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«il Ausnahme der Sonn» und Festtag«.
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87. Jahrgang.
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Beilage»: PlauderstRbcheu, a Illuftt. Souutagsblatt uud
Schwäb. Landwirt.
Donnerstag, dm 17. Juli
1913
TaZeKsNettigkeiterr»
AZs GLadt und Amt.
Nagold. 17. Juli 1913.
Nene Orgel. Ein alter Wunsch der kath. Kirchen- Uemeinds ist in Erfüllung gegangen: der Besitz einer Kirchen- orgel, vuf Welchen seit Bestehen der Rohrdorf-Nagolder Pfarrei teils infolge Platzmangels, teils wegen Fehlens jeglicher Geldmittel verzichtet werden mutzte. Plötzlich versagte das alte Pedalharmonium den Dienst und stellte die Kirchskpflege vor eine kostspielige Reparatur. Dadurch wurde die Kirchengemeinde gezw mgen, einem Orgelbau näher zu treten und Schulden zu machen. An Et. Peter und Paul, dem Fest der Kirchenpatrone, erklang erstmals feierliches Orgelspiel beim Gottesdienst. Große Freude cherrschle bei den Kirchenbesuchern. Ueber das Werk haben sich hiesige Autoritäten sehr anerkennend ausgesprochen und lobt dasselbe die Meister Gebr. Späth, Hosorgelbaumeistsr in Ennetach. Die Orgel zählt zwölf klingende Register, welch; dank der vorzüglichen Akustik der Kirche, vollauf genügen. Die Wirkung der ausgewlhlten Register ist eine den Raum beherrschende und doch nicht aufdringliche. Das Gebläse ist für Elektromotorbelried eingerichtet. Das Orgelgehäuse stammt aus der Werkstiitte des Aitarbildhauers Hausch in Horb. Anläßlich der Uebernahme der Orgel veranstaitet der Kirchenstiftungsrat am kommenden Sonntag ein Kirchenkonzert, zu welchem zwei Meister im Orgelspiel und Komponisten, Stadtpfarrer Stahl in Horb undDom- kapellmeister Lobmiller in Rottenburq. gewonnen wurden. Diese beiden Herren, welche sich in Fach «eisen eines guten Rufes erfreuen, dringen Kompositionen berühmter älterer und neuerer Tondichter zum Boctrag. (S. Anzeigenteil.)
r Für Steuersünder. Das Wehrb?i!rag°gesetz bringt für Steuersünder eine volle Amnestie. Wenn nämlich ein Bcitragspslkchiiger bei der Veranlagung zum Wehrbeitrag oder m der Zwischenzeit seit dem Inkrafttreten des Gesetzes bei der Veranlagung zu einer direkten Staats- oder Gemeindesteuer Vermögen oder Einkommen angibt, dai bisher der Besteuerung durch einen Bundesstaat oder einer Gemeinde entzogen worden ist, so bleibt er von der landergesetzlichen Strafe und der Verpflichtung zur Nachzahlung der Steuer für frühere Jahre frei. Diese Bestimmung wurde in das Gesetz über den Wehrbeitrag ausgenommen, damit nicht die Furcht vor Strafe, Vermögens- und sonstigen Nachteilen die Beitragspflichtigen abhalte, ihr Vermögen wahrheitsgemäß anzugeben. Es tritt somit eine Vergünstigung ein jür Steuerdefraudanten. Alte Steuersünden können bei der Abgabe der Vermögenserklärung zum Wchrbntrag gesühnt werden, ohne Strafe und ohne Steuernachzahlung. Es braucht niemand zu fürchten, daß der Steuerausteher hinterdrein kommt, wenn das Vermögen oder das Einkommen größer satiert wird als seither.
* Zigeunerkonzert. Wie schon im Anzeigenteil des Bits, bekannt gemacht, findet morgen abend im „Traubenaal" ein Iigeuierkonzerl statt. Die Musikanten treten im Naüonalkostüm aus; die Kapelle hat nach ihren Aus-
Das neue Bier.
Humoreske von Victor Blüthgen.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten).
