Krtchrwi täglich «kt Anraahme drr Sonn, und Festtage.
Prrt» vierteljährlich hier Mit Tiägerloha i 22 im Beziri!»- ««s lv Tm.-D?ckrhr 1.23 !« Lbriges
r»ErjjkMberg 1.8S MonatB-Rdonnemrst» Lach Verhältst».
Fernsprecher Nr. 28.
§55
Vom Evang. Oberschulrat ist am 4. Juli je eine ständige Lehrstelle in Pfeffingen, OA. Balingen, dem Unterlehrer Reinhold Reusch in Gültingen, in Meistern, OA Calw, dem Schulamtsoerweser Otto Streicher daselbst übertragen worden.
Aus Grund der im Juni abgehaltenen zweiten Dienstprüfung für Bolbsfchullehrer sind u. a. nachstehende Lehrer zur Versetzung von ständigen Lehrstellen an Volksschulen für befähigt erklärt worden: Bauer, Johannes, aus Güttelsingen OA. Freudenstadt: Bahnet, Heinrich, aus Besenfeld: Kehrer, Friedrich, aus Tübingen: Roos, Otto, aus Mindersbach : Schill, Wilhelm, aus Kuppingen: Speidel, Friedrich, aus Hemmingen OA. Leonberg: Streicher, Otto, aus Plochingen: Wender. Eugen, aus Schmerbach OA. Mergentheim: Willmer, Otto, aus Frommem OA. Balingen: Wolfs, Johannes, aus Rotfelden: Wurster, Christian, aus Schönbronn.
Der Krieg und die Verkehrsmittel.
Der Balkankrieg hol Lehren auch über dis Bedeutung der Verkehrsmittel im Kriege gegeben. Die Schlagfertigsten eines Heeres wird durch die Schnelligkeit bedingt, womit es auf den Kriegsschauplatz, an die Grenze oder in Feindesland gebracht werden kann. Die kriegführende Partei, die ihre Armeen nicht rechtzeitig und vollständig an den Feind führen kann, gesät in schwere Nachteile, die sich kaum wieder gulmachen lassen. Vermöge ihrer leistungsfähigeren Verkehrsmittel hatten die Bulgaren vor der Türkei den Aufmarsch vollzogen, und konnten sich so die Vorteile des Angriffs und des ersten Sieges sichern. Noch durchschlagender hätten sie ihre Uederlegenheit im Aufm«,sch ausnntzen können, wenn auch ihr serbischer Bundesgenosse über ausreichende Beförderungsmittel verfügt hätte. Aber die serbische Bahn Nifch—Brcmja erwies sich als unzulänglich. Auch die Bulgaren haben dann ungenügende Verkehrsmittel bet der Belagerung vonÄdrianopel als schwere Hemmung empfunden: ihr Nachschub gestaltete sich langsam und mühselig. Sie waren dabei nur auf Ochsenwagen angewiesen, die das heutige Verkehrswesen durch Kraftwagen ersitzen würde.
Zn einem Kriege, der europäische Großmächte gegeneinander führt, würden die Verkehrsmittel eine bedeutsame Nolle spielen. In den großen europäischen Kriegen des letzten Jahrhunderts handelte es sich um Hunderltausende von Streitern, in einem Zukunstskriege würden Millionen- h;e:e ausgeboten werden. Wie sind damit die Angaben gewachsen, sotchs ungeheuren Massen zu 'befördern und zu verpflegen! Je mehr leistungsfähige Eisenbahnen an die Grenze führen, um dort die rasche Ansammlung der Feldarmeen zu ermöglichen, um so besser. Das hat sich 1870 gezeigt. Deutschland hatte für den Aufmarsch neun Eisenbahnlinien. Frankreich nur drei, von denen die wichtigste Paris—Metz nur zum Teil fertig war. Die obenein meist eingleisigen Bahnen wurden so überlastet, daß die Beförderung stockte und bedenkliche Berwi rungsu ei Maten. Der deutsche Aufmarsch vollzog sich dagegen musterhaft. Am vierten Mobilmachungstage hatte der preuß sche Handelsmi- nistrr in einem Rundschreiben die E seudahnverwaitungen auf die verantwortungsschwere Pflicht, die sie zu erfüllen hätten, hingewiesen.
