Herrscherglanze umgeben. Kein Wunder also, wenn jeder, der die Endziele der Sozialdemokratie klar erkannte, in ihm einen der schlimmsten Feinde dessen zu sehen gewohnt war, was Gott sei dank noch der überwiegenden Mehrheit unseres Volkes als das teuerste gilt, als einen der schlimmsten Feinde unseres Vaterlandes. Und doch wird die Kritik an Bebels Persönlichkeit doch stets das anerkennen müssen, daß seine ganze politische Tätigkeit aus einem reinen Idealismus herausgewachsen ist und daß, soweit er selbst in Betracht kommt, von dem Geschäfts- und Berufspolilikertum, das sich besonders in der Sozialdemokratie heute immer mehr und mehr breitmacht, nicht gesprochen werden darf".
Der „Schwäbische Merkur" schließt seine Betrachtungen in folgender Weise:
„So sehr man bemüht sein mag, bei der Charakterisierung der Persönlichkeit Bebels auch den sympathischeren Zügen gerecht zu werden, so wird doch das Urteil über das Lebenswerk Bebels dahin lauten müssen: Wenn ein großer Teil des deutschen Arbeiterstandes verbittert und verhetzt abseits steht, überzeugt davon, daß alles, was der Staat aus sozialem Gebiete geleistet hat, im letzten Grunde nur Ausbeutung und Entrechtung des vierten Standes war ; wenn die zum Marxismus schwörenden Genossen der Anschauung leben, daß Deutschland unter den Kulturstaaten der Welt an letzter Stelle steht; wenn in vielen deutschen Arbeitern die Freude am Vaterland dergestalt in ihr Gegenteil verkehrt ist, daß sie sich im Fall der Not überlegen würden, ob es überhaupt der Mühe wert ist, einen Finger zu seiner Verteidigung zu rühren: wenn anstatt der Ueberzeugung, daß im Organismus des Staats jeder an seiner Stelle dem Wohl des Ganzen zu dienen hat, in der Sozialdemokratie die Anschauung herrscht, daß der Klassenkampf, der Kriegszustand zwischen Stand und Stand, der Normalzustand in Deutschland sei — so ist das eine Saat, die aus Bebels Wirken aufgegangen ist. So müssen wir seine öffentliche politische Tätigkeit in ihren wesentlichen Teilen als unheilvoll für Deutschland bezeichnen."
Selbst die „Nordd. Allg. Zeitung" nimmt von dem Ereignis Vermerk und bringt folgenden Nachruf: „Zürich, 13. Aug. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete August Bebel ist gestorben."
Berlin, 13. Aug. In einem Nachruf der „Frks. Ztg." heißt es u. a.:
„Dieser unerschütterliche Glaube, der nicht nur aus den meisten seiner Reden heroorloderte, sondern auch in jeder Unterhaltung über grundsätzliche politische Fragen sich kundgab, war der hervorragendste Zug dieser Persönlichkeit. Heute an seinem Todestage gedenken wir eines Gespräches, das etwa in die Mitte der achtziger Jahre fällt: Es war nach einer Retchstagssitzung. Ich ging mit Bebel aus dem alten Reichstage ein Stück die Leipzigerstraße entlang. Er sprach vom Fiasko der Bismarckschen Politik, vom bevorstehenden Siege der sozialdemokratischen Sache und ich erwiderte ihm zweifelnd in halb scherzhaftem Tone: „Wenn Sie einst begraben werden, wie wir neulich Schultze-Delitzsch begraben Hasen, dann werden dieselben königlich preußischen Schutzmänner in Berlin wie jetzt die staatliche Ordnung aufrechterhalten und wenig wird sich geändert haben!" „Sie sind trotz Ihrer Jugend ein Pessimist!" rief er mir nach, und ich erwiderte ihm lachend: „Sie werden bis ans Ende ein Optimist bleiben!" Das ist er geblieben. Aber wenn er nicht seinem eigenen Willen entsprechend in Zürich bestattet würde, sondern wenn die Genossen ihn in imposanter Kundgebung in Berlin zur letzten Ruhe geleiten könnten — die königlich preußischen Schutzmänner, die die Ordnung aufrechterhielten, wären dieselben, die damals vor dem Reichstage standen."
