sung alles dessen, was bisher als groß und heilig galt, von den Kreisen, die gegenwärtig die Autorität darstellen, syste­matisch weiter betrieben wird. Wenn aber erst die Masse des Volkes einmal den sittlichen Halt verlier», so tauchen Zustände aus, gegen der die Boxerschrecken ein Kinderspiel war: denn damals war doch noch eine wenn auch irre ge­leitete religiöse Begeisterung vorhanden, und die alten Göt­ter unerschüttert. Wenn aber an Stelle der Ehifurcht, der bisherigen Grundlage des Staates, die das Volk so leicht zu regieren gemacht hat, der rücksichtslose Eigennutz mit, so wird die gelbe Gefahr für die Menschheit herannahen, die von einem in Ordnung gehaltenen China nicht zu be­fürchten ist. Bor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht, muß man auch in China zittern.

Eine große Nation kann nicht ohne staike Ideale, letzten Grundes nicht ohne Religion leben. Das hat die Geschichte hundertfach gelehrt. Es ist nur zu hoffen, das die chinesi­schen Machthaber diese grundlegende Wahrheit nicht verges­sen, daß sie vorsichtig im Antasten von Sitten und Gewohn­heiten sind, die dem Volke heilig sind und deren Beseiti­gung im tiefsten Grund gänzlich belanglos ist. Wenn sie es aber für unbedingt nötig halten, eine solche Stütze zu be­seitigen, sollten sie rechtzeitig dafür sorgen, daß etwas Neues, Positives an die Stelle tritt. Mit bloßer Zeistörung ist gar nichts getan."

Der Himmelstempel in Pe k i ng eines der Haupt- Heiligtümer im bisherigen China, wird in eine landwirffchast- Uche Versuchsstation umgewandelt. 50 000 Ableger von verschiedenen Baumsotten sind auf dem Tcmpclgebäude be- r-its eingepflanzt worden. Kürzlich hat man auch 500 chinesische Schafe und 50 Merinoschafe zu Züchtungszwek- kcn dorthin geführt.

Der neue Balkankrieg.

Serbien lehnt die russische Vermittlung ab.

Belgrad, 16. Juli. Hier verlautet zuverlässig, daß in d em gestern abend bei Hof obgehaltenen Ministerrat beschlossen worden sei, die russische Friedens Vermittlung end- aültlgabzulehnen und abzuwartn, bis das bulgarische Kabinett direkt in Belgrad um einen Waffenstillstand ersuch». Gerüchtweise wurde gestern verbreitet, das Kabinett Daneff, d m dreser Standpunkt Serbiens inoffiziell bereits vor einigen Tagen zu Kenntnis gebracht worden sei, habe inzwischen schon einen derartigen direkten Antrag nach Belgrad gelangen lassen.

In Serbien.

r Belgrad, 16. Juli. (Serb. Preßbur.) Die Mi­nisterpräsidenten Pasitsch und Benizelos hatten heute vor­mittag auf dem Bahnhof von Uesküb eine Zusammenkunft. Beide Ministerpräsidenten tauschten ihre Gedanken über olle Tagesfragen aus, soweit sie die verbündeten Staaten angehen, und stellten eine völlige Uebereinstimmung ihrer Ansichten fest.

r Belgrad, 16. Juli. Einer Blättermeldung aus Uesküb zufolge, nehmen die Cholerafälle zu. Die große Hitze begünstigt die Epidemie.

Griechische Kriegsmeldnngen.

r Athen, 16. Juli. Das Kriegsministerium veröffent­licht folgenden Bericht: Ein lebhafter Kampf entspann sich gestern auf unserem äußersten rechten Flügel in der Richtung auf Pampieiia aus der Strecke SerresUerontis in der Gegend von Nevrekup. Der Kampf begann am Morgen und endete um 8 Uhr abends mit der vollkommenen Nieder­lage des Feindes, der die genannte Stellung verteidigte. Der Feind, der über zahlreiche Kräfte verfügte, ver eidigte heftig mit der Artillerie die befestigten Stellungen, aus denen ihn die griechischen Truppen am Abend vertrieben. Die Kompagnien vertriebe« durch Bajonettangriffe unter Gesang ein ganzes bulgarisches Bataillon von den befestigten Höhen. Die feindlichen Verluste waren beträchtlich. Die bei Drama geschlagenen bulgarischen Truppen rückten gegen die Berg­kette von Mokru vor. Don dort marschierten sie unter Zurücklassung von Waffen und Munition zur bulgarischen Grenze. Nach den jüngsten amtlichen Meldungen über­lebten von 3000 Einwohnern von Doksat nur 120 das Massakre.

