UmschriftGott mit uns". Nach dem Josef Bub wird, da er wohl zwecks Absatzes des falschen Geldes von dem abgelegenen Giesingen eine Reise angetreten hat, gefahndet.

Gerichtstag!.

r Tübingen, 14. Juni. (Bierpantsch er.) Bor der Strafkammer hatten sich einige Bierbrauer aus Rotten­burg und Altensteig wegen Verwendung von Sacharin bei der Bierbereitung zu verantworten. Es wurde auf Geld­strafen mit 200 und 50 erkannt. Die Steuerbehörde war durch Oberfinanzrat Kraz vertreten.

Deutsches Reich.

r Berlin, 14. Juni. Die Verhandlungen über dos Besitzsteuerkompromiß sind gestern von den Parteiführern im Beisein des Schatzsekretärs Kühn fortgesetzt worden. Zum erstenmal beteiligten sich auch die Konservativen. Dem Schatzsekretär wurden die Vorschläge der Parteien unter­breitet, doch konnte er, wie das Berliner Tageblatt meldet, noch nicht Mitteilen, wie die verbündeten Regierungen sich zu den Kompromißvorschlägen stellen werden. Zentrum und Konservative wiesen erneut darauf hin. daß sie nur bei ganz bestimmten Kautelen zur Schonung besonders des ländlichen Kindeserbes bereit seien. Die Tägliche Rundschau teilt mit, cs werde eifrig darauf hingearbeitet, den Abschluß des Kom­promisses noch bis heute abend zustandezubringen. Noch nicht zugestimmt hätten bis gestern abend der größte Teil der Konservativen und ein Teil des Zentrums. Die Boss. Ztg. hört, der agrarische Teil des Zentrums wolle wie die Konservativen und die Freikonseroaliven von dem Kom­promiß wenig wissen. Es sei indessen nicht ausgeschlossen, daß sich der größte Teil des Zentrums mit den Liberalen und den Sozialdemokraten zu einer Mehrheit zusammen­finden werde. Die Fortschrittliche Bolkspartei fordere, daß nicht allein das Kindeserbe, sondern auch das Gattenerbe herangezogen werde. Sie verlangt, daß der Scheckstempel u rd die Berkehrsstempel ausgehobrn werden. Mehreren Blättern zufolge soll das sächsische Finanzministerium das Kompromiß bezüglich der Reichsvermögenszuwachssteuer als enen völligen Ruin des Finanzsystems der Einzelstaaten bezeichnet haben. Die grundsätzliche Stellung der sächsischen Regierung gegenüber der Beunögenszmvachssteuer bleibe die­selbe, ob der Zuwachs von 2000 oder von 20 000 gefordert werden soll.

Pforzheim, 12. Juni. Aus Anlaß des Falles Linder in Wsitzenstein hat der hiesige Kinderschutzoerein eine Sitz­ung abgehalten. Da eine amtliche Untersuchung bereits im Gang ist, beschränkt sich der Verein daraus, an die zuständigen Stellen eine Eingabe zu richten, daß in Zukunft in der­artigen Fällen das Verhör schulpflichtiger Kinder nicht von der Schutzmannschaft, sondern von der Schule geführt wird. Im übrigen kam in der Versammlung, der auch der Vater, Aug. Linder, beiwohnte, zur Sprache, daß der junge Ma; nach dem Sturz von der Brücke noch dermaßen von der Angst gehetzt war, daß er vor den herankommenden Männern wieder davonspringen wollte. Er konnte sich noch aufraffen, brach aber gleich wieder zusammen. Das Be­wußtsein hatte er bei dem Sturz nicht verloren; erst im Siloah traten Bewußtseinsstörungen auf.

Eine schamlose Frechheit desSimpUzissinrus".

Das von den Herren Albert Langen und Th. Heine begründete Witzblatt bringt auf einem Titelblatt der letzten Nummer ein stark karikiertes Bild des Kaisers mit der UrberschriftIm großen Festjahr". Der Monarch sitzt in Garde-du-Corps-Uniform aus einer Kodakrolle. Er wendet das Gesicht einem in einer Fensterumrahmung auftauchen­den Photographen zu. Die geschmacklose und übrigens recht schlechte Zeichnung trägt die Unterschrift:Vor den Ruhm haben die Götter den Schweiß gesetzt! Ich habe heute den hundentausendsten Meter Film zurückgelegt", Wie lange wird die Zensur derartige grobe Majestütsbeleidiqunaen un- gesühnt lassen?

