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Fernsprecher Nr. A°

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Blühender Patentschwindel.

r Einem der gemeinsten Schwindel soll nunmehr nach­drücklich zu Leibe gegangen werden, es ist dies der Schwindel, der mit der Patenwerwettung von Erfindungen getrieben wird. Bekanntlich besteht in Württemberg eine Beratungs­stelle für gewerblichen Rechtsschutz, die der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel angeL- eit ist und die es sich mit zur Aufgabe gemacht hat, jedem Erfinder über die Der- wertungsmöglichkeit seines Patentes offener und eingehenden Ausschluß zu geben und insbesondere ihm die Wege zu weisen, die er zum Zweck der Derwertung gehen soll. In einer Reihe anderer Bundesstaaten gehl men nun daran, einen Rechtsschutz in derselben Weise zu schaffen. Trotzdem kommen aber immer und immer wieder Betrügereien vor, durch die Erfinder um erhebliche Summen, ja manchmal sogar um d e ganze Frucht ihrer jahrelangen Arbeit ge­schädigt werden.

Die Betrügereien gehen, seit die deutschen Polizeiver- waltungen dieser neuen Art des Schwindiertums ihre Auf­merksamkeit in besonderem Maße schenken, vom Auslande aus und zwar von Frankreich, Belgien und England. Das Erstaunlichste an der ganzen Sache ist vor Mm, daß das deutsche Reich den fremdländischen Betrügern die für ihren Betrug notwendigen Unterlagen dadurch liefert, daß es die Adresse der Erfinder, die ein Patent zur Anmeldung bringen, im Reichsanzeiger veröffentlicht. Der Betrug geht dann so vor sich, daß der französische, belgische oder englische Schwind­ler dem Erfinder einen Brief schreibt, des Inhalts, daß er wohl glaube, daß die neue Erfindung der Anmeldung in fremden Staaten wert sei Dieser Brief kommt dem Er­finder in drei verschiedenen Arten der Ausmachung zu, stammt aber aus einem Bureau, dessen Inhaber sich seine Briese in verschiedene Postfächer kommen läßt. Sobald der Erfinder auf eines dieser Schreiben reagiert, wird er gebeten, Zeichnungen und Beschreibungen seiner Erfindung einzu­senden, vielleicht auch Modelle. Die Be wertung soll dann kostenlos erfolgen und man kann darauf gehen, daß jedem Erfinder, wenn er sich mit dem Schwindler ins Benehmen letzt, gesagt wird, seine E findung sei unbedingt zu verwerten. Nachher kommt dann die Forderung für Kostenvorschüsse, die in den meisten Fällen bezahlt werden und der Erfinder hört hieraus von dem Berwertungsbureau in seinem Leben nichts wieder. Ist die Erfindung wirklich etwas wert, so verkauft der ausländische Schwindler die Sache für seine Rechnung, ohne aber dem Erfinder jemals etwas dafür zu bezahlen. Die französischen, belgischen und englischen Be­hörden können hiergegen nicht einschreilev, weil die Gesetze m diesen Ländern ein solch schwindelhastes Tun nicht als Betrug aussafsen. Man gehr wohl daran, durch internationale Verständigung eine Besserung im Patentwesen zu erzielen, aber bis das möglich sein wird, können noch lange Jahre vergehen.

Der Vorstand der hiesigen Beratungsstelle hat nach Frankreich, Belgien und England eine Reise unternommen, um den Schwindel, der so unglaublich ist, daß bisher alle

Zwangsversteigerung.

Bon Alfred Mayer-Eckhardt.

tNachdl. verb.)

Das ganze Dorf ist auf den Beinen; bei Witwe Peters kommt alles unter den Hammer.

Zwangsversteigerung!! Das Mitgefühl, das man dem Unglück der Frau anfänglich zollte, kann nicht hindern, daß männiglich sich die Gelegenheit zu Nutze zu machen sucht und irgend etwas möglichst billig zu ramschen trachtet. Es ist. wie man so sagt, ein gefundenes Fressen, und wo der Vorteil in Frage kommt, ist der Bauer nicht eben weich veranlagt.

