kksLrini täglich , lnit Asrnohme der Sonn- und Festtage.

stkri» vierteljährlich hier mit TlSgerlrhn !L0 ^r, im Bezirk«, »sd iS Xw.-Berkeh» 1.2S im SLrigen Württemberg 1.85 Monair-Ldonuementr «ach Verhältnis.

Fernsprecher Nr. 28.

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Der Wetterwart.

politische Zlmschau.

vp Man merkt, daß es bei unserem La^despar- iamen 1 ans Aufarbeiten geht, zum Teil aus der ziemlich raschen Erledigung der verschiedenen kleineren Positionen, dann aber noch mehr aus dem Umstand, daß man endlich auch von der Ersten Kammer wieder einmal etwas hört. Zunächst wenigstens aus dem Finanzausschuß, das Plenum soll ja erst nächste Woche wieder an die Arbeit gehen. Gar zu essektiv wird diese nicht werden, und noch weniger wird sie allgemein befriedigen, wenn sie sich, wie anzunehmen, die Beschlüsse ihres Finanzausschusses, wie sie im Laufe der Woche bekannt geworden sind, zu eigen gemacht. Es wird z. B. auf niemand, der mit unser n ländlichen Ver­hältnissen auch nur einigermaßen vertraut ist, einen guten Eindruck machen, zu hören, wie die Erste Kammer, d. h. vorerst der Finanzausschuß den Beschluß der Zweiten Kammer betc. wesentliche Herabsetzung der Telepftongebühren aus dem Lande in ganz erheblichem Maße adgeschwächr hat. Und so auch noch tn anderen Dingen, wie z. B. in der Frage der Paketsendungen an Personen des Soldatenstan- dee. Wenn in so populären Dingen die Erste Kammer sich den doch an und für sich nicht weiitragenden Beschlüssen der gewählten Volksvertretung entgegenstemmt, so wird sie dafür wohl kaum irgend besondere Anerkennung finden.

Auch in Reichs tags Kreisen hat der Gedanke, dem Ende der Arbeit und damit den ausgedehnten Som- merseüen nahe zu sein, schon sehr Platz gegriffen, aber wir finden den Optimismus, zu glauben, daß die mit der Wchrceform verbundenen Schwierigkeiten mit Ende dieser Woche alle glatt erledigt sein werden, fast etwas naiv, denn in diesem Falle würde es sas Plenum außerordentlich leicht nehmen mit der Prüfung der Berlegenheitsschöpsungen, die die Beratungen der sog. Belständigungskommission und dann des Budgetausschusses namentlich in Sachen des Wehlbeitrags gezeitigt haben. Ein Beschluß z. B. wie der, Einkommen von 500o an einfach mit einem vollen Prozent heranzuziehen, der geht in seiner summarischen Wurstelet schon beinahe ins Ungeheuerliche und er verblüfft umso mehr, wenn man sich vergegenwärtigt, wie alle Fi­nessen finanzpolitischer Verklausulierung ausfindig gemacht wurden, um Kapitaiwerte. bei denen es sich um ganz andere Summen bandelt, möglichst wenig empfindlich zu treffen. Aber das Ganze zeigt sich eben so richtig als das Derlegen- heitsprodukt, das herauskommen mußte, weil man sich in eigensinniger Weise versteift hat. Wehr- und Deckungsvorlage gleichzeitig zu erledigen, ganz gleichgültig, ob die zu einer so tief einschneidenden Gesetzgevungsarbeit erforderliche Zeit auch zur Verfügung stand oder nicht. Und wenn der Reichsrag jetzt in die Ferien geht, so hat er außer der Aufarbeitung des gewöhnlichen Haushalts und seiner weiseren Belastung durch die neuen Auslagen lediglich nichts zuwege gebracht. Biel ist das gerade nicht, wenn man bedenkt, saß die Scssion im November ihren Anfang genommen Halle.

