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Fernsprecher Nr. LL.

87. Jahrgang.

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Aeue Bestellungen

aus den täglich erscheinenden Gesellschafter mit dem Planderftübchen, dem Illustrierten Sonntagsblatt

und dem zweimal monatlich erscheinenden Schwäbischen Landwirt werden fortwährend von allen Postanstalten und Postboten, von unserer Geschäftsstelle und den Austräger­innen cntgeqengenommen.

Vom Evangelischen Qberschulrat ist am 29. August je eine ständige Lehrstelle in Wart, OA. Nagold, dem Unterlehrer Friedrich Kehrer an der Paulinenpflege in Stuttgart, und in Möhringen, OA. Stutt­gart, dem Hauptlehrrr Schwegler in Walddorf, OA, Nagold, über­tragen worden.

Tager-Renigkeite«.

<u» Ltadt Md Amt.

Nagold, I. September IS13.

^ Der Militär- und Veteranen»» erei« hielt am gestrigen Sonntag nachmittags 4 Uhr eine Plenarver­sammlung verbunden mit Sedansseier im Gast- Hof zum Rößle ab. Der Vorstand eröffnete die Versamm­lung mit begrüßenden Worten und betonte daß es für ihn besonders erfreulich sei, daß auch die Kameraden vom Kgl. Militärgenesungsheim Waldeck in so zahlreicher Weise er­schienen seien. Der Bezirksobmann Lanütagsabgeordneler Schaible beleuchtete in einer schönen Ansprache die Tage von Sedan im Jahre 1870 wie dort die Grundlage zum einigen deutschen Reiche geschaffen wurde. Er streifte auch die Zeit der Napoleonischen Gewaltherrschaft, wo Deutsch­land in Schmach und Zerrissenheit darnicderlag, wo man sich im Ausland schämte, Deutscher zu sein. Wie ganz anders sei es heutzutage, wo durch die weise, friedliebende Politik unseres Kaisers, ein machtvolles Reich emporgeblüht sei, gegründet auf den Schlachtfeldern Frankreichs und be­stegelt mit dem Blute unserer tapferen Väter. Er appellierte an die jüngeren Kameraden, jederzeit treu zur Sache zu halten, so daß der große Geist der Vaterlandsliebe, der Kameradschaft im Mil.-Deretnsleben immer weiter gepflegt werde. Er schloß seine markige Ansprache mit einem Hoch aus den obersten Bundesfeldherrn S. M. den Kaiser. Durch Gesang patriotischer Lieder und humoristische Vor­tröge eines Kameraden vom Waldeck unterhielt man sich in gemütlicher Weise.

Landesnachrichtcrr.

x Stuttgart, 30. Aug. Der Minister des Innern, Dr. v. Fleischhauer, besichtigte gestern mit dem Staats- tschmker für das öffentliche Wasseroersorgungswesen, Baurat Groß, die Arbeiten der Landeswasserversorgung bei Beuteksbach und Essingen, wo zur Zeit die Rohrverlegung im Gange ist, sowie bei Niederstotzingen. Während der Mittagspause in Aalen wurde das Hüttenwerk Waffer­alfingen unter Führung des Werksvmstands, Bergrats Herzog, einer Besichtigung unterzogen.

r Stuttgart, 30. Aug. (Der erschossene Fremden- legionär.) Zn der Meldung, daß die Reiche regierung sich an die wüittemdergische Staatsregierung gewandt habe, um Lurch sie von der mutmaßlichen Mutter des erschossenen

Ernste Tage vor hundert Zähren.

(Aus den Lebenseiinnerungen von Ludwig Richter, erschienen bei Max Hesse, Leipzig.)

Ende August 1813 näherten sich die Alliierten mit einem Heere von 200 000 Mann Dresden. Am 25. donnerten die Kanonen in der nächsten Umgebung. Des Nachts leuchteten die Wachtfeuer der Russen und Oesterreicher von den An­höhen, und die Leute fürchteten einen Sturm auf die Stadt. Kanonen rollten durch die finsteren Straßen, es war ein unheimliches Treiben und Getöse in dieser schauerlichen Nacht, das clten Bewohnern den Schlaf verscheuchte. Mit Angst und Spannung wartete man der Dinge, die da kommen sollten.

