Lrschrtül täglich «tt Auraahmt dir Sonn- and Festtag«.
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Fernsprecher Rr. 29.
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87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
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Beilagen: Plauderstlibcheo, Mustr. SonntapTdlatt und
Schwüb. Landwirt.
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Montag, dm 18. Auni
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Bekanntmachung des K. Medizinalkollegiums, Tierärztliche Abteilung, betr. die Abhaltung eines Änterrichtskurses für Fleischbeschau«« i» Gmünd.
Zu dem am 25. d. Mts. beginnenden Unterrichtskurs für Fleischbeschauer in Gmünd können noch einige Teilnehmer zugelassen werden.
Anmeldungen sind alsbald bei dem Unterrichtsleiter, Stadttierarzt Schenzle in Gmünd, einzureichen (vgl. im übrigen die Bekanntmachung des Medizinalksllegiums, Tierärztliche Abteilung, vom 18. Dezember 1912, Stsatsanzeiger Nr. 304).
Stuttgart, den 12. Juni 1913.
Für den Vorstand:
Beißwänger.
Bei der in den Monaten April und Mai d. Js. abgehaltenen Gtsenbahnsekretärprüsung sind u. a. folgende Kandidaten für befähigt erkannt worden: Lenk, Friedrich, von Nagold. Stälter, Rudolf, von Midberg.
Aufs Wohl des Kaisers.
Bon Johannes Trojan, ehemals Festung?stubengefangener in Weichselmünde.
Gern denk ich heut an etwas, wißt,
Was einstmals mir begegnet ist.
Als Majestätsbeleidiger,
Den leider sein Verteidiger Nicht vor Bestrafung konnte retten,
Ward ich zwar nicht gelegt in Kelten,
Doch wurden durch Kondemnation Zwei Monat Festung mir zum Lohn. Weshalb? Ein Bild, harmlos und heiler.
Das ich vor Fahren als der Leiter Des Kladderadatsches in dies Blatt Aufnahm, war's, was verschafft mir hat Zwei Monde Festungsoufemhali.
Es würde heut' ein Staatsanwalt Solch eines Scherzes wegen, glaubt es,
Darin liegt jetzt nichts Unerlaubtes,
Um keinen Preis Anklag' erheben —
Diel eher nähm' er sich das Leben i
Der Kaiser selbst war sicherlich Nicht bös aus mich, noch ärgerlich;
Denn als ich alt war siebzig Jahr,
Noch kein Jahrzehnt vergangen war,
Seit ich verbüßt halt' meine Schuld,
Geschah's, daß durch des Kaisers Huld,
Dis mich der Ehrung wert befand,
Ich zum Professor ward ernannt.
Es ward mir dieses Titels Zier,
Obwohl belastend lag auf mir Ein «rimss luvsae msjsstktis Das, meine ich, beweist wohl 8atis,
Daß nicht als etwas Arges maß Der Kaiser das. weshalb ich saß.
Im übrigen hat meine Hast Recht viel Vergnügen mir verschafft.
Froh saß ich da im „Fort Carn"
An meiner Heimat blauer See,
Don Sorgen frei und Kümmernissen.
Halt' ich ja doch ein gut Gewissen Und war auch wohl versorgt mit Wein,
Drum schenk' ich heut' auch froh mir ein Und füll' ein Glas, das ich erhebe,
Ausrufend: Kaiser Wilhelm lebe!
(Aus der Iubiläumsnummer von „Ueber Land und Meer.")
Der Wetterwart.
Sokttische Zlmscha«.
p Mau sagt gemeiniglich, wo ein Wille sei. sei auch ein Weg. Unser Landesparlament scheint da eine Ausnahme machen zu wollen, denn der Wille, rasche Arbeit zu machen, damit man nicht wieder in den Hochsommer hinein tagen muß, war wohl da und hat auch in dem Programm des Seniorenkonoents seinen Ausdruck gesunden, aber über diesen hinaus hat der Eindruck offenbar nicht gereicht, denn die end- und uferlosen Auseinandersetzungen, die sich beispielsweise an den Etat der Zentralstelle für Gewerbe und Handel gereiht und kostbare Tage und damit auch kostbares Geld in Anspruch genommen haben, sind geradezu ein Musterbesspiel, wie man mit Bielrederei recht wenig erreichen kann. Was ist denn bei der ganzen Sache außer der Annahme von einigen belanglosen Anträgen herausgekommen, was hat in diesem Zusammenhang das An- schneiden von zollpolitischen Fragen für einen Sinn gehabt, wozu mußte an dieser Stelle noch der Streik bei Bosch breitgetrcten werden, mit dem doch seit Wochen schon die Presse aller Richtungen ihre Spalten füllt! Es war doch alles nichts anderes als totgeschlagene Zeit. Die Erste Kammer aber erfreut sich derweil der schönsten Muse, weil ihr kein Arbeitsstoff vorliegt. Daß auf diese Weise das Interesse des Volkes für die Arbeiten des Landtags gewonnen wird, glaubt doch gewiß niemand.
