Laudesuachrichte«.
r Stuttgart, 25. Juli. (Zum Streit bei der Firma Bosch). Heute vormittag fanden zur Beilegung des Konfliktes bei der Firma Robert Bosch Verhandlungen fischen dem Verband wiirttembergischer Metallindustrieller uno dem deutschen Metallarbeiteroerband statt, denen der Inhaber der Firma mit einigen seiner Beamten beiwohnte. Bet diesen Verhandlungen gab Robert Bosch eine Erklärung ab, die dahin geht, daß er bereit ist, die streikenden Arbeiter zu den gleichen Bedingungen wieder einzustellen, zu denen die Leute, die die Arbeit bereits ausgenommen haben, arbeiten. Er lehnte es jedoch ab, alle sich meldenden Arbeiter ohne Ausnahme wieder aufzunehmen. Bei der Besetzung freier Stellen sollen in erster Linie die streikende« Arbeiter tn Betracht kommen, soweit sie sich für den betreffenden Posten eignen. Für den Fall, daß die Arbeiter einer ganzen Abteilung geschlossen die Wiederaufnahme der Arbeit verweigern, sollen diese Verhandlungen hinfällig sein. — Einer morgen vormittag stattfindenden Versammlung der streikenden Arbeiter wird diese Erklärung zur Beschlußfassung vorgelegt werden.
v Tübingen, 25. Juli. Nachdem die hiesige Universität voriges Jahr mit einer neuen, zeitgemäßen Universitätsverfassung voranging, hat nun auch Bayern seine 80jährigen Bestimmungen vom Jahr 1833 über die Fakultäten der drei Bayer. Landesunioersitäten erneuert und wie Tübingen den Nichtordinarien erheblich erweiterte Rechte > ingeräumt; über die neue Tübinger Verfassung wurde noch darin hinausgegangen, daß die „weiteren" Fakultäten, in denen Ordinarien und Nichtordinarien vereinigt sind, jährlich mindestens einmal zu einer Versammlung bezw. gegenseitigen Aussprache der ordentlichen und außerordentlichen Professoren einberufen werden. Im übrigen haben jetzt Württemberg und Bayern die modernsten Unioersttätsoer- fassungen Deutschlands.
Deutsches Reich.
Mannheim, 25. Juli. Oberingenieur Hirth ist heute morgen 3 Uhr 30 Min. aus dem Fluplatz Johannistal mit Ingenieur Otto als Paffagier auf einem Albatroseindecker zum Flug nach Mannheim aufgestiegen. Hirth überflog bereits VZ9 Uhr unsere Stadt und landete gegen b/^9 Uhr glatt vor den Benzwerken. Der Flug wurde unternommen, um den in den Apparat eingebauten Kaiser- preis-Benzflugmotor zu erproben. Der Flug wurde ohne Zwischenlandung ausgesührt. Der Motor hat sich auf der Fahrt glänzend bewährt.
r Plaue« i. B., 25. Juli. Wie der „Vogtl.Anz." meldet, soll der vor einigen Tagen »erstorbene Gutsbesitzer Hermann Knorr in Kauschwitz bei Plauen fein Vermögen, das auf über 1 Million geschätzt wird, testamentarisch dem deutschen Kaiser vermacht haben.
Der Krupp-Prozeß.
Berlin, 24. Juli. Die „Nationalzeitung" meldet, das Kriegsministerium habe doch zunächst den Wunsch geäußert, der Krupp-Prozeß möge unter Ausschluß der Oesfentlichkeit stattfinden: in den Akten stehe der Vermerk: „Das Kriegsministerium wünscht, daß die Verhandlung im Interesse der Landesverteidigung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt wird." Später sei man aber von dieser Forderung abgekommen, und habe sich damit begnügt, zu fordern, daß bei Erörterung der Einzelfälle die Oeffentlichkeit ausgeschlossen sei. Da es sich nun aber um neunhundert Einzelsälle handle, werde der Ausschluß ziemlich lange dauern und sich wohl auch auf die Plaidoyers und die Uriellsbegründung erstrecken, denn in diesen müßten je die Einzelfälle berichte! werden.
Bestialische Straßenränder.