Endlich brach der Morgen an, und bald erzählte man, Napoleon komme von Bautzen her an der Spitze der großen Armee. Nachmittags kamen denn auch die Regimenter im Eilmarsch die breite Amalienstraße herab, und ich kies Hin­untex und postierte mich an ein Eckhaus, um alles in der Nähe zu sehen. Wie erschöpft sahen die armen Menschen aus, welche zehn Meilen ohne Rast marschiert waren, bleich, hohläugig, ganz mii Staub überzogen; viele riefen im Borüdereilen mit heiserer Stimme nach Wasser, das ihnen niemand reichen konnte, denn es ging unaufhaltsam rasch vorwärts.

Montag, dm 1. Septernöer

Fremdenlegionärs Schweizer-Müller weitere Unterlagen zur Verfolgung der Angelegenheit zu erhallen, kann die Württ. Ztg. Mitteilen, daß der hier in der Böblingerstraße woh­nenden Frau Schweizer keinerlei Anfragen von irgend einer Seite eingelausen sind.

r Stuttgart, 28. Aug. (Der albanische Thron.) Die Frage der Kandidatur Wied für den albanischen Thron tritt gegenwärtig wieder ernsthaft in den Vordergrund. In offiziellen Kreisen wird versichert, daß die Mächte mit der Kandidatur des Fürsten v. Wied für den Thron von Albanien, mit Rücksicht aus die vielen Sympathien und verwandschaft- lichen Beziehungen zwischen Rumänien und den Albaniern und Mazedoniern, jetzt ihr Einverständnis erklärt hatten. Nach Informationen handelt es sich aber nicht um den Fürsten Friedrich zu Wied, den Schwiegersohn unseres Königs, sondern um seinen 1876 geborenen, mit der Prin­zessin von Schönburg-Waldenburg vermählten Bruder Prinz Wilhelm zu Wied, der gegenwärtig Hauptmann im preuß. Generalstab ist. Man wird gut daran tun, diese Nachricht mit Vorsicht aufzunehmen.

r Baiersbronu, 30. Aug. (Grundsteinlegung des Rinkenkopsturmes.) Gestern nachmittag 4 Uhr wurde die Feier der Grundsteinlegung des Rinkenkopsturmes, bei der Mitglieder der Schwarzwaldbezirksvereine von Freudenstadt, Mittel- und Lbertal, Klosterreichenbach u. a. vertreten waren, vorgenommen. Ein Hauptverdtenst um das Zustandekom­men des eine neue wundervolle Rundsicht gewährenden Turmes hat sich Oberförster Kaißer-Baiersbronn erworben, der zum Bedauern der Murgtaldewohner in diesen Tagen von Baiersbronu scheid« und als Oberförster nach Crails­heim überfiedell.

r Marbach, 31. Aug. (Sicherheitspolizei.) Das hiesige Oderami hat sich veranlaßt gesehen, folgende An­weisung zu erlaffen. In letzter Zeit haben sich im nordöst­lichen Teil des Oberamtsdezirks strafbare Handlungen gegen die Sicherheit der Person und des Eigentums, sowie ge­meingefährliche Vergehen in einer Weise gemehrt, daß ein besonders tatkräftiges Vorgehen der Polizeiorgan« des Be­zirks angezeigt erscheint. Die örtlichen Polizeibediensteten und die staatlichen Polizeiorgane sind angewiesen worden, durch erhöhte Wachsamkeit und durch vermehrte Streifen in Fühlung mit der Landjägermannschast der benachbarten Oberamtsbezirke für die Sicherheit zu sorgen. Es handelt sich um die Untat einer regelrechten Räuberbande, die sich in den Wäldern des Oberamts umhertreibt und zahlreich« Einbrüche, Brandstiftungen, ja sogar Schießereien verübt, wobei bereits zwei Personen verwundet wurden.

