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Fernsprecher Nr. 28.

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Amtliches.

AgL. Hberavk't Wcrgokö. Bekanntmachung.

Die K. Regierung des Echwarzwaldkreises hat am 20. Juni 1913 die Wahl des Stadtpslegebuchhalters Her­mann Maier in Tübingen zum Ortsoorsteher der Gemeinde Nagold bestätigt. <

Nagold, den 21. Juni 1913. K. Oberamt:

Kommerell.

Bom Evang. Oberschulrat ist am 20. Juni u. a. eine ständige Lehrstelle in Schwenningen, OA. Rottweil, unter Enthebung des Hauptlehrers Kober in Hörschweiler, OA. Frcudenstadt, vom An­tritt der Stelle, dem Hauptlehrer Dürr in Wart OA. Nagold, übertragen worden.

Vom Landtag.

x Stuttgart, 21. Juni. Das Ergebnis der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand im umgekehrten Ver­hältnis zur Länge der Beratungen. Von sieben Punkten der Tagesordnung wurde in der sechsstündigen Sitzung nur ein einziger, das KapitelForsten", erledigt. Zunächst unterhielt sich das Haus über die von der Regierung vor­geschlagene Reduzierung von drei Forstämb rn. Dabei wurde insbesondere von dem Abg. o. Gauß (Bp.) darauf hiuge- wiesen, daß es der Wunsch der Kammer gewesen sei. die Staarsoereinfachung auch in der Forstverwaltung geltend zu machen und daß die Regierung diesem Wunsche entgegen- gekommm sei. Bei dieser Vereinfachung sollten aber nur sachliche und keine persönlichen Gründe maßgebend sein. Deshalb sei die Annahme der Regierungsvorlage zu befür­worten. Demgegenüber bemerkte Abg. Gras (Z.), es be­stehe kein Gegensatz zu den früheren Beschlüssen der Kam­mer. In Uebereinstimmung mit dem Abg. v. Gauß betonte auch der Finanzminister, wenn das Haus die Regierungs­vorlage ablehne, lasse die Kammer eine Bestimmung der Geschästsoereinsachung aus dem Auge. Der Abg. Keil (Soz.) eiinnerte an die von seiner Partei früher ausge­sprochene Befürchtung, daß von der ganzen Staars- vereinsachung schließlich nichts mehr übrig bleiben werde als ein großer Stoß bedruckten Papiers. Der Antrag Hautzmann auf Zucückoerweijuag des ganzen Titels an den Ausschuß wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokratie und der Bolkspanei abgelehnt. Der erste Teil des Antrags Mohr auf Umwandlung von >3 Forst­ämtern in Forstamtmannsbezirke wurde mit den Stimmen der Rechten und eines Teils der Nationaliiberalen ange­nommen. Der zweite Teil des Antrags Mohr auf Bei­behaltung des bisherigen Standes der Forstamlmänner wurde abgelehm mit den Stimmen der Volksparret, der Sozial­demokratie und einiger Nationaliiberalen und Konservativen. Der dritte Teil, der die Mittel für die Mehrausgaben be­willigt, wurde angenommen mit den Stimmen der Rechten

Beim Herrn Postmeister.

Humoreske von Anton Tschechow.

Aus Band 11 derHumoresken und Satiren". Reklams Anio.-Bibl.

Nr. 5308. Band IIII zus. in Leinen 1 ^8.

Wir begruben dieser Tage die junge Gattin unseres ölten Postmeisters Sladkoperzew. Als das schöne Frauchen unter der Erde war. begaben wir uns nach dem Brauche unserer Großväter und Väter in die Wohnung des Post­meisters, um der Toten zugedenken".

Als die Pfannkuchen aufgetragen waren, fing der alte Witwer bitterlich an zu weinen und sagte:Die Pfann­kuchen haben eine ebensolche gesunde, hübsche braune Farbe wie die Selige. Ebenso schön sind sie! Aufs Haar!"