Sr sagte darin: „D'e größte Beschleunigung der Transporte ist von der weittragendsten Bedeutung, jeder Tag, jede
Das neue Bier.
Humoreske von Victor Blüthgen.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten).
„Ich denke nicht dran," blaffte Herr Drickes.
„Fritz, ich gebe dir 'nen guten Rat," drängte Schwager Adolf. „Das Bier-ist gut; ich lasse ja auk dein Lagerbier nichts kommen, aber das Bayrische ist — ick weiß nicht: voller und geht glatter ein, und es ist was Neues. Es kommt in die Mode, paß auf. und das reißt dir 'n höllisches Loch."
„So?' — und Herr Drickes gab alle Zeichen stiller Verachtung von sich — „du meinst also, mein Bier wäre schlechter als das Bayrische? Ja, oielieichi täßt du dir deinen Bedarf dann aus dem.Adler' holen. Du wohnst ja dicht bei. Ich verdenke dir das gar nicht."
„Siehst du, das ist nun deine alte Dickköpfigkeit. Es ist doch ein reiner Unsinn, daß du das gute Geld an den Klitzhagener abgeben willst. Das ist 'n ganz fixer Geschäftsmann — gerieben, verlaß dich darauf, ich habe mich nach ihm erkundigt."
„Tu mir den Gefallen und laß mich zufrieden. Ich weiß ganz genau, nachdem ich's gekostet: das Bier kann auf die Dauer kein Mensch trinken, geschweige darin Kneipen. Die Weiber schon gar nicht, für die ist's viel zu bitter. Ich werde mich zum Narren machen, nachdem ich so lange ein gutes Bier gebraut habe, und jetzt ansangen, solch ein Ge-
Ferusprecher Nr. 29.
87. Jahrgang.
Arizpgru-Lrbth» sür die rinspaU. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung tS bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilage»: Plauderst übchen,
* Illustr. Sonntaprblatt und
Echwäb. Landwirt.
Montag, den 7. Juki
ISIS
Stunde, in welcher die Truppen früher auf dem Kriegsschauplätze etntreffen, von unberechenbarer Wichtigkeit. Mit jedem Schritt unseres Heeres an die Grenze mindert sich mehr und mehr die Gefahr, daß deutsche Erde vom Feinde betreten wird." Zum Schluß seines Schreibens sprach der Berkehrsminister die Hoffnung aus, daß es ihm vergönnt sein möge, „zum drittenmal in einem Jahrzehnt mit Wahrheit sagen zu können: Auch den Eisenbahnen gebührt ihr Teil am Siege und Ruhme des Vaterlandes". Was der Minister erwartet hatte, ist eingetroffen. Am 18. Tags der Mobilmachung, am 3. August, standen etwa 384000 Mann Infanterie, 50000 Mann Kavallerie und 16000 Geschütze an der Grenze.
Ungleich größere Ansprüche an die Eisenbahnen würde der Zukunftskcteg stellen. Dann würde es sich darum handeln, 25 Armeekorps an die Grenzen zu befördern. Für jedes Armeekorps würden aber etwa 120 Gisenbahnzüge erforderlich sein. Die Gesamtlänge der preußischen Eisenbahnen betrug 1870 rund 15 700 km. Ende März 1911 verfügte die Preußisch-Hessische Betriebsgemeinschast über 37 809 km Eisenbahnen. Der Verlauf eines Krieges, der die riesigen Massenheere der Neuzeit ins Feld stellt, wird wesentlich von der Regelung des Verkehrswesens und der Ausnutzung der Mittel abhängen, die von der heutigen Technik geboten werden. Hierzu gehört auch die Verwertung der Kraftwagen. Was dieser in der Gegenwart im Verkehr bedeutet, erhellt daraus, daß es am 1. Januar 1913 im Deutschen Reiche insgesamt 77 789 Kraftfahrzeuge gab, wovon 70 085 zur Personenbeförderung, 7704 zur Lastenbe- sörderung dienten. Die Kriegführung der Zukunft wird nicht zuletzt auch wegen der gewaltig gesteigerten Ansprüche an die Verkehrsmittel ein Gepräge erhalten, das sich kaum vorher ermessen läßt. Das aber steht heute schon fest, daß die Ueberlegenheit in der Schnelligkeit und Sicherheit des Aufmarsches und der gesamten Verpfleg.:-ug bei der Entscheidung beträchtlich ins Gewicht fallen muß.
