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Fernsprecher Nr. 2V.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

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Beilagen: Plauderstilbchen, Illustr. SonMaprblatt und

Schwöb. Landwirt.

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Dienstag, den 12. August

1913

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Amtliches.

K. Hbevarnt Wagokd.

Bekanntmachung.

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat die rvn der Amtsversammlung am 28. Juni d. I. vo.'genommene Wahl des Herrn Stadrschultheißenamtssekretärs Christian Schumacher in Nagold zum Verwaitungsaktuar des zweiten Bezirks mit dcm Sitz in Altensteig durch Erlaß vom 21. Juli d. 3. bestätigt.

Den 7. August 1913. Amtmann Mayer, A.B.

Seine Königliche Majestät haben am 8. August d. I. allergnädigst geruht, eine wissenschaftliche Hauptlehrstelle an dem Lehrerseminar Nagold dem Scmmarobertehrer Baus er daselbst, unter Verleihung des Titels eines Professors zu übertragen.

Aus Grund der im Juli abgehaltenen Aufnahmeprüfung für die Lehrerseminare sind u. a. nachstehende Zöglinge in die Lehrerseminare auf. genommen worden: Beutler, Karl, von Nagold; Braun, Gottlirb, von Bcihingen OA. Nagold: Buob, Philipp, van Altensteig; Dürr, Gotthtlf, von Sulz OA. Nagold; Faas, Otto, von Liebenzell; Fischer, Julius, von Herrenberg: Fleischte, Eugen, von Nagold: Guhl, Gustav, von Batersbronn; Hilter, Gustav, von Nagold ; Zaust, Wilhelm, von Gärtringen; Keller, Philipp, von Apenbach: Kemps, Wilhelm, von Rotfclden; Reinhardt, Adolf, von Wringen,; Schleeh, Wilhelm, von Crehbach OA. Freudenstadt; Schmid, Paul, von Tail­fingen OA. Herrenberg: Stahl, Gottlieb, von Pfalzgrasenweiler; Waldelich, Georg, von Oberkollwangen; Werne:, Hermann, von Nagold; Wizemann, Friedrich, von Altensteig.

TelegklMnmechsel Wischen !»em deutschen Kaiser und dem König mn Rumänien.

Berlin, 10. Aug. Zwischen dem deutschen Kaiser und dem König von Rumänien sind aus Anlaß des Friedens­schlusses folgend« Telegramme gewechselt worden:

Bukarest, 7. Aug.

Nach Ueberwindung von bedcu.enden Schwierig­keiten ist der Friedensabschluß gesichert, der dank Dir ein definitiver bleibt. In diesem für meine Regierung so bedeutungsvollen Airgenblick weilen meine Gedanken - bei Dir und danke ich von ganzem Herzen für Deine treue Freundschaft und Deine warme Sympathie, die Du mir in diesen ernsten Zeiten ganz besonders entgegen-' krachtest, gez Karol."

Srvinewüvde, 8. Aug.Hohsnzollern".

Dein heule nacht angekommenes Telegramm ist eine -große wahre F eude für mich. Ich sage Dir meine aus- richtiMn und herzlichsten Glückwünsche zu dem schönen l Erfolge, den nicht nur Dein Volk, sondern alle krieg­führenden Stoajcn und damit ganz Europa Deiner weisin und wahrhaft staalsmännischcn Politik zu verdanken haben. Cs ist mir gleichzeitig eine große Genugtuung, wenn Du erwähnst, daß ich zu dcm setz! Erreichten habe beitragen können. Der allmächtige Gott erhalte Dich in Gnaden noch lange zum Wohle Deines Landes, dessen herrliche Entwicklung ich nach wie vor mit herzlicher Freundschaft und Bewunderung verfolge. Ich freue mich

Das Schwinden der Reiseromantik.