r Tuttlingen, 28. Aug. Die neuentdeckte Stephans­höhle bei Kölbingen wird zur Zeit von Fremden viel be­sucht. Sie ist in der Tal eine Sehenswürdigkeit und ist wohl eine der schönsten Höhlen der Alb. Alles ist noch unversehrt erhalten. Den Zugang nimmt man am besten von Station Mühlheim aus. Die Höhle selbst liegt auf der linken Seite des Hinteltales, unweii der Langenselsenhöhle.

r Uutermarchtal, 29. Aug. Gestern nachmittag er­hielt das 13j8hriqe Töchterchen des Schremermeifters Acker­mann hier vom Munderkingsr Markt eine Puppe, die es nachmittags beim Baden in der Donau schwimmen ließ. Der Fluß drohte die Puppe forkzunehmen. Beim Versuch, die-

Immer neues Trommelgeraffel und Feldmusik ver­kündete neue Abteilungen. Plötzlich sah ich erneu Trupp glänzender Generale und höherer Offiziere, und ihnen voran, ruhig vor sich hinsehend, wie ein Bild von Erz den Kaiser, ganz so, wie sein Bild typisch geworden ist: der kleine, dreieckige Hut, der graue Ueberrock, der Schimmel, den er ritt. Ich gaffte den Gewaltigen mit großen Augen an. und obwohl ich weiter nichts begriff, als daß er der Manu sei, um den sich alles drehe, wie um eine bewegende Sonne, so habe ich doch den Ausdruck dieses Gesichts"nicht vergessen. Ein unbewegliches und unbewegtes Gesicht, ernst und fest in sich gesammelt, doch ohne Spannung. Sein Ich war die Welt, die Dinge um ihn nur Zahlen, mit denen er rechnete. Schon donnerten die Kanonen; denn man stürmte die Schanzen vor dem Ziegelschlage, und jetzt führte er Tausende von Ziffern ihnen entgegen.

Ich lies nun schnell hinauf zum Vater, und dieser stieg mit mir und anderen Hausbewohnern auf den Dach­boden, wo wir durch die kleinen Fenster die Gegend nach Blasewitz, den Großen Garten und Räcknitz übersehen konnten. Die Kanonade hatte schon begonnen, und cs entwickelten sich immer mehr die dunklen Linien der Infanterie, welche sich ausstellten. Endlich begann auch das Musketenfcuer, ein fortwährendes Knattern, unterbrochen von dem ferneren und näheren Donner des Geschützes. Lange Streifen Pulver- dampses stiegen über den Linien der Infanterie aus, und

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Fernsprecher Nr. 28.

Anzeige n-Drtikhr jttr die einspell. Zelle an» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung IS 4. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilage«: Plmidersttibchr», Iüustr. Sematapsblatt und

Schwäb. randwirt.

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selbe zu reiten, kam das Kind in die tiefe Strömung und ertrank. Ein Bahnwärter, des Schwimmens unkundig, mußte das herzzereißende Unglück mit ansehen, ohne Helsen zu können.

Die Sonderstatistik über die Einkommensteuer- pflichtigen in Württemberg nach Erwerbsklaflen «nd Einkommensgruppen.

Auf Grund einer Indioidualerhcbung aus sden Ein­kommensteuerlisten auf 1. April 1910 wurde im Auftrag des K. Finanzministeriums von dem K. Steuerkollegium Abteilung für direkte Steuern eine Sonderstatistik nach 6 Erwerbsklaffen, d. h. Klassen, in denen auf die betreffende Haupteinkommensquelle mindestens 60°/« des Gesamtertrags sämtlicher Einkommensquellen entfallen, angestellt. Diese 6 Erwerbsklaffen find unterschieden in 4. Landwirte. L Forst­wirte. L Gebäudebesitzer, O Gewerbetreibende, L Rentner, 8 Angestellte und Arbeiter einschließlich freie Berufe. Eine 7. Klaffe O erfaßt die Träger von Mischeinkommen (ohne eine Einkommensquelle mit mindestens 60°/» der gesamten Quellenerträge). Innerhalb dieser Erwerbsklaffen sind wie- der 7 Einkommensgruppen gebildet, und zwar Gruppe I mit Einkommen bis 949 -4, II von 950 bis 1699 III von 1700 bis 2599 IV von 2600 bis 5999 -4. V von 6000 bis 9999 VI von 10 000 bis 29000 VII von 30 000 und mehr Einkommen. Württemberg zählt nach dieser Statistik im ganzen 703 523 Eingeschätzte, von denen 132437 den Erwerbsklassen 4, 337 L, 4764 L, 75573 I), 28186 L. 416 775 k und 46451 6 zufallen. Nach Ein- Kommengruppen entfallen auf l. 276 234, II. 254625, III. 99536, IV. 59181, V. 8533, VI. 5057 und VII. 1357 Eingeschätzte.

