aus anderen Landesteilen sind 13000 Arbeiter ein­getroffen, um die Streikenden zu ersetzen und ar­beiten bereits. Die auf den Docks Streikenden hielten in Liverpool und Birkenhead Versammlungen und beschlossen weiter zu streiken. Machugk führte' aus, die Arbeiter brauchten noch nicht Hungers zu sterben, vorher könnten aber Verzweiflungsakte Vorkommen. Das Unterhausmitglied Graham klagte die Arbeit­geber und Kapitalisten an und riet den Arbeitern, sich nicht mit den Verhältnissen zufrieden zu geben. -

Tages-Zleuiykeiten.

* Calw. Vom 1. April an wird die mit Te­lephon betriebene Telegraphenleitung zwischen Calw Stadt über Stammheim und Gechingen nach Decken- pfronn dem Publikum versuchsweise zur unmittelbaren Benützung zur Verfügung gestellt, um die Vorteile, welche der mündliche Verkehr mittels Telephon ge­währt, weiteren Kreisen, vornehmlich in den Land­bezirken, zugänglich zu machen. Dem Publikum wird demgemäß die Befugnis eingeräumt, mündlich oder schriftlich den Antrag zu stellen, eine bestimmte Person an einem der obenangeführten Orte zum unmittel­baren Gespräch aufzufordern. Der Antrag wird der andern beteiligten Betriebsstelle sofort durch das Te­lephon initgeteilt. Die angerufene Betriebsstelle läßt ohne Verzug die erhaltene Mitteilung mittels Boten derjenigen Person zustellen, mit welcher ein Gespräch gepflogen werden will und veranlaßt dieselbe zu einer Erklärung, ob und zu welcher Zeit sie zur Aufnahme des Gesprächs bereit ist. Der Antragsteller wird von dem Ergebnis der Anfrage telephonisch durch Ver­mittlung der Betriebsstelle am Ort der Anmeldung benachrichtigt. Die Gebühr für die telephonische Ueber- mittlung der Anmeldung und Antwort, sowie für jedes Gespräch von 5 Minuten Dauer ist auf den Gesamtbetrag von 1 ^ festgesetzt.

Calw. (Eingesendet.) Gewiß ist es für viele Calwer von Interesse, zu erfahren, daß der auch in hiesigen Kreisen durch seine Musik zum 23. Psalm rühmlichst bekannte Componist Theodor Ritte aus Donaueschingen, der ja auch ein halbes Calwer Kind ist, immer mehr fortschreitet, sich in der musikalischen Welt durch hervorragende Arbeiten einen Namen zu machen.

DerMünchner Bote" schreibt: Die Musik zu dem in Regensburg überaus günstig aufgenom­menen VaudevilleEin Mährchen" (Text von dem bekannten Münchener Schauspieler Brakl) ist von dem talentierten Th. Ritte. Derselbe wurde einst in München ausgebildet und ist zur Zeit Capellmeister am Stadttheater in Tübingen. Seine zu demMähr­chen" geschriebene Musik ist zart empfunden, originell erdacht und bekundet ein glänzendes Talent."

DerRegensburger Bote" fällt nachstehende

Kritik:

Von den 12 Nummern, welche Th. Ritte für dasMährchen" komponierte, zeugt jedes einzelne Stück von hoher Begabung, feiner Empfindung und glückliche Erfindung. Die Instrumentierung ist zart und doch klangreich; kurz, die ganze Arbeit verrät ein Talent von nicht alltäglicher Erscheinung. Ritte versprach viel und nun beginnt er, es zu halten".