Die von der Staatsanwaltschaft zu Weil bürg a. d. Lahn eingeleitete Untersuchung über einen an dem Weinreisenden Heinz aus Trier verübten Straßenraub ergab, daß Heinz in bestialischer Weise behandelt worden ist. Als der Reisende nachmittags 2 Uhr die durch einen Wald führende Straße passierte, trat ihm eine Frau entgegen, die unter Weinen und Händeringen bat, er möge ihr helfen, ihr durch den Zusammenbruch eines Hausen Klafterholzes verschüttetes Kind zu retten. Heinz folgte der Frau, wurde aber, als er den Wald betrat, von zwei Männern und der Frau, die sich als verkleideter Mann entpuppte, überfallen und zu Boden geworfen. Durch einen Strick, der ihm um den Hals geschlungen, und Erde, die ihm in den Mund gesteckt wurde, und ein darüber gebundenes Tuch wurde er am Schreien verhindert. Die drei Straßenräuber nahmen ihm Geld, Uhr, Ringe und alle Habseltgkeiten ab. Da ein Ring nicht vom Finger gehen wollte, wollten die Unmenschen ihm den Finger mit dem Ring abschneiden. Dann zogen sie ihn nackend aus, banden ihm die Füße und die Arme zusammen, und zwar so künstlich, daß die Stricke, als Heinz ausgesunden wurde, nicht gelöst werden konnten, sondern zerschnitten werden mußten. Nachdem sich die drei Kerle in seine Kleider geteilt und diese angezogen hatten, warfen sie Heinz in eine Vertiefung und deckten den Körper mit Reisig zu, aus dem sie noch herumtraten. Eine halbe Stunde nach dem Ueberfall kehrte der eine zurück, um nachzusehen, ob der Ueberfallene noch lebe. Beim Weggehen rief er ihm zu: „In vier Wochen komme ich wieder und sehe nach, bis dahin werden dich wohl die Füchse gefressen haben!" Heinz, der sich nicht regen konnte, verbrachte sieden Stunden tn seiner furchtbaren Lage. Wiederholt hörte er Kinder, die in dem Walde Erdbeeren suchten, einmal setzte sich sogar ein kleines Mädchen auf das über ihm liegende Reisig, ohne daß er sich verständlich machen konnte. Erst nach stund, nlrngem Bemühen hatte sich das um den
Kops geschlungene Tuch soweit verschoben, daß er die Erde aus dem Munde würgen konnte. Durch sein Stöhnen aufmerksam geworden, fanden ihn abends gegen 9 Uhr Passanten und brachten ihm die erste Hilfe. — Als Täter kommen drei Männer im Alter von 25—28 Jahren in Betracht.
Gerichtssaal.
r Straßburg, 25. Juli. Wegen vorschriftswidriger Behandlung hatte sich der Hauptmann und Kompaniechef Derich's vom Inf.-Reg. Nr. 136 heute joor dem Kriegsgericht der 30. Division zu verantworten. Der Angeklagte hatte die beiden Musketiere Wissel und Albrecht, weil sie an einem Samstag abend die ganze Nacht durchgetrunken hatten und am Sonntag erst um 11 Uhr in der Kaserne erschienen waren, mit 48 Stunden Mittelarrest bestraft und außerdem verfügt, daß beide eine Woche lang einen Straf- marsch von 20 Klm. in feldmarschmäßiger Ausrüstung, einen Sandsack von 24 Pfund im Tornister, machen sollten. Der eine der beiden wurde gleich darauf zu Beginn des ersten Marsches ohnmächtig. Der Angeklagte gab an, daß er den Marsch nicht als Strafe, sondern als Erziehungsmittel betrachtet habe. Das Schlaffwerden des Soldaten sei auf das Nachwirken des Alkohols zurückzuführen. Das Gericht gelangte zu der Erkenntnis, daß der angeklagte Hauptmann in gutem Glauben gehandelt habe, verurteilte ihn jedoch, weil er entgegen den Dienstvorschriften über die Leute wegen ein und denselben Vergehen zwei Strafen verhängt habe zu fünf Tagen Stubenarrest und zwar wegen vorschriftswidriger Behandlung. Der Vertreter der Anklagebehörde hatte wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt die geringste zulässige Strafe von 43 Tagen Gefängnis beantragt. Gegen das Urteil hat der Angeklagte Berufung eingelegt.
r Leipzig, 25. Juli. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Rentners Benno Cramer, der im Spielerprozeß Stallmann und Genoffen vom Landgericht Berlin I am 10. April wegen versuchter Erpressung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Die übrigen seiner Zeit Verurteilten halten keine Revision eingelegt. Das Reichsgericht verwarf ferner die Revision des Arbeiters Detlefzen, der am 20. Juni vom Landgericht Flensburg wegen Raubmords an dem 72 jährigen Arbeiter Ehlers zum Tode verurteilt worden war.
