r Petersburg, 27. Mai. Im Verlause der Debatte ln der Reichsduma über das Budget erklärte der Finanz­minister unter anderem, der Hinweis darauf, daß das An­wachsen der Ausgaben des Staates die Einnahmen über­schreite, sei jedenfalls verfrüht. Darüber könne erst nach Abschluß des Jahres die Rede sein. Das Ergebnis der ersten vier Monate dieses Jahres weise einen Ueberschuß der Einnahmen um 80 Millionen gegen das Vorjahr aus, während für das ganze Jahr nur 118 Millionen Ueber­schuß vorgesehen seien. Unzutreffend sei es. Rußland einen wirtschaftlichen Aufschwung abzusprechen. Einen allgemeinen Aufschwung beweise das Anwachsen der Bolksersparnisss in den letzten zehn Jahren um 107 o/g. Der Jahresverbrauch an Eisen fei seit 1606 um 60 Millionen Pud gestiegen. Was die Milllärausgaben anlange, so habe er bereits in seiner ersten Rede gesagt, daß er die unumgängliche Not­wendigkeit neuer großer Opfer voraussehe. Er werde der Landesverteidiaung volle Aufmerksamkeit widmen und ihr alle nötigen Mittel zuweisen.

r Paris, 27. Mai. Bei der Abstimmung in der Kammer ist der für 1913 erforderliche Kredit von 234 Millionen Francs für die Zurückbehaltung des dritten Jahrganges bei den Fahnen mit 386 gegen 136 Stimmen bewilligt worden.

Neue frauzösische Steuern.

Paris, 27. Mai. Der Finanzminister gab gestern in der Budgetkommission neue Erklärungen über die Deckung des Defizits von 700 Millionen und über das Budget von 1913 ab. Er benntragte die Erhöhung der Alkohol-, der Absinth-, der Stempelsteuer auf Handelseffekten, sowie die Einführung einer Steuer auf den Reingewinn der Kohlen­zechen und einer Filmsteuer. Die Kommission behielt sich die Beratung dieser Vorschläge vor.

r Paris, 27. Mai. Der Finanzminister hat in der heutigen Abendsitzung einen Gesetzentwurf eingebracht, durch den eine progressive Steuer aus Einkommen von über 10 000 Francs eingesührt wird. Die Besteuerung soll über 70 Millionen jährlich einbringen, durch die Annuitäten der für di; nationale Verteidigung bestimmten Anleihe von einer Milliarde Francs gedeckt werden sollen. Die Steuer soll 1 o/<, auf Einkommen bis 50000 Frcs., 2 °/g auf Einkommen bis 100 OM Frcs. und 3 °/o auf über 100 OM Frcs. betragen.

r Paris, 26. Mai. An mehreren Stellen in Paris und in der Provinz haben die Nachforschungen zur Ent­deckung von Listen von Soldaten geführt, welche dem Sou du soldat angehören. Ferner wurden Abschnitte von Post­anweisungen gefunden, welche an Militärpersonen gerichtet waren.

r Shanghai, 26. Mai. General Hsupaosan ist gestern früh durch eine Bombe getötet worden. Der Ge­neral war ein treuer Anhänger Puanshikais.

r Chicago, 26. Mai. Das erste Bismarckdenkmal in Amerika ist im hiesigen Rioeroiew-Park enthüllt worden. Das Denkmal in ein Geschenk Wilhelm Schmidts, des früheren Präsidenten des Deutschen Kriegerbundes.

r Newyork, 23. Mai. Die Sammlungen zum Kaiser Wilhelm-Iudiläumssonds für das deutsche Spital haben 35 555 Dollar ergeben.