Calw, 21. März. Vortrag aus dem Gebiete der Ex perimental-Physik von W. Finnaus London. Noch selten wurde einem Vortrag in hies. Stadt ein solches Interesse entgegen­gebracht, wie dem des Experimentators Finn, welcher vorgestern und gestern Abend sein gegebenes Ver­sprechen voll und ganz einlöste. Der Dreiß 'sche Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und viele mußten sich einen solchen noch unter den Thüren erobern. Die Produktionen wurden mit kostbaren, zum Teil neu erfundenen Apparaten uud mit einer seltenen Sicher­heit von dem Vortragenden ausgeführt. In dem ersten Vortrag behandelte Hr. Finn zunächst die Entstehung des elektr. Stroms und seine praktischen Anwendungen, das Leitungsvermögen verschiedener Metalle, Licht- und Wärmeerscheinungen und das Minensprengen, die Wirkung des Riesenmagneten auch in Abständen von etwa Nieter u. s. w. Hie­rauf folgten weitere Demonstrationen mittelst des Riesenfunkeninduktors von Ruhmkorff mit 150,000 Fuß Drahtlänge. Ganz besonders interessant waren die Versuche über die kurze Dauer des elektr. Funkens mit dem Photpdrom und Tyndalls Farbenkreisel, sowie die Entladungserscheinungen hochgespannter elektr. Ströme in luftleeren oder mit Gasen gefüllten Crookes- schen und Puluj'schen Röhren und vieles andere noch. Im 2. Vortrag, gestern Donnerstag Abend, erklärte Hr. Finn zunächst die Erfindung, Entstehung und verschiedene Arten des Glüh- und Bogenlichts und demon­strierte sodann vermittelst des durch einen Spiegel auf eine ausgespannte Leinwand geleiteten Lichtes verschie­dene Experimente aus der Elektrizität. Unter den Ver­suchen erwähnen wir die Ablenkung der Magnetnadel, die

Zersetzung des Wassers in Sauerstoff und Wasserstoff, Abstoßung und Anziehung der beiden Elektricitäten, Rotation beweglicher Magnete und Ströme, sowie Schwingungswellen einer Stimmgabel. Nach diesen überaus gelungenen und jedermann sichtbaren Demon­strationen erklärte Hr. Finn die Polarisation des Lichtes. Alle spiegelnden Flächen, außer den me­tallischen, polansieren das Licht; weißes Licht kann nie vollständig polarisiert werden (polarisiert zurück­geworfen wird ein Lichtstrahl, wenn derselbe unter dem Winkel von 35'/s Grad auf eine Glasfläche gerichtet ist). Sehr interessant waren die nun an- gestellten Versuche bei der durch Glas und durch Tur­malinplatten erfolgenden Polarisation; die Farbener­scheinungen des polarisierten Lichtes waren wirklich prächtig und zeigten die verschiedensten Formen. Mit der Vorzeigung des Totalreflexionsapparats, einem mit Wasser gefüllten Cylinder, aus welchem der zurückgeworfene Lichtstrahl mit dem ausströmenden Wasserstrahl verbunden bleibt, schloß der instruktive Vortrag ab.

Die Vorträge des Herrn Finn sind so inte­ressant und belehrend, daß wir sie den Gebildeten aller Stände mit bestem Gewissen angelegentlichst empfehlen, obwohl uns der gestrige Abend gezeigt hat, daß es dieser Empfehlung kaum bedarf.

Weilderstadt, 17. März. Viehmarkt. Zutrieb: 552 Stück Ochsen, Kühe und Rinder, 50 Schweine, 870 Stück Milchschweine. Dem Ochsenmarkt war mehr Zugvieh, als fette Ware zugetrieben. Der Handel war lebhaft; die Preise beziffern sich bei Fettvieh auf 3032 ^ pro. Ztr. lebend Gewicht, bei Zugvieh bis zu 900 -R/ pro Paar. In Melk-, Schmal- und Fettvieh war der Markt stärker be­fahren; Melkvieh war vorherrschend. Der Handel war in Fett- und Schmalvieh sehr lebhaft, dagegen in Melkvieh schleppend. Bei Fettvieh betrug der Preis 28 30 pro Ztr. lebend Gewicht; Melkvieh galt

bis zu 400 Schmalvieh bis zu 180 ^ pro St. Der Schweinemarkt war in Milch- und Läufer­schweinen stark, mit fetter Ware schwach befahren. Der Handel gieng bei Milchschweinen sehr lebhaft, bei Läufern weniger; es wurde bezahlt für fette Ware 4546 pro Ztr. lebend Gewicht, für Läufer 4080 -.E und Milchschweine 1636 ^ pro Paar.

