Deutsches Reich.
Berlin, 4. Juli. (Tel.) Kriegsminifter v. Hee- riuge» ist in Anerkennung seiner großen Berdienste zum Kommandeur der 2. Armeeinfpektiou in Berlin ernannt worden. Sein Nachfolger als Kriegsminifter ist noch nicht ernannt.
r Berlin, 5. Juli. Der „Reichsanzeiger" meldet die Enthebung des Generals der Infanterie o. Heeringen von dem Amte als Staats- und Kriegsminister behufs anderweitiger dienstlicher Verwendung. Aus diesem Anlaß ist dem General der Infanterie v. Heeringen folgendes allerhöchste Handschreiben zugegangen: Nachdem ich Sie durch meine anderweitige Ordre vom heutigen Tage von dem Amte als Staats- und Kriegsminifter enthoben habe, ernenne ich Sie hierdurch unter Belassung L 8mte des Füsilierregiments von Gersdorsf (kurhefstsches Nr. 80) zum Generalinspekteur der 2. Armeeinspektion, Standort Berlin. Sie haben in dieser Bestimmung erneut einen Beweis meines Vertrauens und ein Zeichen meiner hohen Anerkennung der ausgezeichneten Dienste zu erblicken, welche Sie in den verschiedenen Stellungen mir und der Armee geleistet haben und ich hoffe, daß ihre reichen Diensterfahrungen, welche sie in Krieg und Frieden gesammelt haben, auf dem wichtigen Posten eines Armeeinspekteurs noch lange der Armee zugute kommen werden. Kiel. 4. Juli 1913.
Wilhelm I. L.
Die Annahme der Wehr- nnd Ttenervorlage im Buudesrat.
Berlin, 3. Juli. Der Bundesrat stimmte in seiner heutigen Sitzung dem Antrag Sachsens betreffend die Ausprägung einer weiteren Million Dreimarkstücke als Denkmünze anläßlich der Einweihung des Bölkerschlachtdenkmals in Leipzig zu. Zugestimmt wurde ferner dem vom Reichstag angenommenen Gesetz zur Abänderung des Besoldungsgesetzes, dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz, der Ergänzung des Gesetzes über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres und dem Besoldungsgesetz, sowie der Aenderung der Mannschaftsversorgungsgesetzes, dem Gesetz über den einmaligen außerordentlichen Mehrbeitrag, den Aenderungen im Finanzwesen, dem Besitzsteuergesetz, der Aenderung des Reichsstempelgesetzes und dem vom Reichstag angenommenen Gesetz über die Angestelltenverstcherung der Prioatlehrer. Der Entwurf zur Abänderung des Militär- strafgesetzbuchs wurde dem zuständigen Ausschuß überwiesen.
r Konstanz, 3. Juli. In der vergangenen Nacht erschoß im Lorettowald ein junger Mann, namens Heinrich Geiger von Obertürk heim, die 18 Jahre alte Katharina Lieb von Dettingen a. Erms und brachte sich darauf selbst 2 Schöffe bei. die jedoch nicht tödlich waren. Der junge Mann schleppte sich heute früh zum Hause des Gärtners Rößle in der Beethooenstraße und teilte diesem den Sachverhalt mit, worauf er zusammenbrach. Der Schwerverletzte wurde in das Krankenhaus gebracht. Der Grund der Tat ist noch unbekannt, es handelt sich aber offenbar um ein Liebespaar, das gemeinsam in den Tod gehen wollte.
r Straßburg i. E., 4. Juli. Mehrere polnische Studenten, preußische Staatsangehörige, wurden für zw«i Jahre relegiert, weil sie auf einem Ausflug mehrere Kommt- litonen durch antinationale Aeußerungen gekränkt hatten.
r Toliuge«, 4. Juli. In der Gemeinde Wald hatte vor einigen Tagen ein junger Sohn der Familie Emmerich feine elfjährige Schwester aus Unvorsichtigkeit erschossen. Bevor das Kind beerdigt wurde, wurde es von seiner Mutter noch einmal auf die Stirn geküßt. Die Mutter erkrankte bald darauf an einer Leichenvergiftung, die unter großen Schmerzen zum Tode führte.
