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Schwöb. Landwirt.

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Samstag» dm 24. Mai

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Der WetLerwart. .

politische Amschan.

p Die abgelaufene Berichtswoche hat an aktuellem Tagesmatecial reichlich eingebracht, was die ruhige Psingst- woche versäumt hatte. Bon allen Seiten drängten die Er­eignisse herein. Schon in unserem Landesparlament ent­faltete sich eine rege Tätigkeit, und die Behandlung des Etsenbahnetats, bei dem die Fragen des Staatswagenver- b indes, der Reichseisenbahngemeinschaft, der Betriebsmittel- gemeinschast bis zum Anschluß Württembergs an die preußisch­hessische Eissnbahngemeinschast behandelt wurden, wobei noch dergute Ton" beim Reisepublikum, die vierte Wagenklasse, die Ardeiterkarten, die Fahrkartensteuer rc. in die Erörter­ung einbezoge.i wurden, hat in ihrer ganzen Ergiebigkeit aus die Notwendigkeit hingewiesen, das Arbeitspensum zu umgrenzen, wenn nicht unser Landtag wieder bis in den Hochsommer hinein tagen soll, ohne genügend dem Zeit- rmd Geldaufwand entsprechende Arbeit geleistet zu haben. Es wäre deshalb nur zu begrüßen, wenn der Arbeitsplan, den der Seniorenkonveni nunmehr entworfen hat, auch durchgeführt werden könnte.

Erfreulich ist, daß die in dieser Woche wieder zusam­mengetretene Budgetkommisston des Reichstags in der Erledigung der Militäroorlage wieder ein gutes Stück vor­wärts gekommen ist. Sie hat nach der Regierungsvorlage die Vermehrung der Fußarlillerie, der Pioniere und der Berkehrstruppen sogar ohne Debatte bewilligt, gleichzeitig eins recht interessante Aussprache über die eventuelle Mög­lichkeit einer Kürzung der Dienstzeit gepflogen, wobei, wie cs selbstverständlich war, der sozialdemokratische Antrag auf Einführung der einjährigen Dienstzeit im allgemeinen glatt fiel, aber auch die fortschrittliche Resolution betr. Erleichter­ung und versuchsweise Abkürzung der Dienstzeit und jähr­lich zweimalige Rekrutsneinstellung nicht'durchdrang, wogegen eine gleichfalls fortschrittliche Resolution auf Durchführung einer kriegsgemäßen einfachen und einheitlichen Uniform für Krieg und Frieden aus Erspar,ilszwrckm die Billigung der Kommission fand.

Das Ergebnis der Urwahien zum preußischen Landtag hat so geringfügige Verschiebungen in der bis­herigen Zusammensetzung dieses D eiklafsenpariaments ge­bracht, wie es bei den eigenartigen Verhältnissen überhaupt nur möglich war. Bon den 443 Abgeordneten können bis­her 393 als endgültig gewählt ange ehen werden, und die noch erforderlichen 50 St chwahleu werden das Bild kaum merklich mehr verrücken. Die gewählten Abgeordneten ver­teilen sich ihrer politischen Stellung nach folgendermaßen: 141 Konservative, 48 Freikonssrvative, 57 Nationaliiberale, 25 Fortschrittliche Bolkspartei, 101 Zentrum, 12 Polen, 7 Sozialdemokraten, 2 Dänen. Das Unikum dieser Wahlen illustriert übrigens besser als dies ein ganzer Leitartikel könnte, ein Stimmungsbild, das uns in einem Berliner Blatt zu Gesicht gekommen ist. Danach hotte in einem Wahlbezirk ein einziger Urwähler, sage und schreibe einer, zwei Wahlmänner zu küren. Der Urwähler erschien nicht, Sie Wahlkommission wartete, bis die Mahlzeit geschlossen war, und dann wurde der Wahlakt für beendet erklärt. Zn anderen Wahlbezirken dagegen ging die Zahl der Urwähler in die Hunderte und Tausende.

Die Oeffentiichkeit hat sich in den letzten Tagen leb­haft m t in Vorbereitung befindlichenAusnahm rgesetzen" für Elsaß-Lothringen befaßt! Ausnahmegesetze! Da muß dis bekannte Volksseele ins Kochen gebracht werden. Darum großes Lamento in der Tagespresse und s ibstoerständlich Protestoersammlungen mit den unvermeidlichen Protest­resolutionen. Und um was handelt es sich eigentlich bei der ganzen Geschichte? Männiglich ist doch bekannt, tu welch schamloser Weise die Französiinge in den Reichslanden die Deutschenhetze betreiben, wie dis Umtriebe sich nicht nur in Kundgebungen der Unzufriedenheit über die Zugehörig­keit Elsaß-Lothringens zum Deutschen Reiche hervortun, sondern in direkter Förderung aller deutschfeindlichen Be­strebungen mit der Tendenz, die Loslösung der Gebiete vom deutschen Reich zu betreiben und den Landesdcwohnern die Zugehörigkeit zum deutschen Lande zu verekeln. Da wäre es doch ein trauriges Stück, wenn unsere Regierung sich nicht auf ihre Pflicht besinnen und ihre ganze Kraft und ihr ganzes Ansehen etnsetzen würde, diesem verräterischen Treiben auf gesetzlichem Wege ein Ende zu machen. Es soll des­halb dem Statthalter das Recht gegeben werden, französische Vereine zu unterdrücken, sobald dis von ihnen geübte Tätig­keit die Sicherheit und den inneres Frieden der Reichslande gefährden. Und das gleiche soll geschehen gegenüber den in französischer Sprache erscheinenden Zeitungen der Reichs- ;ande. Jedem Menschen der bei gesunder Vernunft ist und

