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87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 28.
.N 167
Montag, den 21. Juli
Amtüches.
Kgl. Höe^arnL Wcrgold.
BeksEmachungp Detr. eine Aendernug des Reichstsgswahlreglemeuts.
Die Gemeindebehörden werden auf den Min.-Erlatz vom 7. Juli 1913 (Min.-Abl. S. 590) hingewiefen und beauftragt. bis 1. Ang. d. I. zu berichten, ob die bei den Reichstagswahlen zu verwendenden Wahlurnen der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 4. Juni 1913 (Reichsgks. Bl. S. 314) entsprechen, oerne mendenfalls ob vorschriftsmütziKe Wahlurnen brstellt sind.
Den 19. Juli 1913. Kommerell.
Seine Königliche Majestät haben am 17, Juli d. Is. allergnädigst geruht, Notariatshilfsarbeiter Hetzer in Wildberg zum Bezirksnolar von Nagold, Wurster in Pfalzgrafenweiler zum Bezirksnotar von Dornstetten, Nothweiler in Nufringen zum Bezirksnotar von tzerrenbcrg zu ernennen.
Seine Majestät der König haben am 19. Juli ds. Is. aller- gnädigst geruht, Oberbahnassistent Christ in Nagold zum Eisenbahn- sekretär -in Friedrichshofen zu befördern, eine technische Eisenbahnsekretärstelle bei der Eisenbahninspektion Pforzheim dem Feldmesser Killin ger zu übertragen.
Vom Eoang. Oberschulrat ist am 18. Juli eine ständige Lehrstelle in Bv!l, OA. Oberndorf, dem Eeminarunterlehrer Otto Willmer in Nagold übertragen worden.
Lage-Meuigkeite«.
8»« Stadt Md Amt,
Nagold. 21. Juli 1813.
ff Kirchenkonzert. Kirchenkonzerte sind katholischer- Ms eigentlich eine Seltenheit. Wenn sich aber die „musieZ. «Aers," im Konzert hören läßt, dann darf sie auf eine ebenso große, wie druckbare Zuhörerschaft rechnen. Das war auch bei dem gestrigen Kirchenkonzert in der hiesigen katholischen Stadtkirche der FcL, das mir der Uebernahme der neuen Orgel verbunden war. Der Einladung hiezu war in hochersreuiich zahlreicher Weise Folge geleistet worden. Und man darf es ruhig sagen, das Gebotene war des Besuch; des Konzerts wert. In das 13 Nummern zählende Programm, das Kompositionen deutscher, französischer und amerikanischer Kirchenmusik auswies, hatten sich zwei Meister des Orgelsp'els, DoMNMstkchordirektoc Lobmiller-Roltenburg und Sladipfarrer Stahl (Orgel- baureoident), Horb geteilt. Bon beiden Herren darf man sagen, sie beherrschen die „Königin der Instrumente" und wußten das erlesene Programm mit künstlerischer Präzision durchzusuhren. Die Klangschönheit und Tonfülle der neuen Orgel, sowie die sehr gute Akustik der Kirche, kamen hiebei zur vollen Geltung? Nicht unerwähnt möchten wir aber auch das aus dem Oratorium „Paulus" von Herrn Gewerbelehrer Raisch vorgetragm' Bariton-Solo lassen. Herr Raisch verfügt über einen klangvollen runden Baß und verstand es dem ernsten Text Empfindung betzufügen. Sine wirklich lobenswerte Leistung seines Könnens zeigte aber auch der neugegründcle Kirchenchoc unter Herrn Raisch's bewährter Direktion. Derselbe sang das Gloria aus „Missa
tertia" v. Haller und ist zu diesem ersten Erfolg nur zu beglückwünschen. Wir hoffen, daß dem Fonds zur Beschaffung der neuen Orgel, die ihren Meister lobt, durch das gestrige Konzert eine ansehnliche Summe zugesügt werden konnte, und wünschen, daß es auch in Zukunft an warmherziger Unterstützung dieses guten Zweckes nicht fehlen möge.