In Frankreich gehen in der Kammer die leiden- schasilichen Debatten wegen der Einführung der dreijährigen Dienstzeit unentwegt weiter, aber es wirkt fast mehr komisch als mit dem Ernst einer großen politischen Sache, zu sehen, wie den Bo-schlägen der Regierung die widersinnigsten und grotesk wirkenden Gegenvorschläge von einer allgemeinen einjährigen bis zu einer andauernden fünfjährigen Dienstzeit gegenübergestellt und auch noch ernsthaft debattiert, ja wie über jeden einzelnen dieser Vorschläge abgest mmt wird. Aber gerade diese Abstimmungen geben uns dcs richtige Bild: sie zeigen durch die lächerlichen Minderheiten, die sie auf sich vereinigen wie fest die Regierung mit ihren Plänen Boden gewonnen hat und wie das ganze Geplänkel eigent­lich nur noch dazu dient, dem Borgehen der Regierung zu einem glänzenden Abschluß zu verhelfen.

Die Aufmerksamkeit des französischen Volkes ist in den letzten Tagen von diesen Fragen allerdings eiwas ob­gelenkt worden durch den Besuch des Mtnisterprä- lidenten Poincar« in England, der der politi­schen D ahtzieheret wieder reichlich Swff geliefert hat. Hat doch der Minister des Aeußern, Pichon, der seinen Chef auf der Reise begleitet, das Präludium zu dem großen politischen Spektakulum gegeben durch die Mitteilung an den Vertreter eines englischen Blattes, es solle bei dem Besuch eineAngelegenheit besprochen werden, die man nicht gut auf diplomatischem Wege erledigen könne", und es sollen auch die Bande der englich-sranzösischen Freund­schaft enger geknüpft werden.

Die Hoffnung darauf kann man den Franzosen nicht nur gönnen, sondern man kann sie auch verstehen, wenn man

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87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Samstag, den 28. Juni

sich die Kühle Reserve vergegenwärtigt, die England gegen­über dem russisch-französischen Draufgängertum in der Balkan­srage bewahrt Hai. Da war es schon etwas an der Zeit, die englischen Gefühle um einen Wärmegrad zu steigern. Das dürfte auch nicht allzuschwer gelingen, nachdem es England in der Zwischenzeit durchgesetzt hat, daß ihm in der Bagdadbahnfrage alle die Vorteile eingeräumt werden, die es sich wünschte, die ihm eine kluge Diplomatie aber auch skrupellos verschafft hat. Pichon hat es auch verraten, daß Frankreich sich an den Verhandlungen beteiligen müsse, die zwischen England und Deutschland über die Bagdad­bahn gepflogen würden. Es handelt sich also bei der großen Sache um das kleinasiatische Problem, und da heißt es allerdings für Deutschland doppelt aufmerksam sein, damit nicht, nachdem der schlaue Engländer sein Schäfchen bereits ins Trockene gebracht hat, er auch noch seinem französischen Freunde mehr zuschanzt, als unsere schon eng genug tangierten Interessen ertragen können.

Ueber die Witterung aus dem Balkan Prognose zu stellen, ist nachgerade muffige Arbeit denn da schlägt der Wind mit jedem Tag um. Die Gewitterwolken waren zwar gerade anfangs dieser Woche besonders dräuend, und der Krieg zwischen Serbien und Bulgarien schien unvermeidlich, aber so wie die Dinge im ganzen liegen, dürste es eben doch dazu kommen, daß schließlich der Mittelweg der russischen Vermittlung gewählt und damit zwar kein Teil recht be­friedigt, aber schließlich doch das schlimmste hintangeholten wird. So sehr man nun vom allgemeinen und humanen Standpunkt aus diese Lösung begrüßen kann, für die europäische Lage bringt sie leider keine Erleichterung, weil Oesterreich in der etwas einseitigen Einmischung Rußlands in den serbisch-bulgarischen Konflikt eine Bevormundung der Balkanstaaten erblicken zu müssen glaubt, die ihm aus alle Fälle nahelegt, für die zukünftige Politik von dieser Sette besondere Maßnahmen zu ergreifen. So bedenklich aller­dings eine solche Bevormundung erscheinen mag, die Be­deutung der friedlichen Lösung ist nach unserem Dafürhalten doch ungleich höher zu veranschlagen als die neuerliche Hereinwerfung der ganzen Balkansrage in die europäische Politik. Für Oesterreich heißt es eben in Zukunft nach dieser Seite noch mehr auf der Hut zu sein und für uns, die Balkanpolitik Oesterreichs, nach wie vor mit allem Nach­druck zu unterstützen.

