Lrjchklm täglich siit Lurnahme drr Sonn- und Festtage.

Pret» virrieijährlich hier mit Trägrrlohn 1 L0 im Bezirk,» »ad 10 L»>-Vrrkeh» l 8Z I« tbrige» Wkrttemberg ILS ^8, Mv«a!»-MonnrmeÄ» uach VrrhüUuj».

Fernsprecher Nr. 29.

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Amtliches.

Ltgk. Höercrrnt Wcrgokd.

Hie Gesellschaft für Berbrettung von Volksbildung in Bsrkn hat einenWegweiser dnrch die Literatur für -ir werktätige Jugend" herausgegeben.

Die Herren Geistlichen, Lehrer an Volks, und Fort- Wdungsschulen, und Leiter son Schüler--, Jugend- und 'Volksbibliotheken erlaube ich mir auf dieses Hilfsmittel, das von der genannten Gesellschaft unentgeltlich bezogen werden kann, aufmerksam zu machen.

Den 2. IM 1913. ' Kommerell.

Bekanntmachung

betr. de« Schutz der Stechpalme im Schwarzwald.

In neuerer Zeit ist Klage darüber geführt worden, daß die Stechpalme, deren Erhaltung im Schwarzwald im Interesse des Heimatschutzes gelegen ist, eine bedauerliche. BermLndermig erleide und stellenweise drr Ausroitung ent- gegengehs, weil ihre Reiser in übermäßiger Menge, sei es von Spaziergängern und Ausflügler», die sie meist nach kurzer Zeit wieder wegwerfen, sei es von gewerbsmäßigen Sammlern, die sie an Gärtner verkaufen, geplündert werden.

Es besteht daher Veranlassung, darauf aufmerksam zu machen, daß das übermäßige Abpflücken von Reiser» -er Stechpalme «nd das gewerbsmäßige Sammeln derselben für den Verkauf in fremdem Walde »«boten ist und daß Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot auf Grund des Akt. 22 Zffer 2 des Forstpolizei, gesetzes und der Art. 6 Ziffer 4 und Art. 16 des Forst, flrafgesetzes bestraft werden müssen.

Die Schultheißenämter haben dieses Verbot in ihrer Gemeinde auf ortsübliche Weise bekannt zu machen.

Die Herren Lehrer werden ersucht, die Schuljugend zum Schutz der Pflanzen, irsbejondere der Stechpalme anzuhalten.

Die Landjäger- und Polizeimannschaft, die Gemeinde-, Feld- und Waldschützen erhalten den Auftrag, das Abreißen, Sammeln und Feiibieten von Stechpalmenreisern strenger als bisher, namentlich an Sonn-, Feier- und Markttagen zu überwachen und etwaige Verfehlungen ohne Unterschied zur Anzüge zu bringen.

Den 3V. Juni 1913. Kommerell.

An die Schultheißenämter.

Das unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin stehendeKaiserin Auguste Viktoria-Haus zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche" will das Reglerungsjublläum Seiner Majestät des Kaisers durch die unentgeltliche Verteilung eines Leitfadens über Kinderpflege und -ernährung an jedes am 16 Juni d. Is. in Deutsch­land geborene Kind bezw. dessen Mutter begehen.

Die Schultheißenämter erhalten den Auftrag, die Zahl der Lebendgeburten des 16. Juni an der Hand des Ge­burtsregisters ihrer Gemeinden zu ermitteln und das Er­gebnis bis spätestens 8. Juli LSI» hieher mttzuteilen.

Den 30.7Iuni 19!3. Amtmann: Mager.

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87. Jahrgang.