Die Blätter des In- und Auslandes nehmen Stellung zu dem Todesfall je in der Weise ihrer politischen und sozialen Richtung; doch lassen auch die meisten bürgerlichen Organe dem Toten Achtung widerfahren.
Asslaud
r Peking, 13. Aug. 1000 Mann Regierungsiruppen schlugen gestern 1500 Mann Rebellen in der Nähe von Schanghai. Die letzteren griffen die Regierungstruppen an, indem sie Salven abgaben. Als die Rebellen anfingen zu schwanken, griffen die Nordtruppen mit dem Bajonett an und töteten 200 Mann. — Der aufständische Gouverneur von Kiangsi versucht, den Widerstand neu zu organisieren.
r Haukau, 14. Aug. 25 000 Aufständische der Provinz Hunan haben die Grenze überschritten und eine kleine Zahl Regierungsiruppen geschlagen. Nordtruppen sind mit Geschützen und Moximgewehren von Hankau abgesandt worden, um die Rebellen abzufangen.
r Albauy (New-Pork), 14. Aug. Der Gerichtshof, der die gegen den Gouverneur Sulzer erhobene Anklage untersuchen soll, ist für den 18. Sept. einderufen worden. Sulzer ist entschlossen, die Versuche, ihn vom Amt zu sus-
pendieren, zu bekämpfen, bis das Untersuchungsverfahren gegen ihn beendet ist.
r Washington, 14. Aug. Senator Smjth aus Michigan, der Vorsitzende der Sonderkommission, die die Zustände in Mexiko untersucht, erklärte, daß der Bericht des Komitees, gewisse amerikanische Interessenten an der Grenze angreisen werde, die verschiedentlich an revolutionärer Tätigkeit retlgenommen und während der verschiedenen Revolutionen Hilfe geleistet hätten.
r Viktoria (Britisch-Columbia), 14. Aug. Auf den Bancouverinsel kam es gestern in den Bergwerks bezirken, in denen sich 3000 Mann im Russlands befinden, zu ernsten Unruhen. In Nanatmo griffen Ausständige die Polizei an und verwundete mehrere Beamte.
Die Kosten des Brlkankriegs für Oesterreich.
Wien, 14. Aug. Wie das „Berliner Tageblatt" meldet, summierte sich die Gesamthöhe der Kosten für die militärischen Vorkehrungen und Truppenbewegungen während des Balkankrieges für Oesterreich auf rund 200, für Ungarn aus rund 114, für die Monarchie also aus 314 Millionen Kronen. Dazu kommen noch bedeutende Ausgaben für militärische Anschaffungen und Aufwendungen. Die Deckung aller dieser Ausgaben wird in der Herbst-Session der Parlamente eingefordert werden.
Die Lage auf dem Balkan.
r Köln, 13. Aug. Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Die Differenz wegen der Revision des Bukarest«! Friedens wird in einigen deutschen Blättern in Betrachtungen behandelt, die in die sachliche Erörterungen eine ganz überflüssige und unerwünschte Schärfe hineintragen. Damit treten auch wieder längst abgetanene Legenden auf, die an den Iagdbesuch des Erzherzog-Thronfolgers in Springe an- knüpfen. An alle dem ist, wie nochmals festgestellt werden muß, nichts wahres. Der Besuch in Springe ist in voller Harmonie verlaufen. Es ist lebhaft zu bedauern, daß solche Geschichten ausgefrischt werden, wo etne vorübergehende und nebensächliche Differenz in de sachlichen Anschauungen zwischen den Bundesgenossen eine besondere Zurückhaltung empfehlen müßte.