- Wir lesen in der Deutsch Evangelischeu-Wocheu- scha« u. a. folgendes:

Nach den Wahlen von 1907 hat der Kaiser in Münster ein rührendes Wort gesprochen, das uns alle angelst und uns tief in seine Seele schauen läßt.

Ich habe in meiner langen Regierungszeit mit vielen Menschen zu tun gehabt und habe vieles von ihnen er­dulden müssen, oft unbewußt und leider auch bewußt haben sie mir bitter weh getan. Und wenn mich in sol­chen Momenten der Zorn »Hermannen wollte und der Gedanke an Vergeltung aufstieg, dann habe ich mich ge­fragt, welches Mittel wohl das geeignetste sei, den Zorn zu mildern und die Milde zu stärken. Das einzige, was ich gesunden habe, bestand darin, daß ich mir sagte: Alle sind Menschen wie du, und obgleich sie dir wehe tun, sie sind Träger einer Serie aus den lichten Höhen, von oben stammend, zu denen wir olle einst wieder zu- rückkehren wollen und durch ihre Seele haben sie ein Stück ihres Schöpfers in sich. Wer so denkt, der wird auch immer mrlde Beurteilung für seine Mitmenschen hoben. Wäre es möglich, daß im deurschen Volke dieser Gedanke Raum gewänne für die gegenseitige Beurteilung, so wäre damit die erste Vorbedingung geschaffen für eine vollständige Einigkeit. Aber erreicht kann dieselbe nur in einem Mittelpunkte werden: in der Psson unseres Er­lösers! I r dem Manne, der uns Bruder genannt, der uns allen zum Borbilde gelebt hat, der persönlichsten der Persönlichkeiten."

Könnte er diese bitteren Klagen und heißen Wünsche für seines Volkes Heil und Größe nicht auch heute wieder

spiechm?

Das RegittllligsjublMul Kaiser Wilhelms n.

r Stuttgart, 15. Juni. Zu Ehren des Regierungs- jubiläums des Kaisers fand heute in der evangelischen und der katholischen Garnisonskirche ein Festgottesdienst statt, dem der Hos, soweit anwesend, die Generalität und die Osfizierkorps beiwohnten. Gestern feierte die Technische Hochschule das Jubiläum mit einem Festakt in der Aula, die zu diesem Zweck einen besonderen Schmuck erhallen hatte. Erschienen waren außer den Pro­fessoren und Studierenden, darunter die Vertreter der Kor­porationen mit den Fahnen, zahlreiche Gäste, an der Spitze der Ministerpräsident, der Kultminister, der kommandierende General und der Oberbürgermeister mit dem Bürgeraus- fchußobmann. Die Festrede hielt Oberstudienrat Dr. Egel- haaf. Die Feier war umrahmt von Gesängen des akadem­ischen Liederkranzes.

Aus den Hauptstädten der deutschen Bundes-, st aalen, Europas und Außereuropas kommen Meldungen über Vorfeiern und Hauptfeiern zu Ehren des Regierungsjubiläums des deutschen Kaisers.

Berli«, 14. Juni. Der Reichsverband Deutscher Städte, dem über 600 deutsche Siädte mit weniger als 25000 Einwohnern angehören, überreicht dem Kaiser zu seinem Regierungsjubiläum eine Huldigungsadresse.

r Wie», 15. Juni. Alle Blätter widmen Kaiser Wilhelm herzliche Glück- und Segenswünsche und gedenken der unerschütterlichen bundessreundlichen Bande, die die Dynastien Hohenzollern und Habsburg und ihre Völker miteinander verknüpfen. Sie heben die Bundestreue und die Waffenbrüderschaft hervor, mit der der Kaiser fest zu Oesterreich stehe. Biele Blätter bringen Porträts des Kaisers und Artikel über seine hervorragende Persönlichkeit und sein Verständnis für das soziale und wirtschaftliche Leben, für Kunst und^Wifsenschast.

Dem Andenken Kaiser Friedrichs III.

r Potsdam, 15. Juni. Heute als dem 25. Todes­tags Kaiser Friedrichs III. nahmen die Majestäten an dem Gottesdienst in der hiesigen Garnisonskirche teil. Die Fest- predigt, die der Kaiser selbst bestimmte, hielt Hofpredizer Richter. Nach dem Gottesdienst begaben sich die Majestäten nach dem Mausoleum bei der Friedenskirche, um am Sarge Kaiser Friedrichs Kränze niederzulegen. Dann empfing der Kaiser Abordnungen von ehemaligen Angehörigen der zweiten Kompanie des ersten Garderegiments zu Fuß aus den Jahr­gängen 1877 bis 1880 und" eins Abordnung der früheren Kameraden der zweiten Kompanie des ersten Garderegimer ts vom Jahre 1888.

