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Fernsprecher Nr. 28.
87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Anzrjgen-Srb>hk für die rinspalt. Zeile an» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung lü -H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Plauderstübchen, Wustr. SouutaprblaU und
Echwäb. Landwirt.
1S4
Samstag, dm 5. Auli
1913
Vom Landtag.
p Stuttgart. 4. Juli. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung die ganze noch vorliegende Tagesordnung aufgearbeitet, sodaß der sitzungsfreie Samstag ge- rettet ist. In der fortgesetzten Beratung über die Verlegung der Maschinenbauschule nach Eßlingen sprachen heute Staats- rat v. Mosthas. ferner die Abg. Schlegel (S.) Dr. v. Kiene (3.). Schaible (BK.), v. Mülberger (N.). o. Perglas (BK.), die sämtlich für die Verlegung der Schule nach Eßlingen eintraten und sich insbesondere gegen Ausführungen des Abg. Dr. Lindemann wandten, die dieser in der Begründung seines im Ausschuß abgelehnten, im Plenum wieder ausgenommenen Antrags, die Entscheidung über die Vorlage auszusetzen und die Regierung zu ersuchen, die Prüfung des Angebots der Stadt Stuttgart vorzunehmen, gemacht hatte. Daraus erwiderte Dr. Lindemann (S.), der sich insbesondere mit seinem Parteifreund Schlegel, zum Teil unter der Heiterkeit des Hauses, auseinandersetzte. Abg. Gras (Z.) stimmte dem Abg. Lindemann zu. Bei der Abstimmung wurde der Antrag Lindemann gegen die Stimmen eines Teils der Sozialdemokratie und der Abg. Löchner, Baumann, Graf. Andre, Hiller abgclehnt und sodann der Ausschußantrag mit dem gleichen Stimmen« Verhältnis angenommen. Die Errichtung der Schule in Eßlingen, ist somit gesichert. — Dann genehmigte das Haus den 6. Nachtrag zum Etat, der die Errichtung einer 5, Zivilkammer in Stuttgart vorsieht. Das Bedürfnis eines Neubaus für das Ministerium des Innern wurde anerkannt und die Forderung von 20 000zu Vorarbeiten für den Neubau genehmig). Die Eingabe des Archttekten- klubs Stuttgart wegen des Wettbewerbs zur Gewinnung von Plänen für den Neubau eines Dienstgebäudcs für dos Kuttmirüsteririm wurde der Regierung zur Erwägung mit- littest». Dann wurden noch einige Anträge des volkswirt- schastiichcn Ausschusses zu verschiedenen Eingaben erledigt und der Bericht der gemeinschafstich n Kommission für die Prüfung der Ständischen Kossenrechnungen von 1911 entgegengenommen. Die zweite Beratung des Spezialetals „Ständische Kasse" wurde ohne wesentliche Debatte oorge- nommen. Nächste Sitzung Dtenstog 3 Uhr mit der Tagesordnung: soziaidemokrc-tische Anfrage; Klnogesetz.
r Stuttgart, 4. Juli. In ihrer heutigen Sitzung erledigte die Erste Kammer zunächst tu rascher Folge nach kurzen Bemerkungen der einzelnen Berich'erslatter die noch rückständigen Etatskap.tel: „Bodenseedampjjchiffahrt", „Ertrag des Staotscmzergers" und der „Staatslotterte". „Steuer- strafen" rc. und rmt dann in die Beratung der Anträge seines Finanzausschusses, für den Staatsrat v. Buh! berichtete. zu dem Gesetzentwurf beir. die zeitliche Versetzung der Beamten der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart in den Ruhestand ein. Mit Ausnahme des von der Zweiten Kammer dem Regierung-entwurs abgefügtcn Absatzes sechs der wieder gestrichen wurde; wurde de: Entwurf in der Fassung des anderen Hauses angenommen, ebenso die Resolution. Ohne Debatte wurde das E aiskapirel Wartegeld angenommen und die Sitzung dann auf unbestimmte Zeit vertagt. Schluß 12 Uhr.
