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Fernsprecher Nr. 23.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. A.

AoriNersLag, dm 7. August

Anzeigrn^vekilhr für die einipaU. Zeile am> gewöhnlicher Vchrtjt oder deren Raum bei einmal. Einrückung IS bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen:

Plauderstitbcheu,

* Illustt. Somrtaprblatl und

EchwSb. Landwirt.

1913

Bei der anfangs dieser Woche bei der Handwerkerkammer Reutlingen abgehaltenen Prüfung hat u. a. die Meisterprüfung mit gutem Erfolg bestanden: Christian Weimer, Inhaber einer Schreinerei in Iselshausen.

llebrrtragen wurde: eine Stationsdienerstclle in Altensteig dem Hilfswärter Karl Zunck, eine Oberbahnwärterstelle in Nagold dem Weichenwärter Hafner in Leonberg.

Arme Sünder.

Berlin, 5. Aug.

Dsr Abgeordnete Dr. Liebknecht ist der Held des Tages. Aber nur des heutigen. Denn sein Ruhm, Entdecker eines deutschen Panamas zu sein, w rd sehr bald verblassen vor der Erkenntnis, daß man in der Erwartung eines Riesen­skandals einigermaßen enttäuscht worden ist. Was dieser fünftägige Prozeß in der Lehrter Straße zutage förderte, gehört gewiß aus kein Ruhmesblatt, aber wenn man sich einmal dazu bcquemt. das Vergrößerungsglas aus der Hand zu legen, durch das zu sehen vielleicht verführerisch sein mag, so wird das sich darbietende Bild ein wenig anders, wie man fürchten mußte.

Es ist gewiß schwer, zu Geschehnissen der Gegenwart richtige Distanz zu nehmen, die Errregimq und die Ent­rüstung des Augenblickes treiben in einen Zorn hinein, der oft nur Jähzorn ist und der schnell verminst, ohne sich Zeit zu einem Urteil zu nehmen. Als es ruchbar wurde, daß die Firma. Krupp sich Inkorrckcheiten habe zu schulden kommen lassen, wuchs diese Schuld über Nacht zu gewaltiger Größ-, und die Opposition hörte das Wasser auf ihren Mühlen rauschen. Aber es wurden noch mehr Schleusen aufgezogen. Jene bureaukratische Unglschicklichkeit. die die Dinge stets bei der Schneide anfaßt statt bei der Klinge, arb:iiete darauf hin, das Verfahren der Oefsentlichkeit zu entziehen. Es wäre der größ'c Fehler gewesen, den man häue begehen können, und nur zu vergleichen mit dem taktischen Fehler der Sozialdcmokraiie, die sicherlich besser beraten gewesen wäre, wenn sie nicht selbst die Bombe zur Entladung gebracht hätte, weil nun natürlich für alle Gegner auf rechter Seite der Einwand von selbst gegeben ist, die ganze Angelegenheit als tendenziöse Hetze hinzustellen. Womit den EntsteUungsversuchen des wirklichen Tatbestandes allzu billige Handhaben geboten sind.

Was aber ist dieser Tatbestand? Die Firma Krupp, dis vor wenigen Jahren unbestrittene Herrscherin in allen Rüstungslieserungkn. befindet sich, seitdem ihr Monopol ge­brochen ist, in einem Konkurrenzkämpfe. Zwischen ihr und der Firma Ehrhardt besteht ein Verhältnis, das der Ver­treter der Anklage im Prozesse. Dr. Welt, als ein indu­strielles Duell bezeichnet hat. Die Firma Krupp hat sich d-ei diesem Duell nicht einwandfreier Waffen bedient. Sie hat mit Wissen und Absicht ihrer geschäftlichen Leiter in Berlin einen Beamten besoldet, dessen Ausgabe darin be­stand. auf Hintertreppen sich Nachrichtenmaterial zu ver­schaffen, das auf geradem Wege nicht zugänglich gewesen wäre. Herr Maximilian Brandt, der ehemalige Unteroffizier, besaß die Gabe, sich ehemaligen Kameraden anzudiedern und den gefälligen Mann zu spielen. Er war, wenn man so sagen darf, rin Industriediplomat, ein kleinbürgerlicher allerdings. Er hat für alle jene Leute, die für seine Zwecke in Betracht kamen, offene Tafel gehalten, sie unterstützt und, mit der Zeit kühner geworden, offenkundig geschmiert. Der Name Krupp kam ihm ausgezeichnet zu Hilfe. Er hat sich dieses Namens wie eines Zauberwortes bedient und die kleinen Zeugleutnants, denen hin und wieder das Gewissen zu schlagen begann, mit der Suggestionskraft Kruppschen Glanzes eingelullt, so daß sie zum Schluffe kaum mehr wußten, was sie taten. Krupp ist der Staat, und der Staat ist Krupp, die beiden Begriffe verschmolzen zur Einheit. Kann man aber jemanden sich selbst verraten? Die sieben Zeugleutnants waren nicht klug genug, diese schwierige Frage zu lösen, und der Gedanke.'sie begingen Unerlaubtes, mochte ihnen schwerlich kommen, schon deshalb nicht, weil man sie doch sonst kaum mir Zwanziqmarkstückcn und Weihnachtsgeschenken abgespeist hätte. Herr Brandt, mit einem Tausendmackschcin in der Hand, währe wahrschein­lich ohne alle Erfolge geblieben.