* Bezirksnotariate. Im neusten „Staats-Anzeiger" kommt eine große Zahl von Besetzungen der durch den Etat geschaffenen Stellen, unter anderen wurden im ganzen Lande auch acht Notariatsstellen errichtet. Es handelt sich hiebei nicht um die Schaffung neuer, sondern nur um die Umwandlung von unständigen in ständige Stellen. Es werden nämlich den bestehenden Notariaten nach Bedürfnis weitere Beamte zugeteilt, welche dann vielfach nicht am Sitze des Notariats wohnen. Wenn dann diese Stellen nach einer Reihe von Jahren zu etatsmäßigen erhoben werden, bekommt die Stelle nicht den Namen, wo der Beamte wohnt, sondern die Ernennung erfolgt unter dem Namen des seitherigen Notariats. Beim gleichen Notariat sind dann mehrere Beamte, die an verschiedenen Orten wohnen. Dies hat schon vielfach zu Mißverständnissen und Verwechslungen geführt, so daß eine Aufklärung angezetgt erscheint. So ist das Oberamt Nagold in die zwei Notariate Nagold und Altensteig eingeteilt. Dem Notariat Nagolh» sind wieder zwei Hilfsarbeiter zugeteilt, einer mit dem Sitz in Wildberg und einer mit dem Sitz in Haiterbach. Alle drei Beamte gehören aber zum Bezirksnotariat Nagold. Tatsächlich sind also im hiesigen Oberamte 4 Notariatsbeamte mit je selbstständigem Bezirk tätig, obgleich die amtliche Bezeichnung nur die zwei Notariate Nagold und Altensteig kennt. Die Hilssarbeiterstelle Wildberg ist durch den neuen Etat in eine ständige Stelle umgewandelt und mit dem seitherigen Stelleninhaber definitiv besetzt worden. (S. u. Amtliches).
Im Oberami Nagold sind also künftig wie seither angestellt:
beim Notariat Nagold:
Dezirirsnotar Popp, mit dem Wohnsitz in Nagold, Bezirksnotar Hetzer, mit dem Wohnsitz in Wildberg, stv. Bezirksnotar Häsele, mit dem Wohnsitz in Haiterbach, und beim Bezirksnotariat Altensteig Bezirksnotor Beck daselbst.
Die Zuteilung der einzelnen Gemeinden an diese Beamten erleidet keine Aenderung.
Dev Krankenunterftirtzttugsverein hielt seine halbjährliche Generalversammlung im Gasthaus z. goldenen Adler ab. Vorstand Berstell) er eröffnete die Versammlung und verlas den Rechenschaftsbericht. Die Einnahmen betrugen 431.89 Ausgaben 345.69 -B, somit Kassenbestand 86 20 Zu verzeichnen waren zwei Sterbefülle und 29 Krankheitsfälle mit 203 20 ^Ausgaben. Gesamtvermögen 3498.95 ^ (im Borjahr 3371,65 -6). somit Bermögenszu- wachs 125.30 Mitgliederzahl 240, eingetreten 2. Der Vorstand, der Schriftführer, der Kassier und der Ausschuß wurden durch Akklamation wiedergewählt. Der Vorstand schloß die Versammlung mit dem Wunsche, daß auch mehr jüngere Leute eintreten sollten, da der Verein segensreich für sie wirke.
Das neue Bier.
Humoreske von Victor Blüthgen.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten).
Am andern Morgen erschien Herr Drickes in der Brauerei bei Herrn Rauchenegger: „Kommen Sie doch'mal einen Augenblick mit auf den Hof."
Ec war sichtlich aufgeräumt.
„Hören Sie, Mann, ich habe jetzt eine ganz neue Sorte Hopsen gekauft; eigentlich zwei. Er siehi allerdings anders aus als der gewöhnliche. Sehen Sie hier!"
Er führte den Braumeister in einen Schuppen und griff in einen geöffneten Sack.
„Herr Rauchenegger wurde feuerrot. „Nehmen Sie mir's nicht übel, Herr, mit der Art Hopsen habe ich noch kein Bier gebraut, wili's auch nicht leinen."