r Kiel, 4. Juli. Der König von Italien besuchte gestern nachmittag auch den Fürsten von Monaco auf dessen Jacht „Hierondelle". Abends war Tafel an Bord der „Trinacria", an der außer den Majestäten und den Fürstlichkeiten auch der Fürst von Monaco teilnahm. Nach der Tafel verweilten der Kaiser und der König längere Zeit an Deck. Um Vs 11 Uhr kehrten der Kaiser und die Kaiserin an Bord der „Hohenzollern" zurück. Um 11 Uhr stach die „Trinacria" in See. Die Kapelle der „Hohenzollern" spielte die italienische Königsfanfare.
r Kiel, 4. Juli. Die italienische Jacht „Trinacria" mit dem Königspaar an Bord ist gestern abend 11 Uhr in See gegangen. Die seewärts liegenden Schiffe der Flotte feuerten den Königssalut.
Königsberg i. Pr., 4. Juli. Das Militärlustschiff Ersatz „Z 1" wurde heute früh 4 Uhr 50 Minuten von der Luftschiffhalle aus gesichtet. Es erschien um 5 Uhr 20 Minuten über dem Lustschiffhasen und landete glatt nach einer kurzen Schleisensahrt um 5Vs Uhr. 3.05 Uhr passierte das Luftschiff die Stadt Danzig.
Bremen, 3. Juli. Eine furchtbare Panik entstand heute vormittag kurz vor Beginn des Unterrichts in der Marienschule, in der kürzlich der Oberlehrer Schmidt sein
Verbrechen verübte. Das heftige Zuschlägen einßr Tür im Zeichensaale verursachte einen lauten Schlag, der einem Schuß ähnlich klang. Das war das Signal zu einer panikartigen Aufregung unter den Kindern. Zuerst stürmten die Schüler aus dem dritten Stockwerk schreiend die Treppen hinab. Llurch den Lärm erschreckt, folgten auch die Kinder der übrigen Klassen. Die Lehrer hatten jede Gewalt über die Kinder verloren. Biele von ihnen kamen auf den Treppen zu Fall und erlitten Verletzungen, die aber leichter Natur sind. Aus den benachbarten Häusern stürzten durch den Lärm erschreckt, zahlreiche Personen mit Stöcken und anderen Gegenständen bewaffnet herbei, in der Meinung, daß abermals ein Attentat in der Schule verübt worden sei. Bon allen Seilen kamen Polizisten und bald waren mehrere Sanitätswagen zur Stelle. Erst nach Stunden legte sich die Aufregung. Als der Unterricht wieder beginnen sollte, fehlten viele Kinder, die yon ihren Eltern zu Hause behalten wurden'
Der neue Krieg auf dem Balkan.
r Sofia, 3. Juli. Die „Ag. Bulg." ist ermächtigt' alle Belgrader Meldungen von Siegen über die bulgarische Armee entschieden zu dementieren. Nach den ersten serbischen Herausforderungen ergriffen die bulgarischen Truppen, nachdem sie die serbischen Angriffe zurückgcwiesen hatten, die Offensive und besetzten bei der Verfolgung der Serben einige Ortschaften aus dem rechten Ufer des Slatanowska. Die Bulgaren stellten hieraus gemäß dem vorgestern vormittag um 10 Uhr erteilten Befehl das Feuer ein und zogen sich in ihre früheren Stellungen auf dem linken Ufer des Slatanowska zurück. Zu den Serben wurden Parlamentäre gesandt, um die Einstellung des Feuers zu fordern. Die Serben hielten jedoch die Parlamentäre zurück und ergriffen die allgemeine Offensive mit allen Truppen. Das ist jene Offensive, die in den Meldungen als Verfolgung der Bulgaren bezeichnet wird. Gestern nachmittag griff die ganze serbische Armee von neuem an, wurde jedoch unter großen Verlusten zurückgefchlagen. Auch die Meldung, den bulgarischen Truppen sei eine Kriegsproklamation verlesen worden, ist eine reine Erfindung.
r Sofia, 4. Juli. (Agence Bulgare). Gestern mittag sind 25 Offiziere und 3000 Soldaten der serbischen Timok- dioision mit 6 Feldgeschützen und 2 Gebirgsgeschützen zu Gefangenen gemacht worden. Die von den Serben unternommene Offensive zum Zwecke, dieser Division zu Hilfe zu kommen, sowie zwei heute nacht unternommene Angriffe gegen das bulgarische Zentrum sind mit großen Verlusten für die Serben zurückgeschlagen worden. Infolge der bisherigen Angriffe, bei denen die Serben beträchtliche Verluste erlitten, ist die serbische Armee außer Stand, Gegenangriffe gegen die bulgarische Armee mit, Erfolg zu unternehmen.
