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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
65. Jahrgang.
Erscheint Di en S t a g , Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsqebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- .Aebung S Psg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Samstag, de» 29. Mar; 1890.
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt *0 Pfg. und Sv Pfg. Trägerlohn, durch d^e Post bezogen Mk. 1. iS, sonst i, ganz Württemberg Mk. 1. SS.
Beim bevorstehenden Guar- lalswechsel ersuchen wir unsere verehrt. Abonnenten um rechtzeitige Erneuerung ihrer Bestellung und laden zu weiterer Beteiligung freundlichst ein.
Amtliche Wekaimtmachungen.
Die Gemeinde-, Stiflrmgs- und Ortsschnldehoeden
iverden an rechtzeitige Vornahme der Neuwahlen für diejenigen öffentlichen Rechner, deren Dienstzeit am 31. d. Mts. abläuft, erinnert.
Calw, den 27. März 1890.
K. Oberamt. Supper.
Diejenigen Gerneinderiithe,
welche den in Nro. 27 des Calwer Wochenblatts einverlangten Bericht über die in die Verwaltung der Amtskörperschaft zu übernehmenden Nachbarschaftsstraßen noch nicht erstattet haben, werden an dessen sofortige Einsendung erinnert.
Calw, den 27. März 1890.
K. Oberamt. Supper.
An die Gerneinderiilhe, Sliftnngs- rathe, Ortsschnldestörden und Herren Derrrmltnngsaktnare.
Die Etats pro 1890/91 sind längstens bis 20. April d. I. hieher vorzulegen.
Calw, den 27. März 1890.
K. Oberamt. Supper.
Deutsches Reich.
Berlin, 26. März. Fürst Bismarck fuhr Heute vormittag 10 Uhr in Kürassier-Uniform, mit Orden geschmückt, zum Kaiser. Die Audienz währte ungefähr eine Stunde. Zuverlässiges über dieselbe ist nicht bekannt. Es heißt, daß auch die Kaiserin sich vom Fürsten Bismarck verabschiedet und ihm «inen Rosenstrauß gegeben habe. — Da die Stunde der Audienz bekannt war, so sammelten sich am Äanzlerpalais, am Schlosse und in den Straßen dichte Menschenmaffen an, welche schon auf der Hinfahrt den Fürsten Bismarck mit andauernden Hochrufen begleiteten. Auf der Rückfahrt bereitete, wie die „Köln. Ztg." berichtet, das von allen Seiten massenhaft herbeigeströmte Volk dem Fürsten eine wahrhaft ergreifende Begrüßung. Es umringte den Wagen und brachte nicht endende Hochrufe dar, so daß die Pferde auf der Schloßbrücke scheuten, der Wagen anhielt und der Fürst auf einige Minuten aussteigen mußte. Das Volk durchbrach die Kette der Schutzleute und begrüßte den Fürsten mit anhaltendem Hurrah. Fürst Bismarck schien bewegt und dankte ffreundlichst nach allen Seiten. "Nach zwei "Minuten konnte die Fahrt die Linden hinab fortgesetzt werden. — Beim niederländischen Palais, wo Fürst Bismarck anhielt, um vom Großherzog von Baden sich zu verabschieden, wiederholte sich derselbe Auflauf, ivie auf
der Schloßbrücke. Nur mit Mühe vermochte der Fürst sich einen Weg durch die jubelnde Menge die Stufen hinauf zu bahnen; er konnte in der Enge kaum die Hände zum Gruße frei machen; Damen warfen ihm Rosen zu und versuchten, ihm Rosen in die Knopflöcher zu stecken. Auch hier mußte das Ausspannen der Pferde verhindert werden.
— Das „Berl. Tagebl." meldet: „Eine An- trittserüärung des Reichskanzlers von Caprivi an die auswärtigen Vertreter Deutschlands ist in nächster Zeit zu erwarten. In dem Zirkular wird betont, daß in der allgemeinen Richtung der deutschen Politik keinerlei Aenderung eintritt. Die Reorganisation der Reichsämter ist im Zuge; doch bedarf es in dieser Beziehung noch weitschichtiger Vorerörterungen, namentlich nach der bayerischen Seite hin, so daß eme sofortige Durchführung dieser Reform nicht zu erwarten ist; eine Vermehrung der Reichsämter ist jedenfalls in Aussicht genommen." Das genannte Blatt hält auch seine "Meldungen über militärische Reformen (die für den Herbst in einer Vorlage zusammengesetzt werden sollen) aufrecht; darunter Verkürzung der Jnfanteriedienstzeit durch Ausdehnung des Urlaubs und Abschaffung des Septennats.
— Der „A. Z." wird aus Berlin gemeldet: Staatssekretär Graf Herbert Bismarck hat heute nachmittag die schriftliche Genehmigung seines Entlassungsgesuchs erhalten, nachdem der Kaiser noch gestern zwei längere Unterredungen mit ihm gehabt hatte. Als sein provisorischer Nachfolger wird der Gesandte in Brüssel, v. Alvens leben, genannt.
Berlin, 26. März. Wie die „Post" von guter Seite hört, hat sich der Kaiser in Gegenwart dritter Personen dem Grafen Waldersee gegenüber unwillig darüber ausgesprochen, daß dem was über die Aeußerungen des Kaisers bei einer Kritik ini Generalstabsgebäude gerüchtweise verlautet hat, in einigen Zeitungen eine übertriebene und ganz verkehrte Deutung gegeben worden sei.
Tages-Neuigkeitcn.
