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87. Jahrgang.
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Mittwoch, den 11. Juni
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Vom Landtag.
p Stuttgart. 10. 3uni. Die Zweite Kammer setzte in ihrer heutigen Nachmittagssitzung die Beratung des Etats der Zentralstelle für Gewerbe und Handel fort. Abg. Remid old-Gmiind (Z.) begründete die Anträge seiner Fraktion zum Submissionswesen. Heymann (S.) beantragte, den Antrag Dr. Kiene dem volkswirtschaftlichen Ausschuß zu überweisen und behandelte die Frage der Arbeiterkammern. Nachdem eine reichsgesetzliche Regelung dieser Frage nicht erfolgt sei. müsse die mehrfach im Landtag beschlossene landesgesetzliche Regelung in Angriff genommen werden. Der Redner verlritt die Forderungen der Angestellten des Handelsgewerbes aus Einführung von gesetzlichen Mindestgehältern und bemängelt den Ministerialerlaß, durch den den Schülern der Gewerbeschulen der Beitritt zu den freien Turnvereinen verboten wird. Abg. Westmeyer (S.) ersucht den Minister, den Verhältnissen in der Textilindustrie, in der die Arbeits- bedingungen am schlechtesten seien, besondere Aufmerksamkeit zu schenken und mit größerem Nachdruck aus eine Befolgung der Arbeiterschutzbesttmmungen zu drängen. Die Anstellung von wetteren Gewerbeasststentinnen sei dringend notwendig. In längeren Ausführungen behandelte der Redner den Kampf bet Bosch und wandte sich dabei besonders gegen die Auffassung, als ob dieser Kampf das Werk eines einzigen Mannes sei. In anonymen Zuschriften an ihn (den Redner) sei mit dem Revolver Nationalökonomie getrieben worden, er freue sich aber, daß seine Mahnungen an die Arbeiter, in dem Kampf bei Bosch einig zu sein nicht vergebens gewesen seien. Zum Schluß kritisierte er ote grundsätzliche Stellung des Ministers des Innern zur Arbeiterfral e bei der Generaldebatte zum Etat. Vizepräsident Freiherr Pergler von Perglas bemerkte gegenüber einem von Westmeyer auf dev Beobachter gerichteten Angriff, wobei Westmeyer den Ausdruck „Landeeipncknapf" gebrauchte, wenn der Redner damit irgend eine Person, wenn auch außerhalb des Hauses, habe beleidigen wollen, müsse er diesen Ausdruck nachträglich für unzulässig erklären. Abg. HUler (B.K.) trat für verschiedene Wünsche des Handwerkerstandes ein und sprach die Zustimmung seiner Partei zu den Zentrumsanträgen aus. Er befürwortete die Gewährung von Reisebeiträgen auch zum Besuch der Ausstellung in Gent und bemerkte, der heftigste Widerstand gegen Wünsche des Handwerks sei im Gesamtdollegium der Zentralstelle von Mitgliedern der Großindustrie, die gleichzeitig hervorragende Mitglieder des Hansabundes seien, geleistet worden. Die Errichtung eines Haudwerkerkollegiums sei nicht zweckmäßig und auch nicht notwendig, wenn Regierung und Landtag auf die Gutachten der Handwerkskammern mehr als bisher hören würden. Der Redner polemisierte dann gegen die Sozialdemokratie und brachte den Wunsch des Hand- werks auf Beseitigung des 8 100 g zur Sprache. In längerer Rede ging dann der Borstand der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Präsident o. Mosthaf aus die sämtlichen von den Rednern der einzelnen Fraktionen vorgebrachten Würffche ein. Er übernahm ausdrücklich die volle Verantwortung für das von dem Abg. Heymann an-
Allerhand Schwabenstreiche.
(Schluß.) (Nachdruck verboten).