Bald gab es noch ein melancholisches Gesicht im Hause: dasjenige -Lunkens. Sie hatte wenigstens dies erfahren, daß ihr Papa Ansinnen an den Herzliebsten stellte, welche dem das Gewissen beschwerten und welche, wenn jener sie bis zum äußersten festhielte, einen Bruch zwischen Brauherrn und Braumeister zur unabwendbaicn Folge haben müßten.
„Ach Gott — und Papa ist so eigensinnig!"
Das Getränk, welches Herr Rauchemgger aus den ihm zur Verfügung gestellten Bortüten zu gewinnen vermochte, war allerdings ein recht fragwürdiges. Der Braumeister faß nach dem Kosten wie eine umgekn ckte Lilie davor, während Herr Drickes ein teuflisches Vergnügen empfand.
„Das ist mein Fall," nickte er immer wieder. „Zum Spucken schön. Seien Sie doch zufrieden. Mann!"
Und er war am Abend, da der erste Ausschank im Ratskeller erfolgen sollte, wieder der erste am Tisch, vor vor seinem guten Lagerbier, das so wunderbar schmeckte wie noch nie, und lauerte wie ein Bauernfänger am Bahnhofe aus den Zug aus der Provinz.
Sie kamen, der Kellner schleppte die schale schwarze Brühe heran, sie kosteten —
„Ist das von einem Faßrest, Fritz?" fragte ein Referendar den Ganymed.
weisen schon vor I. M. der Königin, dem Grafen Normann- Ehrenfels, dem Erbprinzen zu Hohenlohe u. a. mit großer Anerkennung gespielt. Auch besitzt sie Zeugnisse von ersten Mustkverständtgen und einen gesetzlichen Kunstschein. Wie bei früheren Zigeunerkonzerten dürfte eine schöne Unterhaltung geboten sein.
r Bodenseefahrkarten für württ. Ständemitglieder. Den Mitgliedern der württ. Ständeversammlung ist neben der freien Eisenbahnsahrt nunmehr auch das Recht zur freien Fahrt auf den württembergischen Bodenseedampfschiffen in beliebiger Klasse eingeräumt worden. Für die Ständemitglieder sind am 11. Juli d. I. Bodenseefahrkarten auf gelbem Papier mit dem Ausdruck „Nur für die eigenen Sch'ffe gütig" ausgestellt worden. Sie haben dieselbe Gittigkeilsdauer wie die Eisenbahnfahrkarten der Stände- mitglieder.
* Vom Tage. Gestern nachmittag V, 2 Uhr wurde hier ein Zeppelin-Luftschiff auf der Fahrt in der Richtung von Herreriberg nach Calw gesichtet. — Ein hiesiger Metzgermeister kaufte in Pfrondorf ein 4 Wochen altes Kalb im Lebendgewicht von 210 Pfund.
Aus de» Nachbarbezirkeu.
s Uuterjettinge», 16. Juli. Heute mittag V^2 Uhr wurde ein Zeppelinsches Luftschiff aus der Richtung Tübingen—Rottenburg hier gesichtet. Es passierte in schneller Fahrt unfern Ort mit Fahrtrichtung nach Wildberg—Calw.
Oberjettinge«, 16. Fuli. (Korr.) Wir hatten heute den seltenen Genuß, ein Zeppelinlufischiff in unmittelbarer Nähe zu sehen. In geringer Höhe, etwa 150 m, kreuzte es über unserem Ort, wundervoll von der Sonne beschienen. Die Richtung aus der es kam (das Eyachtal), läßt vermuten, daß cs in Friedrichshafen ausstieg. Sein Kurs ging Calw zu.
r Herreuberg, 16. Juli. (Unfall.) Auf dem Bahnhof wurde bei Grabarbeiten an der Gasleitung der Streckenarbeiter Wö rner von Affstätt durch Ausströmen von Gas derart betäubt, daß er zu Boden fiel und in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Trotz stundenlanger künstlicher Atmungsoersuche kehrte das Bewußtsein nicht zurück, so daß die Stuttgarter Feuerwehr um Entsendung eines Sauerstoffapparate-! gebeten werden mußte, der auch bald eintras und mit dessen Hilfe der Verunglückte nachts 10 Uhr zum Bewußtsein gebracht werden konnte. Wörner dürfte mir dem Leben davonkommen.
