r Kiel, 2 . Juli. Zum Empfang der italienischen Herrschaften hatten sich aus dem Bahnhof eingesunden der Kaiser, die Kaiserin, der Kronprinz, die Kronprinzessin, Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen, der Reichs­kanzler, Staatssekretär o. Iagow, die Offiziere derTrina­cria" und derAmalfi" und andere. Der Sonderzug lief um 10 Uhr ein. Nachdem der König und die Königin dem Salonwagen entstiegen waren, begrüßten sich die hohen > Herrschaften auf das herzlichste. Bei dem Erscheinen der hohen Herrschaften auf dem Platz vor dem Bahnhof wur­den sie von der dichtgedrängten Menschenmenge stürmisch begrüßt. Der Kaiser und die Kaiserin geleiteten ihre hohen Gäste an Bord derTrinacria", wo der König und die Königin Wohnung nahmen. Der Kaiser nnd die Kaiserin verblieben etwa eine halbe Stunde in lebhaftem Gespräch mit den italienischen Herrschaften an Bord derTrinacria" und fuhren dann zurHohenzollern".

Kiel, 3. Juli. Das Kaiserpaar fuhr mit dem italie­nischen Königspaar aus derTrinacria" nach Holtenau zur Besichtigung der Kanal bauten. Nach der Schleusen- besichiigung unternahmen die Majestäten mit dem Kanal­dampferAegir" eine Fahrt auf dem Kaiser Wilhelmskanal bis zur Leoensauer Hochbrücke. Nach der Besichtigung begaben sich der Kaiser und der König auf das Linien­schiffKaiser", das besichtigt wurde. Um 1 Uhr fand an Bord derHohenzollern" ein Frühstück statt. Der König urd der Kaiser verliehen verschiedene Auszeichnungen. Um Uhr verließen die italienischen Herrschaften unter den Klängen der Mai eia Reale dieHohenzollern", vom Kaiser und der Kaiserin an das Fallreep geleitet, und kehrten auf dieTrinacria" zurück. Nachmittags fand an Bord derHohenzollern" eine Konferenz der leitenden Staatsmänner statt. Der König und die Königin von Italien machten den kronprinzlichen Herrschafen und dem Prinzen Adalbert in der Billa Adalbert eincn Besuch.

r Kiel, 3. Juli. Der Kaiser arbeitete nachmittags allein. Nach der Frühstückstafel an Bo:d derHohen­zollern" sind der Reichskanzler, Marquis die San Giuttano, Staatssekretär v, Iagow und Botschafter Bollati noch ge­raume Zeit in längerer Unterhaltung vereinigt gebliebrn.

Kiel, 3. Juli. Der Kaiser hat dem Reichskanzler die B illanten zum Schwarzen Adlsrorden verliehen.

Rom, 3. Juli. DerNerv-Park Herold" will von hier die Bestätigung erhalten haben, daß unter den Fragen welche der König von Italien und drr deutsche Kaiser be­raten werden, auch diejenige der Zukunft der durch die Italiener besetzien Aegäischsn Inseln besondere Aufmerk­samkeit verdient. Italien ist bereit, die Bedingungen des türkisch-italienischen Vertrages zu erfüllen, sobald die Türkei iqren Verpflichtungen nachkommt. Wahrscheinlich werden die Itaiiener auf der Insel Rhodos zum Andenken an die italienische Okkupation eine italienische Universität errichten.

r Rom, 3. Juli. DieCorriere d'Italia" schreibt: Die Begegnung in Kiel zeige der Welt, daß die teutonisch­lateinische Verbindung fester ols jemals dastehe, nachdem sie unbeschädigt aus dem Sturm hervorgegangen sei, der den Orient seit 1^2 Jahren erschüttert hat. Niemals habe der Dreibund einen höheren Wert für die Menschheit, die Welt und die Geschichte gehabt ols heute.

Die scharrenden französischen Studenten.

Man schreibt derNat. Ztg.":

Die vielen übereinstimmmenden Berichte über die wenig gastliche Aufnahme, die der Deutsche heutzutage bei der grandr Nation" zu erwarten hat, wecken mir die Erinnerung an ein kleines Erlebnis, das den Gegensatz im Verhalten gebildeter junger Deutscher und Franzosen jo recht illustriert. Die Begebenheit, der ich als völlig unparteiischer Zeuge beiwohnte, (ich bin nämlich Schweizer) trug sich in einer Vorlesung des Professors Wund» in Leipzig zu. Der berühmte Gelehrte las über Psychologie und er­wähnte dabei auch die Versuche eines französischen Forschers Plateau. Der große Hörsaal war dicht angefüllt,- unter den Zuhörern befand sich auch, wie sich später herausstellte, eine kleine Grupps Franzosen. Der Professor benutzte den Umstand, daß der Name dieses Forschers gerade so ausge­sprochen w rd, wie der des antiken Philosophen Plato, zu einem kleinen Wortspiel und ließ sich etwa so aus: Man dürfe diesen Plateau nicht etwa mit dem großen Plato verwechseln, es handle sich hier um einen Franzosen, oer nun einmal Plateau sich nenne. Dem Auditorium

