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87. Jahrgang.
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Beilage»! Plauderstübchen, Illustr. Sonntaprblat« und
Schwüb. Landwirt.
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Samstag, den 26. Juki
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Der Wetterwart.
politische Amschau.
p Das Wetter in Zusammenhang mit der Politik zu bringen, mag zwar auf den ersten Blick etwas gewagt erscheinen und fast wie ein Lückenbüßer aussehen, wie es gemeiniglich im Leben den Anknüpfungspunkt für Gespräche bildet, aber die Wetterlage spielt tatsächlich als ein so ernstlicher Faktor in das Leben herein, hat eine so bedeutende Rolle in der Wirtschaftspolitik, daß man über die Sorgen, die die gegenwärtige Witterung in Stadt und Land gleichermaßen erweckt, wirklich nicht mehr leichten Herzens htnweggehen kann. Der Schaden, den unser Wirtschaftsleben dadurch erleidet, ist umso größer, als ja bekanntlich der Witlemngscharakter des letzten Jahres geradezu katastrophalen Charakter trug, und das Frostwetter dieses Frühjahres in den landwirtschaftlichen Erträgnissen schon einen Mtllionenaussall verursacht hat. Die enormen Preise, die auf den Märkten zu verzeichnen sind, können darum auch von der weniger bemittelten Bevölkerung kaum mehr erschwungen werden, und die geringe Absatzfähigkeil zeigt den engen Zusammenhang zwischen der Prosperität des Wirtschaftslebens in Stadt und Land.
Der Kamps bei Bosch neigt langsam, aber sicher seinem Ende zu, dem Ende, das ihm von Anfang an vorausgesagt worden ist, daß die Firma Sieger bleiben wird. Die Mitteilung, daß sich Verhandlungen anzubahnen scheinen, seitens der Schw. Tagwacht, sind der sicherste Beweis dafür, daß man seitens der Organisalionslettung die Sache verloren gibt. Wie sicher dagegen aus der andern Seile die Firma ihrer Sache war, zeigt der Umstand, daß sie gegenüber den Anzweiflungen über die täglich sich mehrende Zahl der Arbeitswilligen Bertrauensleutcu der Gegner Gelegenheit gab, sich davon zu überzeugen, daß immer weitere Leute, der sicheren Niederlage, aber ungewissen WiedereinsteUung die freiwillige Wiederaufnahme der Arbeit vorzogen. Wenn es von gewisser Seite so dar- geftellt wird, als ob man in weiten Kreisen der Arbeiterschaft bei Bosch ihre .Niederlage" gönne, so kann man ruhig sagen, daß davon keine Rede sein kann; man spricht nur tzavosi, daß die von der Organisationsleitung zu Unrecht heraufbeschworene Machtprobe versagt hat. Ueber das Warum werden dis Ansichten natürlich immer auseinandergehen.
Was aus der deutschen Politik für die Brrichtswoche anfällt. ist gerade auch nichts Erfreuliches. Zwar ist der Nachricht einer Berliner Korrespondenz, die schon wieder neue militärische Forderungen ankündigte — es sollte sich um eine Neu- und Umbewaffnung der Artillerie handeln — alsbald das Dementi gefolgt, da man aber weiß, daß solche Meldungen immer in gewissen Kreisen ihre unliebsame Wirkung Hervorrufen und viel lieber geglaubt werdrn als ihre Ableugnung, so kann man der bktr. Korrespondenz den Doiwuis der Leichtfertigkeit nicht ersparen.
Vor uns haben wir die kriegsgerichtliche Verhandlung gegen die in die Kruppsche Bestechungsassäre verwickelten Zeugoffiziere. Es ist zwar neuerdings von unscheinend offiziöser Seite erklärt worden, die Verhandlungen sollen zum größten Teile öffentlich geführt werden, daß die aber nicht allweg geschehen kann, darf doch immerhin als Beweis dafür angesehen werden, daß der Affäre nach der einen oder nach der andern Seite doch etwas mehr Bedeutung zukommt, als bei der Auseinandersetzung im Reichstag zugestanden worden war. Aber nachdem die Sache nun einmal aus den Weg der gerichtlichen Entscheidung gelenkt ist kann man weniqsterrs erwarten, daß an die unsauberen Geschichten das Messer gründlich gelegt wird, denn Beamtenbkstechungen dürfen nicht ein reißen, ob es sich nun um höhere oder niedere Beamte handelt. Wenn die Firma Krupp nicht haben will, daß an ihr etwas hängen bleibt, so kann sie ja nur selbst den Wunsch haben, baß alles schonungslos ausgedeckt wird. Ihr ist nachgesagt, daß sie für die Einholung unerlaubter Auskünfte durch ihre Angestellte das Geld hergegeben habe, weil die Auskünfte ihr Vorteile in den Lieferungen einbrachten. Wenn dem nicht so ist, umso besser.