Der Güterzug mit Personenbeförderung Nr. 625, welcher auf der Station Schorndorf fahr­planmäßig 6 Uhr abends eintrifft, ist gestern (20.) auf der Einfahrtsweiche dasselbst in Folge Auslaufens der Lokomotive entgleist. 2 Reisende und 3 Bedienstete wurden hiebei leicht verletzt; die Geleise sind uner­heblich, der Gepäckwagen und 2 Personenwagen des Zugs dagegen stärker beschädigt. Die Ursache des Auslaufens konnte bis jetzt nicht festgestellt werden.

Oberkochen, 14. März. Gestern abend ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Der Bahnwärter Engel auf Posten Nr. 8, nächst dem hiesigen Ort, in der Richtung gegen Aalen gelegen, scheint bei Ausübung seines Dienstes dem abends 7 Uhr 34 Min. hier abfahrenden beschleunigten Zug zu nahe gekommen zu sein, wurde von demselben ergriffen, und mit solcher Wucht auf die Seite ge­schleudert, daß der Unglückliche einen Schädelbruch, einen Bruch des linken Beines und verschiedene Rippenbrüche erlitt, wobei der Tod jedenfalls alsbald eintrat. Die Frau, durch das längere als sonst gewohnte Ausbleiben ihres Mannes beunruhigt, suchte nach demselben und fand ihn alsbald, in einer Lache Blut liegend auf dem Bahnübergang tot. Engel war ein pflichteifriger, ruhiger Mann; er hinterläßt eine Witwe und drei erwachsene Kinder.

Ulm, 17. März. Nachdem sich die Unter­handlungen mit dem Verlegerder Ulm er Sehne ll- post wegen Ankaufs derselben an die Hähnle'sche Partei zerschlagen haben, hat letztere in der Wengen­gasse bereits ein Haus erworben, um ein neues Organ zu gründen. Unterhandlungen betreffs des Redak­teurs sollen dem Abschluß nahe sein. Inwieweit das neue Blatt den Interessen der Volkspartei oder den eigenen der Gründer dienen soll, wird noch geheim gehalten.

Gemeinnütziges.

Viehmästung. Es ist für jeden Land­wirt gewiß von der höchsten Bedeutung, daß sich sein Vieh in gesundem, kräftigem Zustande befindet. Nur dann wird es ihm die gehörigen Dienste leisten und den Nutzen bringen können, der für eine gedeihliche Entwickelung und für ein Emporblühen der Land­wirtschaft unumgänglich erforderlich ist. Nach dem Befinden des Viehstandes ist mit Recht die ganze Landwirtschaft zu beurteilen. Jeder vernünftige Land­wirt wird daher auf die Pflege seiner Tiere besonders bedacht sein lind diejenigen Mittel anwenden, die dem Gedeihen derselben in jeder Hinsicht förderlich sind. Es kommt dabei vor allen Dingen auf eine gute Ernährung und Verdauung an, auf einen lebendigen

Stoffwechsel, wodurch einerseits dem Blute die kräf­tigenden Stoffe schneller zugeführt, andererseits die überflüssigen Elemente, die bei längerem Verweilen im Körper äußerst schädlich wirken können, baldigst ausgeschieden werden. Dadurch wird eine gehörige Freßlust erzeugt und nn Gefolge davon ergrebt sich die eigentliche Mästung ganz von selbst auf natür­lichem Wege.

Nun existieren verschiedene Vorschriften zu Viehmastpulvern, welche der Erreichung des obenge­nannten Zweckes dienen sollen. Indessen bestehen dieselben zum Teil aus Sttoffen, die laut Kaiser!. Verordnung nur in Apotheken feilgehalten werden dürfen, daher Händlern, Hausierern rc., nicht zugänglich sind, zum Teil sind es ganz wirkungslose Zusammensetz­ungen, zum Teil enthaften sie schädliche Substanzen. So ist z. B. das Viehmastpulver von Gregory L Bataglin in Zug weiter nichts als grob gestoßener Maissamen; das bekannte Torley'sche englische Viehpulver besteht aus Maisgries, Unkrautsamen, Leinkuchenmehl, Jo­hannisbrot und koenuin Kraseum; das Milch- und Mastpulver der Apotheke enthält: Soda, Alaun, Salpeter, Fenchel, Wachholderbeeren, Calmus, Schwesel- antimon, Schwefelblüte und koennm j-raeeum; der Inhalt desungarischen Freß- und Milchpulvers" ist ein ganz wertloses Gemisch und dasholländische Viehpulver" ist gar mit Arsenik gemischt, weshalb der Handel damit verboten ist.