war noch kaum der harmlose Scherz zum Bewußtsein ge­kommen, und man hatte noch nicht Zeit gesunden, seinen Mund zu einem Lächeln zu verziehen, als lautes Scha'r- ren und Trampeln die Stille unterbrach, man sah hin und gewahrte 4 bis 5 Franzosen. Und die nach mehre­ren Hunderten zählenden deutschen Zuhörer? Sie sagten gar nichts und ließen sich die Störung ruhig gefallen. Nachdem die paar französischen Gäste ihr Mütchen an den Bänken gekühlt hatten, durste der Herr Professor fortsahren. So behandelt man französische Gäste in Deutschland! Würden sich wohl 4 bis 5 Deutsche unter mehreren Hundert Franzosen herausnehmen, zu demonstrieren? Und wenn sie es wagten, was würde wohl geschehen? Man braucht kein großer Prophet zu sein, um zu sagen: Mindestens ein Skandal, wahrscheinlich aber eine große Staatsaktion.

Ausland.

Ein Flug über die Jungfrau.

Aus Bern wird gemeldet: Der bekannte Schweizer Aviatiker Oskar Bider, der seinerzeit die Pyrenäen über­flog, studiert augenblicklich die Möglichkeit eines Fluges von Bern nach Mailand über die Jungfrau. Der Aviatiker müßte die Alpen in einer Höhe von mehr als 4000 Meter überfliegen.

Paris, 2. Juli. Der Flieger Brindejonc ist heute nachmittag 4 20 Uhr auf dem Flugplatz in Billa Conblay angekommen, wo er von einer großen Menschenmenge er­wartet wurde. General Hirfchauer hielt eine Begrüßungs­ansprache. Er hat aus seinem ganzen Flug etwa fünf­tausend Kilometer absolviert.

Der neue Krieg auf dem Balkan.

r Belgrad, 2 . Juli. Bei ihrem vorgestrigen Angriff waren die Bulgaren mehr als 100 Bataillone Insamerie stark mit 200 Feldkanonen und Haubitzen. Auf serbischer Seite nahmen 3040 Bataillone mit 80 Kationen an dem Kampfe teil. Der Angriff hatte den Charakter eines plötz­lichen und gleichzeitigen Ueberfalles mit großen Streitkr ästen. Wenn man sich auch aus kleine überraschende Angriffe wie bei Zletowe gefaßt machen konnte, so war es doch nicht möglich, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß das bulgarische Heer Angriffe unternehmen würde, ehe noch die diplomatischen Beziehungen abgebrochen worden sind. Diese Angriffe waren im Voraus systematisch vorbereitet, um die zivilierte Welt, die den Bruderkrieg verurteilt, in Bestürzung zu versetzen. Die Bulgaren fraternisierten mit den Serben und forderten sie auf. sich nicht gegenseitig zu töten. Als der Kamps begonnen hatte, hoben sie die Ge­wehre hoch und hißten weiße Fahnen. Anstatt sich aber zu ergeben, griffen sie mit dem Bast nett an. An einem Orte näherte sich ein bulgarisches Bataillon unter dem Schutze der Dunkelheit einer serbischen Batterie. Serbische Infanterie, die sich in der Nähe befand, eröffnete das Feuer und die Bulgaren riefen: Wir sind Serben, schießt nicht. Infolgedessen trat Verwirrung ein und das Feuer wurde eingestellt. Darauf nahmen die Bulgaren den Kampf wieder auf und nahmen den Serben vier Kanonen ab. Bei Tagesanbruch nahmen die erbitterten Serben ihre Batterie den Bulgaren mit dem Bajonett wieder ab. Am 29. Juni forderte der Kommandant des bulgarischen Vorpostens auf der Bregalnitzabrücke bei Istip die Offiziere unseres Vor­postens auf, sich zusammen photographieren zu lassen, denn, so erklärten die Bulgaren, die Streitigkeiten sind beigelegt und es wird keinen Krieg mehr geben. Aber schon cm Abend vorher hatten die Bulgaren die Entfernung bis zu den ser­bischen Berschanzungen sehr genau ausgemessen und an einer verborgenen Stelle ein Artillerieregiment mit 36 Ge­schützen ausgestellt. Die photographische Ausnahme war am Abend des 29. Juni vor sich gegangen und am 30. Juni morgens schritten die Bulgaren zu einem heftigen und un­vermuteten Angriff auf unsere Vorposten. In demselben Augenblick begannen 36 Kanonen ihr höllisches Feuer, das den ganzen Platz zwischen den Berschanzungen und den nächsten Baracken, in denen sich die Truppen befanden, bubstäblich mit einem Kugelregen überschüttete. Die serbischen Truppen wurden genötigt, die Berschanzungen aufzugeben nnd gedeckte Stellungen zu beziehen. Ein blutiger Kampf begann. Die Bulgaren griffen verzweifelt an. Als die serbischen Truppen Verstärkungen erhielten, wurde der bul­garische Angriff auf der ganzen Linie mit ungeheuren Ver­lusten sür die Angreifer zurückgeschlagen. Aber auch die

Serben hatten empfindliche Verluste. Alle Offiziere und Unteroffiziere sind verletzt. Da die serbischen Truppen gleich anfangs genötigt waren, sich vor den überlegenen Streit- Kräften zurückzuziehen, um Verstärkungen zu erwarten, ließen sie ihre Verwundeten unter dem Schutz der Genfer Kon­vention in den Baracken und Zelten zurück. Die Bulgaren erstachen alle serbischen Verwundeten mit dem Bajonett.