Sa, SltrSe K,r««Srchr» (aas dr« 10. Jahrhundert). Ein König sprach: „Wer so lügen kann, daß ich selbst ihn als Lügner bezeichne, bekommt meine schöne Tochter zur Frau." Tin Schwabe löst die Ausgabe, indem er behauptet, er habe auf der Jagd unter dem Schwänze eines erlegten Hasen die königliche Urkunde gefunden, daß der König sein Sklave sei. Das ist dem König doch zu arg und läßt sich zu dem Ausruf Hinreißen: „Du lügst und deine Urkunde!" Auf diese Weise wird der Schwabe des Königs Schwiegersohn.
»rrk«ilkdiser Fiuderlaha. Herzog Karl von Württemberg (f- 1793) jagte einmal in den Wäldern um Zaoelstein auf dem Schwarzwald. Da verlor er einen kostbaren Hirsch, sänger. Er ließ in der ganzen Gegend bekannt machen, daß, wer ihm den Hirschfänger überbrtnge, eine gute Belohnung bekommen solle. Ein Bauer fand nun den Hirsch- sänger und brachte ihn nach Stuttgart. Die Schloßwache wollte aber den Bauer nicht zum Herzog hineinlassen. Ihr Hauptmann erbot sich jedoch, er wolle den Hirschfänger dem Herzog abiiesern. Aber der Bauer war klug und jagte: „Nein, das kann ich selber tun." Denn es war ihm um den Finderlohn zu tun. Endlich kamen sie über- «in. daß der Hauptmann für das Einlassen ins Schloß ein Drittel der Belohnung erhalten solle. Der Bauer ging also ins Schloß hinein. Aber gleich hielt ihn ein Lakai
geführte Verbot des Gewerbeoberschulrats und erklärte, daß die Zentralstelle in der Förderung des Gedankens des Neckarkanals alles nur mögliche getan habe. Eine Regelung des Zugabenwesens im Geschäftsverkehr sei nur im Wege der Aenderung des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb möglich. Der Kampf bei Bosch wurde auch von den folgenden Rednern noch behandelt, so von dem Abg. Wieland (N.), der darin nur eine Kraftprobe des Metallarbeiteroerbandes erblickte und von dem Abg. Fischer (B.), der aus die Zerstörung des industriellen Lebens durch die Art des sozialpolitischen Kampfes der Sozialdemokratie hinwies. Abg. Andre (3.) polemisierte insbesondere gegen die Sozialdemokratie.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 9. Juni. Die Schutzgebietsrechnung für 1910 wird ohne Erörterung der Rechnrrngskommission überwiesen. Es folgt die Beratung des Berichtes der Reichsschuldenkommission. Abg. Zimmermann (Natl.) führt aus, daß die Finanzlage ves Reiches nicht als günstig zu bezeichnen sei. Gegen das Sinken des Kurses der Reichsanleihe müssen Maßregeln ergriffen werden. Der Bericht wird durch Kenntnisnahme erledigt. Es folgen Kleine Vorlagen. Die meisten werden den Kommissionen zur weiteren Behandlung überwiesen. Das Haus vertagt sich. Präsident Dr. Kämpf schlägt als Tagesordnung der Dienslagssitzung vor: Kleine Anfragen. Zweite Lesung der Heeresvorlage. Abg. Spahn (Ztr.): Wie wir schon in der Kommission zu Protokoll gegeben haben, ballen wir an dem Grundsatz fest: Keine Ausgaben ohne Deckung. Unsere Abstimmung zur Heeresoorlage ist daher nur eine vorläufige. Abg. Graf Westarp (Kons.): Auch wir betrachten die Heeres- und die Deckungsvorlage als einheitliches Ganzes. Ohne die gleichzeitige Bereitstellung aller einmaligen und laufenden Einnahmen würde die Bewilligung der Heeres- Vorlage nur eine unvollkommene Lösung bedeuten. Wir behalten deshalb das große Ziel, sowohl Heeresvorlage wie Deckungsenlwurf gleichzeitig zu verabschieden, fest im Auge und sind entschlossen, alles zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. Abg. Schul tz-Bromberg (Rp ) gibt eine ähnliche Erklärung ab. Präsident Dr. Kämpf: Widerspruch gegen meinen Vorschlag ist nicht erhoben. Die Tagesordnung steht fest.
Tage-Neuigkeiten.