Ganz frei von all diesen Uebelständen und als das vorzüglichste in jeder Beziehung anzusehen ist dasSchweizer Vieh -Mastpulver" (Fabrikant: Albert Roebelen in Stuttgart), welches zum größten Teile nur aus Alpenpflanzen (bekanntlich der besten Nahrung für das Rindvieh) besteht und lt. Analyse der König!. Centralstelle für Handel und Gewerbe in Stuttgart keine der im Verzeichnis L. der Kaiser!. Verordnung vom 57. Jan. 1890 aufgeführten, nur in Apotheken feilzuhaltenden Stoffe enthält, daher im freien Handel leicht zu bekommen ist.

Es ist gänzlich unschädlich und dient zum Mästen des Rindviehs, der Schweine und Schafe; es wird jedem beliebigen Futter, Grünfutter, Heu, Abfällen rc. beigemischt, bewirkt eine außerordentliche Freßlust und eine vorzügliche Verdauung und giebt den Tieren innerhalb 23 Wochen ein hübsches, wohlgenährtes Aussehen. Bei den Kühen wird dadurch eine größere Quantität und eine bessere Qualität der Milch er­zielt, überhaupt wird das Vieh in guten: Zustand erhalten, nicht leicht krank, schnell fett und daher marktfähig. Auch Pferden kann das Pulver gereicht werden und ist der Erfolg ein gleich guter, indem dieselben ein mutiges, stolzes Aussehen, namentlich schöne, glatte Haare bekommen. Die Urteile der Landwirte, die dasSchweizer Viehmast-Pulver" probiert haben, lauten außerordentlich günstig.

Ser Ginssuß des Arühjahrs auf den menschlichen Körper ist ein bekannter und Alle, welche sich zn dieser Zeit über Mattigkeit, Schwindel, Herzklopfen, Kopf­schmerzen, Blutwallung beklagen, sollten diesem Winke der Natur folgen und durch Gebrauch der seit 10 Jahren rühmlickst bekannten, in den Apotheken ä Schachtel 1 Mk. erhältliche» allein ächten Apotheker Mchard Brandt's Schweizerpillen den Körper einer milden Ab­führkur unterziehen. Die auf jeder Schachtel auch quan­titativ angegebenen Bestandteile find: Silge, Moschus­garbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentian.

7. März. 13.

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17 - .

15. März.

16. März.

16.

F

19.

Standesamt Halw.

Geborene:

Rosa, Tochter des Emil Sänger, Kauf­manns.

Sophie Melanie, Tochter des Paul Adolfs, Buchdruckereibesitzers.

Emil Friedrich, Sohn des Adolf Wengert, Kaufmanns.

Emma Margarethe, Tochter des Ludwig, Linkenheil, Lakiers.

Karoline Rosine, Tochter des Carl Stern, Strumpfwebers.

Getraute:

Gustav Friedrich Hamann, Flaschner­meister hier u. Marie Katharine Funk hier.

Gestorbene:

Katharine Dorothee, geb. Baur, Witwe des ff Georg Maier, gewes. Waldhorn­wirts in Hirsau, 84 Jahre alt.

Bertha Schäfer, l'/r Jahre alt, Tochter des Jakob Schäfer, Schreiner- und Glasermeisters.

Friedrike Regine Wagner, ledig. 75 Jahre a.

Gottesdienst

am Sonntag, den 23. März.

Vom Turme: Nr. 12. Vormittagspredigt: Herr elfer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. Uhr Abendpredigt in der Kirche: Herr Missionar Hesse. Sienstag', den 25. März.

(Feiertag Mariä Verkündigung.)

>10 Uhr Predigt in der Kirche: Herr Helfer Eytel. Areilag, den 28. März.

(Buhtag.)

ormittagS 10 Uhr in der Kirche: Vorbereitung und- eichte, Herr Dekan Braun.