TageS-Neuigkeite«.
<»« Ltidt iwd Amt.
Nagaid, 5. Juli 1S13.
* Kirchenkonzert in Altensteig. Nach mein jähriger Pause findet am Sonntag nachmittag 4 Uhr in Alrensteig ein Kirchenkonzert statt, veranstaltet von Sladipsarrer Werner- Berneck zu Gunsten der Kirchenerneuerung in seiner Gemeinde, unter Mitwirkung von Fil. Helene Wötffle-Stuttgart (Violine), und von Hermann Keller, einem geborenen Stuttgarter, z. Zt. Organist an der Stadtkirche zu Weimar und Lehrer am großherzogk. Konservatorium daselbst, der als Schüler des Stuttgarter Konservatoriums und Max Negers sich in jungen Jahren Meisterschaft auf der Orgel errungen hat. Das sorgfältig gewählte Programm bringt in lebendigem Wechsel Orgel-, Gesang- und Drolinoorträge unserer größten Meister und verspricht den Besuchern des Konzerts eine Stunde erhebenden Genusses.
r Pressedienst und soziale Fürsorge. Der Reichsoerband der Deutschen Presse behandelte auf seiner dies- maligen Tagung, die Anfang Juni in Düsseldorf stattfand, neben Fachfragen der Vorbildung und Zeitungskundc auch einige in die Sozialpolitik hinübergreifende Gebiete. So ist beschlossen worden, eine Umfrage über die soziale Lage des Standes zu veranstalten. Auch die „Käufermoral" des Publikums wurde aufgerufen und der Wunsch geäußert, im
Hinblick auf die soziale Lage des Standes nur solche Blätter zu kaufen und nur in solchen Blättern Anzeigen aufzugeben, die von wirtschaftlich ausreichend gestellten und gebildeten Männern geschrieben werden. Eine Reihe von Anträgen betraf die soziale Fürsorge für den Stand; es wurde beschlossen, die Vorarbeiten in Angriff zu nehmen, um zur Gründung einer Unterstützungskaffe für stellenlose und kranke Kollegen, sowie zur Errichtung eines Erholungsheims zu schreiten. Die Errichtung eines gleichseitig besetzten Schiedsgerichts für Streitigkeiten, die aus dem Urheberrecht und dem Dienstvertrag entstehen, soll in Verbindung mit dem Verein Deutscher Zeitungsoerleger angebahnt werden.
v Rindvieh- und Pferdebestand nuferes Bezirks.
Am 31. März d. I. erfolgte wieder die übliche Aufnahme der seuchen- und umlagepfltchtigen Tiere unsres Bezirks und ergaben sich in den letzten 10 Jahren folgende Rindvieh- und Pferdebestände:
31. März
Rindvieh
Pferde
31. März
Rindvieh
Pferde
1904:
12 206
1156
1909:
11614
1106
1905:
12417
1152
1910:
11386
1096
1906:
11532
1136
1911:
12182
1105
1907:
12686
1110
1912:
11621
1076
1908:
11862
1135
1913:
12 518
1090
Wie der Rtndoiehbestand in ganz Württemberg von 1911 auf 1912 infolge starken Auftretens der Maul- und und Klauenseuche und der Futterknappheit um 25 495 Stück (— 2 , 50 /g) zurückqing. dagegen von 1912 aus 1913 um 50273 Stück (--5 0 / 0 ) stieg und mit insgesamt 1055846 Stücken den höchsten Stand im ganzen Jahrzehnt erreichte, so weist auch der Bezirk Nagold im laufenden Jahre eine namhafte Sreigerung auf, indem der Rindoiehbestand des lausenden Iakrs den zweithöchsten des ganzen Jahrzehnts darstellt; die Zahl der Pferde bewegt sich aus unterer Linie:
Die übrigen Bezirke des Schwarzwaldkreises wiesen, verglichen mit dem unsrigen, am 31. März ds> IZ. folgende Rindvieh- und Pferdebestände auf:
