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Fernsprecher Nr. 2S. 87. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
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Donnerstag, den 31. August
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Am 18. August 1913 ist vom Evangelischen Oberschulrat die Fachlehrerin Wilhelmine Braun an der Mittelschule in Calw aus Lebenszeit angestellt worden.
TKge--Nenigkeiterr.
Aus Stadt Md Amt.
Nagold, 21. August 1913.
* Vom Rathaus. Sitzung des Gemeinderats. Vergeben wird das Brechen der Steine im Steinbruch Mittkerbergle an den Bewerber Martin Oesterle von Unter- jettingen zu 95 ^ den edm. ab 1. Jan. 1914; die Akkord- dedingungen werden verlesen. — Durch Vermittlung des Stadrbauamts. reichen die Stadttaglöhner ein Gesuch ein wegen Erhöhung der Taglöhne um 30 mit Berufung auf die teurere Lebenshaltung. Nach eingehender Besprechung der Sachlage wird beschlossen das Gesuch bis zur Etatsberatung im Frühjahr 1914 zurückzustellen und den Gesuchsiellern das Stundenlohnsystem mit stufenweiser Erhöhung der Löhne in Aussicht zu stellen. — Zu dem Baugesuch von Flaschnermeister Kehle hat das Kollegium nach den vorgelegten Plänen nichts einzuwenden. — Verlesen wird ein Erlaß der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen, wonach die Kraftwagenlinie Haiterbach—Nagold—Herrenberg nicht befriedigend rentiere und so hohe Betriebszuschüsse erfordere, daß sich die Notwendigkeit ergebe. einen Wagen und einen Führer zu^ückzuztehen. Für den Winterfahrplan kämen die Wagen 7.50 abends Hailerbach—Nagold und 1.30 mittags Nagold—Haiterbach Sonn- und Feiertags und der Wagen nach Herrenberg ab 12.05 Nagold und von Herrenberg an 3 30 Nagold in Wegfall. In der Besprechung der Gegenstands kommt besonders zum Ausdruck, daß der ganze Verkehr bezüglich der Einteilung der Fahrzeiten und der Anschlüsse an die Eisenbahnzüge unpraktisch gehandhabt werde; es sei dieser Mißstand die Hauptursache der unbefriedigenden Rentabilität. In einer Eingabe soll auf diese Mängel hingewiesen und der Wunsch ausgesprochen werden, den Wagen 4.15 bezw. 4.25 Nagold—-Höllerbach, wegfallen zu lassen und dafür den Wagen 1.30 Nagold- Hailerbach alle Tage zu führen, wenn nicht beide Kurse belasten werden könnten; besondere Betonung soll in der Eingabe der Wert der Anschlüsse an den Eisenbahnfahrplan erfahren. Anschließend daran werden die Wünsche bezüglich des Winterfahrplans der Eisenbahn besprochen. In der Eingabe an di; Generaldirektion der K.W. Staatseisenbahnen soll als besonders wichtig erwähnt werden die Beibehaltung des Zugs 3 6 Uhr 51 morgens Nagold ab nach Altensteig, femer die Beibehaltung des Triebwagens 10 51 abends ab Eutingen und Führung auch Sonntags. Weiler soll auf den großen Mißstand hingewiesen werden, daß in der Richtung Calw—Nagold—Hoch dorf—Eutingen von vorm.
8.04 bis mittags 12.12 keine weitere Verbindung besteht, daß man also innerhalb vier Stunden nicht befördert wird. Um der Stadtverwaltung zu ermöglichen, den Fahrplankonferenzen anzuwohneu, soll die Bitte an die K. Generaldirektion gestellt werden, die Stadt von solchen Konferenzen rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. — Verlesen wird ein Angebot der Anstalt sür Pflanzenschutz in Hohenheim betr. Bezug von Betzmitteln für die Winterfrucht und beschlossen, durch Ausschreiben zur Anmeldung des Bedarfs aufzusordern. — Verlesen bezw. in Zirkulation gesetzt wird das Protokoll der Amtsversammlung. — Erledigt werden zwei Streitsachen wegen Felderbesahrens und Kaufs durch Vergleich bezw. Urteil.
