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Preis vierteljährlich hier mit TiSgrrlohn r.L0 ^>, im Bezirks- »«d 10 L».-Verkehr 1.25 -6. im tibrigen Württemberg 1.SS Monats-Abonnement» nach Verhältnis.
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87. Jahrgang.
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Beilagen: Plauderstilbcheu, Illustr. SouotaprblaU und
SchwSb.^Landwirt.
142 Samstag, den 21. Juni 1913
Bestellungen
aus den
Gesellschafter
mit dem Kkrirdevstüß«Hen, dem Zllir- stvievten SonnLagsbcatt und dem Schwäbischen Lcrnöwivt
für das 3, Vierteljahr
werden bei allen Postanstalten und Landpostboten sowie in der Expedition angenommen.
Amtliches.
Agt. Hbercrrnt Nagold.
An 4>ie Herren Körperschafts beamte».
Etwaige Urlaubsgesuche wollen bis spätestens SS. ds. Mts. eingereicht werden.
Den 20. Juni 1913. Kommerell.
Bekanntmachung.
Das Inoalidenprüfungsgeschäst für dieses Jahr findet wie folgt statt:
Z« Hrrrmbttg »Rathaus) a« 3. Juli vs« ,»r«. 8 Uhr ab, iu NturubSrz Mathaus) am 7. u. 8. Juli »>» vsr«. 8 Ahr ab. ia Calw (Sejirkskommauba) am 4. u. 5. Juli »au >»m. 8 Uhr ab.
Es haben hierzu sämtliche Invaliden und Rentenempfänger die diesseits in Kontrolle stehen und deren Pension dezw. Rente mir Ende September ds. Js. abläuft, zu erscheinen.
Calw, den 19. Juni 1913.
K. Bczirkskornmando.
Der Wetterwart.
politische Umschau.
x „Der Kaiser ist ein ganzer Mann!" Diesen Ausspruch hat vor wenigen Jahren im Deutschen Reichstag der — sozialdemokratische Führer August Bebel getan. Die Persönlichkeit des Kaisers könnte eigentlich kaum markanter gezeichnet werden als durch diese Aeußerung aus gegnerischem Munde. Und solcher Aeußerungen ließen sich Dutzende aus dem Munde von Gegnern des Kaisers oder des deutschen Vaterlandes verzeichnen, und die Franzosen insbesondere haben das schöne Wort geprägt: „(7 esr gllklgo' an," d. h. ihnen ist unser Kaiser nicht nur der erste Beste, sondern der „Jemand" ein schar» ausgeprägter Charakter. Und diese persönliche Charakterprägung ist es, die dem Kaiserjubiläum seinen Stempel aufgedrückt hat. Es war in allen Veranstaltungen zu diesem Jubiläum eine ganz besonders geartete Mischung von ernster Würdigkeit und respektvoller Sympathie für diese Herrscherfigur, die die Blicke und Gedanken der Mitwelt von jeher auf sich gelenkt und selbst die Widerstrebenden und Mißgünstigen in ihren Bannkreis gezogen hat. Taufcndfältig waren ja die Kund» gedungen zu der Jubelfeier Kaiser Wilhelme, aber unter allen tritt ganz besonders hervor die Huldigung der Bundes- försten, deren Akt seine Weihe bekam durch die feierliche Verkündigung ihres Sprechers, des greisen Prinzregenten Ludwig von Bayern, daß der Kaiser sich das hohe Ziel zu eigen gemacht habe, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs Zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gutem und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt. Freiheit und Gesittung. Das ist dem ganzen Volke aus der Seele gesprochen, das ist die richtige Hui- digung des Volkes für das, was das deutsche Vaterland unter der 25jährigen Regierungstätigkeit Wilhelms II erstrebt und erreicht hat.
