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Beilage»: Planderstiidchen, Jllustr. Sonutagndlatt

und

Schwüb. landwirt.

179

Montag, dw 4. August

1913

Amtliches-

K. Hbevcrrnt Wcrgold.

Bekanntmachung.

Durch Allerhöchste Entschließung vom 3. Juli d. I. ist die Medaille der Kön.g-Karl-Jubiläumsftiftung für langjährige, treugeleistete Dienste bet ein und demselben Arbeitgeber verliehen worden:

1. dem Friedrich Bräuning, Tuchmacher in Rohrdorf bei Tobias Gauß, Tuchfabrik daselbst;

2 . dem Johann Tobias Seeger, Spinnereivoracbeiter in Rohrdorf bei der Firma Koch L Reichert, Tuchfabrik daselbst.

Den 2 . August 1913. Kommerell.

Wauderbauausftellnng in Calw betreffend.

Es wird darauf hingewiesen, daß in der Zeit vom 317. August 1913 in Calw eine von der Beratungsstelle für das Baugewerbe durchgeführte Wanderausstellung in der städtischen Turnhalle stattfindet. Es ist hier ein Bild der Tätigkeit der Beratungsstelle gegeben und Gelegenheit für die in Betracht kommenden K eife, Neuerungen in Konstruktionsarten, Baustoffen und dgl. kennen zu lernen. In dem Teile, der letzterem Zwecke dient, sind auch Ge­werbetreibende mit ihren Erzeugnissen vertreten.

Die gewerblichen Bereinigungen des Oberamtsbezirks werden ersucht, ihre Mitglieder auf diese Veranstaltung aufmerksam zu machen.

Nagold, den 2 . August 1913.

Amtmann Mayer.

Ein« Postunterbkamtrnstelle in Altenfteig wurde dem Hilsspost- beamlen Kl che rer übertragen.

Der Wert der Monarchie.

Als Monarchie bezeichnet man einen Staat, der von einem rechtlich höchsten Willen gelenkt wird. Die beiden Formen der Monarchie, nach denen der Herrscher entweder als Gott oder dessen Stellvertreter angesehen wurde, oder sich als Eigentümer des Staates ausgab. sind in Europa überwunden. Wo in Europa in einem Staate ein Monarch herrscht, ist er in seinen Maßnahmen gebunden an die Volks­vertretung. Man nennt solche Monarchienkonstitutionell". Herrscher und Volksvertretung müssen in ihrem Willen über- einsttrnmen, wenn eine gesetzgeberisch' Maßnahme erfolgen soll. Der rechte Herrscher einer konstitutionellen Monarchie faßt seine Ausgabe so auf, daß er des Staates erster Die­ner fein will, wie es einst Friedrich der Große ausgesprochen hat und wie es unser Kaiser bei seinem Regierungsantritt gelobt und nun seit 25 Jahren gehalten bat. Dem deut­schen Volke steckt die Monarchie tief im Blute, sie wurzelt in Volkstum und Vergangenheit. Eine tausendjährige, an glänzenden Erfolgen wie an Not und Sorgen reiche Ge­schichte verbindet das deutsche Volk mit seinen Fürstenge­schlechtern. Einer soll Herrscher sein aus eigenem Rechte, das niemand gilt und nehmen kann dieser Gedanke ist urdeutsch. Nirgends aus der Erde hat auch so wie beim deutschen Volke die wechselseitige Treue und Liebe zwischen

gm Eindecker üder'm SckmWsld.

Em Stimmungsbild von Ernst Krauß-Satteldorf.