Uebec den Niedergang desRomantischen" aus allen Gebieten des modernen Lebens klagt Karl Wilhelm Schmidt im Augustheft desTümers" (Herausgeber 3. E. Frhr. o. Grotthuß). Im Gewühl der Welt lst dem Menschen das Empfinden des Romantischen abhanden gekommen.Unsere nüchterne, dem Gemütsleben adgekehrte Zeit mit ihrer Ruhe­losigkeit, ihrem Hasten und Jagen nach materiellen Gütern und Genüssen, mit ihren gesteigerten Anforderungen an an­gestrengte. rastlose, aufreibende Listigkeit steht dem Roman­tischen fremd gegenüber. Jeder Fortschritt in der Technik ' und im Verkehrswesen ist ein Rückschritt in der Romantik. Der eherne Schritt der Zeit reißt den einzelnen mit fort und drängt zu festem Anklammern an die kalte Wirklichkeit. Der Schimmer der Romantik verblaßt vor dem Hellen Licht des siegreich fortstürmenden Lebens, das überall seinen An­spruch an Alleinherrschaft geltend macht.

Nirgends macht sich dieser Zug unserer modernen Zeit so bemerkbar wie beim Reisen.Schwindet nicht die Romantik selbst aus den Bergen, wo sic doch naturgemäß ein unbe- stnttenes Heimaisrecht hat? Kaum gibt es noch wenigstens bei uns in Deutschland ein Gebirge, das nicht in der guten Jahreszeit derartig von einem Gewühl oft recht lärmender, rücksichtsloser Touristen überflutet wäre, daß für den an­spruchslosen, gemütvollen Wanderer kaum noch ein Platz üorigbleibt, wo er sich dem ungestörten Naturgenuß über­lassen kann. Der schrille Pfiff der Dampflokomotive dringt

unseres gemeinsamen Zusammenwirkens zum Zweck des Friedens, gez. Wilhelm".

Bukarest, 8. Aug.

Die liebevollen Worte in Deinem so warmen und herzlichen Telegramm erfüllen mich mit Stolz und auf­richtiger Dankbarkeit. Ich schätze mich glücklich, daß durch mein Eingreifen einem langen, blutigen Kriege ein Ende gemacht und der Frieden auf der Balkanhalb­insel gesichert werden konnte. Möge es uns jetzt gestattet sein, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken und einer längeren Periode der Ruhe entgegenzugehen, damit das Vertrauen in allen Kreisen des öffentlichen Lebens wieder­kehre. Nochmals innigen Dank für Dein warmes In­teresse und Deine wirksame Anteilnahme an den letzten für mein Land so bedeutungsvollen Ereignissen.

_ gez. Karol."

Zum Telegrammwechsel zwischen Kaiser Wilhelm «ud König Carol.

Paris, 11. Aug. Zu dem Depeschenwechsel Kaiser Wilhelms und König Carols bemerkt dasJournal des Debats", daß Kaiser Wilhelm im rechten Augenblick eine glückliche Initiative gezeigt habe, die dcm Ansehen Deutsch­lands bei den Balkanstaaten sehr zuträglich sein werde.

Bon anderer Seite wird heroorgehoben, daß die Bul­garen sich bei Kaiser Wilhelm für die von ihm angeregte Zuerkennung der Stadt Fanthi bedanken können. Man habe daher auch in Wien alle Ursache, von dem Eingreifen Kaffer Wilhelms befriedigt zu sein. Don den sehr diskret geführten Verhandlungen zwischen Berlin. Bukarest und Athen erhielt die Pariser Regierung durch ihre Diplomatie keine Kenntnis, dagegen war man in London rechtzeitig unterrichtet und erklärte sich mit dem Arrangement einserslanden.

Tage--Rerrigkeite«.

Lu» Etadt md Amt.

Nagold, 12. August ISI3.

* Vom Tag«. Die auf 1. September d. I. wieder zu besetzende Potizeiwachtmeisterstelle hier ist gegen­wärtig zur alsbaldigen Bewerbung in der Vakanzenliste ausgeschrieben. Ansangsgehalt ist angegeben zu 1200 steigend von 3 zu 3 Iihren um je 100 ^ bis zu 1500 X neben freier Dienstkleidung. An einem der nächsten Sonntage wird der hiesige Schwarzwald-Bezirksoerein ein Kinderfest abhatten.