Schwerfällig schleichen die Arbeiten unseres Reichstags dahin. Zwar werden von den zahlreichen Positionen der Wehroorlage die einzelnen nach einander mehr oder weniger schemalisch, umkleidet mit den üblichen Anträgen und Gegenanträgen erledigt, aber bei dem Ganzen vermißt man doch die frische Arbeitslust, denn an allem hängt wie ein Bleigewicht das bis zur Stunde nutzlose Bemühen, in der Deckungsvorlage zu einer Verständigung zu kommen, wenigstens zu einer Verständigung, die so befriedigen könnte, wie es das ganze Werk verlangt. Das ist aber nur möglich, wenn sich die bürgerlichen Parteien ohne Ausnahme zusammenfinden, sonst gibt es Lücken, zwischen denen parteipolitische Unzufriedenheit und gegenseitige Verbitterung steckt. Lange schien es ja. daß diese Verständigung mit der Reichsoermögensznwachsstcuer gefunden
werden könne, und bis zur Stunde dauern die Bemühungen in dieser Richtung auch noch an; aber gerade in dieser Frage ist es wieder die Erbschaftssteuer, die das trennende Moment darstellt. Diese Steuer soll nämlich in die Ver- mögenszuwachssteuer einbezogen werden und zwar unter Heranziehung des Kindererbes, weil sonst die erforderliche Summe nicht erreicht wird. An dieser Frage ist nun aber so lange herumgedoktert worden, bis am Ende wieder gar nichts herauskam, und so liegt noch dir ganze Frage der Aufbringung der lausenden Wehrbetträge — jährlich etwa 200 Millionen — in der Schwebe. Die Zeit drängt aber, denn die Regierung will die Wehrvorlage bis zum 1. Juli erledigt haben. Bei all diesem Wirrwarr kommt man deshalb immer wieder zu dem Schluß, daß das Klügste wäre, erst die Wehrvorlage zu verabschieden und dann getrennt die Deckungsvorlage. Sogenannte prinzipielle Bedenken, die einzelne Parteien gegen diese getrennte Behandlung der Materie haben, sollten um der Sache willen schon deswegen zurückgestellt werden, weil auch für die Aufbringung der Deckungsmittel die Zeit der beste Ratgeber sein wird.
Die Auslandspolitik zeigt sich uns diesmal in etwas mehr Abwechslung, aber allerdings auch heute ohne irgend eine angenehme Seite. Wir verzeichnen den politischen Meuchelmord in Konstantinopel, den Beginn eines neuen Marokkoseldzuges für Franzosen und Spanier und das immer noch ungelöste Balkanproblem.
Man könnte eigentlich die Kunde von der Ermordung des türkischen Ministerpräsidenten mit kühler Gleichgültigkeit htnnehmen in dem Gedanken, daß er selbst durch eine Mordtat ans Ruder gelangt ist : aber oie Sache hat etwas tiefere Bedeutung. Ganz abgesehen, daß Mahmud Schefket Pascha eine der intelligentesten und tatkräftigsten Persönlichkeiten des modernen türkischen Staates war, die -Mordtat als solche hat deswegen prinzipielle Bedeutung, weil sie für sich ein Zeuge dafür ist, daß die inneren Zustände in der Türkei immer noch gleich verrottet sind, daß die schweren Schicksalsschläge, die das Land mitgemacht, nicht imstande waren, einer inneren Gesundung den Weg zu bahnen. Und so kann man heute schon sagen, daß auch die asiatische Türkei nicht in der Lage sein wird, sich zu einem Staatengebilde aufzuschwingen, dem jemals eine maßgebende Rolle zukäme: vielmehr deuten alle Anzeichen darauf hin. daß das Siechtum dieses Staates, durch das es vom europäischen Boden verschwunden ist, an seinem Lebenskörper weiter fressen und deshalb mit Naturnotwendigkeit dazu führen wird, daß die europäischen Staaten auch in Asien immer mehr das Szepter in die Hand nehmen, d. h. in diesem Falle, daß einzelne Großmächte nach wie vor versuchen werden, aus dem Türkenreiche Stücke für sich herauszuschneiden und darin liegt für die Zukunft die Bedeutung der ganzen türkischen Frage.