Im Bezirk Nagold find es 6266 Eingeschätzte, von denen Landwirte (4.) 1653, Forstwirte (ö) 5, Gebäude- besitzer (6) 5. Gewerbetreibende (v) 1037. Rentner (H 238, Angestellte und Arbeiter und stete Berufe (kh 2472 Misch­einkommen («t) 855 sind.

Die Gliederung nach Einkommensgruppen bei der Be­zirkstabelle war aus inneren Gründen nach den drei untersten Einkommensgruppen vorzunehmen und insgesamt die Zahl der Einkommensgruppen I bis VII festzustellen.

Im Bezirk Nagold sind von den Eingeschätzlen Landwirte (4)

in Gruppe I 640 II 826 III 152 IVII 1653. Forstbeamte (8)

in Gruppe I 2 II III IVII

Gebäudebesitzer (6)

in Gruppe! 5 I! III IVII

Gewerbetreibende (v)

in Gruppei 301 II 367 III 184 IVII 1037.

Rentner (L)

in Gruppe I 132 II 50 III 29 IVII 238.

Angestellte (k)

in Gruppe 11586 II 584 III 148 IVII 2473. Mischeinkommen (6)

in Gruppe I 335 II 351 III 94 IVII 855.

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r Ulm, 31. Aug. (Mit der Ulmer Schachtel nach Wien). Die Uimer Schachtel, mit der auch Heuer der Privatdozent Dr. E. Hahn aus Berlin in Begleitung

dicke Wolkenmaffen da, wo Batterien standen. Der Kampf wurde heftiger und gewaltiger, es war zuletzt ein Knattern. Krachen und Tosen grauenhafter Art, ohne die geringste Unterbrechung. Das Dorf Strehlen, welches vor uns lag, ging in Feuer auf. Es war von Russen besetzt, und die Granaten der Franzosen schaffen es in Brand.

Da aber nun einzelne Kanonenkugeln auch in unsere Nachbardächer einzuschlagcn begannen und Ziegel- und Sparrwerksplüter umhcrslogen, ja eine Granate in eine Stube des Hinterhauses schlug und zurückprallend im Hose zerplatzte, so eilte alles, was Beine hatte, in den Keller, wo man vor den Kugeln gesichert war. Da saß denn die ganze bunte Gesellschaft der der höchst spärlichen Beleuchtung eines Küchenlämpchens im Kreise herum auf Fässern, Kisten und Klötzen, wie es sich eben machen wollte, und besprachen ihre Not und trösteten sich gemeinsam; es war eine kleine Rembrandtsche Szene. Besonders erinnerlich sind mir die Gestalten des alten Magisters Erbstein, der Frau Naumann und einer lustigen, hübschen Bierfchrötersfrau. Dann und wann schlich sich einer der Hausväter kundschaftend hinaus. Die Straßen waren öde und leer, wie ausgestorben, aber ein dumpfes, fernes Donnern, vom näheren Krachen der Geschütze unterbrochen, rollte unaufhörlich um die geängfiigte Stadt. In dem Kühlen und düsteren Kellerraum wurde es für die Länge unerträglich. Innerlich waren alle in höchster Spannung und Erregung, äußerlich aber so ganz untätig.

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