Ja", erwiderten die Teilnehmer der Gedächtnisfeier - lstimmend,Sie hatten wirklich eine schöne Frau an ihr . . . Eine ganz hervorragende Erscheinung!"

Ja . . . Jeder, der sie ansah, bewunderte sie . . . Aber, meine Herren, ich liebte sie nicht wegen ihrer Schön­heit, auch nicht wegen ihres guten Herzens. Diese beiden Eigenschaften liegen überhaupt in der Natur des Weibes und finden sich auf dieser irdischen Welt recht häufig. Ich liebte sie wegen einer anderen seelischen Eigenschaft. Nämlich ich liebte sie, die Selige (Gott gebe ihr das Himmelreich!) deswegen, weil sie bei aller Munterkeit und Lebhaftigkeit ihres Wesens ihrem Manne treu war. Sie war mir treu, obgleich sie erst zwanzig war und ich schon nahe an sechzig heran bin. Sie war mir treu, mir altem Manne!"

Der Diakonus, der mit uns speiste, drückte durch ein bedeutsames Brummen und Husten seinen Zweifel aus.

87. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 28.

Hk-AM siir dkl Sdne-ils-KM Wild.

Anzeigen-Lr-ähe für die einspall. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bet einmal. Einrückung 16 -L. bei mehrmalig« entsprechend RauuU.

Betragen: Plaudersttbchen, Illustr. Sountapecklatt und

Schwäb.Mackiwirl.

Montag, den 23. Inni

1S13

und einiger Nationalliberalen. Die Abstimmung ergab das merkwürdige Resultat, daß, nach Ablehnung des zweiten Teils des Antrags Mohr, mit der Annahme des dritten Teils durch die Rechte Mittel bewilligt wurden, für die Position des ersten Teils des Antrags Mohr, bei der aber nicht nur keine Mittel notwendig sind, sondern, da es sich um die Umwandlung von Forstämlern in Forstamtmanns­bezirke handelt, sogar Ersparnisse erzielt werden können. Die erste Kammer wird diesen eigentümlichen Beschluß natürlich korrigieren. Im weiteren Verlauf wurde eine ganze Reihe von Wünschen der Forstwarte und späterhin auch der Waldarbeiter vorgebracht. Annahme fanden schließ­lich noch ein Antrag Groß-Ströbel-Baumann auf Gewährung von Dienstaufwandsentschädigungen an Forst­warte und ein Antrag. Commerell-Kurz-Scheef auf Erhöhung der Mittel für Wegherstellungs- und Unterhalt­ungskosten um je 100000 ^ und der Wegbaubeiträge an Gemeinden um je 10000

r Stuttgart, 21. Juni. Einiges Aussehen erregte in der heuiigen Sitzung der Zweiten Kammer die Besetzung des Regierungsiisches. Während gestern bei der Beratung des Forstetats als Regierungskommissar in der Begleitung des Finanzministers Präsident v. Graner erschienen war, der allerdings in der Frage des Forstreseroesonds und der Aufwendungen für den Wegebau dem Minister nachdrücklich j widersprochen halte, war heute an seiner Stelle Oberforstrat v. Keller in der Sitzung zugegen. Präsident v. Graner soll zwar, wie verlautet, zu Beginn der heutigen Sitzung im Landtag erschienen sein, der Finanzminister soll ihn aber, wie das deutsche Bolksblatt hört, mit dem Bemerken ent­lassen haben, daß er seiner Dienste nicht mehr bedürfe. Forstdirektor o. Graner verließ hierauf das Ständehaus und an seiner Stelle traf kurz daraus Obersorstrat v. Keller in der Kammer ein. Präsident o. Graner wird, wie er in der gestrigen Sitzung selbst andeutete, demnächst aus dem Dienst ausscheiden. Der Forstoerwaltimg gehört er seit 40 Jahren an. In seiner Eigenschaft als Regierungsvertreter hat er im Landtag allerdings nicht viel Glück gehabt.