Ausland
Moutreal, 24. Juli. Durch eine Explosion auf den Dominion-Explosiv-Werken in Beloeil (Kanada), Provinz Quebec), wurden acht Personen gelötet und gegen hundert verwundet.
r Sa« Jose (Eostarica), 25. Juli. Ein Kabeltelegramm aus Washington, demzufolge Staatssekretär Bryan ein Protektorat der Bereinigten Staaten über die mittelamerikanischen Staaten plane, hat hier große Aufregung hervorgerusen. Es wurde eine allgemeine Protestversamm- lung angekündigt.
Neue monarchistische Unruhe« i« Portugal.
Lissabon, 25. Juli. In dem Vororte Monte ist auf offenem Platze eine von unbekanntem Täter gelegte Bombe explodiert, wodurch 5 Kinder schwer verletzt wurden. Sie mußten ins Hospital geschafft werden. — Wie aus unterrichteten Kreisen verlautet, steht Portugal vor einer neuen Revolution. Die Monarchisten warten nur den günstigen Augenblick ab, um zu intervenieren. Die Zensur erfolgt mit unerhörter Strenge. Trotzdem ist die Nachricht durch- gesickert, daß in nächster Nähe und im Palast des Präsidenten der Republik mehrere Bomben krepierten, wobei drei Soldaten getötet wurden. Im 2. Marine- InsanterieRegiment ist eine Meuterei ausgebrochen, die aber nicht erstickt werden konnte.
Keine Nachricht vou Schröver-Ttranz.
Tromsö, 25. Juli. Ich bin soeben an Bord des „Großen Kurfürst" gewesen, wo keine Nachricht über Schröder-Stranz oder seine Nordostabteilung vorliegt. Die frühere Meldung beruht wahrscheinlich auf der Verstümmelung eines Telegrammes.
Der BalkanLrieg.
Serbische Kriegsmelduugeu. r Belgrad, 25. Juli. Nachdem Bjelogratschik eingenommen ist, fangen Abteilungen unseres Heeres an, Vidin zu zernieren, eine alte Festung, die mehr durch ihre natürliche Lage als durch künstliche Befestigungen geschützt wird. Immerhin wird eine Einnahme der Stadt nicht lange auf sich warten lassen. Die Truppen des Generals Kutinscheff sangen an, sich zu übergeben. Bei Pirol nahmen wir an der bulgarischen Grenze Strachna, und Tschukova auf dem rechten Ufer der Nischava und Golema und Glaoa auf dem linken User. An den übrigen Punkten herrscht Ruhe.
Bulgarische Kriegsmelduugeu. r Sofia, 25. Juli. Der Kommandant der bei Razlog operierenden Truppen telegraphiert, daß die griechischen Truppen gestern das Dorf Bansko-Dorinychte in Brand gesetzt und sich daraus nach Süden zurückgezogen haben.
^ Sofia, 25. Juli. Wegen des Auftauchens einer rumänischen Kavallerieabteilung in der Nähe von Sofia richtete die bulgarische Regierung eine Anfrage an die rumänische Regierung. Diese erwiderte, daß der Befehl zur Einstellung des Vormarsches der rumänischen Truppen seitens des rumänischen Hauptquartiers bereits ergangen sei. Die Türken sollen den Vormarsch gegen Iamboli und Ai- tos fortsetzen, auf dem Wege Brandschatzungen und Plünderungen verübend.
Der türkische Bormarsch.
Wien, 25. Juli. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Die türkische Armee setzt den Vormarsch fort. Die Truppen besetzten Mustapha Pascha, das ehemalige bulgarische Haupt- quartier, in welchem während des Krieges die fremden Krieqskorrespondenten zurückgehalten wurden. In jung- türkischen Kreisen verlautet, die Regierung werde von Bulgarien sofortige Regelung der schwebenden Fragen, insbesondere auch Auslieferung der Gefangenen verlangen. Für drn Fall der Verweigerung dieser Forderungen werden sie mit dem Einmarsch in Ostrumelien drohen.
London, 25. Juli. In einem in später Nachtstunde in Sofia aufgegebenen Telegramm wird berichtet, daß türkische Kavallerie die bulgarische Grenze nördlich von Adria- nopel überschritten habe und eine Ortschaft, 20 Meilen von der alten bulgarischen Grenze entfernt, besetzte. Mehrere bulgarische Dörfer wurden niedergebrannt. In Sofia befürchtet man, daß die im Süden Bulgariens wohnenden Muselmanen sich erheben werden. Unruhen sind bereits in einigen Dörfern vorgekommen. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß drei frühere türkische Beamte heute Konstan- ttnopel verlassen werden, um. jene Verwaltungsposten wieder einzunehmen, die sie vor dem Balkankrieg in Thrazien inne. hatten.