Wie«, 3. Juli. Ueber Sofia kommt die Nachricht, daß bei Uesküb und Saloniki wieder große Kämpfe wüten.
Wie«, 4. Juli. Die Reichspost meldet aus Sofia: Das Kabinett Danew ist zmückgetreten. Es soll durch ein Konzentrationskabinett mit General Petrow an der Spitze und dem Generalissimus Sawow als Kriegsminister abgelöst werden. Ratko Dimitriew soll den Oberbefehl über die Armee übernehmen. — Nach einem weiteren Telegramm aus Sofia hat die serbische Armee bei Owtfchepolje eine Niederlage erlitten. Die Bulgaren sollen auch bereits den Vormarsch gegen Kumanowo, sowie gegen die serbische Grenze angetreten haben.
r Wre«, 4. Juli. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Sofia: Zwischen Bulgaren und Rumänen wird unter Vermittelung der österreich-ungarischen Monarchie eingehende Verhandlungen über einen Ausgleich betreffend die abzu- tretenden Gebiete geführt. Es heißt, daß diese Verhandlungen zu einer grundsätzlichen Annäherung geführt haben.
r Belgrad, 4. Juli. Das Regierungsorgan Samou- prava gibt die serbischen Verluste in der 3. Armee auf über 1000 Tote und 3500 Verwundete an, während die bulgarischen Verluste unverhältnismäßig größer und furchtbarer seien. Das Blatt wiederholt die Beschuldigungen, daß bulgarische Soldaten verwundete serbische Soldaten und Offiziere niedergemacht hätten. Das Vorgehen der Bul- garen, so schreibt das Blatt, ist eine Negierung jeder Zivilisation. Das Vorgehen der Bulgaren berechtigt die Kültur- welt zu der Frage, warum denn die Türken aus Europa vertrieben worden sind. Die Weltgeschichte zeigt, daß die wilden Völker, trotzdem sie für kurze Zeit Schrecken verbreitet haben, schließlich untergegangen sind, weil sie unfähig waren, dauernde Staaten zu gründen. Im gegenwärtigen Zeitalter ist mehr als Tapferkeit erforderlich. Das scheinen die Bulgaren nicht zu wissen und sie werden ihre Unwissenheit teuer bezahlen müssen.
r Athen, 4. Juli. Ein bulgarisches Regimen!! wurde mit dem Oberst und anderen Offizieren in der Nähe des Pangaon gefangen genommen. — Das Hauptquartier des Königs hat an das Ministerium des Aeußem eine eingehende Beschreibung des Gefechts bei Nigrita ge
richtet, worin es heißt, daß Nigrita einen entsetzlichen Anblick geboten habe. Stadt und Tal seien von den zerstückelten Opfern der flüchtenden Bulgaren bedeckt. Bei der Annäherung der rasch vorrückenden griechischen Truppen seien 150 bulgarische Soldaten außerhalb Ntgritas gefangen genommen worden, die Brände gelegt hätten. Zahlreiche Leichen von Bulgaren und eine Menge Waffen und Munition bedeckten die Gegend auf eine halbe Stunde im Umkreis. Bei Lygovani, das die Griechen besetzten, sei ein bulgarisches Bataillon gefangen genommen worden. Die Bulgaren hätten sich auf der ganzen Linie zurückgezogen und seien von den griechischen Truppen energisch verfolgt worden.
r Athen, 4. Juli. Das große Hauptquartier hat an den Ministerpräsidenten telegraphiert: Nach lebhaften Kämpfen, die drei Tage gedauert haben, haben wir Killt i 1 f ch erobert. Der Feind wird verfolgt. Wir behalten Fühlung mit ihm. Der Geist unserer Truppen fft vorzüglich.
r Bukarest, 4. Juli. (Wien. Korr.-Bur.) Nach Angaben unterrichteter Kreise wird die Mobilisierung der rumänischen Armee 9 Tage in Anspruch nehmen.