Aus den Nachbarbezirken.

Mötziugen, 10. Aug. Die 56jährige Frau des Straßenwarts Steinwand fiel beim Nachhausesahren vom Ochmdwagen und brach sich den rechten Unterschenkel. Sie wurde in die chirurg. Klinik nach Tübingen gebracht.

Horb, 9. Aug. Die Kreisregierung hat die Wahl des Landwirts Hugo Schäfer in Grümettstelten zum Orts­oorsteher dieser Gemeinde bestätigt.

r Horb, 11. Aug. (Eisenbahneroersammlung.) Gestern fand in Horb in derBierhalle" eine stark besuchte

mißtönend in das fernste Bergtal, und der vollbesetzte Eisen­bahnzug steigt rasselnd und schnaubend selbst in die Abge­schiedenheit gewaltiger Bergrtesen empor. Wo bleibt da dir vielgepriesene Romantik der Bergwanderung? Ist es doch kein Wunder, wenn auch für die Poesie der Futzreise das Verständnis mehr und mehr schwindet. Wozu soll man sich den mit dem Erklimmen steiler Berge verknüpften Anstreng­ungen unterziehen, wenn man durch das Dampfroß so mühelos und billig dem ersehnten Ziele zugeführt werden kann? Die Hauptsache ist ja doch, daß man oben gewesen ist und sich dessen rühmen kann. Früher war das anders; da rühmte man sich gerade der Kraftanstrengungen und Entbehrungen, die man freiwillig bei Gebirgswanderungen auf sich genommen hatte."

An solchen, die des Rühmens halber die schwersten Anstrengungen auf sich nehmen, fehlt es in unserer Zeit der Bergfexe ja auch nicht. Andererseits bewährt sich aber doch gerade im Hochgebirge noch heute ein eifriger und gesunder Wandertrieb. Dagegen hat der Verfasser zweifellos darin recht, daß das Wandern dort fast ganz aufgehört hat, wo keine starken Natur-Sensationen" locken.Früher gab es noch Männer, die es sich zum Grundsatz gemacht hatten, die deutschen Gaue vom Rhein bis zum Memel unter Ber- zichtlefftung auf jede, auch die ungesucht sich darbietende Fahrgelegenheit rüstig und frohgemut zu durchwandern. Sie wußten wohl, welche reinen Genüsse für Geist und Gemüt sie sich durch diese Manneskrast und Manneswürde kenn­zeichnende Art des Reifens sicherten. Das heutige verwöhnte und verzärtelte Geschlecht denkt darüber anders, und selbst

Etsenbahneroersammlung des neuen Eisenbahneroerbandes statt, ln der Berbandssekretär Abg. Groß-Sluttgart über die Verhandlungen und Beschlüsse des Eisenbahnetats Bericht erstattete. Die Versammlung beschäftigte sich eingehend mit der neuen Oltsklassenversetzung und beschloß, mit einem er­neuten Gesuch an die Verwaltung heranzutreten.

Laude-uachrichteu.

r Stuttgart, 9. Aug. (Naturwissenschaftlicher Ferienkurs.) Die Kgl. Mintsterialabteilung für die höheren Schulen veranstaltete vom 28. Juli bis 5. August an der Technischen Hochschule einen naturwissenschaftlichen Ferienkurs für seminaristisch gebildete Lehrer und Lehrerinnen an höheren Schulen, woran sich 25 Lehrer und 4 Lehrerinnen aus den verschiedenen Landesteilen Württembergs beteiligten. Die zur Verfügung stehende Zeit wurde in gleichen Teilen aus Geologie, Botanik und Zoologie verwendet. Den mineralogisch geologischen Teil hatte Professor Dr Sauer übernommen, Professor Dr. Fünsstück behandelte das Gebiet der Botanik und Professor Dr. Ziegler das der Zoologie. In verschiedenen Borträgen wurden die wichtigsten Kapitel der erwähnten Gebiete nach dem heutigen Stand der W ssen- schüft erörtert, und in den sich anschließenden praktischen Uebungen war den Kursteilnehmern Gelegenheit geboten, sich mit der Art und Weise näher vertraut zu machen, wie an den verschiedenen Naturgegenfiänden wissenschaftliche Beobachtungen und Untersuchungen erfolgreich angestelltwerden.