Bezirk
Rindvieh
Stück
Pferde
Stück
Balingen
14 914
1630
Calw
12 937
1076
Freudenstadt
16 036
1190
Herrenberg
14 493
1453
Horb
11085
898
Nagold
12 518
1090
Neuenbürg
8 076
752
Nürtingen
13 035
572
Oberndorf
14 723
1426
Reutlingen
11862
1439
R oitenburg
13 870
991
Rottweil
17 873
1566
Spaichingen
11 268
533
Sulz
13 080
1233
Tübingen
Tuttlingen
13 970
1133
11 417
1115
Urach
15 815
1259
Im Schwarzwaldkreis zeigt also der Bezirk Rottweil den höchsten Biehstand, während der Bezirk Neuenbürg den geringsten Stand aufweist; hinsichtlich der Pferde steht der Bezirk Balingen an erster und der Bezirk Spaichingen an letzter Stelle? Gegenüber dem Bestand vor 10 Jahren (1904) weift bei den Pferden der Bezirk Calw die größte Zunahme (-j- 86) und der Bezirk Horb die größte Abnahme (— 154) aus; beim Rindvieh zeigt der Bezirk Oberndorf die größte Zunahme (-j- 1330) und der Bezirk Neuenbürg die größte Abnahme (— 110).
Rotfelden, 4. Juli. Nach längerer Krankheit ist Herr Schultheiß Buhler heute nacht gestorben. Der Verstorbene war 18Vs Jahre im Amt, das er stets treu und gewissenhaft verwaltet hat, wie er sich auch allgemeiner Beliebtheit erfreute. Bei der letzten Amtsoersammlung mußte er sich vertreten lassen.
Aus den Nachbarbezirkeu.
r Herrenberg, 4. Juli. (Unfall). Lindenwirt Fr. Krauß wollte Gülle führen und ist unter den Wagen gekommen, wobei ihm der Unterkiefer eingedrückt wurde und er auch sonstige Verletzungen erlitt. Man fand ihn auf dem Wege. Der Zustand des 63 Jahre alten Mannes ist sehr bedenklich, doch hofft man, ihn am Leben erhalten zu können.
Laude-uachrichteu.
Stuttgart, 3. Juli. In der Abgeordnetenkammer hatte der Zentrumsabgeordnete Graf gegen den Bahnhossvorstand in Plochingen heftige Angriffe gerichtet wegen an
geblicher Zurücksetzung und Beschimpfung von Katholiken sowie Begünstigung der gegen das Zentrum gerichteten Agitation. Das Ministerium des Auswärtigen hat auf Verlangen nattonalliberaler Abgeordneter eine eingehende Unter« suchung vorgenommen, als deren Ergebnis es erklärt, „daß die vorgebrachten Beschwerden nicht begründet sind".
r Gtuttgart, 5. Juli. (Eisenbahnkonferenz.) Letzte Woche fand in Berlin im preuß. Berkehrsministerium die erste der kürzlich im rvürtt. Landtag angekündigten Eisen- bahnkonserenzen statt, auf der die württ. Etsenbahnoerwaltung durch den Präsidenten v. Stieler vertreten war. Neben der Ausstellung von Leitsätzen für die Beratungen wurde die Durchsicht und Fortbildung der Vereinbarungen über die Berkehrsleitung im Güterverkehr sowie die grundsätzliche Einigung über ein ganz Deutschland umfassendes Fahrdienstübereinkommen beraten, nach welchem die Leistungen der Betriebsmittel und Personale unter den deutschen Bahnen nach einheitlichen Grundsätzen ausgeglichen werden sollen. Uebrigenr besaß Württemberg mit den süddeutschen Bahr - vecwaltungen schon bisher ein solches, durchaus bewährtes Uebereinkommen. das hoffentlich durch die Anpassung a : die preußischen Verhältnisse nicht verschlechtert wird.