Der Streik der deutschen Werftarbeiter, der in Hamburg seinen Ausgang genommen hat, Hot zwar auch aus andere Städte, namentlich Stettin und Bremen übergegriffen, aber es will doch kein rechter Zug in die Bewegung kommen. Die Leitungen der Gewerkschaftsor- ganisationen haben es trotz der Ausdehnung der Bewegung wiederholt abgelehnt, deren Berechtigung anzuerkennen, eine gewiß nicht alltägliche Erscheinung. Und demzufolge werden cmch keine Streikgelder bezahlt. Da wird es nun von besonderem Interesse sein, zu sehen, ob die Bewegung den
Leitem nicht über den Kopf wächst. Bis jetzt hat es nicht den Anschein dazu, aus Bremen liegt vielmehr die Nachricht vor. daß die Angehörigen des Holzarbeiterverbandes den Anweisungen des Derbandsoorstands gemäß sich der Arbeitsniederlegung nicht angeschlossen haben, und auch von andern Plätzen kommen ähnliche Nachrichten, aber die Bewegung steckt ja erst in den Anfängen, und so läßt sich über den Ausgang noch nichts Bestimmtes sagen, wenn auch angesichts der gegenwärtigen Konjunktur das Fiasko wahrscheinlicher ist als der Erfolg.
Frankreich hat nunmehr seine Heeresvorlage glücklich unter Dach. Und zwar ist dank einem seinen Schach, zug noch in letzter Stunde eine Verschiebung oorgenommen worden, durch die die Hauptursache der Unzufriedenheit befestigt wird. Bislang hatte die Regierung ein Hauptgewicht darauf gelegt, daß die dreijährige Dienstzeit sofort in Kraft trete, das heißt, daß die km Dienste befindlichen Mannschaften noch ein weiteres Jahr zu dienen haben. Dieser Umstand hat bekanntlich eine förmliche Revolte im Heere heroorge- rufen. Gegen die allgemeine Unzufriedenheit hat man nun einen Ausweg gefunden durch die Einschaltung der Bestimmung, daß die Jahrgänge 1910, 1911 und 1912 nur zwei Jahre zu dienen haben. Dadurch wurde dem Gesetze die größte Härte genommen, gegen die die Herabsetzung des Einstellungsalters milder wirkt. Frankreich wird die von der Regierung angesorderte Stärke des Heeres bekommen, aber eigentlich erst vom Jahre 19l5 ab. Dann allerdings wird es uns an aktiven Truppen um ca. 100000 Mann überlegen sein.