In Marokko ist wieder Heller Aufruhr. Braucht man auch die Verkündigung des sog. hl. Krieges, d. h. den Krieg des Islam gegen alle christlichen Staaten, die sich in diesem Lande ansässig gemacht haben, nicht tragisch zu nehmen, jedenfalls stehen wir heute vor der Tatsache, daß sowohl Franzosen wie Spanier trotz der gewaltigen militärischen und sonstigen Anstrengungen, die sie nun Jahre hindurch gemacht haben, um das Land zu „pazifizieren", heute noch genau so am harten Anfang stehen, wie seinerzeit, da der scharfe Zwist mit Deutschland entstanden war. Angesichts dieses Umstandes möchte man nachträglich fast eine gewisse Befriedigung darüber empfinden, daß wir damals aus der „aktiven" Marokkopolitik ausgeschaltet worden sind.
Und nun noch unser unvermeidliches Balkanproblem. Rußland hat ja endlich den Mut gefunden, ein energisches Wort zu sprechen, es hat es auch dahin gebracht, daß nun wahrscheinlich doch ein friedlicher Ausgleich zwischen Serbien und Bulgarien wenigstens ernstlich versucht wird, aber man darf bei dem ganzen nicht aus dem Auge verlieren, daß diese Bemühungen Rußlands lediglich dem slaoischen Interesse entspringen, daß ihm in der Hauptsache nur daran liegt, durch einen neuen Krieg nicht die slaoischen Völker des Balkans politisch und wirtschaftlich über Gebühr schwächen zu lassen. Bon diesem Gesichtspunkte aus ist die russische Vermittlung eigentlich mehr als eine slaoische Sache anzusehen. Wer aber noch im Zweifel war. ob die Warnung - des deutschen Reichskanzlers im Reichstag vor der slaoischen Gefahr auch wirklich ihre Berechtigung halte, der braucht sich nur die im Laufe dieser Woche eingekommene Enthüllung des Pariser „Matin" über das vor Ausbruch des letzten Krieges zwischen Serbien und.Bulgarien getroffene Abkommen vor Augen zu halten, wonach diese beiden slaoischen Staaten bindende Abmachungen gegen ein Eingreifen Oesterreichs getroffen hatten, derart, daß Bulgarien selbst dann, wenn Oesterreich nur den Sandschack Novi- bazar besetzt hätte, was angesichts der heiklen Grenzlage
fast zur Notwendigkeit geworden wäre, Bulgarien ohne weiteres den Krieg an Oesterreich zu erklären gehabt hätte. Man hat Oesterreich wegen seiner Rüstungen vielfach getadelt, diese eine Tatsache aber erweist, wie notwendig sie waren ; sie weist aber auch auf die Zukunft mit Naturnotwendigkeit darauf hin, daß sich das Germanentum gegen die slaoische Macht oorsehen muß, ob das Balkanproblem nunmehr zu Gunsten Serbiens oder Bulgariens gelöst wird.
Vom Landtag.