r Stuttgart, 21. Juni. Ueder die Arbeiten des Landtags erfahren wir, daß voraussichtlich am kommenden Freitag und Samstag die Sitzungen für dar Plenum aus- fallen. An diesen Tagen wird der Finanzausschuß ver­suchen, seine Aufgaben aufzuarbeiten. Das Plenum der Ersten Kammer soll erst einberufen werden, wenn ihr Finanz­ausschuß den ganzen Etat vorberaten haben wird. Hiedurch wird der Schluß des Landtags voraussichtlich bis zum 21. Juli hinausgeschoben werden.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 20. Juni. In der fortgesetzten Beratung der Heeresoorlage erfolgte zunächst die Abstimmung über den gestern verhandelten sozialdem. Antrag betr. den Militärboykott. Der Antrag wird in namentlicher Abstim­

mung mit 200 gegen 127 Stimmen abgelehnt. Die in ihrer Tendenz ähnliche Resolution^ der Kommission wird mit 196 gegen 100 Stimmen angenommen. Bei Besprechung des sozialdem. Antrages aus Einführung eines Artikels 1: Die Beförderung -darf nur von der persönlichen Tüchtigkeit abhängig gemacht werden, entspinnt sich eine kurze Debatte über den Ausschluß von Israeliten aus der Armee. Der soz. Antrag wird abgelehnt. Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) begründet einen Antrag aus Einführung eines neuen Artikels 1 s, die zum Dienst eingezogenen Mannschaften dürfen nicht verwendet werden zu Polizeizwecken im wirt­schaftlichen oder politischen Kamps und als Ersatz für strei­kende oder ausgesperrte Arbeiter. Redner berührt dann die Angelegenheit des verbrannten Testaments Friedrich Wilhelm des IV. und zieht sich dabei einen Ordnungsruf zu. Kriegsminister o. Heeringen erwidert dem Vor­redner auf seine Ausführungen und verteidigt namentlich die Hohenzollern gegen die LiebknechLschen Angriffe. Die Armee sei trotz mancher sozialistischer Einflüsse treu und zuverlässig und werde ihre Pflicht im Kriege wie im Frieden tun. Der Antrag wird gegen die Stimmen der Sozial­demokraten abgelehnt' Beim KapitelMilitärjustiz" beg­ründet Abg. Stadthagen (Soz.) einen Antrag, wonach verschiedene Bestimmungen des Militärgesetzbuches gemildert werden sotten. Morgen Fortsetzung.

Tages-Nerrigkeiteu.

Au- Gtadt rmd Amt.

Nagold, 23. Juni 1S13.

* Besuch. Am Samstag stellte sich zu unserer freudigen Ueberraschung Herr Sergeant Müller von der 5. Kompanie der Schutztruppen für Deutsch-Südwest-Asrika, stationiert in Chamis, in unserer Redakttonsstube ein. Er war schon 190406 als Soldat in der Schutztruppe und erhielt szt. eine Auszeichnung für einen wichtigen Ordonnanzritt. Im Oktober 1906 kam er erstmals in die Heimat zurück; cc erhielt dann eine Anstellung als Gertchtsdiener in Göppingen, die er aber wieder aufgab, um im Juni 1907 wieder zur Truppe nach Afrika zurückzukehren. Er hat jetzt wieder einen sechsmonatigen Urlaub, den er bei seinen Verwandten in Giindringen verbringen wird. Der wackere und stramme Mann erfreute sich stets guter Gesundheit.

r Zeh« Gebote des Waldschutzes. 1. Schonet die Gewächse des Waldes, denn sie sind ein Schmuck der Gegend und sollen noch viele erfreuen und neues Leben bilden. 2. Ein bescheidener Blumenstrauß ist jedem gerne gestattet, doch dürfen nicht Zweige abgebrochen, Bäume verstümmelt und die Pflanzen mit den Wurzeln ousgerissen werden. 3. Iungwüchse und Anpflanzungen bedürfen der Schonung. 4. Werfet kein Papier, keine Eierschalen in den Wald es sollen sich auch noch andere nach euch an oder in dem Walde erfreuen. 5. Vermeidet vor allem das

Sic glauben es also nicht?" fragte der Witwer, sich zu ihm wendend.Nicht, daß ich es nicht glaubte," er­widerte der Diakonus verlegen.Ich wollte ja auch nur ... Die jungen Frauen sind heutzutage etwas gar zu sehr wie soll ich sagen Rendezvous, Soupers ..."