In Rumänien.

r Bukarest, 16. Juli. Der gestrige Ministerrat unter dem Vorsitz des Königs beschäftigte sich mit der bei der heutigen Eiöffnung des Parlaments zu haltenden Thron­rede und einige durch den Kriegszustand nötig gewordene Gesetzentwürfe.

r Bukarest, 15. Juli. Nach einer Mitteilung des Kciegsministeriums über die bisherigen Operationen der Armee wurde am 10. Juli SMstria ohne Widerstand besetzt. Am folgenden Tage begannen die Operationen mit dem

Ueberschreiten der Donau unter Besetzung der Grenzposten, s wo die bulgarischen Posten gefangen genommen wurden. > Am 12. Juli abends dehnte sich die Front von Betrena ' an der Donau bis Balrschtk aus. Am 13. Juli ging Kavallerie vor ohne Widerstand zu finden. In allen be­setzten Orten ist Militärverwaltung eingesührt.

Der türkische Vormarsch.

Konstantiuopel, 15. Juli. Der Bormarsch des türkischen Heeres geht ohne Zwischenfälle von statten und erfolgte so rasch, daß die Bulgaren sogar nicht mehr in der Lage waren, einen Eisenbohnzug, der noch aus der Strek- ke stand, mitzunehmen. Im übrigen scheint der von türki­scher Sette ausgestirochene Wunsch auf Schonung der Dör­fer und der Bahnstrecke von den Bulgaren erfüllt worden zu sein, denn bisher sind noch keinerlei Nachrichten über neue Zerstörungen an Ortschaften oder der Bahn einge­troffen. Die türkische Armee hat bereits heute die Linie Eno sM idia besetzt. Die gesamte Organisation hat, wie an zuverlässiger Stelle versichert wird, diesmal voll­kommen funktioniert.

Die Türkei.

r Köln, 16. Juli. Der Berichterstatter der Kölnischen Zeitung in Berlin telegraphiert: Die von verschiedenen Seiten gemeldete Nachricht, die türkische Regierung unterhandle mit der Deutschen Bank wegen eines Vorschusses von 20 Millionen, ist, wie ich aus bester Quelle erfahre, unzutreffend.

Dem Frieden entgegen«

r Belgrad, 15. Juli. Trotz des grausamen Verlaufs des Krieges hegt man in Regierungskreisen noch immer die Hoffnung, daß durch den baldigst zu erwartenden Friedens­schluß mit Bulgarien ein den allgemeinen Balkaninteressen entsprechendes günstiges Verhältnis zwischen Serbien und Bulgarien wird hergestellt werden können. Man ist auch offenbar geneigt, trotz der Greuellaien der Bulgaren gegen verwundete serbische Soldaten und wehrlose Frauen und Kinder das bulgarische Naüonalgesühl bei den Friedens­verhandlungen möglichst zu schonen. In oppositionellen Kreisen wird indessen diese ihnen zu weit gehende Nach­giebigkeit der Regierung in entschiedenster Weise verurteilt. Bon nationalistischer Seite wird die Forderung aufgestellt, daß das ganze Gebiet bis zum Struma-Fusse samt dem Hafen Kawalla Serbien einverleibt werde.

Athen, 15. Juli. Ein Ministerrat unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Benizelos hat folgende Bedingungen ausgestellt, unter denen Griechenland zur Unterzeichnung des Friedensschlusses auf dem Schlachtfeld bereit ist:

1. Bulgarien verzichtet auf alle von den verbündeten griechischen und serbischen Truppen besetzten Gebiete.

2. Bulgarien zahlt eine Kriegsentschädigung für die durch den neuen Feldzug verursachten Kosten und die bei Niederlagen der Bulgaren durch bulgarische Truppen ver­übten Schäden,

3. Für Leben und Gut der auf bulgarischem Gebiet wohnenden Griechen hat Bulgarien Garantien zu geben und die freie Religionsausübung und den griechischen Schul­unterricht zu verbürgen.

4. Bulgarien muß bei Beginn der Bei Handlungen seine Armee unverzüglich enlmobllisieren.

Da die griechischen Truppen inzwischen nach nur fünf­stündigem Kampf auch Drama besetzt haben, fordert Punkt 1 jetzt alle besetzten Gebiete östlich der Struma, welche die Großmächte aber keinesfalls Serbien und Griechenland zu­sprechen dürften.