Berli«, 14. Juni. DieNordd. Allg. Ztg." bringt an der Spitze des Blattes einen Artikel, überschrieben:Dem Kaiser und König Friedrich III. zum Gedächtnis", in dem es am Schluß heißt:War es Kaiser Friedrich nicht ver­gönnt, seinen Absichten und Plänen als Herrscher die Ge­stattung zu geben, so wird er doch in der Erinnerung des deutschen Volkes als eine von hohen Idealen erfüllte Fürsten- erscheinung fortleben. Seine bedeutsame Beteiligung an Großtaten, dis dem deutschen Volke die Einigung im Innern und die Unabhängigkeit nach außen gesichert haben, ebenso wie sein auf hohe Ziele gerichtetes Streben und sein edler Sinn, der sich in guten wie in in besen Zeiten bewährte, werden ihm immerdar die dankbare Verehrung des deutschen Volkes erhalten."

r Warschau, 15. Juni. Der französische Flieger Brindejonc ist heute früh 5 25 (Petersburger Zeit) ausge­stiegen, um über Grodno-Wilna-Dwinsk nach Petersburg zu stiegen. Das Wetter ist schön.

Aufstand i» Marokko«

r Paris, 15. Juni. Wie aus Melitta gemeldet wird, nimmt die Gärung im Mulayageblet zu. Gegen die Franzosen und die Spanier wird der heilige Krieg gepredigt. Aus dem Innern Marokkos sind Kabylenstämme eingetroffen, um die auf den Höhen längs ddr Küste zwischen Ceuta und Tetuan lagernde Harka zu verstärken. Es wird befürchtet, daß die Ausstandsbcwegung sofort nach der Ernte allgemein sein wird. Wie es heißt, beabsichtigt die spanische Regier­ung 20 000 Mann zur Verstärkung nach Marokko zu ent­senden.

Ein großes Erdbeben.

Die Erdbebenwarte in Hohenheim meldete gestern abend: Schweres Erdbeben. Heute vormittag ver- zeichneten die Instrumente der Hohenheim» Erdbebenwarte ein schweres Erdbeben. Das erste erfolgte 10 Uhr 36 Minuten 21 Sekunden. Die Hauptausschläge sind von ähnlicher Größe wie bei dem türkischen Beden vom 9. August 1912. Nach der Berechnung der Seismogramme beträgt die Herdentfernung nicht ganz 2000 Kilomerer öst- licher Richtung, was aus das Marmarameer oder Klein­asien hinweist.

Es liegen folgende Meldungen vor:

Budapest, 14. Juni. Heute vormittag um 10.37 Uhr wurde in Südnngarn, besonders in den Städten Scegedin, Kronstadt, Deoa, Baja und Orsooa ein Erdbeben von 4 Sekunden Dauer verspürt das keinen Schaden an- richtete.

Sofia, 14. Juni. Ein überaus starker Erdstoß brachte heute Sofia in Schrecken. Um 11.34 Uhr vormittags ka­men die Gebäude in starkes Schwanken und die Leute stürzten erschrcckt auf die Straße. Zum Glück ei folgte kein

weiterer Stoß und man weiß bis zum Augenblick noch nichts von ernster Beschädigung.

Sofia, 14. Juni. Aus dem Innern des Landes lausen Meldungen ein von ziemlich bedeutenden Beschädigungsen, die durch das Erdbeben verursacht worden sind.

Salouiki, 15. Juni. Um 11 Uhr vormittags wurde hier ein heftiger Erdbeben verspürt.

Sofia, 15. Juni. Das Erdbeben war besonders stark im Bezirk Tirnowo, wo mehrere Gebäude einge­stürzt sind. Auch Opfer an Menschenleben sind zu beklagen. Einzelheiten fehlen noch.