Mit der Niederringung Bulgariens ist das Ende des zweiten Balkankrieges rasch nähergekommen. An sich gewiß ein begrüßenswertes Ereignis. Vom rein Humanitären Standpunkt aus. Doch hat dieser während des ganzen Balkanringens eine so untergeordnete Rolle gespielt, daß man ihn ruhig auch jetzt noch beiseite lassen kann. Uns scheint viel gewichtiger die Rolle, die Rumänien übernommen und die ihm — sonderbarerweise — auch von einer Seite zuerkannt worden ist, von der es zum mindesten überflüssig war. Der Laie ist sich darüber klar, daß die Erpressungspolitik die Rumänien ausgeübt hat, Bulgarien vollends zu Boden gedrückt hat. Oder gehörte vielleicht viel dazu, Bulgarien, das in dem Kriege gegen die Türkei so ungeheure Opfer gebracht, gegenüber denen die der anderen Balkanstaaten überhaupt nicht mitrechuen, in dem Augenblick in den Rücken zu fallen, wo es mit dem letzten Aufwand seiner Kräfte mit feinen bisherigen Verbündeten um seine Rechte stritt? Rumänien wäre zu seinen Rechten gekommen. auch ohne daß es den Bulgaren, die den letzten Mann gegen Serbien und Griechenland ausgeboten hatten und ihr Paterland wehrlos lassen mußten, den Lebenssaden abgeschnitten und sie zu einer Demütigung gegenüber diesen beiden Staaten gezwungen hätte, die diesen ihre Lorbeeren noch billiger machte. Darüber braucht man gar nicht zu streiten. Aber umso eher hätte sich unsere Regierung ihre Weisheit sparen können, die der neugeschaffenen Situation Rechnung tragen zu müssen glaubte, indem sie der bulgarischen Regierung „nachahmenswerte Mäßigung" nachrühmte, eine Mäßigung die es glücklich so weit gebracht hat, daß heute wieder der Türke m Adrianopel steht, sodaß unsere Diplomaten Mühe und Not haben werden, diesem die Mäßigung beizubringen, die ein weiteres Hinschleppen des Kriegszustandes verhindert. Rumänien hat einfach hinterlistig gehandelt, und dafür bedarf cs keiner besonderen Anerkennung, wenigstens von unserer Seite nicht; die kann ihm ja seitens der Griechen und Serben werden, denen es ihren Sieg über den Staat, der überhaupt den Krieg gegen die Türkei gewonnen hat, so leicht gemacht hat.
TageV-Renigkeite«.
As« Stadt Md Amt.
Nagold. 26. Juli 1913.
* Für das Handwerk ist der 1. Oktober 1913 von ganz besonderer Bedeutung. An diesem Tage läuft die letzte in den Uebergangsbesttmmungen des Reichsgesetzes vom 30. Mai 1908 über den sog. kleinen Befähigung«» achweis festgesetzte Frist ab. Nach dem 1. Okt. wird niemand mehr zur Meisterprüfung zugelaffen, der nicht vorher die Gesellenprüfung bestanden hat, mit Ausnahme derjenigen, die am 1. Oktober 1908 bereits die Anleilungsbefugnis besaßen. Diese sollen sich auch nach dem 1. Okt. 1913 der Meisterprüfung unterziehen dürfen, ohne vorher die Gesellenprüfung bestanden zu haben. Für die Handwerker, die am 1. Okt. 1908 noch nicht fünf Jahre die Anleitungsbefugnis hatten, besteht die Vergünstigung, daß sie auch nach dem 1. Okt. zur Meisterprüfung zugelaffen werden, ohne eine Gesellen
prüfung bestanden zu haben. Wer aber noch nie die Berechtigung zur Anleitung von Lehrlingen besessen, auch keine Gesellenprüfung bestanden hat, hat nur bis zum 1. Oktober Aussicht, zur Meisterprüfung zugelaffen zu werden.
Die Kais. Hauptstatio« für Crdbebeuforschung in S1 raßburg i. E. bittet zur Eingehenden Untersuchung des Erdbebens vom 20. Juli dringend um möglichst zahlreiche Mitwirkung aller Beoölkerungskreise durch Zusendung ausführlicher Berichte über das Erdbeben. Wenn es irgendwie möglich ist, so sollten aus jedem Orte, wo das Beben verspürt wurde, eine Reihe von Bebenberichten vorliegen. Auch ist es wichtig zu erfahren, wenn an einem Ort das Beben nicht verspürt wurde. Ganz besondere Aufmerksamkeit ist, was leider gewöhnlich nicht geschieht, den sichtbaren und hörbaren Wirkungen zuzuwenden, die das Erdbeben ausübte. z. B. Zittern der Möbel; leises oder lautes Klirren von Gläsern, Geschirren, Fenstern; Krachen von Türen, Balken. Dielen; Bewegung von Blumen, Sträuchern usw., Schwanken frei hängender Gegenstände; Verschieben oder Klappern von Bildern; Tönen von Haus- Klingeln; Umfallen an die Wand gelehnter Gegenstände; Anschlägen von Kirchenglocken: Verrücken von Möbeln; Herabfallen der Gegenstände (welcher?) von den Borten; Umfallen von Möbeln; Abbröckeln des Verputzes; Mauer- risse; Herabsallen von Kaminen, Dachpfannen, Hausser- zierungen usw. Bei Gebäudebeschädigungen, Veränderungen des Erdbodens und ähnlichem ist eine ausführliche Beschreibung zu geben. Auf Wunsch werden Fragebogen und Anleitungen zur Beobachtung der Erdbeben zur Verfügung gestellt.
