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87. Jahrgang.
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Beilagen: Piauderstildcheu, Wustr. Souutap»blatl und
Echwäb. Landwirt.
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Tsrge--Nerrigkeiterr.
L>» Ctadt «vd Amt.
Nagold. 18. Juli 1813.
* Zur gesl. Beachtung! Im nächsten Plauder- slstbchen bringen wir drei Originalbriefe eines Nagolder Freiheitskämpfers von 1813 zum Abdruck, die uns ein freundlicher Leser zur Verfügung gestellt hat.
Will. Unser Lokalverschöueruugsverei« glaubte unsere Einwohnerschaft mit einem neuen Lebens- und Fürsorge-Beweis überraschen zu sollen, indem er eine längst vielseitig begehrte neue Verbindung zwischen der Staige nach Vollmaringen und dem unteren Traus desWolfs- bergwalds hergestellt hat. Dieser neue Fußweg führt mit bequemer Steigung von der Bollmartnger Staige nunmehr schon ca. 100 Meter oberhalb des der Stadt aus dieser Staige nächstgelegenen Bahnwarthauses über Ackerfeld hinauf zum Wolfbergrvald, bietet eine überaus liebliche Ansicht der Stadt und ihrer Umgebung nach Süd-West, und kann man dann von der dortigen Ruhebank entlang des Walds über die Wolfsbergstaige in die Stadt zurückkehren, oder über die Wolssberg-Anlagen sich dem Kurhaus „Waldlust" zu- rvenden. Diese Neuerung wird hoffentlich auch dazu beitragen, daß der Einsammler des Jahresbeitrags für unsere Bereinskasfe such Heuer wieder freundliche Geber zu Gesicht bekommt.
* Liederkranz. Wie wir hören, wird der Verein am Sonntag, 27. d. Mts. ein Konzert mit anschließender Tanzunterhaltung im „Traubensaal" abhalten unter Mitwirkung einer Abteilung Tübinger Streichmusik.
r Die Jubiläumsguade. Zum Regierungsjubiläuni des Kaisers wurde, wie bekannt, vom König die Absicht, aus diesem Anlaß eine Anzahl von Begnadigungen zu verfügen. kuttdgegeben und der Staatsminister der Justiz mit geeigneten Vorschlägen beauftragt. Weisungsgemäß sind hierauf von den Strafvollstreckungsbehörden und Strafan- stalrsverwaltungen die noch ihrer Ansicht für eine Begnadigung geeigneten Fälle von Amts wegen dem Justizministerium vorgelegt worden; dazu kam infolge des Bekanntwerdens der Allerhöchsten Kundgebung eine große Zahl von Gnadengesuchen Verurteilter. Bei der Auswahl wurde das Augenmerk vorwiegend auf leichtere Vergehen sonst gut beleumundeter und namentlich solcher Personen gerichtet, die zu ihren Straftaten durch Not, Unbesonnenheit oder Verführung veranlaßt worden waren. Nachdem die Amnestie nunmehr im wesentlichen abgeschlossen ist, kann nütgsteilt werden, daß aus diesem Anlaß insgesamt etwa 120 Verurteilte eines Gnadenakts des Königs teilhaftig worden sind.
* Bom Tage. Bei dem am Mittwoch nachm, gesichteten Zeppelin-Kreuzer handelt es sich um den neuen L. Z. 20, der, mit der militärischen Abnahmekommission an Bord, um 11.20 Uhr in Friedrichshasen aufgestiegen war und kurz nach 4 Uhr sein Reiseziel, Frankfurt a. M. erreichte.
L -L. Ueber die Ursache der Milchgerinnung bei Gewittern sind wir erst durch neuere Untersuchungen
Das neue Bier.
Humoreske von Victor Blüthgen.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten).
Er ließ den Vorrat an Hopfen aufbrauen. Aus der Umgegend kamen ein paar vereinzelte Klagen, das Bier sei nicht mehr so gut wie früher. Aber Herr Drickes ließ den Querulanten schreiben, wieviel er für die beste Gerste und den besten Hopsen bezahlt habe, und daß er noch immer seinen bayrischen Braumeister habe; niemand hätte sich sonst beschwert, im Gegenteil fänden Kenner, daß das Bier immer bayrischer würde. Sie könnten es aber ja vielleicht wieder einmal mit Lagerbier versuchen.
Herr Labes grinste, als er diese Epistel verfaßte. Er wußte längst von den Brauknechten, weshalb das Bayrische schlechter geworden und der Nürnberger an den Wassern Babylons saß.
Aber aus das, was nun kam, war er nicht gefaßt.
Eines Tages hieß ihn Herr Drickes einen Posten buchen.
„Kann ich vielleicht die Rechnung bekommen?' fragte er arglos.
„Ist nicht nötig — schreiben Sie nur: Hopfen, bezogen durch Schimmel und Kompanie und so weiter soundso viel."
Dies war etwas ganz Ungewöhnliches. MT Schimmel und Kompanie hatte man erstlich noch nicht in Verbindung gestanden, zweitens hatte der Buchhalter noch nie etwas ohne Rechnung gebucht.