Aber wie Ttlian und Genoffen für den Sendboten der Firma Krupp nur Werkzeuge gewesen sind, so war auch er nichts anderes als ein Werkzeug, wenn auch kein blindes und unbewußtes. Sein Schleichberuf lastete aus ihm wie ein Alb, seine Geschicklichkeit wurde ihm selbst zum Ekel, und lieber heute als morgen hätte er einen anderen Beruf ergriffen. Doch zehntausend Mark jährlich sind kein Pap­penstiel. und man mußte um des lieben Geldes Willen schon Augen und Nase zudrücken. Schließlich und endlich, wenn die hochmögenden Herren Direktoren und Geheimräte

in Essen die Sache in Ordnung fanden, konnte sie so schlimm nicht sein.

Die Herren in Esten allerdings dürfen sich nicht auf ihre Harmlosigkeit berufen, die wußten genau, was sie taten. An politische Konsequenzen mochten sie allerdings nicht gedacht haben, sie handelten als Kausleute, sie waren beauftragt, den Konkurrenzkampf zu Kämpfen und mögen sich sehrsmart" und gerissen vorgekommen sein, als sie das System derKornwalzer" erfanden. Nun ja, es war etwas Korruption dabei, aber das kaufmännische Leben ist

wie heftig dagegen auch zu Felde gezogen werden mag

nicht frei von solchen Auswüchsen, die man sonst mit milderem Maßstab zu messen pflegt.

Was aber bei andern als ein geringfügiges Vergehen gilt, bei der Firma Krupp ist es eine Schuld. Kein Ka­pitalverbrechen. aber eine Schuld, die um so schwerer wiegt, weil eben Krupp eine Art Ausnahmestellung einnahm. Es war eine Ausnahmestellung, die aus der Grundlage des Vertrauens ruhte und mit diesem Vertrauen ist Mißbrauch getrieben worden. Hier liegt der Kern der ganzen Ange­legenheit.

Wollte man den Rahmen der Schuldsrage weiter spannen, man würde zu pathetischen Uebertreibungen ge­langen, die dem Sachverhalt nicht entsprechen. Es darf sich hier nicht darum handeln, die Tatsache in den Dienst einer Agitation zu stellen und zu einer politischen Staats­aktion aufzublasen, sondern nur einzig darum, reinen Tisch zu machen. Daß man in diesem Bestreben keine scharfen Besen scheut, hat der nunmehr zu Ende gegangene Prozeß bewiesen. Wird auch bei dem zweiten Verfahren gegen Brandt der gleiche Grundsatz befolgt, dann muß das Rein- lichkeitsgesühl sich gerechterweise zufrieden geben.

TaseA-Rettigleite«.

In« Stadt iwd >»t.

Nagold. 7. August 1S13.

Tagesordnung für die öffentliche Sitzung des Ge­meindekollegien am 8. August abends 6 Uhr.

!) Etatsberatung (Waldetat):

2) Sonstiges.