„Herr Drickes fixierte ihn eine Weile mit grellen Augen.
„So — so; Sie wollen nicht. Ja. das wundert mich aber sehr von Ihnen. Dann müßte ich mir wohl einen anderen Herrn aus Bayern suchen, der etwas lernbegieriger ist. Aber Sie werden sich besinnen, denke ich."
„Herr Drickes, ich weiß, was das ist. im Sacke da: wenn Sie selber die Sorte Hopfen in 'die Wanne tun wollen — ich kann's nicht mit ansehen . .
„So? Sind Sie augenleidend? Dass tut mir... Na warten Sie übrigens. Ich werde das besorgen. Sie brauchen gar nichts davon zu wissen, was für Hopfen ich
hineintue. Benachrichtigen Sie mich nur, wenn es soweit ist, dann können Sie sich einige Zeit der Pflege Ihrer Gesundheit in frischer Luft widmen."
„Reell ist die Sache nicht, Herr," kam es von dem g:quälten Gewissen des Nürnbergers. Er konnte nicht anders.
„Reell?" Herr Drickes glotzte ihn grimmig an. „Na- tüüich nicht — Gott bewahre! Sie sind ein Biedermann gegen mich. Wissen Sie was? Ihr ganzes elendes Bier ist unrell, und cs ist ganz egal, was für Hopfen dran kommt. Wollen Sie ein Bier reell nennen, das nachgewiesenermaßen gesundheitsschädlich ist, seit und schwach und dumm macht? Daran kann überhaupt nichts verdorben werden," schloß er ruhiger, machte eine verabschiedende Handbewegung und ging.
Der Borwurf wurmte ihn. Sein eigenes Gewissen regte sich; aber er war so verrannt schon, daß er nichts Besseres zu tun wußte, als sich noch eigensinniger zu machen, als er schon war.
Dieser Rauchenegger verschwindet nach Ablauf der zwei Jahre von der Bildsläche. Er hat Herrn Drickes unerhört in seiner Geschäftsehre beleidigt.
Die Würze kocht, Herr Rauchenegger geht spazieren und der Ratsbrauherr läßt sich die Säcke heraufbringen und mit entschlossener Miene kommandiert er: „Ausschütten!" Der Brauknecht ist einfach stumpfsinnig vor der Tatsache, daß der Herr in eigener Person das besorgt. Dann geht dieser und holt Herrn Rauchenegger wieder.
„Sie werden sehen, meine Herren," sagt der Rats-
Fernsprecher Nr. 29.
Anzcigcrr-Gebilhr jür die cinspalt. Zette au» gewöhnlicher Schrist oder deren Raum bei einmal. Einrückung 19 /H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Plauderst tibchrn, Illustr. Soruttagsblatt und
SchwSb. Landwirt.
1913
* Vom Tage. Unsere neuorganisierte Stadtkapelle brachte gestern morgen dem Herrn Stadtschultheiß Maier ein wohlgelungenes Ständchen.
v In der Gebührenordnung für Zeuge« und Sachverständige ist nach dem jetzt vorliegenden, vom Bundesrat angenommenen Gesetzentwurf eine angemessene Erhöhung der Gebühren vorgesehen. Bei der zunehmenden Vielgestaltigkeit des wirtschaftlichen Lebens bedürfen die Gerichte in steigendem Maße der Sachverständigen, die nicht nur wie die Zeugen eine allgemeine Bürgerpflicht, sondern eine Berufstätigkeit ausüben. Ein solcher Sachverständiger soll künftig eine Vergütung bis zu 2 ^ für jede angefangene Stunde und bei besonders schwierigen Leistungen bis zu 6 für jede angefangene Stunde erhalten: die Vergütung wird unter Berücksichtigung der Erwerbsverhältnisse des Sachverständigen bemessen und für jeden Tag auf nicht mehr als zehn Stunden gewährt. Für den durch Abwesenheit von dem Aufenthaltsort verursachten Aufwand kann Zeugen oder Sachverständigen eine Entschädigung im Höchstbetrag von 7 Vs ^ für jeden Tag und von 4 Vs für jedes außerhalb genommene Nachtquartier gewährt werden (bisher 5 und 3 -H); für öffentliche Beamte und Personen des Soldatenstandes sind die Gebühren besonders geregelt. Die einem Zeugen oder Sachverständigen zu gewährenden Beträge sollen künftig dann durch gerichtlichen Beschluß festgesetzt werden, wenn der Zeuge oder Sachverständige oder die Staatskasse eine richterliche Festsetzung beantragt oder das Gericht sie für angemessen hält.