r Köl«, 14. Aug. Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Die Mitteilung des Bukarester Korrespondenten des „Temps", Rene Puaux, über einen Brief des Kaisers an König Konstantin, worin der Kaiser erklärt haben soll: „Ich Kämpfe für Eure Rechte wie ein Tiger!" hat selbstverständlich keine Unterlagen Nach unseren Erkundigungen ist ein solcher Brief nicht geschrieben worden. Dasselbe gilt von einem angeblichen Handschreiben des Kaisers an den Kaiser Franz Joseph, worin, nach einer Berliner Meldung der „Rußkoje Slowo", der Kaiser seinen Einfluß geltend zu machen suchte, daß «ine Besserung der Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien durch eine entsprechende Aenderung der Berchtold'schen Politik ermöglicht würde. Auch in diesem Fall hat man es mit einer grundlosen Erfindung zu tun. Im Vorbeigehen mag noch festgestellt werden, daß eine von der deutschen Veröffentlichung abweichende Fassung des Telegramms König Carols von Rumänien an den Kaiser, die in Wien austauchte, sich als unhaltbar erweist. Die in deutscher Sprache abgefaßte Drahtung des Königs Carol lautet wörtlich so, wie sie durch das „Wolfs'sche Bureau" ausgegeben und in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" und im „Reichsanzeiger" abgedruckt worden ist.
r Belgrad, 14. Aug. Der Belgrader Stadtrat beschloß, dem am Ende der nächsten Woche an der Spitze der siegreichen Truppen nach Belgrad zurückkehrenden Kronprinzen einen festlichen Empfang zu bereiten. In den Straßen werden als Kriegstrophäen türkische und bulgarische Geschütze ausgestellt. In Anwesenheit des Hofes, der Minister und des Osfizierkorps wird das Denkmal Kara- georgs, das die serbische Armee ihrem Schöpfer errichtete, enthüllt werden. Der Stadlrat veranstaltete feiner zu Ehren des Offizierkorps ein Festbankett und bewilligte für den Empfang 100000 Dinar.
r Belgrad, 14. Aug. Im Justizministerium wurde die Gesetzesvorlage betreffend die Annexion der eroberten Gebiete, welche der Skupschlina im Laufe des nächsten Monats zur Annahme unterbreitet werden soll, fertig gestellt. Der „Pravda" zufolge, ist durch den Gesetzentwurf das Inkrafttreten aller im Königreich gültigen Gesetze mit Ausnahme der Parlamentsoertretung in den neuerworbenen Gebieten vorgesehen.
r Belgrad, 14. Aug. Die Blätter melden, das Moratorium solle statt am 45. erst am 90. Tage nach der gestern erfolgten Anordnung der Demobilisierung aufgehoben werden.
r Konstantinopel, 13. Aug. Eine Deputation unter der Führung des Kabinettschess des Finanzministers wird
alle europäischen Hauptstädte besuchen, um dahin zu wirken, daß Thrazien unter türkischer Herrschaft verbleibt. In einigen Prooinzstädten sind Versammlungen abgehalten worden, in denen gegen den letzten Schritt der Mächte protestiert wurde. Es wurde der Schwur geleistet, für Adrianopel zu Kämpfen. Die gefaßten Resolutionen sind den fremden Botschaftern übermittelt worden.
Ein Tagesbefehl des Königs Carol an die Armee.
r Bukarest, 14. Aug. (Ag. Roumaine.) König Carol hat an die Armee folgenden Tagesbefehl gerichtet: Der begeisterte Plan, mit dem Ihr meinem Aufruf in schwerer Stunde entsprochen habt, hat mir von neuem bewiesen, daß Ihr bereit seid, zu jeder Stunde Euer Leben für das Vaterland zu opfern. Ihr seid fröhlich und vertrauensvoll von Haus und Hof auf das Feld der Ehre gezogen, entschlossen, kraftvoll allen Gefahren des Krieges zu trotzen. Viele unter Euch sind jenseits der Donau unbarmherzigen Krankheiten zum Opfer gefallen. Ihr schmerzlicher Verlust hat mein Herz tief verwundet. Nie werde ich die Beweise von Liebe vergessen, mit denen ihr mich an den beiden Ufern der Donau umgeben habt an dem Tage, da die Armee unter meinen Augen zum zweitenmale über diesen mächtigen « Strom setzte. Eure begeisterten Rufe haben ein mächtiges Echo von den Karpaten bis zum Balkan gehabt und mein Herz mit tiefer Freude erfüllt. Ueber alles Erwarten seid Ihr bis zu den Höhen der bulgarischen Berge gekommen. Euer Erscheinen hat den Frieden ohne Blutvergießen erzwungen, unser Land um ein bedeutendes Gebiet, das unfern Glanz erstarken lassen soll, vergrößert und Rumäniens An- s.hen in aller Augen gehoben. In Erinnerung an diese Tatkn werdet Ihr in Ehren auf Eurer Brust das sichtbare Zeichen Eurer Tapferkeit tragen. Ihr werdet demnächst an Euren Herd zurückkehren können, mit der hohen Befriedigung, Eure Pflicht erfüllt und eine der stolzesten Seiten in den Blättern der Geschichte unseres Vaterlandes geschrieben zu haben. Laßt uns in Ehrfurcht innige und heiße Dank-- gebete zum Allmächtigen emporsenden, der uns beschieden hat, so schöne Tage zu erleben. Lassen wir unseren Nachfolgern ein Rumänien zurück, stärker denn je und vertrauender denn je in die Tapferkeit seiner Söhne. Bon ganzem Herzen danke ich meiner teueren Armee, daß ich rmmerdar mit Vaterlandsliebe umgeben werde.
