichischem Gebiete steht die Radiumherstellung unter staatlicher Kontrolle. Das Mesothorium wird zusammen mit dem Thorium, dessen Zerfallsprodukt es ist, aus dem sogen.Monazitsand", gewonnen, der hauptsächlich in Süd­amerika vorkommt. Die sehr kostspielige Verarbeitung von 10 Zentner 5prozentigem Monazitsand ergibt erst ein Milli­gramm, also den tausendste« Teil eines Gramms Meso­thoriums. Daraus erklärt sich für beide Stoffe ihr ungeheuer hoher Preis und die großen Geldopfer, die zu ihrer An­schaffung von Staat und Stadt und großdenkenden Privat­leuten gebracht werden müssen.

Die bisher mit den Radium- und Mesothorium-Strahlen besonders bei Gebärmutterkrebs unternommenen Heilungs­versuche haben sehr günstige Resultate ergeben, sogar bei Erkrankungen, die operativ nicht mehr zu behandeln waren. In mehreren solchen Fällen waren die Frauen schon nach wenigen Monaten vollkommen von Beschwerden frei und im Vollbesitz ihrer Kräfte. Die Zukunft muß ja nun zeigen, ob sich nicht auch hier, wie nach den meisten Operationen im Laufe einiger Jahre, Rückfälle einstellen. Erst nach dem Verlause von 35 Jahren kann nach den bisherigen Er­fahrungen ein Krebskranker als definitiv geheilt angesehen werden. Bon hervorragenden Forschern wird die Ansicht vertreten, daß die Chirurgie durch die Strahlenbehandlung nicht verdrängt wird, sondern daß sich beide gegenseitig er­gänzen müssen. Nach erfolgter Operation soll die operative Stelle einer längeren Bestrahlungsbehandlung ausgesetzt

sich erinnern, wo er Nach- wie Vorschuß brauchte, forderte und erhielt und glücklich war, wenn er nach Schluß der Redaktion statt aus der Haut tn's Freie fuhr. Wohl kann es den einstigen Ioumalist stolz machen, daß er als Minister jetzt, selbst wenn er müde ist und sitzen möchte, dem Throne nahe steht. Auch kann ich mir denken, daß es schön ist, statt Herr Doktor, den man vielleicht gar nicht gemacht hat, Exzellenz angeredet zu werden, und immer die Aussicht hat, plötzlich in den Bonstand erhoben oder Ritter zu werden, ohne jemals ein Pferd, selbst angeseili, bestiegen zu haben. Aber der vormalige Journalist wird doch nie den Füllhalter vergessen, mit dessen Hilfe er einst das sauberste Papier in ein Manuskript zu verwandeln pflegte. (Schluß folgt.)

AbgefLhrt. In derJugend" wird folgendes Geschichtchen erzählt: In einer norddeutschen Universitäts­stadt werdendie neueingestellten Einjährigen einem Leutnant zur ersten Ausbildung überwiesen. Als die Einjährigen nun zum erstemnale bei ihm antreten, komman­diert er:

Analphabeten vortretcn!"

Keiner rührt sich natürlich.

Aeh meine natürlich mit Analphabeten solche, die - kein Abiturium haben!"

Einer tritt jetzt hervor.

Warum haben Sie denn kein Abitur?" fragt der Leutnant etwas von oben herab.

Zu Befehl, Herr Leutnant; aber ich wollte anfangs Offizier werden, und d a brauchte ich ja das Abiturium nicht.

Der Leutnant hat nie wieder von Analphabeten ge­sprochen.