x Stuttgart, 19. Juni. Die Zweite Kammer erledigte in der heutigen Sitzung zunächst das Kapitel „Badeanstalt Wildbad" ohne wesentliche Debatte. Auf Anfragen erklärte der Minister, daß mit dem Ba« eines Kurmittelhauses zur Verabreichung von Fangobädern in Wtldbad begonnen werde, sobald genügend Mittel aus dem Betriebsfonds an- gesammelt seien. Auch solle ein beschränkter Winterbetrieb des Bades eingerichtet werden. Beim Kapitel „Forstenwurde eine ganze Reihe von forstwirtschaftlichen Fragen, Wünschen der Holzinteressenten, ferner die Frage der Forst- einrichtungsanstalt und die Einteilung der Forstbezirke zur Sprache gebracht. Angenommen wurde ein Antrag des Finanzausschusses, als Holzerlrag für 1913 19153 000 und für 1914 18 457 500 -6 anzusetzen. Ein weiterer Antrag des Finanzausschusses, dem Zinsertrag des Forstreserve- sonds zuzustimmen, jedoch für 1914 statt 290 OM Mark 310000-6 einzusetzen wurde gleichfalls angenommen. Eine längere Debatte entspann sich über die Aushebung von Forstämtern. Der Ausschuß hatte beantragt, der Aufhebung von drei Forstämtern und drei Forstamtmannsstellen zuzustimmen, zugleich aber die Regierung zu ersuchen, da, wo infolge Aushebung eines Forstamts eine Forstamtmannsstelle zu errichten ist, auf die Errichtung eines der tunlichst selbständigen Bewirtschaftung durch den Forstamtmann unterstellenden Bezirks Bedacht zu nehmen. Gegenüber dem Aistrag des Finanzausschusses, die Bitten der Gemeinden Kleinaspach und Wieblingen um Belastung der dortigen Forstämter für erledigt zu erklären, brachte der Abg. Mohr (3.) seinen im Ausschuß abgelehnten Antrag wieder ein, die Forstämter Hürbel und Kleinaspach in Forstamimannsbezirke umzu- zuwandeln, und dasselbe auch tunlichst für das Forstamt Wieblingen oorzusehen. Finanzminister v. Geßler bat dringend um Ablehnung des Antrags Mohr unter Hinweis auf den bet den Beratungen über die Staatssereinsachung ausgesprochenen Wunsch aus Aufhebung von 12 Forstämtern. Auch Forstdirektor o. Graner wies darauf hin, daß wenn die Kammer jetzt diese Aemter wieder herzustellen beabsichtige, dies im Hinblick auf den früheren Beschluß keinen günstigen Eindruck mache. Abg. Hautzmann (D.) beantragte schließlich die Zurückverweisung des ganzen Titels über die Gehalte der Forstbeamten an den Finanzausschuß. Freiherr Pergler v. Perglas (B.K.) wandte sich gegen die vermehrte Hereinziehung der Forstämter nach der Stadt. Dann wurde abgebrochen; nächste Sitzung morgen.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 19. Juni. In der heute fortgesetzten zweiten Beratung der Heeresvorlage stand ein sozialdemokratischer Antrag zur Beratung, der die Einfügung neuer Artikel 1 ä und 1 b wünscht, „den Angehörigen der Armee wird die Freiheit der politischen und relgiösen Gesinnung und ihrer außerdienstlichen Betätigung gewährleistet", und „den Zivil- und Militärbehörden ist die Auskunfterteilung darüber untersagt". Bor Eintritt in die Tagesordnung weist der Kriegsminister v. Heeringen einen Angriff des Abg. Zubeil auf den vor 23 Jahren verstorbenen preußischen Major v. Roon zurück und stellt fest, daß Herr o. Roon eine in jeder Beziehung glänzende Dienstlaufbahn hinter sich hat. Herr v. Roon habe niemand getötet. Der Minister über- läßt das Urteil dem Hause. Abg. Heine (Soz.) begründet die sozialdem. Anträge und führt aus, die Disziplin dürfe nicht so weit gehen, daß die Ueberzeugung der Mannschaften vergewaltigt werde. Generalleutnant v. Wandel erklärt: Die Bestimmung besagt, daß Lokaloeibote nur erlassen werden, sofer» es im Interesse der Disziplin erforderlich ist. Wenn ein Tastwitt sich zur sozialdem. Partei bekennt, ist das Mililäroerbot durchaus angebracht. Daß ein Boykott zum Zweck der Schädigung eines Gewerbebetriebes ausgesprochen wird, ist nach den gellenden Bestimmungen völlig ausgeschloffen. Die Abstimmung findet morgen statt. Abg. Bernstein (S.) begründet einen weiteren Antrag, einen Artikel einzufügen, nach dem Beförderung von persönlicher Tüchtigkeit abhängt ohne Rücksicht auf politische und religiöse Gesinnung. Nach einer Bemerkung des Kriegsmink- sters, in der er eine sozialdemokr. Behauptung zurückweist, vertagt sich das Haus.