Dom Balkan.

r Saloniki, 27. Mai. Die Regierung hat beschlossen, Saloniki zu einem Freihafen mit sehr ausgedehnter Frei­zone zu machen, wo die Waren zollfrei lagern werden, und sich auch die Industrie weiter entwickeln könne. Durch diese Maßnahme soll die kommerzielle Zukunft Salonikis sichergestellt und dieser Hafen zu einem wichtigen Hafenplatz der Levante ausgestellt werden.

r Bukarest, 27. Mai. In einem Communiquö des Amtsblatts bedauert der Ministerpräsident die Indiskretionen verschiedener Blätter hinsichtlich der geheimen Sitzung des Senats am letzten Samstag und stellt fest, daß die Behaupt­ungen über eine Aeußerung oder Zustimmung des Königs falsch seien, wie auch, daß die Meldungen über angebliche vom russischen Gesandten übermittelte Drohungen Rußlands vollständig unbegründet seien. Gänzlich unrichtig sei auch, daß der Ministerpräsident vom deutschen Gesandten einen auf die Erklärung des bulgarischen Gesandten bezüglichen Brief erhalten habe. Die offiziösePolitika" dementiert die Nachricht, daß die Regierung den rumänischen Gesandten in London beauftragt habe, den Beschluß des Petersburger Protokolls mitzuteilen. Eine derartige Mitteilung könne erst nach der Zustimmung des Parlaments gemacht werden.

r Saloniki, 27. Mai. Zwei noch in Serres befind­liche griechische Eskadronen sind nach Lumgaza zurückbe­fohlen worden.

Der Streit der Verbündete«.

r Belgrad, 26. Mai. Das Regierungsorgan Samu- prava gibt dem tiefen Bedauern über den blutigen zwei­tägigen Kampf zwischen bulgarischen und griechischen Trup­pen Ausdruck und erklärt. Serbien habe nur den Wunsch, daß die beiden Verbündeten alles ausbieten mögen, um der Gier entgegenzutreten, durch die die teueren Errungenschaften des letzten Krieges bedroht werden.

r Athen, 27. Mai. (Amtlich). Die Verluste der Griechen betrugen in den Kämpfen mit den Bulgaren im Pangaeusgebirge an Toten 3 Offiziere und 56 Soldaten und an Verwundeten 3 Offiziere und 56 Soldaten.

r Saloniki, 27. Mai. Das bulgarische Hauptquartier in Serres hat den Obersten Tsetilingorow beauftragt, sich mit seinem Stabe zur Abreise nach Serres bereit zu ballen. Nur das noch anwesende bulgarische Bataillon soll bis auf weiteres in Saloniki verbleiben.

r Sofia, 27. Mai. (Wiener Eorr.-Bureau.) Der russische Gesandte hatte gestern eine lange Unterredung mit dem Ministerpräsidenten. Der Gesandte wurde hierauf von König Ferdinand in Audienz empfangen. Man bringt die Audienz mit dem gespannten Verhältnis Bulgariens zu seinen Verbündeten in Zusammenhang und glaubt, daß Rußland vermitteln will.

Konstantinopel, 27. Mai. Der bulgarische Ober­befehlshaber Sowow soll in Saloniki mit König Konstantin von Griechenland zur Beratung über Frage der Abgrenzung der beiderseitigen militärischen Stellungen zwischen Serres und Saloniki Zusammentreffen. Die griechische Regierung hat endlich zugestimmt, besonders mit Bulgarien über die Teilung Mazedoniens zu verhandeln.

Die Friedeusverhandlungeu.

r London, 27. Mai. Bei dem Empfang der Friedens- delegierten gab Staatssekretär Greg dem türkischen Dele­gierten O-man Nisomi Pascha eine gleiche Erklärung ab wie den anderen Delegierten. Oeman Nisamt antwortete, seine Delegation sei als erste in London eingetroffen, sei bereits am Tage der Landung zur Unterzeichnung bereit gewesen urd sei noch immer bereit, sobald als möglich den Friedcnsvertrag zu unterzeichnen. Obwohl die Türkei ein ebenso großes Interesse wie jeder der Verbündeten gehabt habe, in die Bedingungen des Friedensvertrages Aende- rungen einzusügen, habe sie davon abgesehen in dem aus­drücklichen Wunsche, die baldige Unterzeichnung zu fördern.