Donnerstag, dm 3. Juli

Eine Wehrsteuerdebatte im Landtag.

p Stuttgart, 2. Juli. Aus der Tagesordnung der heutigen Nachmittagssttzung der Zweiten Kammer stand zunächst die Anfrage der Sozialdemokratie an den Kult­minister betr. die Schritte von Rektoraten einzelner Schulen gegenüber Vätern von Schülern ihrer Anstalten zwecks Ab- Haltung ihrer Kinder von der Teilnahme am Turnunterricht der Arbeiterturnvereine. Der Minister stellte die Beant­wortung der Anfrage für die nächsten Tage in Aussicht. Dann erledigte das Haus die 2. Beratung einer Reihe von Spezialetats. Beim KapiielStaatsschuld" trat der Abg. Nübling (BK.) für eine raschere Tilgung der Staatsschuld ein, was der Finanzminister zusagte. Eine lebhafte Er­örterung entspann sich beim KapitelLeistungen an das Deutsche Reich". Der Abg. Ltesching (Bp.) regte eine mildere Veranlagung des Ertrags aus Wäldern und Spekulationsgewinnen bei der Besteuerung der Ein­kommen an. Die Sleuerämter sollten nicht rigoros Vor­gehen. Der Redner empfahl, daß alle diejenigen Familien, die nach dem Tode eines Ehegatten die Teilung mit den Kindern sofort als Eoentualteilung auf dem Papier vor­nehmen lassen, unbeschadet der Nutznießung und Verwaltung durch den betreffenden Ehegatten. Als wünschenswert wurde die Aufstellung von Grundsätzen bezeichnet, die bei der Veranlagung zum Wehrbeitrag maßgebend sein sollen, da die Veranlagung nicht bloß für die ein­malige Steuer gelte, sondern die Grundlage sei für die spätere Veranlagung zur Wertzuwachssteuer. Weiter be- handelte der Redner die Einwirkung der Reichsfinanzresorm aus die württ. Finalen. Der größte Ausfall trete ein beim Versicherung!- und Gesellschastsstrmpel und auch durch den Ausfall an Erbschaftssteuer; insgesamt betrage der Aus- fall 1^2 Millionen. Die Regierung möge deshalb zur Deckung dieses Ausfalls sofort den Entwurf einer Vermö­genssteuer einbringen, die man bis zum Jahr 1915 haben sollte. Finanzminister v. Geßler stellte die baldige Vor­lage einer Denkschrift in Aussicht. Die Beratung einer Vermögenssteuer werde aber erst dann von Wert sein, wenn die Einschätzung zum Wehrbeitrag vollendet sei. Eine Ab­änderung des Einkommensteuergesetzes komme zunächst nicht in Betracht, weil durch Behandlung einer einzigen Frage in der Regel eine Reihe anderer Fragen ausgerollt würden. Dte Regierung habe keinen Anlaß, bei den Ausführungs- bestimmungen zum Wehrbeiirag irgend welche weitergehcnden Grundsätze aufzustellen als dies seitens des Reichs und der anderen Bundesstaaten geschieht. Der Abg. Ströbel (B.K.) stimmte den Ausführungen des Ministers bezüglich der Vermögenssteuer zu, insbesondere unter Hinweis darauf, daß man aus Grund der Ermittelungen bei Erhebung des Wehrbeitrags ein klares Bild über die Vermögen in Wärt- temberg erhalten werde. Eine möglichst baldige Belehrung der Bevölkerung über die neuen Steuern bezeichnte der Redner für notwendig. Der Abg. Keil (S.) trat für eine scharfe Durchführung der Steuern ein und verlangte die Befreiung der kleinen und kleinsten Einkommen von der Einkommensteuer. Abg. B 0 g t-Weinsberg (B.K.) teilte

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Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigeu-Lrirthr siir die einspalt. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung ro /H, bei mehrmals« entsprechend Rauatt.

Beilagen: Plauderstiibchen, Jllustr. Soontapsblatt «nd

SchwSb. Landwirt.

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die Ansicht des Abg. Ltesching, daß in Württemberg die Reichssteuern mit ziemlicher Schärfe erhoben würden und empfahl eine genaue Prüfung der Vermögenssteuer.

Tage--Nerrigkeiterr.

Gtadt und Amt.