Die Mächte.

r London, 15. Juli. (Unterhaus). In Erwiderung auf verschiedene Anfragen betreffend den Balkan erwiderte Staatssekretär Sir Edward Grey: Die Lage ist noch immer so. wie ich sie gestern abend beschrieben habe. Bulgarien hat sich an Rußland gewandt, um die Einstellung der Feindseligkeiten zu erwirken. Griechenland und Serbien haben verlangt, daß gewisse Bedingungen von Bulgarien angenommen werden, ehe sie einem Waffenstillstand zu­stimmen. Ich möchte die Haltung der Großmächte dahin zusammenfossen, daß ich sage, daß es seit dem Beginn des Krieges im vorigen Jahre ihre Politik gewesen ist, Fühlung miteinander zu nehmen, um den Frieden am Balkan zu fördern und wenn sie dies durch diplomatischen Einfluß erreichen können, sich einer gemeinsamen Intervention zu enthalten und nichts für sich selbst zu beanspruchen. Cs ist nicht wahrscheinlich, daß das Einvernehmen zwischen den Großmächten aufrecht erhalten werden kann, wenn sie ver­schiedene Punkte dieser Politik fallen lassen.

r Rom, 16. Juli. DieTnbuna" schreibt: Wiener Blätter versichern, Italien habe den Großmächten und den Höfen des Balkans Vorschläge gemacht, die darauf obzielen,

den Konflikt beizulegen. Italien hat tatsäälich ln Bukarest wie auch in Sofia, Athen und Belgrad fortwährend eine lebhafte Tätigkeit entwickelt, die dahin ziehlt, die krieg- führenden Parteien davon zu überzeugen, wie angenehm ein ehrenvoller Friede für die ganze Welt wäre, und halte auch Gelegenheit, Bulgarien begreiflich zu machen, daß, wenn die Feindseligkeiten auf der ganzen Balkanhalbinsel eingestellt werden, Rumänien seine Forderungen nicht über die Linie TurtukaiBaltschik ausdehnen würde, die es für notwendig angesehen habe, um eine Grenze festzusetzen, die aus strategischen Gründen um Silistria herumgezogen werden konnte. Darüber l hinaus aber hat Italien nichts anderes vorgeschwebt als die Absicht, sich jeder Bestrebung anzu- schlttßen, welche einen raschen und billigen Frieden herbei- führen konnte.

Landwirtschaft, Handel und Berkehr.

Lauffe«, IS. Juli. (Wie es draußen aussieht.) Die Ge- treideernte hat nunmehr mit dem Einheimsen von Gerste und Roggen allgemein begonnen. Glücklicherweise hat sich das Wetter gebessert, uud cs ist nur zu hoffen und zu wünschen, daß die reiche Ernte auch gut eingebracht werden kann. In den Weinbergen nimmt die Blatt- sallkrankhcit mehr und mehr überhand und das trotz aller Bekämpsungs- maßregein In vielen Weinbergen ist überhaupt auf keinen Eltrag zu rechnen, und auch in denjenigen Weinbergen, in denen bisher noch ein ordentlicher Herbst in Aussicht stand, greift der heimtückische Pilz immer weiter um sich nnd vernichtet die Trauben und damit die Hoffnungen des Winzers, der ohnmächtig dem Wüten der Krankheit Zusehen muß, ohne mit Erfolg eingreisen zu können. Es war ihm wohl möglich, durch wiederholtes, 5Omaliges Spritzen mit Kupfer­kalkbrühe die Blätter zu erhalten, aber das edelste Gewächs des Wein- stocks, die Trauben konnte er leider nicht retten. Sehr befriedigend fällt die Ernte der Frühkartoffeln aus. Auch der Preis, gegenwärtig 4 --t pro Zentner ist annehmbar. Die abgcleerlen Kartoffelfelder werden sofort mit Futtergewächsen, Klee, Welschkorn, Mais oder Rüben angekliimt.

Bom Oberland. (Wie es draußen äussicht.) Ein Gang durch die Fruchtfelder muß die Herzen von alt und jung erfreuen. Sellen in »nein Jahr standen um diese Zeit kurz vor der Ernte die Früchte noch so schön aufrecht wie Heuer. Der Roggen beginnt sich schon allmählich zu bleichen. Der Dinkel steht in schönster Blüte, braucht aber Sonnenschein, wenn schweres Korn daraus werden soll. Hader und Gerste haben sich trotzvielem Unkraut noch ganz wacker erholt. Die Gewächse des Brachfeldes stehen schön, haben aber jetzt an Feuchtigkeit übergenug. Auch der Konseroenbau wird bester« Erträge geben als im Vorjahr. Erfreulicherweise wird allmählich mehr Weizen gebaut, der zur Zeit in schönster Blüte steht und gute Erträge verspricht. Alles in allem, ein gesegnetes Jahr steht dem Landmann in Aussicht, wenn das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht.