Rechtsansknnststellen und Tchwindelbekäm- pfung. Der Verband der deutschen gemeinnützigen und unpa teiischm Rechtsauskunflstellen. die sich ohne Absicht der Gewinnerzielung und ohne Verfolgung von Neben­zwecken, insbesondere ohne Rücksicht auf die Förderung der Ziele bestimmter politischer Parteien, sowie aus Kon- sesfion oder Organisation, die Rechtsberatung der minder­bemittelten Bevölkerungskreise zum Ziele gesetzt haben, hat in Erkenntnis der weitverbreiteten und gemeinschädlichen Wirksamkeit der sogen. Schwindelstrmen beschlossen, der Geschäfts stelle des Verbands eine Zentralstelle zur Bekäm­pfung der Schwindelfirmen anzugliedern.

Die Rechtsauskunftsstellen gewinnen, da die Schwindel- firmen hauptsächlich die Unersohrenheit und Leichtgläubigkeit der minderbemittelten Bevölkerunqskreise ausnutzen, in be­sonderem Maße Einblick in die Tätigkeit dieser Geschäfte. Auf der anderen Seite vermag in der Regel nur ein um­fangreiches Material dos Schwindelsystem einer Firma auszudecken. Die Zentralstelle hat daher die Ausgabe, das einschlägige Material der einzelnen Rechtsauskunftsstellen zu sammeln und es für die Bedämpfung der Schwindel­firmen durch Mitteilung an andere Rechtsauskunftstellen, an die Gerichte, Rechtsanwälte oder an die Geschädigten selbst, sowie durch Erstattung von Rechtsgutachten nutzbar zu machen. Zugleich wird durch Veröffentlichungen in der Presse und durch Flugschriften, in denen die einzelnen Arten von Schwindelfirmen, die Besonderheit ihrer Geschäftsge­barung und die Rechtsbehelfe zu ihrer Bekämpfung geschil­dert werden, das Publikum vor solchen Geschäften gewarnt. Die Geschäftsstelle hat auch mit zahlreichen Fachverbänden, so dem Zentralverbande des deutschen Bank- und Bankier­gewerbes, dem Vereine gegen Unwesen im Handel und Gewerbe, dem Zentralverbande deutscher Photographenver­eine u. a. m.. Verbindungen angeknüpft, um auch das einschlägige Material dieser Bereinigungen für ihre Ziele nutzbar zu machen.

(Nach dem Min.-Bl. d. Pr. H. u. G.-Berw.)

v Die Heeresverstärkuug hat sowohl die Geschäfts- stelle des deutschen Handwerks- und Gewerbekammertags als die Hauptstelle für Berdingungswesen veranlaßt, bei dem preuß., bayr., sächs. und württ. Kriegsmintster dahin nach- zusuchen, daß bei der Vergebung der Lieferungen für die Neu- formationcn das gesamte deutsche Handwerk aller Bundes­staaten berücksichtigt wird. Den Mllitäreffektensabriken find bereits beträchtliche Bestellungen zugegangen: beispielsweise

sind die deutschen Lederfabriken, die feine Militärleder Her­stellen, schon vielfach mit Aufträgen bis Ende des Jahrs versehen. Auch an Schneidermeister und Mützenmacher werden in erhöhtem Maße Militärlieferungen vergeben und das Bekleidungsamt des Württ. Armeekorps in Stuttgart hat z. B. auch an die hohenzoll. Schneidermeister ein An­gebot aus Verfertigung von Tuchhosen ergehen lassen.

r Auskuuftserteiluug über de« Poftzwang. Wenn die Postämter um Auskunft darüber angegangen werden, ob eine in Aussicht genommene Art der Beförder­ung nach den gesetzlichen Vorschriften über den Postzwang zulässig ist, so haben sie nach einer Bekanntmachung der Generaldirektton in allen zweifelhaften Fällen, insbesondere wenn es sich um eine Auslegung des Begriffsexpress« Bote" im Sinne des Z 2 des Reichs-Postgesetzes handelt, von der Auskunfterteilung die Entschließung der General­direktion einzuholen.

r Amerikanische Erbschastsschwiudler in Süd- deutschlaud. Fritz Selig aus Newyork und Frida Schork von dort, die sich anfangs 1913 in Deutschland befanden und möglicherweise jetzt noch aushalten, betreiben die Aus­beutung deutscher Nachlässe, indem Selig als Erbberichtigter austritt und oie Schork als Zeugin vorsührt, so wie auch elbst unter anderem Namen Zeugschast leistet. Sie nennen ich auch Schmid und Rosch. Die Verfolgung der Beiden ;at die Staatsanwaltschaft Kempten in Händen.