Ei« Appell des Königs Ferdinand au die Mächte.
r Sofia, 25. Juli. (Agence Bulgare). Die Ansprache, die der König am Mittwoch abend vor den Vertretern der Großmächte hielt, hat folgenden Wortlaut: Ich fühle mich gedrungen, vor Europa gegen das unqualifizier- bare Vorgehen der türkischen Armee zu protestieren, die nicht nur den Londoner Vertrag verletzt hat, sondern dazu übergeht, in das alte Gebiet des Königreiches einzufallen und dabei furchtbare Ausschreitungen begeht. Ich kann nicht glauben, daß die Großmächte gleichgültig betrachten, was da heute begangen wird, und untätig bleiben vor der Beleidigung, die ihnen zugesügt worden ist. Im Namen der bulgarischen Nation appeliere ich an die Vertreter der europäischen Zivilisation und bitte Sie> durch Ihre Vermittlung den Leiden der Bevölkerung ein Ende zu machen.
Die Friedeusuachrichte«.
Bukarest, 25. Juli. Die rumänische Regierung Hai Serbien, Griechenland und Montenegro amtlich eingeladen, Bevollmächtigte für die Verhandlungen über einen Waffenstillstand und den Frieden nach Bukarest zu senden. (Darnach hätte Rumänien den Wünschen von Serbien und Griechenland nachgegeben und die Verhandlungen in Nisch wären ausgegeben. Red.)
Landwirtschaft, Handel und Berkehr.
Börsenbericht. Die Börse war mit ihren Friedenshoffnungen und der darauf gestützten Haussebewegung während der vorigen Woche zu voreilig. Die Berichtswoche brachte eine Enttäuschung durch das Eingreifen der Türkei, die sich von neuem Adrianopels bemächtigt und dadurch eine arge Verwirrung in die Lage gebracht hat. Die Großmächte sind freilich in ihrem Willen zum Frieden einig, aber der türkische Streich scheint der Durchführung dieses Willens erhebliche Schwierigkeiten zu bereiten, was insbesondere aus den gereizten englischen Ministerreden hervorgeht. Die Unternehmungslust an der Börse hatte sich aber hauptsächlich im Vertrauen aus eine Besserung der internationalen Lage heroorgewagt. Mit deren Verschlechterung ließ auch die Kauflust alsbald wieder nach und es gab umfangreiche Realisierungen der in der Vorwoche erzielten Gewinne, sowie weiterhin wenigstens teilweise einen neuen Kursrückgang. Die Geldverhältntffe haben sich ebenfalls wieder etwas versteift. Den industriellen Konjunkturberichten. die neuerdings einigermaßen günstiger lauten, wird Mißtrauen entgegengebracht. Die Tendenz wurde vollends verschlechtert durch die Herabsetzung der deutschen Crnteaussichten in Folge des schlechten Wetters.
Verzeichnis der Märkte der Umgegend
vom 28. Juli bis 2. August.
_ Altensteig 29. Juli Krämer- und Viehmarkt._
Auswärtige Todesfälle.
Gottlieb Lutz, 60 I., Calw, Jakob Söll, Waldmeister, 65 F, Althengstett.
Keine scblallosen Nächte
in der Zahnzeit des Kindes wird die Mutter durchmachen, die ihm vor und während dieser Zeit Scotts Emulsion gibt. Tausende von Müttern bestätigen, daß Scotts Emulsion ihren Kleinen während des Zahnens cin Segen gewesen ist und ihnen zu starken, gesunden Zähnchen verholfen hat. Die große Vorliebe der lieben Kleinen für Scotts Emulsion ist bekannt, leider weniger die Tatsache, daß das Präparat im Sommer ebenso gut schmeckt und bekömmlich ist. wie zu jeder anderen Jahreszeit. Scotts Emulsion ist und bleibt auch
im Sommer das beste Kinder- Kräftigungs mittel.
Bestandteile: Feinster Medizinal-Lebertran 150,0, prima Glyzerin 50,0, unterphosphorigsaurer Kalk 4,3. unterphosphorig- saures Natron 2,0. pulv. Tragant 3.0. feinster arab. Gummi pul. 2,0, Wasser. 129,0, Alkohol 11.0. Hierzu aromatischen Emulsion mit Zimt- Mandel- und Gaulteriaö! je 2 Tropfen.
Mutmaßt. Wetter am Sonntag und Montag.
Der Hochdruck macht von Nordeuropa her Fortschritte. Die Depression ist nach Itailcn zurückgewichen. Für Sonntag und Montag ist trockenes und warmes Wette: zu erwarten^
Hiezu das Illustrierte Sonntagsblatt Nr. 30
Für die Redaktion verantwortlich: Karl Paur. — Druck u. Verlag der G. W Zaiser'sche» Buchdruckerei (Karl Zatscr) Nagold.