Das Reichstagsplenum ist nunmehr in den wichtigsten Abschnitt seiner Beratungen cingetreten, in die der Wehrvorlage. Das Schwergewicht liegt jedoch nicht mehr in dieser selber, sondern in der Frage, ob Wehrund Deckungsvorlage miteinander verabschiedet werden sollen und können. Zur Zeit herrschen über diese Frage noch so ernste Meinungsverschiedenheiten, daß sich ein Urteil hierüber nicht fixieren läßt. Diese Unklarheit und Ungewißheit ist umso bedauerlicher, als die Budgetkommisston ihren Plan über die Ausbringung des einmaligen Wehrbeilrags nach mannigfachen Schwierigkeiten zu einer brauchbaren Unterlage ausgestaltet hat. sodaß wenigstens dieser eine Teil der Borlage ohne weitere Schwierigkeiten glatt erledigt werden kann. Wenn auf der einen oder anderen Seite noch mit dem Gedanken gespielt wird, cs könnte möglich sein, ja unter Umständen notwendig werden, die Deckungsvorlage durch die sogenannte Linke, also durch die Liberalen mit Einschluß der Sozialdemokratie durchzubringen, so sollte man, meinen wir, diese Spielerei endlich aufgeben und wer sich durch die Haltung der Sozialdemokratie zur Wehrvorlage bis dato überhaupt noch nicht hat belehren lassen, bei der sie grund- satzgemäß eine verneinende Stellung einnimmt, der sollte sich doch wenigstens sagen, daß es für die Regierung eine taktische Unmöglichkeit ist, auf diesem Wege die Vorlage dmchzudrücken. Die Wirrnisse, die auch nur durch einen derartigen Versuch in unserem innerpolitischen Leben heraus
beschworen würden, wären noch schwerer und schädlicher als der Fall der ganzen Vorlage.
Auch in Frankreich geht das Spiel um den Militärpatriotismus noch unentwegt weiter, aber von dort weiß man wenigstens, daß das ganze Redegefecht, das sich in der Kammer abwickelt, praktische Folgen nicht zeitigen wird, daß vielmehr die Vorlage der Regierung glatt durchgehen wird. Und das eine Gute haben die Franzosen bet der ganzen Sache: Um das Geld, das die Heeresreform erfordert, kümmern sich Regierung und Parlament erst in zweiter Linie, die Hauptsache und Hauptsorge ist ihnen die Aufbringung der nötigen Zahl von Mannschaften, also daß sich im Laufe der Debatte ein Abgeordneter zu dem absurden Vorschlag der Einführung der fünfjährigen Dienstzeit verflieg!
Und zum Schluß wieder zum Allerweltsorgenkind: zu dem Balkanproblem. Nehmen wir zur Stunde noch an. der Krieg zwischen Serbien und Bulgarien könne noch vermieden werden, der Hohn, mit dem die Weltgeschichte diese Ereignisse verzeichnen muß, kann dadurch nicht mehr gelöscht werden. Unter der großsprecherischen Parole der Befreiung Mazedoniens von dem türkischem Joche durch das Christentum sind die Balkanstaaten in den Krieg ge- zogen, aber noch ehe dieser durch die Unterzeichnung des Friedensprotokolls auch nur der Form nach vollendet war. ist hinter der Parole die nackte Wirklichkeit heroorgetreten, das Verlangen nach Beute und nach nichts anderem. Und hinter diesem Verlangen sind alle schönen Phrasen von Befreiung und Christentum verschwunden, sind Loyalität und Treu und Glaube brutal vernichtet. In letzter Stunde, da schon das Schwert beinahe aus der Scheide gezogen ist, wird zwar wieder von Vermittlung der Mächte geredet. Man mag nur wünschen, daß dieser Erfolg noch beschieden sein möge; wenn es aber nicht der Fall ist, dann lastet aber auch die Verantwortung wieder umso schwerer aus den Mächten, die wieder bis zum alleräußersten Moment zuge- wartet haben, während sie es doch von Anfang an, von dem Augenblick, da sie die Hand zur Einleitung des' Friedens zwischen den Kriegführenden geboten haben, auch in der Macht gehabt hätten, die Vermittlung unter den Balkanstaaten selber zu übernehmen, denn damals wäre diese Vermittlung sicher noch angenommen worden, und wenn nicht, so hätten die Mächte andere Mittel in der Hand gehabt, ihrem Willen Geltung zu verschaffen, aber bei den ganzen Balkanwirrnissen hat ihnen die Energie von Anfang an gefehlt, das rächt sich nun durch alle Phasen dieser balkangeschichtlichen Entwicklung.