Der Höhenwind saust mir um die Ohren und macht meine Rockschöße flattern, während ich beschleunigten Schrittes hin zur Iägerwrese eile, von der alle Augenblicke der Flieger Dehler mit seinem Grade-Eindecker zum schwarzoerhängten Himmel sich emporfchwingen muß. Ich zweifle zwar noch stark daran, daß der Lüftensegler es wagen wird, dem böigen Wind mit seinem Flügelwagen zu trotzen. Doch ganz Freuden st ad t. samt seinen einigen Tausend Fremden.W auf den Beinen und hofft mit Bestimmtheit auf den Start des Flugzeuges. Bor mir flutet der Menschenstrom dahin und hinter mir wogt und brandet ein endloses Menschen- meer. Die Sonne blinzelt zwischen den schwarzblauen, dinier den Bergrücken dräuend sich austürmenden Wolken­wänden neugierig hervor. Aber, wenn sie sich anschicken will, der nach Licht lechzenden tausendköpfigen Menge ihr volles Strahlenantlitz zu zeigen, wirst auch schon der miß­günstige Wind fahlgraue Wolkenschleier um das Glanzauge des Himmels. Ich sende dem Wildling einige nicht allzu- ireundliche Blicke zu und er scheint sich zu besinnen, läuft flugs einige hundert Meter vor, dreht sich wieder, mindert seine Stärke und trägt mir im leisen, versöhnlichen Säuseln einige Accorde ausAutoliebchen" zu. Die Kur- Kapelle spielt heute aus dem Flugplätze und will mit den

Fürst und Volk so greifbare Gestalt gewonnen und behal­ten bis auf diesen Tag. Das hat sich aus der Erkenntnis heraus entwickelt, daß die Monarchie vor anderen Staats- sormen, insbesondere vor der Republik, dem Freistaat, ihre gewichtigen Vorzüge hat. -

In der deutschen Monarchie, die eine erbliche ist, ist der Herrscher der bleibende Vertreter von Volk und Staat. Durch die Erblichkeit der Krone ist dem Staats- und Volks­leben etwas außerordentlich Beruhigendes gegeben. Die Staatswaschine arbeitet auch nach dem Ableben des Herr­schers gleichmäßig weiter. Der Streit und aufreibende Kampf der Geister um dis Nachfolgerschaft ist ausgeschaltet. In der Republik dagegen herrscht eine stetige Unruhe der Gemüter, denn das Oberhaupt wird vom Volke gewählt. Welche häßlichen Formen solcher Wahlkamps annehmen kann, dafür haben Frankreich und die Bereinigten Staaten von Amerika wiederholt Beispiele gegeben. Das Oberhaupt der Republik ist von der schwankenden Meinung der Par­teien abhängig. Ein Monarch dagegen ist erhaben über Wechsel und Wandel und dem Schwanken der Parteien. Er stellt beständig die Einheit von Volk und Staat dar. Ein deutscher Geschichtsschreiber sagt darum ganz mit Recht: Die Monarchie hat etwas Natürliches und Gemeinverständ­liches. Das haben wir Deutschen empfunden in den ersten Jahren unseres neuen Reiches. Wie verkörperte sich für uns in der Person des greifen Kaisers der Gedanke des einigen Vaterlandes! Was es für uns wert war, als wir wieder fühlen konnten: .Dieser Mann ist Deutschland', das kann man nicht so leicht sagen!" Und wer in den Tagen des Regierungsjubiläums unseres Kaisers mit offenen Augen das Volk beobachtet hat, der wird zu der Ueberzeu- gung gelangt sein, daß der Sin« für die Monarchie im deutschen Volke nichts an Kraft eingebüßt hat. Ueberall trat die Freude zutage, daß wir einen Kaiser haben, der zeitlebens sein Bestes für Volk Und Reich gern eingesetzt hat.

Wir Deutschen können uns wahrlich nicht beklagen, daß wir eine Monarchie haben. Denn das deutsche Volk ist durch seine Fürsten zum ersten Kulturvolk geführt worden. In vielen Dingen hat es die westliche Republik weit über­flügelt. Nirgends herrscht so viel Freiheit für den einzelnen, wie in der deutschen Monarchie. Die viel gepriesene Frei­heit in den Republiken ist meistens eitel Dunst. Nirgends herrscht mehr Gerechtigkeit als tn der Monarchie. Daß der Fürst das Vaterland verkörpert, ist ein alter deutscher Gedanke. Fürst Bismark hat dem Ausdruck gegeben, in­dem er sagte, daß die deutsche Vaterlandsliebe eines Für­sten bedürfe, aus den sie ihre Anhänglichkeit richtet. Dem Fürsten dienen heißt für uns Deuische dem Vaterlands die­nen. Darum hat sich auch Deutschland ein einzigartiges Verhältnis zwischen Fürst und Volk herausgebildet, das unzerstörbar ist.