* Altensteig, 3. Juli. Das BlattAus den Tannen* ergeht sich in seiner gestr. Nummer im Aerger über die seitens des Gesellschafters" erlittene Bloßstellung seines uns unbekannten Nagolder Berichterstatters in unbegründeter Entrüstungsmache. Unser Gewährsmann in Altensteig wollte eben gerade die Vergeßlichkeit des betr. Berichterstatters treffen und dafür sind wir ihm dankbar. Der Redakteur des Altensteiger Blattes hätte den Empfang und dte Siegesfeier des Nagolder Liederkranzes aus demGesellschafter" selbst herausnehmen können, wie er dies wohl auch bezüglich des Ealwer Lieder. Kranzes aus dem> Ealwer Tagblatt" getan hat. Die ganze Sache hat mit dem Altensteiger Liederkranz gar nichts zu tun,- in den Kreisen des Nagolder Ltederkranzes war es nur unangenehm empfunden worden im Zeitpunkt eines Jubiläums des elfteren vom AltenstetgerAmts"blatt neben- sächlich behandelt zu werden. Es handelt sich nicht um eine Anrempelung des Altensteiger Blattes, wie sichAus den Tannen" so gerneallzu feinfühlig" ausdrückt, sondern nur um die Feststellung der Tatsache, daß dem Nagolder Berichterstatter des Nachbarblattes sonst angelegentlichst darum zu tun ist jeden Hühner .... zu berichten, während er in dem beregten Fall ab- oder unabsichtlich? versagte. Und damit Schluß. Red. d. Gesellschafters.

* Emmingen, 3. Juli. Heute früh Uhr stürzte der Dachstuhl des vor ca. acht Jahren erbauten Wohn­hauses des Bauers Bulin er ein; glücklicherweise kamen dte Bewohner mit dem Schrecken davon.

Ans den Nachbarbezirkeu.

r Herreuberg, 2. Juli. (Das Messer). In Deckenpfronn wurde auf dem Leimweg der Bauer W. von einem ledigen Bauern durch Messerstiche schwer oer- letzt. Er hatte einen starken Blutverlust, bis die Stiche genäht waren.

Laude-uachrichteu.

r Stuttgart, 2. Juni. (Textilberufsgenossenschaft.) Die Süddeutsche Textilberufsgenossenschaft, Sektion HI (Württemberg und die Hohenzollernschen Lande) Stuttgart, hielt dieser Tage hier unter Beteiligung von 23 Delegierten die 29. ordentliche Sektionsoersammlung unter Leitung von Kommerzienrat Otto Bareis-Stuttgart ab. Dem einstimmig genehmigten Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß die Zahl der zur Sektion III gehörenden Betriebe von 578 auf 587 gestiegen ist. Unfälle wurden im Berichtsjahr 488 gegen 446 im Borjahr gemeldet, wovon 404 durch Wiederher­stellung innerhalb der 13 wöchigen Karenzzeit erledigt. 16 abgewtesen, weil kein Betriebsunfall usw. oorlag, 42, weil

Das neue Bier.

' Humoreske von Victor Blüthgen.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten).

«Wenn ich mein Lagerbier in die Gosse lausen lasse, so kränkt Sie das doch nicht weiter, wie? Und nun ver­legen Sie sich gefälligst ins Kontor."

Wie Sie befehlen, Herr Drickes. Also dem .Adler" und dem .Goldenen Löwen' soll ich sagen lassen . . ."

Vorläufig lassen Sie gar nichts sagen. Ich werde mir die Freiheit nehmen, mir die Sache noch zu überlegen bemerkte der Ratsbrauherr im Abgehen.

Die Sache wurmte ihn, obwohl er noch auf der Treppe mit riner wegwerfenden Kopfbewegung vor sich hinmurmelte: Schafsköpfe! Ist ja alles Mumpitz." Und als ihm in der Stube Frau Drickes mit der Bänderhaube bekümmerten und fragenden Blickes entgegentrat, fragte er barsch:Na? Was ist denn los?"