TageS-Neuigkeite«.

>«« Ltadt mld Amt.

Nagold, 28. Juni 1913.

r Rettungsdienst auf der Bahn. Zur Sicher­stellung rascher Hilfeleistung bei außergewöhnlichen Vor­kommnissen (Betriebsstörungen rc.) sind nach einer Verfügung der Generoldirrktion Vorkehrungen zu treffen, daß auch zu Zeiten, in denen in den Eisenbahnwerkstätten nicht gearbeitet wird, in kürzester Frist die Hiifswagen in ausreichender Weise bemannt werden können. Das geeignete Personal ist im Voraus zu bestimmen; in erster Linie kommen die in unmittelbarer Nähe der Arbeitsstelle wohnenden Leute und solche Arbeiter in Betracht, denen zu diesem Zweck Wohnungen in einem Dienstwohngebäude überlassen sind. Wenn aus besonderen Anlässen im Bezirk ein außergewöhn­licher Verkehr zu erwarten ist, oder wenn an einzelnen Tagen mit gleichzeitiger Ortsabwesenheit einer größeren Zahl von Hilfsmannschaften zu rechnen ist (wie bei Vereinsfesten) hat sich der Vorstand darüber zu vergewissern, daß eine genügende Anzahl von Arbeitern zur Herbeiholung doch bereit ist Nötigenfalls ist bestimmten Arbeitern aufzugeben, sich in ihrer Wohnung oder in leicht erreichbarer Nähe auf­zuhalten. Eine besondere Entschädigung hiefür wird aber auch in diesen Fällen in der Regel nicht gewährt; die Lohn­zahlung muß auf die tatsächliche Dienstleistung beschränkt bleiben.

^ Altensteig. 28. Juni. Das BlattAus den Tannen" weist nun darauf hin, daß es in seiner Nr. 144 unter der allgemeinen Aufzählung der beim 30. Allg. Schwäb. Liederfest verteilten Preise auch den Liederkranz Nagold genannt und in den Schriftzeichen heroorgehoben habe. Das ist richtig und ist von unserem Gewährsmann übersehen worden. Es hätte nur noch gefehlt, daß dem nicht so geschehen wäre. Aber der Unterschied bleibt bestehen, daß das Altenstetger Blatt dem Calwer Ltederkranz einen besonderen Artikel mit 21 Zeilen widmet, den freund­nachbarlichen Liederkranz Nagold aber mit 2 Worten abtut. Und dies angesichts des im August dieses Jahres zu feiern­den 75jährigen Jubiläums desMitensteiger Liederkranzes, zu dem der Nagolder Llederkranz eine Einladung erhalten hat.

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Beilagen: Plauderftübcheu.

* Illüstr. Soontagicklatr und

Echwüb. Landwirt.

1913

s* Haiterbach, 26. Juni. Seit 8 Tagen hat der Ziegenzuchtverein eine kleine Bersuchsweide für Jungtiere eingerichtet. Die Stadt hat in entgegenkom­mender Weise eine eingezäunte Wiese dem Verein pacht­weise überlassen. 5 Böcke und 8 Ztegenliimmer sind bis jetzt zur Weide gebracht worden, die durch ihr munteres Treiben und Springen zeigen, daß es ihnen draußen in der freien Natur sehr wohl paßt. Möge unseren Mitgliedern der von der Weide erhoffte Erfolg sür ihre Tiere zuteil werden.

Aus de» Nachbarbezirke«.

r Horb, 27. Juni. (Das Dretmännerdenkmal). Die Sammlung für die Errichtung eines Denkmals der drei bedeutenden Söhne Horbs: Fllrstabt Martin Gerbert von St. Blasien, Bischofs Dc. Haffner von Mainz und Universi- tätsprosessor Dr. v. Schanz, macht schöne Fortschritte. Der Ausstchtsrat und Vorstand der Aktiengesellschaft Deutsches Bolksblati haben beschlossen, der Sammlung 500 Mark zuzuweisen.