Ein Staat braucht Macht. Auch deswegen ist eine monarchische Staatsform die bessere. In den Händen ei­nes Mannes müssen die Machtmittel vereinigt sein, und die Macht wird um so stärker sein, je mehr der Willen zur Macht durch Einheit verbürg! wird. Was würde aus Deutschland im Kriegsfälle werden, wenn der oberste Be­fehl über Heer und Flotte bald in dieser, bald in jener

lustigen und schelmischen Weisen scheinbar dem Lüftebe- zwlnqer den Ernst seiner Lage vergessen machen. Denn ernstlich ist seine Lage, wagt er es wirklich, bei solchen Winden den Flug auszufüyren. Erwartungsvolle Tausende umstehen den Flugplatz. Junge Pärchen, die wohl am liebsten selbst, und zwar zu zweien allein, durch das dunkle Wolkenge- bild legeln möchten, weil dort keine neugierigen Augen ihre Zärtlichkeit stören könnten; verwegen blickende Burschen, Bockfischcken mit schmachtendem Augenaufschkag, Männer, Frauen, Kinder, runzelige Greise und weißhaarige, gebückte und verhutzelte Großmütterlein, alle stehen geduldig und harren der Dinge, die da kommen sollen. Nur die Kleinen sind ein wenig ungeduldig, weil derFliegmann" so lange braucht, bis er aussteigt. 'Treuherzig meint neben mir ein kaum zweijähriger Knirps:Mammi, tann doßes Luftschiff bis danz ßu lieben Dott fahl(r)en?'-

Rings um die Flugwiese ist ein starker Draht gespannt und ein Dutzend Feuerwehrmänner mit wichtigtuerischen Mienen umlaufen die Innenseite der Einfassung, während Männer mit rotbebandeten Armen Zuschauerkarten für 50 ^ verkaufen und Photographiekarten vom Flieger, neben seiner Maschine stehend, fetlhalten.

Aue dem Murgtal steigen bläuliche Nebclgebüde auf und über den Häuptem der Biellausend ballen sich die Schattenwolken immer dichter und werden dunkler, unheim­licher. Aber sie jagen wieder rasch davon und lassen nur wenige Tropsenperlen fallen. Schon segeln sie über dem

Hand läge! Gerade im Heere zeigt sich am greifbarsten der Segen einer Monarchie. Deutschland als Repuplik wäre

längst untergegangen. Deut

seine Lebensfähigkeit und -Zähigkeit erwiesen und wird sie auch in fernster Zukunst erweisen.

chland als Monarchie hat

Lage»-Re«igkette«.

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Nagold, 4. August 1913.

r Für Lehrer. Zu Beginn des Wintersemesters wird die höhere Prüfung für den Bolksschuldienst abgehalten werden. Die Meldungen zu der Prüfung sind bei dem Vorsitzenden der Prüfungskommission, Regierungsrat Dr. Kottmann in Stuttgart, bis spätestens 1 . September 191L, einzureichen. Die Prüsungssportel beträgt 60 - 6 . Sie ist vor Einreichung der Meldung zu der Prüfung bei dem Kameralamt Tübingen zu entrichten. Die Bescheinigung über die Einzahlung ist der Meldung beizufügen.

Ans den Nachbarbezirkeu.