Ergenzingeu, 16. Juli. Am Sonntag fand das 50jährige Jubiläum der Freiw. Feuerwehr statt mit Tagwacht, Kirchgang, einer Schulübung, Festessen im „Hirsch" und Fcftzug. Abends war Feuerwerk und Tanzreigen aus dem Festpiatz. Die Festplatzbeleuchtung war von Elektr.- Werkbesitzer Wohlbold-Nagold dem Verein zur Verfügung gestellt.
r Freudeustadt, 16. Juli. (Schauflug). Der Flieger Oeler beabsichtigt, am kommenden Sonntag bei günstigem Wetter auf einem Gradeetndccker hier einen
„Nein, frischer Anstich. Herr Referendar."
„Na, wer's glaubt. Ich wüßte gern, wie die Herren drüber denken . . .?"
„Berühmt schmeckt's gerade nicht," meinte der Oberförster.
„Es ist Ihnen wohl was hineingesallen, Drickes?" fragte der ironische Apotheker.
Herr Drickes sah mit KcokoLilsaugen um sich.
„Die Herren scherzen wohl. Bayrisches Bier kann überhaupt niemals schlecht schmecken. Ja so'n Zeug .. .!" Und er schlürfte langsam aus seinem Glase voll Lagerbier.
„Na, dasmal sttmml's schon," sprach der Bürgermeister und zog die Nasenflügel hoch, indem er sein Seidel absetzte.
„Sie können mich nicht ärgern," versicherte Herr Drickes. „Ich bin ganz ruhig: aus meinen Rechnungen kann ich Ihnen, wenn Sie wünschen, Nachweisen, daß ich die beste Gerste und die erste Qualität Hopfen gekauft habe — gebraut ist das Bier von demselben Braumeister, wie das frühere, einem peinlichen gewissenhaften Mann, und auf ebendieselbe Art. Aber das ist immer jo. Das kenne ich, ist schon immer so gewesen. Uebrigens — ich stelle Ihnen eine Lage Lagerbier zur Verfügung — gratis — vielleicht schmeckt Ihnen nachher das Bayrische wieder."
„Angenommen," riesen die beiden Referendare — „wer ist dagegen?"
„Warum nicht?" — „Na denn gut!"
„Fritz, eine Lage Lagerbier für die Herren; die bezahleich."
Das Lagerbier kam.
„Drickes, das Zeug ist wahrhaftig nicht so übel," be-
Schauslug zu veranstalten. Als Flugfeld sind die „Zehn- morgen" vorgesehen.
Saudesrmchrichteu.
Ueber die «ene württ. Staatsanleihe äußern sich die Berliner Blätter folgendermaßen: Bcrl. Tageblatt: Die letzte Emission einer württ. Staatsanleihe fand im Januar 1912 statt. Damals wurden gleichfalls 4proz. Schuldverschreibungen im Gesamtbetrag von 23 Millionen Mark zum Kurse von 101,40 °/g ausgegeben. Der Preis war zu hoch gewählt, so daß die Emission einen Mißerfolg hatte. Diesmal ist der Subskriptionspreis sehr niedrig. — Tägliche Rundschau: Der Geldbedarf des württ. Staates ist schon seit einigen Wochen bekannt, die Anlethebegebung wurde aber bisher wegen der ungünstigen Lage des Geldmarktes verschoben. Die seit einigen Tagen eingetretene Erleichterung am offenen Geldmarkt wird nunmehr benutzt, um auch die ausgegebenen Schatzwechsel in eine feste Schnld zu verwandeln. — Bossische Zeitung: Es ist noch in der Erinnerung, daß die württ. Regierung vor weniger als Monatsfrist versucht hat, Schatzscheine zu begeben, daß deren Unterbringung ihr jedoch nicht gelungen ist. Die jetzige bescheidene Erleichterung am Geldmarkt hat nun die württ. Regierung benutzt, um ihren Geldbedarf zu decken.