r Stuttgart, 2. Juli. (Obsteinfuhr aus Frankreich.) Aus Einladung der Generaldirektion der WSrtt. Staate - eisenbahnen vereinigten sich gestern in Stuttgart Vertreter der Reichseisenbahnen, der Gr. Badischen und der K. Württ. Staatseisenbahnen zur Beratung der Maßnahmen, die in diesem Jahre zur glatten Durchführung der zu erwartenden großen Obsttransporte aus Frankreich zu treffen sind. Zu dieser Besprechung sind die bedeutendsten hiesigen Obsthändler sowie ein hauptsächlich beteiligter Spediteur aus Avricourt beigezogen worden.
Große Kunstausstellung Stuttgart 1SLS. An Kunstwerken sind von den ausstellenden Künstlern bis jetzt verkauft worden: 69 Oelgemälde, sechs Aquarelle, zwölf Graphiken und 15 Plastiken. Weitere namhafte Ankäufe stehen unmittelbar bevor.
Stuttgart, 3. Juli. (Die Zeppelinfeier.) Etwa 2500, annähernd 50 Gesangvereinen ungehörige Sänger werden bei der Zeppelinfeter am Samstag abend auf dem Marktplatz vier Chöre unter der Leitung des Dirigenten Mvskes vom Liederkranz vortragen, zwei Chöre mit und zwei ohne Orchester.
r Eltiugen O.A. Leonberg, 3. Juli. (D 0 rsich ' im Tragen der Sensen!) Bor einigen Tagen verletzte der 16 Jahre alte Dihl, Sohn des Schäfereidesitzers Dihl von Leonberg, eine ältere Frau von hier durch — wie angenommen wird — unvorsichtiges Tragen der Sense im Gesicht. Die Frau, die quer über das Gesicht eine Schnittwunde erhielt, verstarb nach einigen Tagen im Le«n- berger Bezirkskrankenhaus. Sie war eine Witwe und hintecläßt zwei unversorgte Kinder. Schadenersatzansprüche an den Vater des Urhebers werden wohl ein Nachspiel geben. Deshalb mehr Vorsicht!
r Küuzelsau, 4. Juli. (Gut abge kaufen). Ein Automobilunglück, das mehr als 20 Personen in schwere Lebensgefahr brachte, hat sich gestern abend zwischen Kochersletten und Morsbach ereignet, aber einen von ungewöhnlichem Glück begünstigten Ausgang genommen. Die Haller Theatergesellschast wollte mit einem Omn>bus der Kraft- wagenbetriebsgesellschast Kochertal hierher fahren, um im Rappensaal eine Operettenvorstellung zu geben. Zwischen Künzelsau und Morsbach wollte der 5 55 Uhr hier eintreffende Wagen der obigen Gesellschaft dem erstgenannten Wagen Vorfahren. Er streifte mit seinem Hinterrad das Vorderrad dieses Wagens, sodaß dem Führer des letzteren das Steuer aus der Hand geschlagen wurde. Der Wagen fuhr über eine Böschung hinunter. Wäre er nicht von einem großen Apfelbaum oufgehalten worden und nur einen halben Meter weitergesahren, so wäre er die ganze 8 Meter hohe Böschung hinabgestürzt und hätte sich mehreremale überschlagen müssen. Alle Insassen schwebten in größter Lebensgefahr. So lief der Unfall damit ab, daß einige Damen ohnmächtig wurden und einige Herren durch die Glassplitter leichte Verletzungen erlitten.
GerichtSsasl.
r Tübingen, 4. Juli. (Ein schwerer Junge.) Der Gipser Christian Schrey von Pforzheim, der Ende März und anfangs April von Weilderstadt aus Streifzüge in die Oberämter Calw und Neuenbürg machte, in mehrere Bauernhäuser einstieg und einige Hundert Mark stahl, auch einmal eine ihm begegnende Frau bei Allburg in den Wald schleppte und sie notzüchtigen wollte, wurde vom hiesigen Schwurgericht zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.