Calw. Am Mittwoch Abend hielt der hies. Verschönerungsverein seine jährl. Generalversammlung im Gartenzimmer bei Thudium ab. Die Beteiligung war eine ziemlich zahlreiche. Auf der Tagesordnung stand die Neuwahl eines Vorstandes und des Ausschusses. Statt der bisherigen Zahl von 4 Mitgliedern wurden 8 gewühlt und zwar die HH. Stadtsch. Haffner, W. Federhaff, E. Zoepp- ritz, Rekt. Dr. Müller, Carl Staelin, Prof. Hau g, C. Bozenhardt sen., Apotheker Stein. Am Schluffe einer längeren "Ansprache, in welcher Hr. Stadtschulth. Haffner der vielen Verdienste des seitherigen Vorstandes, Hr. Oekonomierat Hor- lacher, um den Verein erwähnte, der Sorgfalt, Sachkenntnis und Liebe, welche Hr. Horlacher den Schöpfungen seiner verdienten Vorgänger, des Hrn. Dr. Schüz und anderen, entgegenbrachte, wurde auf den Vorschlag des Hrn. Haffner, Hr. Rektor Dr. M ülle r, als Vorstand gewählt. Hr. Carl Staelin wird, wie bisher die Stelle des Cassicrs, Hr. Federhaff künftig die des Schriftführers einnehmen. Im Anschluß an den nun folgenden Kassenbericht wurde beschlossen, den Blumenschmuck in den Georgenäums- anlagen in einigen Beeten eingehen zu lassen, welcher in der bisherigen Ausdehnung etwa '/. der Mitgliederbeiträge beanspruchte, dagegen soll die prächtige Coni- ferenpflanzung mit Sorgfalt weiter gepflegt und vermehrt werden.
—m. Morgen Sonntag findet im Bad Hotel
in Teinach eine Versammlung des Schwarzwälder Zweigvereins, des Vereins fürva- terländrsche Naturkunde statt. Bei Ankunft der Vormittagszüge steht Fahrgelegenheit nach dem Bade bereit. Von Teinach aus findet gemeinsamer Besuch der Zavelsteiner Crocusblüthe statt, um 1'/- Uhr gemeinschaftliches Mittagessen, dem die Vorträge folgen. Hiezu werden nicht nur die Mitglieder beider Vereine, sonoern auch aller Freunde der Naturwissenschaften um so mehr eingeläden, als unser unvergeßlicher Dr. Schüz es hauptsächlich war, durch dessen Bemühungen obiger Zweigverein entstand und zur Blüte kam.
* Stamm he im, 27. März. Ein seltener Genuß wurde heute den zahlreich im Gasthaus z. Rößle anwesenden Bewohnern Stammheims geboten durch musikalische Vorträge der Künstlerfamilie Hübscher aus München, die auf einer Durchreise nach Amerika begriffen ist. Das reichhaltige Programm fand seine Durchführung in glanzvoller Weise. Gleich die erste Piece „Tyrol, mein Heimatland" von Fittig ist in feinsinniger Weise zum Vortrag gekommen. Die Leistungen des jungen Herrn Hübscher auf deni Ziylophon waren hinreißend und verdienen alle Anerkennung. Ein Ave-Maria von F. Sturm mußte auf vielseitiges Verlangen wiederholt werden, indem der ausdrucksvolle Vortrag auch wirklich bezaubernd auf die Zuhörer einwirkte. Ueberhaupt fand jede "Nummer des Programms ungeteilten Beifall und gaben Zeugnis von der Meisterschaft der Künstler. Alle Musikfreunde von Caliv und Umgegend sollen auf diese künstlerischen Leistungen ganz besonders aufmerksam gemacht werden.
T ' --ff" D genbach, 26. März. Ein schönes Fest feierte am gestrigen Tage, Feiertag Mar. Verk., die hiesige Gemeinde. Den Airlaß gab die 25jährige Berufsthätigkeit des Forstwächters Zehen der hier. Nicht nur die Gemeindeangehörigen, sondern auch der Vorgesetzte, Hr. Oberförster Kubleau in Hofstett, sowie eine kleinere Anzahl von Kollegen, auch Freunde und Bekannte des Jubilars, hatten sich eingefunden um den Ehrentag Zehenders mit zu begehen. Die Feier war nn Gasthaus z. „Lamm", dessen ziemlich großes Wirtschaftszimmer bis auf den letzten Platz dicht besetzt war. Reden und Gesänge wechselten ab. Die überaus große Teilnahme an diesem seinem Ehrentage mögen dem Jubilar, welcher vor einigen Jahren durch Verleihung der silbernen Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde, ein Beweis dafür sein, in welch hohem Grade er sich die Achtung und Zuneigung aller, mit denen er in Berührung kam, gewonnen hat. Möge es ihm vergönnt sein, in ungeschwächter Kraft und Gesundheit noch weiter seine Stelle zu begleiten und möge ihm, dem Rüstigen, wenn er einstens den ihm liebgewordenen Wald nicht mehr betritt, ein freundlicher Lebensabend beschieden sein.
jAmtliches.j Infolge der vom 11.—13. März abgehaltenen Vorprüfung sind nachstehende Schulaspiranten zur Vorbildung für den Volkschullehrer- beruf mit Aussicht auf Staatsunterstützung ermächtigt worden: Hertter, Immanuel, von Martinsmoos, Wagner, Christian, von Gechingen.
Stuttgart, 26. März. Wie wir vernehmen, haben Seine Majestät der König an den Fürsten Bismarck aus Anlaß seines Rücktritts ein huldvolles Handschreiben ergehen lassen, welches vom Fürsten mit wärmstem Dank erwidert worden ist.
Stuttgart. Die Vegetation entwickelt sich von Tag zu Tage mehr. Bäume und Gesträuche