r Frendenstadt, 27. Juni. (Natu rhistorisch es Schwarzwaldmuseum.) Das in einem Teil der Re­alanstalt eingerichtete Natmhistorische Schwarzwaldmuseum soll am Sonntag den 6. Juli der Oeffenllichkeit übergeben werden. Biele fleißige Hände sind, wie der Grenzer be­richtet, zurzeit noch mit der Fertigstellung und Ausschmückung des Museums beschäftigt, das eine^Sehenswürdigkett nicht nur sür die Stadt, sondern für den ganzen Schwarzwald werden wird. Mit weiser Beschränkung hat Oberreailehrer Dr. Geiger, der Vorstand des Vereins der Naturfreunde, sich bei Anlegung des Museums als Richtlinie gesteckt: Nur was zum Schwarzwald gehört, soll darin vertreten sein. Er hat für die Darstellung des Lebens im Walde drei Hauptgruppsn gewählt, 1. die Tiere des Waldes, 2. die Tiere des Wassers und 3. die Raubvögel. Es sind zum Teil prachtvolle Gruppen mit oft wundervollen Exemplaren der einzelnen Gattungen, die zum großen Teil aus dem K. Naturalienkabinett in Stuttgart stammen, wo infolge Uebersüllung im Herbst vergangenen Jahres wertvolles Ma­terial abgegeben wurde. Außer diesen Hauptgruppen, von denen zwei in großen Glaskästen untergebracht wurden, sind in den Schaukästen entlang der Wände Schlangen, Vogel­nester. Muscheln und Schnecken. Schmetterlinge, Käfer und sonst noch eine ganze Reihe von Schaustücken aufgestellt. Im August wird Dr. Geiger noch ein geologisches Profil aus der Gegend bei Alpirsbach darstellen, sür das ein größerer Platz reserviert ist.

r Freudenstadt, 27. Juni. (Gut abgelausen). In­folge Platzens eine? Reifens auf dem Wege von Ruhestein nach Obertal ist ein Automobil bei einer Kurve einen Ab­hang hinabgestürzt. Die vier Insassen sind wie durch ein Wunder sämtlich unverletzt geblieben.

r Neuenbürg, 27. Juni. (Unglücksfall.) Gestern abend 5 Uhr wollte der 41 Jahre alte verheiratete Knecht Josef Hegmann, der bei Güterbeförderer Kauli beschäftigt war, vor dem hiesigen Krankenhaus Kohlen abladen. Die Winde, mit der der Wagen gestützt war, rutschte aus und der Wagen fiel um. Er traf den Hegmann so unglücklich, daß er tödliche Verletzungen erhielt u. a. eine Verletzung der Wirbelsäule und zwei Knochenbrüche. Ec war heute früh im Spital noch am Leben, doch besteht keine Hoffnung mehr sür sein Aufkommen.

Laudesuachrichtm.

r Stuttgart, 27. Juni. (Lehrerprüfung.) Die vom Verband wüctt. Stenographen, System Gabelsberger, kürzlich unter Leitung von Gymnasialdirektor Erbe-Ludwigs-, bürg in Stuttgart abgehaltene Stenographielehrerprüfung haben fünf Kandidaten bestanden, nämlich Buchhalter Baisch, Buchhalter Krähling, Bankbeamter Luik, Kaufmann Munkele, sämtliche in Stuttgart, und Unterlehrer Schick aus Kup­pingen OA. Herrenberg.

Journalistentagung i« Stuttgart.

Ttuttgart, 27. Juni. Heute vormittag wurde im Stadtgarten der 2l. Bertreterlag des Verbandes Deutscher Journalisten- und Schriftsteller-Vereine durch den Vorsitzen­den des Vorortes Hamburg, Dr. Obst, eröffnet. Es waren u. a. anwesend: Ministerpräsident Dr. Weizsäcker, Kultus­minister Dr. Habermaas, Präsident v. Kraut, der bayerische Gesandte Graf v. Moy. Gemeinderat Dr. Ludwig und Bürgerausschußobmann Dr. Woelz.

Redakteur Heller begrüßte die Versammlung im Namen des württ. Landesverbandes. Nach ihm ergriff Minister­präsident Dr. v. Weizsäcker das Wort, um die Versamm­lung im Namen der württembergischen Staatsregierung zu begrüßen, die zu den Mitgliedern teils persönliche, teils amt­liche Beziehungen habe. Die Zeilung begleite heute die