Der Hof ist schon voller Leute, als die Witwe aus dem Hause tritt. Sie mag 35 zählen, ist aber verhärmt und verwittert und steht wett älter aus. Ihre Füße stecken in klobigen Holzpantinen. Mer elend gekleidete kleine Kinder klammem sich an ihren Rock; das fünfte trägt sie auf dem Arm.

Wortlos blickt sie auf die schwatzend« Menge und setzt si h auf einen umgestürzten Schiebkarren, neben den Tisch für den Auktionator. Die Bauern ringsum beginnen zu zu tuscheln, aber es grüßt sie keiner. Auf dem Lande wird der Mensch noch in wett höherem Grade nach seinem Ver­mögen eingeschätzt, als in der Stadt.

Fetzt erscheint Meier, der Auktionator, mit Schreiber. Dick, rot, heiter, jovial und allseitig beliebt. Er grüßt nach rcchls und linke, setzt sich an den Tisch, öffnet seine schwarze

87. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Montag, den 18 . August

Anzeigra-Geblhr . für die einstraU. Zrke an». gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 13 -H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

> Beilage»:

PlauderMbche»,

* Illustr. SvnrUaprblati und

Echivüb. Landwirt.

1913

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Angaben darüber selbst von maßgebenden Behörden in Zweifel gezogen wurden, an den Quellen zu studieren. Er sah in Paris die sogenannten Patentoerwertungsbureaus, die unter den verschiedensten vagsten Firmenbezeichnungen unter der Aegide des sattsam bekannten Herrn Klostermann aus der Schweiz an deutsche Erfinder ihre Betrügerbriese senden und er hat auch in -England gesehen, wie dort die Modelle, die die Erfinder in gutem Glauben an die Ver­wertung einsenden, unter Hohnlachen für ein billiges Geld als einzelne Gebrauchs- oder Luxusgegenstände verjobbert werden. Die deutschen Erfinder haben vorher große Aus­lagen gehabt und sehen von ihrem Geld auch nie einen Pfennig wieder.

Die Rechtsschutzstelle in Stuttgart hat schon wiederholt Mahnungen herausgehm lassen, in denen die Erfinder aus- gesordert wurden, sich nie mit einem Berwertungsbureau einzulassen, bevor sie nicht den Rat der Rechtsschutzstelle eingehoit hätten. Dadurch aber, daß es den Betrügern möglich ist, jeden Tag unter anderer Firma zu schreiben, kann eine persönliche Wahmung nicht erfolgen. Das einzig mögliche ist, daß man immer und immer wieder darauf hinweist, daß ein Erfinder sich nicht mit einem ausländischen Bureau einlassen soll, bevor er den Rat der Rechtsschutzstelle eingeholt hat. Nur so kann er vor Schaden bewahrt werden. Die Polizei beschäftigt sich neuerdings eingehend mit dieser neuen Art des Schwindels und den vielen dabei angewandten Tricks und man darf hoffen, daß es ihren Bemühungen, die sich leicht auf internationalem Boden vollziehen können, gelingen wird, wenigstens einmal einen der Betrüger so dingfest zu machen, daß an ihm nach deutschem Gesetz ein Exempel statuiert werden kann. Der Betrug ist zu groß und die verlorenen Beträge sind zu bedeutend, insbesondere treffen sie meist wenig bemittelte Leute, als Latz man hier noch länger schweigend zusehen dürste.

Lager-Ne«igkeite«.

Ans Svtadt und Amt

Nagold. 18. August 1913.