Kreitag, den 18. Irrtt
1S13
von Trillat aufgeklärt worden. Die Milchsäurebakterien vermehren sich nach dem Kosmos-Handweiser (Stuttgart) besonders lebhaft bei Gegenwart selbst nur geringer Mengen von Fäulnisgasen. Bei Gewittern findet nun stets ein plötzliches Sinken des Luftdruckes statt; dadurch werden aus der Umgebung in unseren Wohnungen, aus dem Erdreich usw. Fäulnisgase frei, die zur Milch gelangen und in dieser die Vermehrung der Milchsäurebakterien und damit auch die Milchgerinnung begünstigen.
A«s de« Rächbarbezirke«.
* Teinach, 16. Juli. Das „Jako bisest" mit Hahnentanz wird am Sonntag 27. Juli in herkömmlicher Weise gefeiert werden.
r Herrenberg, 17. Juli. (Wilderer). Der Schuhmacher Gottlieb Imanue! Rall von Unterjesingen wurde vom Forstpersonal beim Stellen von Rehschlingen im dortigen Wald angetroffen. Er wollte zwar nur zufällig die Schlingen gefunden haben, allein sein Leugnen half nichts, er wurde gestern vom Schöffengericht zu einem Monat Gefängnis verurteilt.
r Baiersbro««, 17. Juli. (Tödlicherunglücks- fall). Beim Abladen von Sägblöcken auf der Höfer Sägmühle fiel einer der schweren Blöcke dem etwa ^jährigen Bernhardt Rapp so unglücklich aus die Brust, daß der Tod nach wenigen Minuten einirat.
Laudesuachrlchten.
x Stuttgart, 17. Juli. Die neue württembergische Staatsanleihe ist lediglich zur Deckung des Aufwands für Eisenbahnbauten bestimmt: die Bestreitung laufender Staatsausgaben aus Anlehensmitteln findet nicht statt.
Rathaus und Presse.
In der gestrigen Bormittagssitzung des Gemeinderats nahm der Oberbürgermeister das Wort, um über die bekannte Aeußerung des Dr. Albert in der letzten gemeinsamen Sitzung der bürgerlichen Kollegien eins Erklärung abzugcben. Der Oberbürgermeister gab eingangs seiner Ausführungen eine Darstellung über den schriftlichen Verkehr zwischen dem Stadtfchultheißenamt und den Organisationen der Presse. Der Oberbürgermeister bestritt sodann, daß bei der Bemerkung eine Beleidigung Vorgelegen hätte; ein Borwurs, daß er unterlassen habe, die Bemerkung des Dr. Albert zu korrigieren, könne ihn nicht treffen, da bei der Plötzlichkeit 'des Aufbruchs der Pressevertreter es gar keinen Zweck gehabt hätte. Zu einer Beleidigung fei die Aeußerung erst dadurch gestempelt worden, daß sie aus dem Zusammenhang gerissen worden fei. Trotzdem habe Rechtsrat Dr. Albert ihm gegenüber erklärt: Erbedaure, eine Aeußerung getan zu haben, die, aus dem Zusammenhang gerissen, als eine Beleidigung der Presse genommen werden könnte. Der Oberbürgermeister schloß sich dieser Erklärung an.
„Lagemann," sagte Herr Labes draußen zu dem einen Bterfahrer, der die Bahnsendungen abzuholen pflegte, wenn die Sendung von Schimmel und Kompanie ankommt, benachrichtigen Sie mich privatim — verstehen Sie?"
„Jawohl, Herr Buchhalter."
Am dritten Abend drauf klopfte cs bei Herrn Rauchen- egger, und Herr Labes erschien im Türrahmen. Die eine Hand rechts, die andere links in der Iackettasche trat er gemütlich auf den Nümberger zu. „Sagen Sie mal, was ist denn das für eine Droge?" fragte und holte rechts eine Handvoll trockenes Kraut aus der Tasche.
„Das — das... ich weiß nicht Hcht," antwortete unsicher der Braumeister.
„Aber vielleicht kennen Sie das?" Und er brachte von links eine andere Art Heu zum Vorschein.
„Hm." machte der andere, etwas ans Licht der Lampe bringend, „was mag das sein?"
„Na, wenn Sie's nicht wissen, frage ich morgen Loß, den Provisor."
Herr Rauchenegger warf verlegene Blicke zur Seite. „Tun Sie das nicht," sprach er plötzlich eindringlich. „Ich Halle das eins für Tausendgüldenkraut, das andere für Bitterklee. Herr Drickes mag damit Absichten haben, welche er will — wenn die Leute davon erfahren, so kann das seinem Geschästsrufe sehr schaden."
Herr Labes sah den Nachbar listig an.
„Na? Wollen Sie noch mit mir Dersteckerrs spielen?
„Und Sie — Sie krabbeln auf den Leim? Das wundert mich von Ihnen."