LZs Ttadt Md Amt.
Nagold, 7. Juli 1913.
-V Landw. Bezirksverein. In der am Samstag abgehaltenen Ausschußsttzung des landw. Bezirksoereins im „Hirsch" in Eb Hausen wurde mit den Borbereitungsarbeiten zu dem am Samstag und Sonntag, den 27. und 28. September ds. Is. stattfiudenden landwirtschaftlichen Bezirksfest begonnen und zunächst die Bestimmungen für dis Lotterie und die verschiedenen Prämierungen sestgeiegt. Für die Aussteller landwirtschaftlicher Geräte, Maschinen und Produkte dürfte es angezeigt sein, sich jetzt schon oorzusehen, damit die mit dem Fest verbundene Ausstellung ein schönes Bild der Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft des Bezirks und der damit verwandten Industrie bildet.
Im „Traubensaal" dahier war gestern eine Versammlung der „Bereinigung der Körperschaftsbeamte»
im Schwarzwaldkreis" unter dem Vorsitz von Herrn Stadtschultheiß Glükher-Rotlweil, und in Verbindung hiermit die jährliche Hauptversammlung des „Bezirksvereins Nagold". Der Besuch dieser Versammlung war allerdings beeinträchtigt durch die ungünstige Witterung und die gleichzeitige Beerdigung des Herm Schultheiß Bühler in Rot- selden, doch war eben mit Rücksicht auf die in weiterem Interessentenkreis ergangene Einladung und die Tagung wegen der bevorstehenden Landesversammlung des „Vereins württ. Körperschastsbeamten" eine Verschiebung der anberaumten Versammlung nicht mehr angängig. Ein Be» Handlungsbericht wird in der „Würt. Gemeindezeitung" erscheinen. Sch.
sx Endergebnis der Nationalspende. Die ev. Sammlung sür die Nationalspende zum Kaiserjubiläum hat in Württemberg nach Abzug sämtlicher bei den Landes- und Bezirkskomttees entstandenen Unkosten die Summe von 240 OM ^ ertragen, die der Hauptsammelstelle des Berliner Zentralkomitees für die Spende übermittelt wurden, ein Ergebnis, das um so erfreulicher ist, als die Sammlung in mehrfacher Hinsicht unter der Ungunst äußerer Verhältnisse zu leiden hatte. Der Arbeitsausschuß, an dessen Spitze Dr. P. o. Lechler stand, läßt ein in warmen Worten gehaltenes Dankschreiben an alle die ergehen, die durch ihre Mithilfe und Opferwilligkeit zu diesem würdigen Gesamtergebnis beigetragen haben, das Württemberg in die erste Reihe der deutschen Bundesstaaten stellt.
r Postverkehr mit der Türkei. Bon jetzt an können gewöhnliche Postpakete bis 5 Kilogramm ohne Nachnahme oder mit Nachnahme bis 4M nach Salonik (Soloun), Adrianopel (Odrine), Mustapha-Pascha (Sollen- grade), Kirk-Ktlisse (Lozengrade), Gorna Djoumaia und Pachmakli, ferner gewöhnliche und telegraphische Postanweisungen bis 500 Francs nach Adrianopel (Odrine), Serres, Xanthi Sketcha), Gumurdjtna. Kirk-Kiltsse (Lozengrade), Mustapha-Pascha (SSilengrade), Dimottca, Corna Djoumaia und Pachmakli zur Vermittlung durch die bulgarischen Postanstalten in diesen Orten angenommen werden. Die Taxen und Bersendungsbedingungen sind dieselben wie für gleichartige Sendungen nach Bulgarien.