Zur Lage auf dem Balkan.

r Belgrad, 14. Juni. Gestern vormittag erklärten die Vertreter der Großmächte dem Ministerpräsidenten, daß sich ihre Regierungen ins Einvernehmen gesetzt hätten, um Bulgarien nnd Serbien den Wunsch auszudrücken, den zwischen den verbündeten Staaten bestehenden Streit auf friedlichem Wege beizulegen und daß die beiden Staaten zu diesem. Zweck zur Demobilisation schreiten möchten. Ministerpräsident Pasitsch erklärte, Serbien habe bereits der bulgarischen Regierung eine Note unterbreitet, in der es hoffe, daß sofort jede Konzentration der bulgarischen Armee an der serbischen Grenze eingestellt werde und den Vor­schlag mache, daß auf beiden Seiten zu gleicher Zeit die Effektivbestände der beiden Heere aus ein Viertel reduziert

werden. Die Vertreter nahmen von dieser Erklärung Akt. * *

r Belgrad, 14. Juni.* (Skupschtino.) Ministerprä­sident Pasitsch erklärte in der Skupschtina bezüglich der serbisch-bulgarischen Grenzsrage, daß die serbische Regierung unentwegt auf dem in der bekannten Resolution ausgedrückten Standpunkt stehe. Bon diesem Standpunkt werde die Re­gierung nur im Einverständnis mit der Skupschtina ab- weichen. Ein Fortschrittler stellte fest, daß die serbische Sache wieder in fremde Hände übergegangen fei, wie das Telegramm des russischen Kaisers zeige. Die Skupschtina könne nicht gestatten, daß die serbische Politik von Rußland gefühlt werde. Der Ministerpräsident erklärte, wenn die Skupschtina eines Tages die Haltung der Regierung nicht billigen werde, so werde sie denen den Platz überlassen, die die Politik besser zu führen vermöchten. Ein Sozialdemo­krat protestierte gegen jedes weitere Blutvergießen, sowie gegen die Einmischung auswärtiger Mächte in die Ange­legenheit der Balkanoerbündeten.

Zur Ermordung Mahmud Scheskets.

r Konstantiuopel, !3. Juni. Es verlautet, daß wettere vier Urheber des Attentats auf den Großvezir ver­haftet worden seien. Die Untersuchung wird streng geheim geführt.

Landwirtschaft, Handel und Berkehr.

Nagold, 14. Juni. Dinkel 6.20, Weizen, 12.50, Kernen 10.50, 10.30, IO.-. Haber 8, 7.96, 7 90.

Biktualienpreise.

1 Pf. Butter 1.10-1.20 2 Eier 14 und 15

Herrenberg, 14.'Juni. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 78 Stück Milch,chweine; Erlös pro Paar 4054 Mark. 34Stück Läuferschwetne: Erlös pro Paar 6090 Mark. Verkauf: flau.

Biberach-Riß, 1.1. Juni. Wochenviehmarkt. Auf den Markt wurden aufgetrieben: 19 Farren. 26 Ochsen, 36 Kühe, 110 Kalbtn- nen und Rinder. Der Erlös war durchschnittlich 300 550 bei Farren, 400- 600 bei Ochsen, 240600 bei Kühen, sowie >30600 ^ bei Jungvieh. Die Zufuhr war schwach, der Handel flau. Auf der Eisenbahn kamen 16 Wagen mit zusamnien 147 Stück zum Versand: davon 6 Wagen nach Stuttgart-Untertiirkheim, je 1 nach Straßburg, Baknang, Zuffenhausen, Geislingen, Rißtissen, Laup- heim, Aulendorf, Weingarten, Gebratzhofen und Wurzach. Kälber Hainen 73 zu Markt und zum Verkauf zu 4654 ^ für ein Pfund Lebendgewicht. Mastschweine wurden 4 Stück aufgetrieben und zu 48 51 für ein Pfund Lebendgewicht verkauft. Läuferschwetne wurden 5 Stück ausgetrieben und 5, das Stück zu 5860 ver­kauft. Milchschweine wurden 47i Stück aufgetrieben und 471 Stück zu 2330 pro Stück verkauft. Versandt wurde von letzteren nach Berg, Ehingen, Langenau, Hermaringen und Süßen.

Auswärtige Todesfälle.

2. Biaicher, Privatier, 86 2. alt, Freudenstadt; Jakob Heinzel- mann, Postbote, 63 2-, Reinerzau; Karl Werner, Kaminfeger. Bondorf.

Mutmastl. Wetter am Dienstag und Mittwoch.

Für Dienstag und Mittwoch ist anfangs warmes und trockenes, dann aber zu Gewitterstörungen geneigtes Weiter zu erwarten.

StU die Redaktion verantwortlich: Kart PavrDruck?» rer G. «. Zatfer'fchrn Buchdruckerei (Emil Zaist-' NagE.