Der Landtag «nd das Regierungsjubiläum des Kaisers.
p Stuttgart, 14. Juni. Zu Beginn der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer gedachte Präsident o. Kraut in einer Rede des Regierungsjubiläums des Kaisers, wobei er ausführte: Am morgigen Tage vollenden sich 25 Jahre, seit Kaiser Wilhelm II. die Regierung in Preußen angetreten hat und deutscher Kaiser geworden ist. Auch uns in Süd- deutschland ist es ein Bedürfnis, im Rückblick aus die verflossenen Jahre dem Träger der Kaiserwürde unsere Glück« wünsche zum Regierungsjubiläum darzubringen und herzlichen Dank dafür zu sagen, daß er die hervorragende Stellung
Kaiserworte.
«>r Ehir-kteristik Kaiser Wilhelms ll. i» jviaul Aasspröchi«.
„Auf den Thron meiner Väter berufe«, habe ich die Regierung im Ausblick zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiel meiner Väter. meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, Len Frieden zu: schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein." (An mein Volk!)
„In bewegter Zeit habe ich die Pflichten meines königlichen Amtes übernommen, aber ich trete an die mir nach Gottes Fügung gestellte Aufgabe mit der Zuversicht des Pflichtgefühls heran und halte mir dabei das Wort des großen Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen „der König des Staates erster Diener ist." (Thronrede).
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„Mein Ziel ist vor allem die Austechierhaliung des Friedens; denn der Fliede allein kann das Dertrauen ein- flößen, welches zur gesunden Entwickelung der Wissenschaft,
Kunst und des Handels erforderlich ist. Nur solange der Friede herrscht, steht es uns frei, emstc Gedanken den großen Problemen zu widmen, deren Lösung mit Billigkeit und Gerechtigkeit ich als die hervorragendste Ausgabe unserer Zeiten betrachte."
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„Mein höchster Lohn ist, Tag und Nacht für mein Volk und sein Wohl zu arbeiten."
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„Meine vornehmste Sorge ist, mich um das Wohl der unteren Klassen meiner Untertanen zu bekümmern. Ich sehe in dem mir überkommenen Volke und Lande ein von Gott mir anvertrautes Pfund, welches zu mehren meine Aufgabe ist. Diejenigen, welche mir dabei behilflich sein wollen, sind mir von Herzen willkommen, wer sie auch seien; diejenigen, welche sich mir bet dieser Aufgabe «nt- gegensteüen, zerschmettere ich."
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„Wie Wir selbst von neuem geloben, dem Vorbild Unseres in Gott ruhend«! Herrn Großvaters ln treuer Pflichterfüllung nachzueifern, so richten Wir an alle Glieder des Volkes Unsere Kaiserliche Aufforderung, unter Hintan- fetzung trennender Parteiinteressm mit Uns und Unseren
hohen Verbündeten die Wohlfahrt des Reiches im Auge zu behalten, mit deutscher Treue sich in den Dienst des Ganzen zu stellen, um so in gemeinsamer Arbeit die Größe und das Glück des geliebten Vaterlandes zu fördern."
„Wo ein deutscher Mann in treuer Pflichterfüllung für sein Vaterland fallend begrabe« liegt, und wo der deutsche Aar seine Fänge in ein Land geschlagen hat, das Land ist deutsch und wird deutsch bleiben!"
„Ein Reich, ein Volk, ein Gott!"
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„Ihr Jungen, die ihr noch das Leben vor euch habt, noch den schäumenden Becher mit Freude zum Munde führt, möget bei aller innigen Fröhlichkeit und bei aller überschäumenden Kraft der Jugend doch der Tage gedenken, auf die ihr euch vorbereiten müßt; denn das Leben ist ernst, und das Vaterland bedarf der Männer."
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„Es ist immer gut, daß wir Menschen daran erinnert werden, daß auch uns ein Ende beschieden ist."