Calw, 2 . Aug. (Schlußfeier des Realprogym- nasiums). Das Realprogymnasium und die Realschule begingen am Donnerstag ihre sehr zahlreich besuchte Echul- jahrsschlußfeier wie alljährlich im Saale des Georgenäums. Nach dem Bortrag des stimmungsvollen LiedesStimmt an mit Hellem, hohem Klang" hielt der Schulvorstand, Rektor Dr. Knödel, die Festrede. Beim Rückblick aus das verflossene Schuljahr gedachte er der einschneidenden Ver­änderungen im Lehrkörper und in der Neuorganisation der Schule und drückte dabei die Hoffnung aus, daß die so brennend gewordene Frage eines neuen Gebäudes für die Doppelanstalt sobald als möglich zu einem glücklichen Ende geführt werde. In seinen Mahnworten an die abgehenden und zurückbletbenden Schüler sprach der Redner über die Beziehungen zwischen Schule und Eltemhaus und über die Pflege der Sittlichkeit und Erziehung zur Einfachheit unserer Jugend. Mit Nachsicht und Zimperlichkeit erziehe man keine für das Leben geeigneten Leute und es müsse vom Elternhaus eine weichliche Zucht vermieden werden. Man mache vielfach die Erfahrung, daß Eltern, die eine harte Jugend gehabt hätten, viel zu nachsichtig gegen ihre Kinder seien und ihnen keinen Wunsch versagen können, in der falschen Voraussetzung, den Kindern dadurch zu einer glück­lichen Jugend zu verhelfen. Durch diese falsche Liebe werde aber nur Begehrlichkeit geweckt und die Folgen treten in sittlichen Auswüchsen deutlich hervor. Das Ideal des Er- ztehungswerkes sei die sittliche Persönlichkett, und diese Persönlichkeit müsse fähig sein, sich den Interessen der Ge­samtheit unterzuordnen. Im zweiten Teil seiner Ausführ­ungen sprach der Redner über die wichtigsten Charakter­gestalten in SchillersTell". In markanten Zügen traten die Helden der Freiheitsmänner der Urkantone vor die Augen der Zuhörer und mit lebhaftem Interesse lauschte die Ver­sammlung den sein durchdachten, lebensvollen und frischen Schilderungen. Auf diese trefflichen Ausführungen, die er­kennen ließen, daß auch unter der neuen Leitung ein freier Geist in der Schule waltet und die Hebung und der Ausbau

Christophstal und hinter uns im Westen ringt sich lächeln­des Azurblau durch das Schleiergrau, und die flammende Leuchte des Himmels kann jetzt ungehindert ihren schönsten Glanz zu uns herniedersenden.

Rasch wird der Maschine das Flügelpaar angeschraubt, der Windslügel angesetzt, die Drähte werden verbunden, der Motor wird geprüft. Aber zum Lossahren kommt es nicht. Schon schiebt sich wieder eine tiefe Schwärze hinter den Tannenwipseln hoch und der Wind erstarkt, um die finsteren Gesellen zu verscheuchen. Oft wiederholt sich dieses Schau­spiel. Sobald der Schwingenwagen bereit ist zum Los­steuern, sammeln sich mit Schnelle die Regenschatten und schüchtern den Flieger ein. Die Menge aber harrt ruhig. Eine Stunde zwei Stunden, und länger! Mir wird die Sache zu dumm und ich laufe in den Wald, um mich am geheimnisvollen Wipfelrauschen zu erfreuen. Eine Stunde blieb ich fort aber immer noch harrt die Menge. Langsam schlendere ich der Stadt zu, sehe mir jedoch nochmals aus nächster Nähe Flieger und Maschine an. Oehler sitzt im Wagen und plötzlich fängt der Motor wieder zu pusten und zu rattern an, die Flügel bewegen sich, die Räder rollen den Wiesenhang hinab und der Riesen­vogel hebt sich und schwebt über unseren Köpfen hinweg höher. Der böige Wind macht dem Flieger zu schaffen. Oft biegt er das Flugzeug ganz zur Sette, doch die Steuer gehorchen und Oehler beschreibt große Kreise über Wipfel­meere, Täler und die Stadt hinweg.