v Entschädigung der Schöffen und Geschworenen. Hinsichtlich der übermorgen in Kraft tretenden Neuordnung der Entschädigungen der Schöffen und Geschworenen hat das württ. Justizministerium die Kasienstellen angewiesen, daß die Zulage für ein Nachtquartier nur dann zu gewähren sei, wenn das Uebernachten durch die Dienstleistung am Sitzungsorte nötig war. Der Geschworene werde während der Dauer der Sitzungsperiode vielfach in der Lage sein, zum Zweck des Ueber- nachtens an seinen Wohnort zurückzukehren: das Gleiche könne unter Umständen auch bei einem Schöffen zutreffen.
Ans de» Nachbarbezirkeu.
r Rotteubnrg, 20. Aug. (Zwei Blitzschläge.) Die 15 Jahre alte Tochter des Waldschützen Jak. Müller in Wurmlingen wurde während eines Gewitters auf dem Heimweg in der Nähe des Ortes von einem Blitzstrahl getroffen und war sofort tot. — Bei dem heute nachmittag niedergegangenen schweren Gewitter wurde die 14jähr. Tochter des Heinrich Zug in Hirrliugen, als sie eben vom Felde hetmkehren wollte, vom Blitz getroffen und war sofort tot. Am linken Ohr und an den Haaren wies sie leichte Brandwunden auf. Die das Mädchen begleitende Person blieb unverletzt.
Eutingen, 19. Aug. Heute nachmittag 1 Uhr beobachteten wir an der Basis einer von Westen anrückenden Gewitterwolke einen schlauchförmigen, schlangenartig sich windenden Fortsatz, welcher sich gegen den Erdboden unter tanzenden Bewegungen senkte und diesen zu berühren schien. Bon diesem Schlauche trennte sich unten Stück um Stück unter rotierender Bewegung des Ganzen, bis endlich der Rest des Fortsatzes sich wieder in die Wolke zurückzuziehen schien. Das ganze Wolkenschauspiel dauerte im ganzen etwa 20 Minuten und war von einem ausgiebigen Gewitterregen und einzelnen elektrischen Entladungen begleitet. Aehnlich wie bei der Katastrophe vom 4. Juni d. I. war bei häufig umsetzender Windrichtung am Morgen die Temperatur schon sehr schwül. Es erschien uns das ganze Schauspiel als ein trombenartiger Vorgang.
Landesnachrichten.
r Stuttgart, 20. Aug. (Todesfall.) In Berchtesgaden ist gestern an einem Schlagansall die Gemahlin des Finanzministers von Geßler, Frau Helene Geßler, geb. Bach, gestorben. Sie wird morgen im Krematorium des hiesigen Pragfriedhoses bestattet werden. Frau Minister o. Geßler war 50 Jahre alt. Sie ist im Stuttgarter gemeinnützigen Leben eifrig tätig geivesen, insbesondere verliert der Frauenverein vom Roten Kreuz eine eifrige und geschätzte Mitarbeiterin, und das Olgakrankcnhaus eine wvhl- wollende Gönnerin.
r Stuttgart, 20. Äug. (Lotterieziehung.) Bei der heutigen Ziehung der Gärtringer Kirchenbaulotterte fiel der Hauptgewinn von 15000 aus Nr. 82296, der zweite Gewinn von 5000 auf Nr. 73676, der dritte Gewinn von 2000 auf Nr. 60335, je 1000 fielen aus Nr. 49 679, 42421, je 500 aus Nr. 89219. 47 281 (Ohne Gewähr.)