Der Oberbürgermeister beklagte sich dann einem Teil der Presse gegenüber, daß er von ihr zum Gegenstand heftiger Angriffe gemacht worden sei.
p Stattgart, 16. Juli. Die Teilnahme der sozialdemokratischen Rathausverlreter an der Zeppelinfeier war der Gegenstand der Besprechung einer gestern gehaltenen Versammlung der Stuttgarter sozialdemokratischen Partei. Der Vorsitzende Schumacher teilte dabet mit, die Ralhausfraktion habe es ihren Mitgliedern freigestellt, ob sie sich an dem Essen beteiligen wollen. Es hätten sich dann alle Mitglieder der Fraktion mit Ausnahme der Genossen Heinzeimann, Stetter und Schumacher beteiligt. Genosse Oster bemerkte, daß bei dieser Frage für ihn das politische Moment ausgeschieden sei und er lediglich eine Ehrung des Erfinders Zeppelin in der Feier erblickt habe. Dadurch, daß die Kosten für das Essen von jedem Teilnehmer selbst bezahlt werden mußten, sei die Teilnahme den sozialdemokratischen Mitgliedem überhaupt erst ermöglicht worden. Die Fraktion habe die Teilnahme einstimmig beschlossen. In der Diskussion wurde, der Schwäb. Tagwacht zufolge, das Verhalten der Gemeindevertreter verurteilt und gewünscht, die Rat- haussraktion möge künftig von solchen Veranstaltungen fernbleiben. Auf eine Anfrage, ob es richtig sei. daß die Kosten für das Esten entsprechend einem Beschluß der Kollegien durch einen Augenschein, für dessen Vornahme 15 ^ jeweils bezahlt werden, gedeckt worden seien, teilte Schumacher mit, daß im Rathaus inoffiziell gesagt worden sei:" „Wenn die Kosten so hoch sind, dann schieben wir eine Besichtigung ein." Ein Antrag, wonach die Parteioer- sammiung für die Zukunst die sozialdemokratischen Rathausvertreter aufforderi, jeder Festlichkeit auf Kosten der Steuerzahler fern zu bleiben, wurde von der Versammlung mit großer Mehrheit angenommen.
r Stuttgart, 17. Juli. (Zur Arbeiterbewegung bei Bosch.) Heute morgen hatten sich von Vs? Uhr an wieder eine große Anzahl Streikender in der Militärstraße versammelt, doch es waren ihrer wesentlich weniger als gestern. Die Zugangsstraßen waren in weitem Umkreis durch Streikposten besetzt. Die Polizei forderte die Anwesenden zu stetem Weilergehen auf und zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Streikenden kam es nicht. Es lyußten aber einige Personalseststellungen wegen Beleidigung gemacht werden. Bor dem Fabrikeingang wurden von den Streikposten die Flugblätter des Deutschen Metallarbeiterverbands verteilt, von denen auch Herr Bosch selbst, der gegen Vs 8 Uhr zu Fuß durch die Mililärstraße kam, eines nahm. Durch den Fabrikeingang gingen heule bedeutend mehr Arbeitswillige als gestern; meistens kamen sie i« geschloffenen Trupps von 20 bis 50 Leuten.
r Stuttgart, 17. Juli. (Eine Bosch'sche Entgegnung.) Zu dem heutigen Bericht der Schwäbischen Tagwacht, nach dem höchstens 350 Leute die Arbeit ausgenommen haben sollen, erklärt die Firma Robert Bosch, daß heute insgesamt 850 Arbeiter gearbeitet haben. Selbstverständlich seien in dieser Zahl die Meister, Lehrlinge un^
Er setzte sich in einem Korbsessel zurecht, als bereite er sich auf weiteres vor.
„Für schlecht müssen Sie mich nicht halten," sagte nach einer kleinen Pause gepreßt der Nürnberger. „Wenn Sie's denn doch wissen, will ich Ihnen reinen Wein einschenken."
Und er beichtete seine Lage.
„Ich habe mir gesagt: bei Malz und Hopfen kann ich noch mit, und wenn es Schundware ist. Aber sowie ich gezwungen werden soll, die elenden Surrogate zu brauen, höre ich auf zu brauen. Das Schlimme ist: dann ist alles aus . . . zwei Menschen werden unglücklich, ich und noch jemand im Hause . . ."
Herr Labes holte gemütlich eine „Havanna" aus der Tasche, schnitt umständlich die Spitze ab, und zündele die geborene Pfälzer ebenso seelenruhtg an.
„Rouchenegger," sagte er dann und lehnte sich in das knisternde Flechtwerk zurück. „Sie haben eigentlich unverschämten Türke!."
„Ich weiß nicht, worin Sie den finden."
„Das lasten Eie vorläufig meine Sache sei. Ich sage Ihnen jetzt bloß eins: das Tausendgüldenkraut- und Bitterkleebier mutz gebraut werden."
„Ich tue es auf keinen Fall."
„Es muß, sage ich Ihnen. Und Herr Drickes selber muß das Zeug an das Biertun. Sie kündigen auf keinen Fall."
Ja,' was soll das für einen Zweck haben?"
„Das ist meine Sache. Versprechen Sie . .
„Was Sie wollen, nur nicht, daß ich mich zu solcher Panschers! hergebe."
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