Sie zweifeln; aber ich will Ihnen den Beweis liefern. Ich habe mir ihre Treue durch allerlei Mittel erhalten, durch Mittel von sozusagen strategischem Charakter, durch eine Art von F-stungsbau. Bei meinem klugen Verfahren konnte meine Frau mich schlechterdings nicht hintergehen. Ich brachte zum Schutze meiner Ehe-eine besondere Schlau­heit zur Anwendung. Ich kenne gewisse Worte, so eine Art von Losungsworten ... Ich sagte diese Worte und das genügte: ich war dann der Treue meiner Frau völlig sicher und konnte ruhig schlafen."

Was sind denn das für Worte?"

Die sind ganz einfach. Ich sprengte in der Stadt ein schlimmes Gerücht aus. Dieses Gerücht ist Ihnen ja sicherlich bekannt. Ich sagte einem jeden: .Meine Frau Aljona hat ein Verhältnis mit unserm Polizeimeistcr Iwan Alexejewitsch Salichwatski'. Diese Worte genügten. Kein Mensch wagte es, meiner Frau die Cour zu schneiden, aus Furcht vor dem Grimme des Poltzeimeisters. Oft liefen die Leute schon davon, wenn sie sie nur erblickten, damit nicht Salichwatski auf irgendwelche Gedanken käme. Hi, hi. hi? Denn mit diesem schnurrbärtigen Despoten lasse sich nur einer ein; dann hat er keinen frohen Tag mehr. Der setzt einem gleich ein halbes Dutzend Protokolle auf über Verstöße gegen die hygienischen Anordnungen. Oder zum Beispiel: er sieht einem seine Katze auf der Straße und faßt ein Protokoll ab, als wäre es ein sich aufsichtslos herumtreibcndes Stück Vieh."

Dann hat also Ihre Frau mit Iwan Alexejewitsch gar kein Verhältnis gehabt?" fragten wir erstaunt mit langen Gesichtern.Nein, das war eben nur Schlau­heit von mir ... Hi, hi, hi . . . Ja, ja. ihr jungen Leute, ich habe euch da sein hinters Licht geführt, was? Das war eben der Witz dabei!"

Es oergiugem etwa 3 Minuten unter allgemeinem Stillschweigem. Wir saßen stumm da; es war uns belei­digend und beschämend, daß dieser dicke, rotnasige, alle Kerl uns so schlau düpiert hatte.

Nun. so Gott will, werden Sie sich noch einmal wieder verheiraten!" murmelte der Diakonus.

Warum? Ein Kommando von drei belgischen 3n- fanterieosfizieren wird am 1. Juli in Berlin eintreffen, um einen dreimonatlichen Studien- und Informationskursus bei verschiedenen deutschen Regimentern zu absolvieren.

Es tragen sich bei uns Dinge zu, die schlechterdings nicht mehr verständlich sind. Man plant eine Verschärfung des Spionagegesetzes, man warnt die einheimische Presse vor Veröffentlichungen über das Heerwesen, und dann lädt man sich fremde Offiziere ein und gibt ihnen Anschauungsunter­richt. Warum nur? Sind andere Nationen uns gegenüber so höflich? Ja, wenn sie unsere Offiziere als Instrukteure gebrauchen, aber sonst?

Es bleibt als einzige Erklärung nur die liebe Eitelkeit übrig. Der Wunsch, zu zeigen, wie weit wir es gebracht haben? Eine Eitelkeit, die uns vielleicht noch einmal Kopf und Kragen kosten kann!

Aus dem Iulihest desTürmers" (Etutlgkrt, Greiner L Pfeiffer).