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Sulz, 10. Juni. (Goldene Hochzeit). Am vergangenen Sonntag, den 8. Juni, feierte der Bauer und älteste Kirchengemeinderat Dreher hier und seine Ehefrau Margarete ged. Röhm das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Beide stehen im 73. Lebensjahr und sind körperlich und geistig noch rüstig. Mittags 1 Uhr stellte sich mit dem Jubelpaar eine stattliche Anzahl Sulzer zur Teilnahme an dem Fest- gottesdienst zum Festzuge in die Kirche aus. Das Jubelpaar nahm in der Kirche zwischen Taufstein und Altar Platz.
des Herzogs an und ließ ihn nicht eher weilergehen, als bis er auch ihm ein Drittel der Belohnung versprochen hatte. Und das Gleiche war der Fall bei dem Leibjäger des Herzogs, der vor den Gemächern des Herzogs Wache hielt. Endlich aber durfte der Bauer vor den Herzog treten. Dieser war über den Hirschfänger erfreut und fragte den Bauer, was er sich nun als Finderlohn wünsche. Da verlangte der Bauer 75 Stockstreiche. Und als ihn nun der Herzog fragte: „Warum das?" lachte der Bauer und erzählte dem Fürsten, daß sich der Leibjäger, der Lakai und der Wachhouptmann mit je einem Drittel darein zu teilen hätten. Da gab Karl dem Bauern eine gute Belohnung und versprach ihm noch überdies, daß er die 75 Streiche gewiß an ihre Plätze kommen lassen werde. 3m Schloßhose traf Franziska, des Herzogs Gemahlin, den Bauer und fragte ihn: „Nun, Schwarzwälder, was hast du beim Herzog getan?" Der Schwarzwälder beschied aber die ihm Fremde zum Ergötzen des Herzogs: „Das geht dich nichts an, das sind keine Weibersachen?" —
Wir »er tch«»lir stch rächt. Seit der Zeit der Aufklärung wagt und weiß der Schwade, für die ihm angetane Schmach oft treffend sich zu rächen. Hier ein Beispiel aus dem Ende des 19. Jahrhunderts: In Hirschberg an der Saale, berühmt durch seine große Lederfabrik, bildeten in der intergermantschen Gesellschaft der Fabrtkbeamten dem einzigen Schwaben zuliebe oder zuleide eines Abends Schwabendummheiten wieder die Hauptunterhaltung. Der wackere Schwabe pariert die Hiebe mit Geschick, indem er
Nach dem Gemeindegesang, zu dem sich die Iubilare das schöne Lied „Bei dir. Irsu, will ich bleiben", auserwählt hatten, verlas der Orlsgeistliche den Lobpsalm 103, an den dann der Liederkranz Sulz' das Lied „Laßt Iehooah hoch erheben" anschmiegte. Nach einer zu Herzen gehenden Ansprache wurde das Jubelpaar eingesegnet und aus alle Anwesenden machte die kirchliche Feier einen ernsten Eindruck. Nach dem Gottesdienst fand ein Festessen bei einem Enkel des Jubelpaares, im Gasthaus zur Linde, statt, an dem die nächsten Verwandten, der Orlsgeistliche und der Oberlehrer Anteil nahmen. Alles verlief in bester Harmonie und neben Toast. Deklamationen, Reden und Ehoralgesang verlief die Feier auss schönste. Möge es dem Jubelpaar vergönnt fein, feine noch vor ihm liegende Lebenszeit in Ruhe und Frieden zu oe-bringen!
Aus de« Nachbarbezirke«.