Bukarest, 4. Juli. Der Thronfolger ist zum Generalissimus der Armee ernannt worden. Vorläufig ist die Aufstellung einer Armee von 450000 Mann geplant. Die Verhängung des Ausnahmezustandes ist vorläug nicht beabsichtigt.
Bukarest, 4. Juli. Die Nachricht von der Mobili- sierung wird von den Blättern enthusiastisch ausgenommen und der Menge, die sich in den Straßen drängt, durch Extrablätter mitgeteilt. Um 8 Uhr abends fand vor dem Königlichen Schloß eine große Kundgebung des Volkes für den Krieg statt.
Landwirtschaft, Handel nnd Verkehr.
Börses-Bericht. Der Wiederausbruch des Krieges auf dem Balkan kam für die Börse zwar nicht ganz unerwartet, weil ja schon lange von den Zwistigkeiten unter den bisher verbündeten Staaten die Rede war: gleichwohl hat der jähe Ausbruch des Kampfes ohne Kriegserklärung die Spekulation überrascht. Die spärliche Unternehmungslust. die sich zu Anfang der Berichtwcche in der Hoffnung aust eine Erleichterung des Geldmarktes durch die Rückflüsse beim Quartalwechsel hervorgewagt hatte, machte alsbald wieder einem starken Berkaussantrang Platz. Die Baissiers beherrschten das Geschäft. Auf» fallend war dabei der plötzliche starke Rückgang in Bankaktien, was mit den Vorgängen im sogenannten Fürstenkonzern und mit der Anrufung der Direktion von leitenden Instituten zum Kaiser in Za- fammenhang gebracht wurde. Nähere Aufschlüsse hierüber bleiben abzuwarten.
Alteusteig, 2. Juli. Dinkel 7.60, Haber 9.50, Roggen 11.
Biktualienpreise.
Pfund Butter 1.1V—1.15 2 Eier 14 /H.
Verzeichnis der Märkte der Usrgegesd
vom 7.—12. Juli.
Nagold 7. Juli Biehmarkt
Dornstetten 8. ., „
Berneck 8. „ Krämer u. Biehmarkt
Eingesandt.
(Für Artikel unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßrechtliche Verantwortung.)
Unsere Straßenbesprengung ist in der heißen Standzeit, besonders im Blick auf die vielen unsere Stadt durchfahrenden Autos sei dies gesagt, gewiß eine sehr wohltätige und dankenswerte Einrichtung. Allein so. wie sie geschieht, hat sie nur ganz geringen Wert und lohnt die Kosten nicht. Wir meinen das rasche Tempo, in dem der Sprengwagen durch die Stadt eilt. Die Besprengung ist eine viel zu oberflächliche: nach ganz kurzer Zeit ist der alte Staub wieder da. Wir dürfen gewiß diesmal an die Stadtverwaltung die sonst nicht angebrachte Bitte richten: Nur immer langsam voran!
Briefkasten der Redaktion.
L. i. A. Auf den rüden Ton einzugehen, den das Blatt deshalb anschlägt, weil sich der Redakteur nicht anders zu helfen weiß, liegt uns gottlob nicht. Was da von Verdächtigung u. s. w. geschrieben ist. beruht aus Verkennung journalistischer Gepflogenheit. Wir bleiben bei der Sache, die wir schon gekennzeichnet haben. Die beteiligten und alle Kreise hier in Nagold sind darin mit uns einig.
Mutmaß!. Wetter am Tountag «ud Montag.
Der über England stehende Hochdruck hat einen Ausläufer bis nach Süddeutschland vorgeschoben, beginnt aber sich zu verflachen. Westeuropa ist immer noch im Bereich eines Tiefdruckgebietes, dessen Kern aber nach Norden abzuziehen beginnt. Für Sonntag und Montbg ist etwas wärmeres, vielfach bewölktes, aber meist trockenes Wetter zu erwarten.
Hiezu eine Beilage, der Schwäbische Landwirt Nr. 13 und das Illustrierte Sonntagsblatt Nr. 27
Für die Redaktion verantwortlich: Karl Paar. — Druck u. Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Karl Zaiser) Nagold.
Wenden.
Das Heidelbeersammelu
in den hiesigen Privatwaldungen ist sür Auswärtige -ei Strafe
WM" verböte«.
Aus Antrag der Waldeigentümer
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