r Zahlen aus der Jugendbewegung in Deutschland. Seitdem die Bedeutung einer planmäßigen Erziehungsarbeit an der Heranwachsenden Jugend in den breitesten Kreisen erkannt worden ist, haben die Jugendorganisationen der verschiedenen Richtungen einen mächtigen Aufschwung genommen. Die eo. kirchlichen Iugendveretne in Deutschland zählen insgesamt circa 410 OM Mitglieder. Davon entfallen auf die 2425 ev. Iünglingsoereine bezw. Christi. Vereine j. Männer 144 OM Mitglieder. Die Mitgliederzahl drr 50M eo. Iungfrauenoereins beträgt rund 250 OM. Im Jahre 1912 wurden ferner in Deutschland 200 Studienkreise von Schülern höherer Lehranstalten mit rund 9000 Mitgliedern gezählt. Der von P. Elemens Schulz in Hamburg begründete „Bund deutscher Iünglings- vereine" hatte im Jahre 1912 die Zahl von 7428 Mitgliedern erreicht. Die kath. Jugendbewegung war im Jahre 1912 im ganzen auf 2595 Iugendveretne mit zusammen
tränk in die Welt zu setzen, das ich selber schauderhaft finde. Davon ist gar keine Rede; gib dir nicht die geringste Mühe weiter."
Schwager Adolf mußte kopfschüttelnd abziehen.
Die Verwandtschaft war indes bald unter sich einig, Fritz Drickes müsse auch Bayrisches brauen. Man steckte sich hinter Frau Drickes.
Frau Drickes nahm eines Tages Herrn Labes beiseite und fragte ihn aus, wie es jetzt im Geschäft ginge.
„Faul — immer fauler, Frau Drickes. Wir werden bald auf die Hälfte runter sein — das verdammte Klitz- hagencr Bier!"
„Um Gottes willen, das ist ja schrecklich, da muß ich doch 'mal mit meinem Manne reden."
„Jawohl!" nickte in lebhafter Einstimmung der „junge Mann"; „ich muß ein ernstes Wort mit dir reden. So geht es nicht weiter. Du bist der Alte nicht mehr, bist die ganze Zeit mllrrsch und verdrießlich . . ."
„Daß ich nicht wüßte ..."
„Leugne nicht, Drickes! Die Jungen Kriegen alle Augenblicke Kopfnüsse, Trinken fährst du an, daß sie schon ein paarmal heimlich geweint hat, meine Liebe und Sorgfalt vergiltst du. indem du herumknurrst wie ein alter Mops..."
„Du bist wohl verdreht . .
„Stehst du? So etwas hast du mir seit vielen Jahren nicht gesagt, davor hast du dich doch geniert. Ich weiß den Grund ganz genau; das Geschäft geht schlecht . . ."
„Nun misch' du dich bloß nicht in das Geschäft" — Herr Drickes fuhr grimmig auf.
„So?" Interessiert mich das etwa nicht? Das Geschäft geht schlecht und du wirst krank. Du ißt nicht mehr ordentlich. Es ist meine Schuldigkeit, daß ich unseren Kindern den Vater erhalte. Das kommt bloß von deinem Eigensinn. Wenn du dich entschließen könntest, auch bayrisches Bier. .
„Nun hör' auf; das verdammte Bier . . Herr Drickes sprang wütend ins Bett und zog die Decke über die Ohren. Aber eine sanfte Hand befreite die gefangenen, und die Stimme der Frau Drickes fuhr fort:
„Du solltest dich was schämen, wenn deine dir angetrante Gattin vernünftig mit dir reden will, dir die Ohren zuzustopfen. Ich sehe es kommen, daß du zum Kinderspott wirst. Der arme Mann, der Drickes mit seinem Lagerbier! Er kann eben nichts als sein altes Zeug brauen. Ja. der Klitzhagener, der paßt in die Welt! Er hat in einem Jahre Dreioiertel der Drickesschen Kundschaft . . ."
„Ich sage dir, wenn du nicht aushörst, stehe ich auf und sitze die Nacht im Ratskeller!"
„Schon gut; wenn du denkst, daß du recht hast, well du mich zwingst auszuhören, so irrst du dich gewaltig."
„Wenn ich Dreiviertel der Kundschaft verloren habe, will ich auch Bayrisch brauen!" rief Herr Drickes; und dahinter lachte er spöttisch und legte sich auf die andere Seite.
„Gut", nickte Frau Drickes. „Ich werde dich an dein Wort erinnern. Du wirst mir aber nachher nicht wieder den Schwerhörigen spielen . . ."
(Fortsetzung folgt.)