r Stuttgart, 11. Aug. (Auszeichnung von Priester- jubilaren.) Der König hat dem katholischen Sladtpfarrer Alt in Psärrich OA. Wangen aus Anlaß seines 50 jährigen Priesterjubiläums das Ritterkreuz 1. Klasse des Frtedrkchs- ordens und dem Kaplan Schilling in Biberach aus Anlaß seines 60 jährigen Priesterjubiläums den Titel eines Pfarrers verliehen.

Di« Sekretärwahl im alte« Eisenbahnerverband.

p Stuttgart, 11. Aug. Die Borstandschast des alten Eisenbahnerverbandes wählte, nachdem die Berichte der auswärtigen Obmannschaften eingelaufen waren, in einer am Samstag hier gehaltenen Vollversammlung den Land- tagsabg. F i s ch e r - Hetlbronn mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit zum Sekretär des Verbandes ab 1. Okt. d. I. Die näheren Bedingungen und Anstellung! - Verhältnisse sotten von einem besonderen Berbandsausschuß geregelt werden. Mit dem seitherigen Sekretär Roth, der dem Verband auch künftig mit Rat und Tat zur Seite steht, soll in seiner Eigenschaft als Generalsekretär der württ. Staatsunterbeantten in allen großen, die würlt. Unterbeamtenschaft bewegenden Fragen in der Ständigen Kommission der württ. Etaatsunterbeamten. zusammenge- arbeitet werden. Die Zeitungsverhältnisse bleiben nach der oermögensrechilichen, wie nach der redaktionellen Seite einer besonderen Vereinbarung Vorbehalten. Sekretär Fischer, der in der Versammlung auch anwesend war, nahm die Wahl dankend an; er sowohl, als such General­sekretär Roth, hielten längere Ansprachen von program­matischer Bedeutung, die großen Beifall fanden. In der

bei unserer Jugend ist die Wanderlust stark in Abnahme gekommen. Auch der wandernde Handwerksbursche, an dein noch ein Stück Romantik hastete, ist in unseren Tagen eine seltene Erscheinung geworden.

Aus den Niedergang der Romantik hat ganz besonders der großartige Aufschwung des Verkehrswesens hingewirkt. Wer sich zu längerer Reise dem Schnellzug anvertraut, ge­winnt von der Landschaft, durch die er in rasender Eile und bei betäubendem, nervenerschütterndem Geräusch geführt wird, nur flüchtige, allzu schnell wechselnde Eindrücke, die den Geist eher zerstreuen und abstumpfen als nachhaltig be­friedigen, das Gemütsleben aber leer ausgehen lassen. Wie ganz anders war das sonst bei der Fahrt mit der guten alten Postkutsche! Ihre gemächliche Fortbewegung gestaltete den Insaffen eine ruhige, nachdenkliche Betrachtung der Umgebung, ließ der Phantasie freien Spielraum und gab Gelegenheit und Anreiz, auch dem Kleinen und Unbedeuten­den gemütvoll einen gewissen Reiz abzugewinnen. Da war nichts Verschwommenes, Ueberhasteies; lauter klare, gerun­dete Bilder, die die Seele friedlich stimmten und für weiche Eindrücke empfänglich machten. Erreichte dann das Ge­fährt einen besonders schönen Punkt, vielleicht eine Anhöhe mit einem stillen See in der Tiefe und einer alten Burg­ruine an dessen gegenüberliegendem Ufer, dann pflegte wohl der wackere Rosselenker haltzumachen und zum Ergötzen der Reffenden seinem Horn Helle, herzerquickende Töne zu ent­locken, die in der Ferne ein weiches, süßes, langsam dahin­schmelzendes Echo hervorricfen. Mit dieser vielgerühmtrn Postkutschenromanlik, die uns unter anderen Lenau in seinem