Auswärtige Todesfälle.

Matthäus Gaiser, 75 I.. Freudenstadt, Elisabethe Nadler, 43 I., Rottenburg, Maria Albus, Kconemvirtin, 52 I., Wendclsheim.

Preisausschreiben für Dichter uud Denker. Uns wird aus Chemnitz gemeldet: Dr. Cuiman bereitet unter Mitarbeit von Professor Dr. K o p p-Marburg, Professor K o e st c r-Köln, Professor Dr. Imentörfse »Wien, König!. Rat Dr. Adolph Kohut- Berlin und Professor Dr. Hadin a-Igiau die Herausgabe umfassenden Sammelwerkes vor, das unter "

Dichten und Denken" unter Mitarbeit von P a. v. Hosmannsthal, Otto Ernst u. a. gew,,,. getreues Spiegelbild deutschen Geisteslebens, deutschen Dm,. Denkens, erstehen soll. Idee und Titel dieses monumentalen Wc»- berechtigen somit zu den besten Hoffnungen, zumal die Mitarbeit nicht lediglich auf die bereits anerkannten Literaten beschränkt werden wird, sondern auch endlich einmal! soweit geeignet weniger gekannte Dichter und Schriftsteller auf den weiten Gebieten der gesamten Lite­ratur in Poesie und Prosa zu Worte kommen sollen. Zu diesem Behuse wird ein allgemeines Preisausschreiben veran­staltet. Zum Wettbewerb zugelassen sind: eigene literarische Arbeiten, poetische und prosaische, jeder Gattung und jeden Inhaltes, musikalische auch, jedoch nur beschränkt. Der erste Preis beträgt 300,der zweite 100,-^. Es sind ferner eine große Anzahl weiterer Preise für gute, aber nicht prämierte Arbeiten vorgesehen, auch steht es dem Verlag frei, nicht prämierte Arbeiten gegen ein angemessenes Honorar zum Abdruck zu erwerben. Für die Zuerkennung eines Preises ist es durchaus belanglos, ob die Arbeit prosaischer oder poetischer Natur und ob sie kleinen oder größeren Umfanges ist. Kunstgemaße F o r m allein ist nicht ausschlaggebend, vielmehr der tatsächliche Inhalt mtt- bestimmend. Beiträge der bereits zu literarischer Anerkennung durck- gedrungenen Autoren sind aus naheliegenden Gründen von vornherein von der Prämierung ausgeschlossen. Ueber die Preiszuerkennung entscheiden als Preisrichter u. a. Professor Dr. Schufter-Drcsden, Rudolf Freiherr o. Schnehen-Salzburg, Professor Koester» Köln, Margarete Baronin o. Sellnitzky-Eichendorfs-Wien, Königl. Rat Dr. Adolph Kohu t-Berltn, Professor F ö r st e »Weimar, Freifrau v. Waldenfels-Berlin. Einsendungen und Anfragen sind mit der AusschriftPreisausschreiben" zu versehe» und ausschlicß. lich an die Mitteldeutsche Verlagsanstalt (Redaktion Deutsches Dichten und Denken"), Reichenbrand. Chemni tz zu adressieren.

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Mutmaßt. Wetter am Freitag und Samstag. Für Freitag und Samstag ist zunächst noch veränder­liches und zeiiweilig bewölktes, dann aber wieder ausheitem- des und wärmeres Wetter zu ermatten.

Für die Redaktion verantwortlich: Karl Pnur. Druck u. Verlag der G. W Zaiser'schen Buchdruckerci (Karl Zaiser) Nagold

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wenn man die besten Fabrikate haben will, stets solche, die sich seit Jahren bewährt haben. Nachahmungen, be­sonders in ähnlichen Packungen, weise man im eigensten Interesse zurück. Fabrikate, die sich infolge ihrer hervorragen­den Qualität und ihrer unbedingten Zuverlässigkeit lange Jahre bewährt und einen Weltruf erworben haben, sind:

Di». Oetker s Luekin msakpuiver» Dr. Oetker s Puddingpulver Dr. Oetker's ^unillin-Lueker

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