r Württemberg und die neue Wehrvorlage. Aus den für das württembergische Armeekorps in Betracht kommenden Bollzugsbestimmungen, die das Würlt. Militärverordnungsblatt zu der neuen Militärvorlage veröffentlicht, ist zu entnehmen: Sämtliche Infanteriebataillone werden je bis zu 641 Mann, die Bataillone des Infanterieregiments Nr. 126 in Straßburg bis zu 719 verstärkt. Die Kavallerieregimenter werden vermehrt um 55 Mann und 50 Pferde, die Batterien der Artillerie werden je 6 bespannte Geschütze mit 124 Mann und 75 Pferden zählen. Die Pionierbataillone werden künftig je 33 Mann und die Train- kompanieen je 5 Mann mehr aufweisen. Die Stärke der württembergischen Eisenbahnkompanie wird aus 143 Mann, die der Telegraphenkompanie aus 197 Mann mit 37 Pferden und die der Lustschiffkompanie in Friedrichshafen aus 164 Mann bestehen. Das Infanterieregiment Nr. 180 in Tübingen (mit dem vorläufigen Standort Gmünd), sowie das Infanterieregiment Nr. 127 in Wiblingen (mit dem vorläufigen Standort in Ulm) werden eine Vermehrung um ein drittes Bataillon erfahren, und zwar durch Abgaben bestehender Kompanien aus anderen Regimentern, die wieder bet den betreffenden Regimentern ersetzt werden. Neu errichtet, mit einem Generalmajor an der Spitze, wird eine Landwehrinspeklion in Stuttgart, der die Bezirks Kommandos Stuttgart I und II (letzteres neu gebildet). Reutlingen, Heilbronn, Hall, Ehingen, Eßlingen und Gmünd unterstellt sind. Das neue Bezirkskommando Stuttgart II erhält die gleiche Besetzung wie das bisherige Bezirkskommando: 1 Regimentskommandeur, 1 Stabsoffizier, 14 Unteroffiziere
brauherr und setzt schnalzend sein Lagerbier am Abend im Ratskeller nieder, „Sie kommen wieder auf den alten guten Tropfen zurück. Das Bayrische wird ihnen immer schlechter schmecken — daß Sie's auf meinen Brauer schieben, ist natürlich selbstoerständlch, aber das nutzt ihnen nichts. Ich bin neugierig, wie lange .Sie sich aus Eigensinn den Magen verkalken werden."
Damit wollte er auf das neueste Produkt vorbereiten.
Und es kam endlich.
Die Trinkgesellschast saß einfach vor einem Rätsel. Hatte Drickes recht oder nicht? Gleichviel — diesem Tropfen war das Lagerbier aus jeden Fall vorzuziehen.
„Herr Drickes, sie schimpfen mächtig," sagte der Wirt in den unteren Räumen. „Das Bier schmeckt nicht, sie trinken meistens Lagerbier."
„Herr Drickes zuckte die Achseln. „Konnte ich Ihnen vor einem halben Jahre schon vorher sogen. Auf die Dauer ist das bayrische Bier nichts für unseren Gaumen."
„Das Lagerbier ist aber sehr gut jetzt."
„Wie immer, mein Wertgeschätzter. Nun und nimmer kann das Bayrische dagegen aus die Dauer auskommen."
Auf der Stube des Nürnbergers saßen wieder die beiden Nachbarn zusammen. Sie hatten schon eine Weile über dies und das gesprochen. Der Knasterdust des Bayern tanzte mit den Zigarrenwölkchen des anderen, oder beides zog lange bläuliche Streifen . . .
(Fortsetzung folgt.)