.. Das gestrige Sommerfest des Schwarzwrld- vereius war vom herrlichsten Wetter begünstigt und ver­lies um und bei Kappler zur allgemeinen Befriedigung. Besonders vergnügt waren die Kinder von hier und aus- wäris auch die sozusagen Betzingcr bei ihren von Kindersreunden geleiteten Spielen auf derAlm", freuten sich Über ihre beim Weitspringen gewonnenen Preise, deren Zahl dem unerwartet großen Bedarf nicht ganz entsprach, und bejubeltep die von bekannter Firma wieder in die Höhe gesandten Luftballons sowie das wieder von bewährten Händen berei'ete prächtige Feuerwerk. Nach demselben kam auch die erwachsene Jugend zu ihrem Recht bei den anerkennenswerten Leistungen der städtischen Musik, die wir neuerdings wieder haben. So verlief der Abend bei guter Bewirtung vergnügt und harmonisch, und es gebührt dem Ausschuß des Schwarzwaldoereins warmer Dank für die gelungene Veranstaltung.

Ledermappe und zieht aus der Hinteren Rocktasche einen hölzernen Hammer.

Nun, Jacobs, sind wir soweit? Schön, sangen wir also an." Drei kurze Hammerfchläge:Ruhe! Bitte um Ruhe!"

Zuerst gelangt das Ackergerät zur Versteigerung! Hier eine hölzerne Egge, achtreihig, wenig gebraucht! Bietet je­mand 20 -6? wer bietet? 10 ^t! Nein? 8 -H! 6

noch keiner? 3 -4l!"

Jetzt bieten drei Bauern zugleich, zu 4,75 wird die Egge zugeschlagen.

So geht« weiter. Der Pflug, die Walze, der schöne zweirädrige Karren, alles zusammen bringt noch keine fünfzig Mark ein.

Das arme Weib sängt laut an zu jammern, und die Kinder stimmen lebhaft mit ein. Die Auktion nimmt ihren Fortgang.

Mit Stentorstimme verkündigt Meier:Jetzt kommt das Vieh an die Reihe. Wcr kauft eine prächtige Sau? Fünfzig Mark!"

Die Sau geht schnell fort; ebenso drei Kühe und das Pferd.

Wieviel?" fragt die Witwe leise.

Alles in allem bis jetzt 600.75 ^ll.

Da hält die Frau nicht länger an sich.Blutsauger!" schreit sie.Wucherer! Habt Ihr Euch denn alle verschworen, mein Elend auszunutzen? Für mein ganzes Inventar 600 -ck ? Fürchtet Ihr nicht, daß Gott Euch straft für Eure Hart- ! Herzigkeit? Wißt Ihr alle denn nicht, wie s mir ergangen