Die Bürgschaft für den Bukarester Friede«.
Sofia, 14. Aug. 150 000 makedonische Flüchtlinge haben, laut Depesche der „Voss. Ztg.", an alle Großmächte die Bitte gerichtet, den Bukarester Beschlüssen die Bürgschaft der Großmächte zu geben, damit vermieden wird, daß die Makedonier, welche seit Jahrzehnten für ihre nationale Wiedergeburt und Befreiung gekämpft haben, unter das noch härtere Joch der Serben und Griechen kommen.
Landwirtschaft, Handel und Berkedr.
Stuttgart, 1-1. Aug. (Vom Markt.) Aus dem heutigen Großmarkt kosteten Aepfel und Birnen 20—30 Pfg., Preiselbeeren 28—30 Pfg., Zwetschgen 28 Pfg., Himbeeren 48—50 Pfg., Reineclauden 20—25 Pfg. per Pfund. Kartoffeln 4—5 Pfg., Einmachbohnen 14—16 Pfg. per Pfund. 100 Stück kleine Einmachgurken 55 Pfg.
Schlachtviehmarkt.
Kälber Schweine
536 663
Le. Schlachtgewicht, i Pfennig
Kühe von — bis —
r Stuttgart
Zugetrieben:
Ochsen
Bullen
Jungvieh u. Iungrinder
14. Aug. Großvieh 186
Erlös aus V, Pfennig von 100 bis 105
88
85
102
98
95
90
87
105
101
97
Kälber
Schweine
110
101
90
81
76
IIS
109
100
84
80
Brrlauf des Marktes: mäßig belebt Zürich, 14. Aug. Die Nationalbank hat den Discont von 5 auf 41 / 4 °/,, herabgesetzt.
Preisgekröntes Lied. Auf Grund eines Preisausschreibens des Musikverlags Otto tzefner in Buchen (Baden) wurde Herrn Professor Serasinv Alschausky, Direktor der Bläser Akademie in Berlin, für das schönste, melodiöseste Lied für eine Singst Imme mit Klavierbegleitung: „Mein letzter Gruß", op. 102, der Preis zuerkannt. Das Lied ist bereits in obengenanntem Verlag im Druck erschienen und zwar sowohl für hohe als auch tiefe Stimme zum Preise von 1 sowie für Orchester (Militärmusik, Streichorchester und Pariser Besetzung) mit Trompeten- oder Posaunensolo Preis 1.20 >1.
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Mutmaßt. Wetter am Samstag und Sonntag.
Da der Atlantische Hochdruck nach Süden zieht, ist der im hohen Nordwesten erschienene Luftwirbel vis nach Norddeutschland vorgedrungen und hat uns auf dem Randgebiet eine überraschende Trübung gebracht. Für Samstag und Sonntag ist zunächst weiterhin veränderliches und strichweise regnerisches, dann aufheiierndes und allmählich wieder wärmeres Wetter zu erwarten.
Für die Redaktion verantwortlich: Karl Paur. — Druck u. Verlag der G. W Zaiser'schen Buchdruckrrei (Karl Zaiser) Nagold.
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