Horb, 10. Juni. Der Schaden, der letzten Mittwoch an der Straße von Göttelfingen nach Baisingen und in Baisingen durch den Sturm verursacht wurde, ist, wie es scheint, durch eine ganz eigenartige Lustbewegung entstanden. Es war weniger ein gewaltiges „Reißen", als vielmehr ein gewisses „Schlürfen", das im Zentrum, das in Baistngen zu denken ist. dadurch entstand, daß die Lust über Baisingm mit gewaltiger Schnelligkeit durch einen hohen Lustwirbel in die Höhe gesogen wurde. Das würde auch mit der Aussage der Einwohner Baisingens übereinstimmen, die das Gefühl hatten, als ob sie in die Höhe gezogen würden. Die durch das rasche Emporströmen, der Luft Über Baisingen emstandene Luftocrdünnung hatte natürlich ein ebenso rasches Ansaugen der unteren Luftschichten zur Folge. Das Andringen dieser Lustschichten war nun die Ursache daodn, daß es den Leuten unmöglich war, die Türen zu öffnen; denn auf der einen Seite derselben war durch das Emporsleigen der Lust Luftoerdünnang entstanden und auf der anderen Seite war durch das Andringen der Luft erhöhter Luftdruck eingetreten. Ging nun eine Türe in der Richtung gegen den Luftdruck auf. so war ein Oeffnen unmöglich, ging sie in der Richtung der angesogenen Lust auf, so riß es dieselbe gewaltsam aus, was die Leute gleichfalls beobachtet haben. Dieses Anfängen der Lust hatte auch den eigenartigen Hagelschlag zur Folge; denn die Hagelkörner flogen nicht schräg und nicht senkrecht, sondern beinahe wagrechl. Interessant ist nun, daß die Lust nicht direkt dem Zentrum, das als Kreis zu denken ist. zuströmte, sondern daß sich die Luftzüge wie Tangenten an den Kreis legten, was sich an der Lage der Bäume ganz besonders beobachten läßt. Auch sind die Bäume nicht abgerissen, sondern, wenn man so sagen kann, aus der Erde gehoben und umgelegt worden, was wieder mehr für ein „Schlürfen", als für ein „Reißen", wie es bei den meisten Stürmen der Fall, sprechen würde. Es lassen sich nach meiner Ansicht drei Zentren aufstellen und zwar: Baisingen, Sulinger Bahnhof und Mühlen. Sehr interessant wären weitere Beobachtungen, die gemacht wurden und die Aufklärung der „Tangentenbewegung" der angesogenen Luftmassen. (Schwarzw. Dolksbl.)
Ä«s dem Oberamt Horb, 11. Juni. Die Aufräumungsarbeiten aus den durch die umgestürzten Bäume
mitlacht und selbst Schwabenstreiche erzählt Endlich aber kündigt ein Doktor der Chemie einen Krafthieb, eine Abfuhr an. Alles ist gespannt auf die Worte des einzigen Akademikers der Gesellschaft. „Nun, Herr B., ist es denn richtig, daß die Schwaben erst mit Erreichung des 40. Lebensjahres gescheit werden?" Der Hieb war gut geführt, denn der anwesende Schwabe war selbst noch nicht 40 Jahre alt. Er bejaht die Frage. „Aber", fährt der Chemiker fort, „es merken ja viele Schwaben nicht die Ankunft des 40. Geburtstages, werden also nie klug. Was tun dann diese?" Lautes Hallo! Auch der Schwabe stimmt kräftig ein, denn er hat schon die treffende Antwort bereit. „Diese werden Chemiker", erwidert er gelassen. Gesteigertes Hallo! Nur einer stimmt nicht ein: der Doktor der Chemie. Dieser gerät vielmehr in Wut, die in dem Maße sich steigert, wie der Hohn der andern wächst. Diesmal war also nicht ein Schwabe, sondern ein „Heller" Sachse der Dumme, dazu einer mit einem Doktorhüte. Es ist ihm recht geschehen, dem „Giftmischer". _
Schiller - Räuber auf einer Naturbühne. Einheimischen und Besuchern der schwäbischen Residenz wird im Lause dieses Sommers ein seltener Kunstgenuß geboten werden. Der Gedanke des Herrn Hosschauspielers Bruno Peschel vom K. Hoftheater in Stuttgart, Schillers „Räuber" auf einer Naturbühne im Bopserwäld aufzuführen, wo der junge Schiller als Zögling der Karlsschule seinen Mitschülern sein erstes stürmisches Drama vorgelesen haben soll, wird in der Zeit vom 15. Juni bis 15. Juli zur Ausführung kom-