r London, 27. Mai. Zu dem Empfang der Friedens, delegierten durch Sir Edward Grry wird noch mitgeteilt: Grcy erklärte dem serbischen Delegierten, daß diejentgcn Delegierten, welche nicht bereit seien, den Vertrag zu unter- zeichnen, keinen anderen Beschluß der Botschafter erwarten dürsten. Grcy verlas sodann den Beschluß der Botschafter und betonte, daß die zwecklosen Verhandlungen schon eine Woche lang dauerten.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Wöchentlicher Saatevstandbericht der Preisberichtstelle des Deutsche« Landwirtschaftsratrs. Die Niederschlüge waren wieder sehr ungleichmäßig. Die Nüchie blieben meist kühl und brachten strichweise sogar leichten Frost. Winterweizen wird zumeist günstig beurteilt, dagegen zeigt Roggen vierfach einen dünnen Bestand und kurze Halme. Wo Niederschläge fielen, haben sich die Sommersaaten verbessert, doch fehlte für ein schnelleres Wachstum die Wärme. Das Unkraut nimmt sehr überhand, besonders der Drahtwurm im Haber. Auf den Wiesen ist das Gras noch sehr zurück. Vom Klee ist stellen­weise der erste Schnitt genommen. Wärmerers Wetter könnte die Aussichten auch für die Futterernte erheblich verbessern. Die Kartoffen kommen allmählich zum Vorschein, lassen sich aber noch nicht beurteilen.

Vom Unterland, 27. Mai. (Unser Gemüsegarten.) Es ist eine Freude, in den Gemüsegärten zu arbeiten. Die Erbsen gehen schön auf und blühen teilweise schon, sie werden mit Reisern besteckt, damit sie nicht fallen. Als Ersatz für Winterspinat sät man Mangold, ein vorzügliches Blutreinigungsmittcl. Die Manyoldstengel können wie Spargel« zubereitel werden, die Blätter wie Spinat. Nicht ausge- gangcne Stangenbohnen werden nachgelegt, ebenso Gurkenkerne. Kopfsalat wird nun verpflanzt, auch die Setzlinge von Kolrabt, Kehl­kraut, Blumenkohl und Wirsing werden ausgepflanzt. In Mistbeeten werden Tadaksetzlinge gezogen. Die Tomaten setzt man an den wärm­sten und sonnnigsten Platz im Garten. Doch soll der Boden eher mager als fett sein. Das Unkraut wuchert schon und muß fleißig ausgejät et werden. _

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K. W. in Walddorf. Das verloren gewesene Los brauchte nicht erst wieder gefunden zu werden.

Mntmastl. Wetter am Donnerstag und Freitag.

Für Donnerstag und Freitag ist warmes und gerollter- reiches Wetter zu erwarten.

Hiezu das Plauderstübchen Nr. 22

Sil» di« Redaktion veraotworMch: Karl Paor Druck «. Veelag der S. TV. 3 aise r'schrn Buchdruckerei lSmil Zaiser) Nagold.

Mezirkskrankenkaffe Wagold.

Zur Borberatung

des Satzungsentwurfs für die mit 1. Jan. 1914 voraussichtlich ins Leben tretende allgemeine Ortskrankenkasfe des ganzen Oberamts­bezirks werden die beteiligten

Hem« Meßgeber imd Mj. MMchmr,

insbesondere die gewählten Vertreter der Generalversammlung, auf

nächsten Sonntag, den 1. Juni, nachm. 2V- Uhr,

in Saal des Gasthoss zumRößle" hier eingeladen.

Nagold, den 28. Mai 1913.

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Montag, den 2. Juni, nachmittags, M«)

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