v Zur Aernfprech Gebührenordnung auf dem Lande. Nach den kürzlichen Verhandlungen im württ. Landtag ist in nächster Zeit eine Reform der Fernsprech­gebühren aus dem Lande in Aussicht zu nehmen. Vor dem Abschluß derselben sei aber doch auf einige, bisher zu wenig gewürdigten Hauptgesichtepunkte aufmerksam gemacht, die von der Postobrwaltung erwogen weiden sollten. Der vom Landtag angenommene Antrag geht dahin, einer wesentlichen Herabsetzung der Telephongebühren auf dem Lande unter Berücksichtigung der Zahl der Anschlüsse in Bälde näher zu treten. Nach den Verhandlungen im Ausschuß und Plenum sott der Schwerpunkt der Reform in der Ermäßigung des Jahresabonnements für den Anschluß liegen, dessen jährliche Selbstkosten für die Pvst 57 betragen. Dieses Abonne­ment kostet bisher mindestens 60 und zwar in Netzen von nicht über 50 Tcilnehm.rn. Der Abgeordnete Nüdling möchte diesen Satz auf 25 ermäßigt haben, während der Minister erklärte, so weit nicht herabgehen zu können. Vermutlich sind etwa 40 ^ in Aussicht genommen. Der Hauptzweck der Reform, den Fernsprechverkehr auf dem Lande in größerem Maße zu fördern, würde aber hiemit nicht erreicht, vielmehr ist nötig, den Schwerpunkt auf die Ermäßigung der Fernsprechgebühren im Nahverkehr zu legen. Trifft man, wie in nichtdeutschen Staaten, die Ein­richtung. daß für Teilnehmer mit einem von Natur aus geringeren Verkehr halbe und Btertelabonnement geschaffen werden d. h. gemeinsame Anschlüsse für 24 Teilnehmer durch Umschaltung, bei entsprechender Teilung der Iahres- gebühr, so muß nur noch derjenige das Jahresabonnement voll bezahlen, dessen Verkehr so stark ist, daß er den An­schluß ganz für sich gebraucht. Bei diesen Verhältnissen wären aber 50 .-L Jahresabonnement nicht zu viel, wenn die Fernsprechgebühren ermäßigt werden. Da die Haupt­interessen des Landbewohners nach der näheren Umgebung und nach Orten seines Bezirks gravitieren, wäre zweifellos das Richtige, ähnlich wie im Postoerkehr, für Gespräche im Oberamts und 10 Klm.Verkehr nur 5 ^ zu erheben; so­dann auf Entfernungen von mehr als 1025 Klm. 10 von mehr als 2550 Klm. 20 ^ und von über 50 Klm. 50 /H. Gerade well die Bewohner in kleineren Orten naturgemäß einen belanglosen Ortsverkehr haben, der allein gebührenfrei ist, sollte als Ersatz der Nachbarschaftsverkehr weitmöglichst erleichtert und verbilligt werden und zwar in der Hauptsache durch die Herabsetzung der Gesprächsgebühren. Wersen jene Teilabonnements und eine Ermäßigung der Gebühren in dem oorgeschlagenen Sinne durchgeführt, dann allein wird auch der Landbewohner sich das Telephon in ganz anderem Maße als bisher zu Nutzen machen können und eine gewaltige Hebung des Fernsprechverkehrs auf dem Lande wäre so stchergestellt, die auch für die Verwaltung einen gewissen Ausgleich für die Ermäßigung bringen würde.

r Manöverpostsendunge«. Anläßlich der Herbst- Übungen der Truppen des XHI. Armeekorps wird auf die Notwendigkeit einer genauen und deutlichen Aufschrift der an Offiziere und Mannschaften gerichteten Postsendungen und Telegramme hingewiesen. Zu einer genauen Aufschrift gehören: Vorname, Geschlechtsname, Dienstgrad, Truppen.

ist? Als mein Mann starb, ging's noch gut, noch letzten Winter haben wir die dritte Kuh gekauft; aber da wurden die Kinder krank, eins nach dem andern kriegten sie die Masern; der Doktor mußte kommen, das kostet Geld!... Und als das überstanden war, hatte ich die Lungenentzünd­ung ... das Wachen in den langen kalten Nächten, als ich die Würmer pflegen mußte, hatte'« mir versetzt! Ich mußte ins Spital, und die Göhren solange ins Armenhaus. Zwölf Wochen haben sie mich da unten festgehalten, und als ich endlich wieder raus kam. war alles, alles auf- gezehrt, und zwei Quartale rückständig ... Ich hatte gut heulen, was scherte das den Gutsherrn? Der läßt einfach

die Versteigerung anordnen.-mit dem Bißchen, das

ich übrig zu behalten hoffte, dachte ich mir wo anders 'ne kleinere Pachtstelle zu suchen . . . Bedenkt Ihr denn nicht, was es heißt, eine arme Frau und fünf Kinder auf die Straße fetzen, Ihr . .

Bis dahin hat der Auktionator sie ruhig reden lassen. Jetzt schlägt er heftig mit dem Hammer auf de« Tisch und stellt die Ruhe wieder her.

_ (Schluß folgt).

Lächelnde Mädchenköpfe sind gewiß etwas Liebes. Wo sie erscheinen, bringen sie die Sonne mit. Oft saßen wir in stumpfer Reiseoerdroflenheit im Abteil und rollten mißmutig über Land. Da tauchte ein lächelnder Mädchen- Kops an der Wagentür auf gleich ward es Heller. Oder der Regen plätscherte in die Sommerfrische und sperrte uns in einen dumpfen Lesesaal des Penstonshotelk. Berärger