— Börsen-Courier: Während vor kurzem noch behauptet wurde, Württemberg wolle seinen Geldbedarf durch Begebung einjähriger Echutzscheine befriedigen, erfolgt nunmehr doch die Ausgabe einer fundierten Anleihe. Am 1. April d. I. belief sich die gesamte Staatsschuld Württembergs aus 653 Millionen Mark, und die Summe, welche im laufenden Jahr durch Anleihen aufgebracht werden sollte, wurde vor kurzem aus 42 Millionen Mark beziffert. Der kürzlich aufgestellte neue Tilgungsplan des Landes sieht im übrigen andere Tilgungen der Anleihen als bisher vor.
r Stuttgart, 16. Juli. (Die Betriebsaufnahme bei Bosch). In der Fabrik von Robert Bosch ist heute morgen 7 Uhr die Arbeit wieder ausgenommen. Gegen 7 Uhr fand vor der Fabrik eine große Menschenansammlung statt. Hunderte von Arbeitern, die sich bis heute nicht zur Wiederaufnahme der Arbeit entschlossen haben, standen in der Militärstraße, um die Arbeitswilligen zu kontrollieren. Ein großes Aufgebot von Schutzleuten sorgte für die Aufrechterhaltung der Ordnung und hielt die Außenstehenden zum Weilergehen an, so daß die Arbeitswilligen ungehindert in die Fabrik eintreten konnten. Am Fabrikeingang verhinderten Fabnkbeamie den Zutritt Unbefugter.
x Stuttgart, 16. Juli. Zur Wiederaufnahme des Betriebs der Firma Robert Bosch wird noch bekannt, daß sich bis jetzt von den alten Arbeitern 1450 gemeldet haben. Bon diesen haben heute früh 700 die Arbeit ausgenommen, die anderen haben sich davon abhalten taffen. Robert Bosch fordert in einer Bekanntmachung, die heute abend bekannt wurde, auch diese bis jetzt Ausgebliebenen auf, die Arbeit aufzunehmen mit der Versicherung, daß sie unter keinen Umständen späterhin zu Gunsten der Streikenden entlassen würden. Es sei jetzt auch begonnen worden, unter den etwa 4800 Leuten, die sich außerdem
merkte der Oberförster. Selbst der Amtsrichter, der Haupl- kenner des Bayrischen, meinte, in seiner Art wäre das Lagerbier doch ein ganz gutes Bier, Herr Drickes verhielt sich indes ungläubig.
„Schreckliches Getränk, meine Herren." winkte er ab; „kann ja gar nicht gegen das Bayrische in Betracht kommen. Ist ja nicht weit her — so was Exotisches, das ist das einzig wahre. Wir sind ja hier zu dumm."
Innerlich schwelgte er in Genugtuung.
„Vielleicht probieren Sie nun mal das Bayrische dagegen," ermutigte er, als wieder nach dem Kellner geläutet wurde. Er hatte sich schon im Geist zurechtgelegt, was er sagen wollte, wenn das Bayrisch aufs neue bemängelt werden würde: „Sehen Sie, meine Herren, die Sache liegt sehr einfach und so. wie ich Ihnen vorhergesagt."
Leider — zu einem vollständigen Siege kam es nicht.
„Ich muß sagen — das bayrische Bier ist doch eine andere Nummer," sprach der Bügermeister nach dem ersten Zug. „Sanft, voll, mollig — ich will ja nicht behaupten, " daß dies Faß Ihnen besonders geglückt wäre."
Man blieb bet dem Bayrischen; unbekümmert um das sauersüße Gesicht des spendablen Herrn Drickes.
„Schafsköpfe!" sagte Herr Drickes, als er allein heim- wärts rannte. „Hirnverbrannte Schafsköpfe!" Und er tippte sich auf die Stirn. Sie Kriegen Aloe, sie Kriegen Quasfia, Tausendgüldenkraut, Kokelskörner. . . Soll mir alles egal sein."
(Fortsetzung folgt.)