Die rundliche Frau Drickes schränkte die Wehmut in den Augen etwas ein und fragte mit mehr Entrüstung als Sorge im Ton:Ist das nicht ruppig mit dem Klitz- Hagener? Eine richtige Affenkomödie."

.Laßt mich mit dem dämligen Bier zufrieden. Besseres Bier als unser Lagerbier braut kein Mensch, und daraus kommt's an. Alles Unsolide hält sich nicht, wenn auch die Dummen anfangs drauf hereinfallen. In einem Seidel von dem schwarzen Zeug können dreißig Fliegen ertrinken, ehe

es einer merkt laß sie die 'mal erst geschluckt haben? Denke an das, was ich dir jetzt sage: Der Klitzhagener treibt's so lange, wie das Geld reicht, das er hinter sich hat. In einem Jahre fragt kein Mensch mehr nach feinem Bayrischen."

Ja? Meinst du?"

Kunststück wie denn nicht? Ich brauche übrigens vom Achtel eine Mark herunterzulassen und ich drücke ihn tot wie eine Spinne."

Papa, die Suppe ..." sagte eine sanfte Stimme in der Tür zum Nebenzimmer. Dort stand Trinken, das nied­liche Fräulein Drickes, mit blondem Ftechtenkopf und zag- hasten blauen Augen, und die beiden jungen Dnckesse, die aus den Vater zu warten schienen und recht ungeduldig aussahen; und im Eßzimmer befand sich auch bereits Herr Labes, derjunge Mann", der so impertinent ernsthaft aus- sah wie immer und der das Kontor nur als Durchgangs­punkt behandelt hatte.Mahlzeit, Herr Drickes ..."

Der Ratsbrauherr wollte beim Essen nicht von dem Klitzhagener Bier sprechen, aber in der Tat sprach man von nichls anderem.

Denke dir, die Jungen haben sich ein Glas genommen und sich einschenken lasten."

Es schmeckt famos, Papa," sagte Karlna. Trinken, weshalb trittst du mich denn?"

Trinken wurde purpurrot.

Ich habe auch hinausgeschickt und probiert man muß doch die Konkurrenz kennen lernen," sagte freundlich derjunge Mann", Herrn Drickes anschielend.

So? Wen haben Sie denn hinausgesckickt? Denken Sie. meine Leute sind dazu da, um Sie privatim zu be­dienen? Neugierige Menschen sind durchaus nicht mein Fall. Ich zwinge Sie weiter nicht, mein Bier zu trinken, wenn Sie oorziehen, Ihr Salär in dem neuen Wunderbier anzulegen. Und laßt ihr" dies galt dem Knaben Karl und Emileuch noch einmal einsallen, von der Apo- thekerjauche zu betteln, so könnt lhr was besehen. Das ist ein Gemansch, aber kein Bier; was drin ist. weiß ich recht gut; ich werde es gelegentlich'mal chemisch untersuchen taffen. Außerdem wünsche ich nicht, daß meine Kinder Schnorrer werden."

Mir hat's auch gar nicht so geschmeckt," meinte Emil. Es ist so bitter."

Siehst du? Ich habe dich immer für den Bernüns- tigeren von euch beiden gehalten und ahnte schon, wer von euch zweien das Karnickel gewesen. Es freut mich, daß mein Scharfblick sich hier wieder bewährt hat und daß du Zunge hast. Aus dir kann 'mal was werde»; eine gute Zunge ist ein Vermögen wert."

Wenn die Leute nur nicht so leicht auf etwas Neues hereinfielen," sagte Frau Drickes, während Emil verstohlen seinen Bruder Karl angrinste. Das schmucke Trinken aber faßte sich ein Herz:Laßt doch das dumme Bier, Papa regt sich bloß darüber aus."

Nein, mein Kind." sprach hier überlegen Herr Drickes, da kennst du deinen Vater doch nicht ganz. Ich habe mir manches Jahr den Wind um die Nase wehen taffen, habe

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