Belgrad, 2 . Juli. Die Schanzenlinien dehnen sich auf 110 Kilometer aus. Von den Serben sind laulein­laufenden Nachrichten etwa 6000Mann gefallen. Die Verluste der Bulgaren belaufen sich auf das Dreifache. Heute trifft der erste Transport der Verwundeten mit rund 5000 Mann hier ein.

r Belgrad, 3. Juli. Prioaimeldungen zufolge haben dis serbischen Truppen in der Schlacht aus der Linie Retki- Bukwi 70 bulgarische Offiziere und 4600 bulgarische Sol­daten gefangen genommen. Die Serben haben bisher 30 bulgarische Geschütze erobert.

r Belgrad, 3. Juli. (Serbisches Preßbureau). Die Verluste der Serben im letzten Kampfe bei Rocke-Bukwo betrugen etwa 3000 Tote und Verwundete, die Verluste der Bulgaren waren bedeutend größer. Die ge­fangenen bulgarischen Soldaten und Offiziere werden nach einem Aufenthalt von 6 Tagen in der Grenzquarantaine ins Innere Serbiens disloziert. Die gestern hier angelangten serbischen Berwundetentransporte, die in drei Spezialzügen untergebracht waren, wurden aus die hiesigen Spitäler ver­teilt. Mitglieder der Skvpschtina und der Gemeinde, sowie ein zahlreiches Publikum bereiteten den Verwundeten Kund­gebungen.

r Belgrad, 3. Juli. Nach Mitteilungen aus mili­tärischen Kreisen belaufen sich die Verluste der Serben in den bisherigen Kämpfen auf 7000 Tote und Verwundete. Die Verluste der Bulgaren aus 23 000 Tote und Verwundete sowie auf 4000 Gefangene. Im Laufe der Nacht und des Tages trafen 2000 Verwundete hier ein.

Sofia, 3. Juli. Da um 6 Uhr gestern Abend die Frist abgelaufen war, die nach dem Kamps bei Zlelowo der bulgarische Parlamentär für die Einstellung der Feindselig­keiten stellte, und da die Serben ihre Angriffe fortsetzen, ent­stand für die Bulgaren der ?Lsus bslli. Die Reise Da­news nach Petersburg wurde verschoben. Heute abend hielten sämtliche Oppositionschefs eine Sitzung ab, in der sie sich für ein ak 1 ives D 0 rgehen Bulgariens erklärten.

r Saloniki, 3. Juli. (Ag. d'Ath.) Die griechische Armee kam auf ihrem siegreichen Marsche vor Kilkitsch an. Am Nachmittag hatten die Bulgaren gewaltige Derteldlgungs- werke errichtet und sie rechneten damit, bei Kilkitsch Wider­stand zu leisten, um das Borwärtsdringen der griechischen Armee zu hemmen. Gegen abend wurde Kilkitsch im Siurm genommen. Die Begeisterung der griechischen Truppen war unbeschreiblich. Sie wollten sich nach einem io denk­würdigen Tage der wohlverdienten Ruhe nicht hingeben, sondern verlangten von ihren Führern zu neuen Siegen geführt zu werden. Indessen rückte das Heer weiter gegen Norden vor. In diesem großen Kampf hat das Bajonett eine große Rolle gespielt. Die griechischen Verluste sind erheblich, wenn sie auch im Vergleich mit denen der Bul­garen gering sind.

Rumänien macht mobil.

Berlin, 3. Juli. Der Berliner Lokalanzeiger meldet au; Bukarest: Wie zu erwarten war, hat die rumänische Regierung am gestrigen Tage den Mobilisierung s- oefehl sür die rumänische Armee ausgegeben. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Aktion Rumäniens so­fort beginnen wird.

Bukarest, 3. Juli. (Tel.) Der König hat die allgemeine Mobilisierung der Armee augeordnet.

Auswärtige Todesfälle.

Theodor Holzäpfel, 11 I., Freudcnstadt, Sophie Rukgaber, 76 I, Rottenburg. Marie Neugart, Neuenbürg.

Mutmaßl. Wetter am Samstag und Sonntag.

Die Wetterlage bessert sich. Die Depression im Osten zieht ab. Der Hochdruck im Westen hat sich verstärkt. Für Samstag und Sonntag ist zwar noch zeitweilig trübes, aber warmes und trokenes Wetter zu erwarten.

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