Jungdeutschland. Die hiesige Ortsgruppe wird am Sonn.ag, den 27. Juli, zu einer Geländeübung ausrücken. Der Abmarsch findet um 1 Uhr vom Stadtacker aus statt.
Aus de« Rachbarbezirkeu.
Zwerenberg, 26. Juli. Am morgigen Sonntag nachm. Vs2 Uhr ist hier Miss io ns fest. Es sprechen Miss. Wahl-Kamerun und Miss. Wieland-Indien.
r Rotteuburg, 25. Juli. (Gesängnisoerwaltung und Bäckerinnung.) Zu der Konkurrenz der Gefängnisbäckerei bei Vergebung der Brotlieserung an die Ferienkolonie des Iungdeulschlandbundes ist berichtet worden, daß die Brol- lieferung tatsächlich der Bäckerinnung übertragen worden sei. Die Mitteilung ist verfrüht. Richtig ist, nach einer Notiz des Reutlinger Geralanzeigers, daß die Bäckerinnung sich um Uebertragung der Brotlieferung an Zungdeutschland beworben hat uiid zwar verlangt sie für Schwarzbrot pro Kg. 2 mehr als die Gesängnisoerwaltung, während für Weißbror von geringerer Qualität sein darf als das übliche Ladenbrot. Ob die Innung die Lieferung erhält, steht noch dahin. Bestehen bleibt die Tatsache, daß sich die staatliche Gesängnisoerwaltung dazu herbeigelassen hat, durch Anbietung billigerer Preise auf die Bäckerinnung einen Druck auszuüben und daß der Iungdeutschlandbund davon bereitwilligst Gebrauch gemacht hat.
r Rottenburg, 25. Juli. (DerAutoverkehr). Die seit 15. Juli dem Verkehr übergebenen Autolinien Rottenburg—Hirrlingen und Rottenburg—Grgenzingen erfreuen sich seitens ves Publikums so reger Benützung, daß bei anhaltendem Interesse die Rentabilität des Unternehmens, an dem auch die Amtskörperschaft Rotteuburg beteiligt ist, außer Zweifel steht. — Eine weitere Autoverbtndung in unserem Bezirk ist geplant für die Strecke Ofterdingen—Mössingen— Talheim—Melchingen (Hohenzollern)— Erpfingen —Lichlen- stein, womit eine neue Verbindungslinie auf die Alb geschaffen würde. Da mit der Einführung dieser Linie die Postwagenfahrt Mössingen—Melchingen in Wegfall käme, dürste das Zustandekommen des projektierten Verkehrsweges in erster Linie von dem Entgegenkommen der Postoerwait- ung abhängen. Die Vorarbeiten zur Einführung des Unternehmens sind bereits im Gange, doch dürfte sich die Regelung mit Rücksicht darauf, daß drei Körperschaften (Oberamts - Körperschaft Rotteuburg, Oberamtskörperschaft Reutlingen und der Hohmzollersche Kommunallandtag) an dem Unternehmen zu interessieren sind, nicht so rasch abwickeln, als dies im Interesse des Verkehrs wünschenswert wäre.
r Rotteuburg, 25. Juli. (Hopfenbauoerein) Der Deutsche Hopsenbauverein (Sitz Nürnberg) wird in den ersten Tagen des Monats August den wllrttembergischen Hopsenseldern einen Besuch abstatten und hierbei auch die hiesigen Hopfenanlagen besichtigen. Nach dem hierfür vorgesehenen Programm erfolgt am Montag, 4. August, die Besichtigung der Hopfcnanlagen in Tcitnang. Ueber Friedrichshafen, Konstanz geht sodann die Fahrt hierher, woselbst dann die Besichtigung der Hopfenfelder am 5. August erfolgt. Don hier aus begeben sich die Teilnehmer nach Herrenberg, Weilderstadt und Renningen.