S ii Effriuge«, 5. Aug. Mit Eintritt der schönen, sommerlichen Witterung ist auch, wie seit Jahren üblich, eine Abteilung der Stuttgarter Ferienkolonisten am 25. Juli wieder in unsrem Dorfe eingetroffen und hat im bewährten Gasthaus zum Hirsch ihr Quartier aufoeschlogen. Ihre Zeit benützen die 28 erholungsbedürftigen Mädchen zu aus­giebigen Waldspaziergängen, verbunden mit Beerensuchen, Spiel und Sang. Es ist eine Freude, wahrzunehmen, wie wohl sie sich fühlen in unsrer herrlichen Gegend, so ganz ledig aller Pflicht". Zusehends runden und bräunen sich die blaffen Wangen unsrer Gäste bei der kräftigen Kost und heilsamen, erquickenden Luft. Wir freuen uns aufrichtig darüber und wünschen, daß der vierwöchige Aufenthalt im Schwarzwald eine wirkliche Kur für sie bedeuten möge.

A«s den Nachbarbezirke«.

r Birkenfel-, 6. Aug. Durch einen Polizeihund wurden in einer Räuberhöhle in der Nähe der Stadt drei Burschen aufgestöbert, die seit Wochen durch Ueberfälle und Einbrüche die Gegend unsicher gemacht hatten.

r Wildbad, 6. Aug. (Ausländische Badegäste.) Im Hotel Bellevue ist die Prinzessin Ismail von Aegypten, sowie der türkische Gesandte in Berlin, Ismail Mukhtar Bey, mit seiner Gemahlin. Prinzessin Ninet Mukthar ab­gestiegen. Der rumänische Ministerpräsident Majoresku, der seit Jahren bei Fräulein Aulenrieth gewohnt hatte, ist in diesem Sommer mit Rücksicht aus die Vorgänge aus dem Balkan, ausgeblieben.

Lrmde-uachrichten.

p Stuttgart, 6. Aug. Der Ausschuß des gegenwärtig über 6000 Mitglieder zählenden Landesverbands der Evangelischen Arbeitervereine Württembergs hat den An­schluß des Landesverbands an die deutsche Bolksoerficherung A.G. beschlossen, der sich bis jetzt Organisationen mit einer Gesamtmitgliederzahl von I V« Millionen angeschloffen haben.

p Stuttgart, 5. Aug. (Die Landjägerselbst­morde.) Die Selbstmorde zweier Landjäger im Jahre 1911 waren anlässlich der Etatsberatung in der Zweiten Kammer und im Anschluß daran auch in einem Teil der Presse mehr­fach in dem Sinne erörtert worden, daß sie auf Mängel in der Organisation des Landjägerdienstes und aus ein fehlerhaftes Verhalten der Vorgesetzten jener Landjäger zu- rückgesührt wurden. Wie der Staateanzeiger heute mitteilt, haben die vom Ministerium des Innern in dieser Beziehung angestellten weiteren Erhebungen das Ergebnis der früheren amtlichen Untersuchungen durchaus bestätigt und lasten es als anßer Zweifel gestellt erscheinen, daß der Grund jener Selbstmordfälle in den eigenen persönlichen Verhältnisstn der beiden Landjäger zu suchen und nicht aus einem schuld- hasten oder ungemestenen Verhalten ihrer Borgesetztm zu erklären ist. Insbesondere hätten sich keine Anhalt: - punkte dafür ergeben, daß ein Landjäger in Mün- singen durch schroffe Behandlung seiner Vorgesetzten in den Tod getrieben worden sei. vielmehr sei nach den Zeugen­aussagen der Selbstmord dieser Landjägers aller Wahr­scheinlichkeit nach aus Liebeskummer zurückzuführen. Was den Selbstmord eines Landjägers in Kirchheim betreffe, so habe sich dieser nach dem Ergebnis der oberamtlichen Zeugen­vernehmung eine sittliche Verfehlung zu schulden kommen