x Fellbach, 20. Aug. Durch königliche Verordnung ist die Staatseisenbahnverwaltung ermächtigt worden, für die Erweiterung der Station Fellbach die erforderlichen Grundstücke im Wege der Zwangsenteignung zu erwerben. Neben den Hauptgleisen werden 2 Ueberholungsgleise von 600 Meier Nutzlänge erbaut. Außerdem werden Zwischenbahnsteige hergestellt, die Abstellgleise vermehrt und neue Freiladegleise und -Plätze langelegt. Die Erweiterung der Station erstreckt sich aus die Markungen Fellbach und Schmiden.
r Tchönmünzach, 20. Aug. (Großer Fremdenverkehr). Der Touristen- und Fremdenverkehr durchs Murgtal ist in anhaltendem Steigen. Die Zahl der Autos, die von Freudensladt nach Baden-Baden fahren, ist Legion. Der Raumünzacher Wasserfall, die Bohrlöcher zum Murgstollen und der rasch ooranschreitende Murgbahnbau bilden das Wanderziel vieler Besucher. Die Gasthöfe hier und in der Umgebung sind alle bis auf den letzten Platz besetzt.
r Rottweil, 20.Aug. (Derliberale Kandidat.) Die liberalen Parteien des Bezirks Rottweil haben dem Handelsgärtner Marlin Müller in Schwenningen die Kandidatur für die Landtagsersotzwahl angelragen. Müller hat angenommen. Er ist eine im Bezirk bekannte Persönlichkeit und gehört der nationalliberalen Partei an.
Mühlacker, 20. Aug. In dem benachbarten Niesern wurde am Rechen der Brücke der 40jährige, von seiner Ehefrau getrennt lebende Säger Johann Adam Kübler von Böstngen OA. Nagold tot aus dem Wasser gezogen. Der Körper lag schon einige Tage im Wasser und hatte keine Verletzungen an sich. Ob Selbstmord oder Unfall vorliegt, weiß man noch nicht.
r Vaihingen a. F., 20. Aug. (Zur Landtagswahl in Stuttgart-Amt.) Ein sozialdemokratische Versammlung
Eine Kriegslist Napoleons.
Nach seinem eigenen Memoiren.
Der sechste Band der von Heinrich Conrad deutsch herausgegebenen Memoiren Napoleons (Verlag Rob. Lutz in Stuttgart), enthält einen interessanten Bericht von einer groß angelegten Kriegslist Napoleons, die völlig gelang und tn ihrem weiteren Verlauf zum Sieg von Marengo führte. Die Oesterretcher unter Melas waren in Italien siegreich gewesen, hatten in Genua einen Teil der französischen Armee eingeschloffen, den andern Teil gegen die Provence zurückgedrängt ; die Situation war für Frankreich äußerst bedrohlich. Da faßte Napoleon einen kecken Plan, dessen Ausführung er selbst folgendermaßen schildert:
„Sobald in Paris die Nachrichten von der ungünstigen Wendung der Dinge in Italien eintrafen, hielt der Erste Konsul* es für unbedingt erforderlich, sofort und auf geradestem Wege der italienischen Armee zu Hilfe zu marschieren; aber er zog es vor, über den großen St. Bernhard in Italien einzubrechen, um der Melasschen Armee in den Rücken zu fallen, und ihr die Schlacht anzubieten, nachdem sie von Oesterreich abgeschnitten wäre. Der Verlust einer einzigen Schlacht mußte die gänzliche Vernichtung der österreichischen Armee und die Eroberung von ganz Italien bedeuten. Zur Ausführung eines solchen Planes waren Schnelligkeit, tiefste Geheimhaltung und große Kühnheit erforderlich. Das Schwierigste war die Geheimhaltung; wie sollte man die Bewegungen des Heeres den zahlreichen englischen und österreichischen Spionen verbergen? Als dos geeignetste Mittel zur Erreichu ng dieses Zweckes hielt der Erste Konsul, daß
* Napoleon spricht in seinem Memoiren von sich in der dritten Person.
man selber in auffallendster Weise die Bildung der Armee bekanntmachte und so viel darüber redete und sprach, daß die Feinde sich darüber lustig machten und in den pomphaften Ankündigungen nur einen Versuch sahen, die österreichische Belagerungsarmee vor Genua einzuschüchtern. Es war notwendig, den Beobachtern und Spionen eiuen ganz bestimmten Richtungspunkt zu geben: man verriet also durch Dekrete, durch Veröffentlichungen in den Zeitungen und endlich durch Andeutungen aller Art. daß Dijon Sammelplatz der Reservearmee sei. daß der Erste Konsul Revue über sie abhalten werde usw. Sofort kamen alle Spione und Beobachter nach Dijon; sie sahen dort in den ersten Apriltagen einen großen Generalstab ohne Heer und im Laufe desselben Monats etwa 5000 bis 6000 Rekruten und ausgediente Soldaten, unter denen sogar etliche Krüppel, die mehr guten Willen als gesunde Glieder mitbrachten.
Bald wurde diese Armee ein Gegenstand des Spottes, und als der Erste Konsul persönlich am 6. Mai Revue über sie abhielt, sah man zum allgemeinen Erstaunen nur 7 000 oder 8 000 Mann, von denen die meisten noch nicht einmal eingekleidet waren. Man wunderte sich, daß der höchste Beamte der Republik seinen Palast verließ, um eine Parade adzunehmen, die auch vor einem Brigadegeneral hätte statt- sinden können. Diese Berichte flogen nach Bretagne, nach Genf, Basel, London, Wien und Italien. Europa war voll von Karikaturen. Eine von diesen stellte ekien zwölfjährigen Knaben und einen Fnvaliden mit einem Stelzbein dar. Die Unterschrift lautete: „Bonapartes Reservearmee."
Unterdessen hatte die wirkliche Armee sich an dem Wege gebildet, den sie nehmen sollte; an verschiedenen Sammlungsorten hatten die Divisionen sich organisiert. Diese Orte laqen abseits und hatten keine Verbindungen untereinader. Der Artillertepark war aus Kanonen und Protzen gebildet worden,
die von zahlreichen Zeughäufem und Festungen einzeln abgegeben waren. Am schwierigsten zu verbergen war die Zufuhr der unentbehrlichen Lebensmittel für eine Armee, die über kahle Gebirge ziehen sollte, in denen man dergleichen nicht finden konnte. Der Intendant Lambert ließ in Lyon zwei Millionen Portionen Zwieback anfertigen. Diese wurden nach Genf geleitet, auf dem See in Schiffe verladen und in Billeneuve in dem Augenblick ausgeladen, als die Armee dort eintraf.
Während man mit der größten Ostentation mit der Bildung der Reservearmee prahlte, ließ man gleichzeitig zahlreiche kleine Flugblätter anfertigen, worin man allerlei skandalöse Anekdoten über den Ersten Konsul austischte und außerdem nachwies, daß die Reservearmee nicht vorhanden sei und gar nicht vorhanden sein könne; allerhöchsten» könne man 12000 bis 15 000 Rekruten zusammenbringen.
Alle diese Bemühungen, die Spione auf falsche Fährten zu locken, waren im ganzen vom glücklichsten Erfolg gekrönt. In Paris, in Dijon, in Wien sagte man: Es gibt keine Reservearmee! Im Hauptquartier des Feldmarschalls Melas hieß es sogar: Die Reservearmee, mit der man uns fortwährend droht, ist eine Bande von 7 000 oder 8000 Rekruten und Invaliden, mit der man uns zu täuschen hofft, damit wir die Belagerung von Genua ausheben. Die Franzosen muten unserer Einfalt zu viel zu; sie möchten, daß wir es machten, wie der Hund in der Fabel, der sein Fleisch fahren ließ, um nach dem Spiegelbild im Wasser zu schnappen.
Am 6. Mai 1800 verließ der Erste Konsul Paris und begab sich nach Dijon, um die obenerwähnte Revue über die dort anwesenden paar Soldaten und Invaliden abzuhalten. Am 8. Mai kam er in Genf an. Am 13. Mai nahm Napoleon in Lausanne die Revue über die Vorhut der wirklichen Reservearmee ab. General Lannes befehligte sie;