über ein natürliches vaterländisches Empfinden verfügt, er­scheint das als solch eine Selbverständlichkeit, daß er eine Regierung, die nicht so Vorgehen würde, als pflichtvergessen erachten müßte. Aber der Deutsche muß eben selbst da ge­schimpft haben, wo es um seine eigene Ehre, um sein eigenes schönes Vaterland geht. Das istmodern", man kann auch sagen vaterländische Charakterlosigkeit.

In unserem Kais er Hause ist am heutigen Samstage ein doppeltes Fest: die Vermählung der Kaisertochter Viktoria Luise mit dem Prinzen Ernst August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, und die Silberhochzeit des Prinzen Heinrich, des jüngeren Bruders unseres Kaisers. Die schlichte Persönlichkeit des Prinzen Heinrich ist ja im ganzen Volke bekannt, und neben dieser Persönlichkeit schätzen wir vor allemHeinrich den Seefahrer", den Mann, der sein ganzes Wirken für den Ausbau unserer Marine eingesetzt hat. Die Hochzeit der Kaisertochter ist uns nicht nur ein Abzeichen des schönen Familienlebens, das unser Kaiserhaus von jeher ausgezeichnet hat, und das auch hier seinen prägnanten Ausdruck gefunden hat in der schlichten Herzenswahl der jungen Braut, von der der kaiserliche Vater selbst gesagt hat, daß er nur ihr Glück wünsche und keine anderen Rücksichten kenne, sondern wir kennen auch die hohe politische Bedeutung dieses Aktes, der mit der Aussöhnung der Hohenzollern und Welsen eine Wiederver­schmelzung solange ausetnandergegangener Interessen bringt. Die Staalskunst und der mildversöhnlickft Geist unseres Kaisers haben hier ein schönes Werk für das einige deutsche Vaterland geschaffen.

Man könnte beinahe etwas schadenfroh werden, wenn man gegenwärtig nach Frankreich hinblickt, das es dank seiner republikanischenFreiheiten" nun glücklich so weit gebracht hat, daß jetzt selbst die Soldaten auf die Straße gehen und dort Politik, allerdings schon ein bischen Revolutionspolitik machen. Aber wir möchten die Sache weniger von dem Standpunkt nehmen, Laß man von. einer Armee, wo die Bande der Disziplin schon derart gelockert sind, nichts mehr zu befürchten, noch weniger von der Auf­fassung, daß das Geschrei der StraßendemonstrantenGegen den Krieg!" ernst zu nehmen sei, als vielmehr in dem Ganzen ein Symptom sehen, wie in diesem Lande der Radikalismus alles über den Haufen wirst und sich von Augenblicksstimmungen himeißcn läßt, die sich auch einmal nach einer andern Richtung entladen können. Bei derartigen Zuständen ist eine Regierung, die sich solchen Bolksstim- mungen widersetzt, nicht nur leicht hinwegfegt, sondern ebenso leicht auch noch größeres Unheil heraufbeschworen. Wo man nicht mehr mit ruhiger Besonnenheit, sondern mit wilden Bolksleidknschaften zu rechnen hat, muß man sich selbst des scheinbar Unmöglichen versehen.

Zum Schluß noch einen kleinen Ritt aus dem gewohnten Steckenpferd der Tagespolitik seit mehr denn 6 Monden: die Balkanpolttik. Man Hai früher oft genug von dem europäischen Hexenkessel gesprochen, wenn man vom Balkan und der Türkei redete. Und wirklich, wenn auch die Schwerter der wilden und halbwilden Horden dahinten nicht mehr aufeinander schlagen, umso grimmer befehden sich jetzt die Köpfe der unehrlichen Schachpolitiker, die die Figuren von einem Tag zum andern verschieben, so daß heute von dort, wo gestern die Friedensschalmeien erklangen, die greulichsten Mißtöne durcheinander schwirren. Die soge­nannten Friedens Präliminarien wrrden sie ja wohl schließlich glücklich zustande bringen, aber bis da die richtige Ordnung hergestellt ist, wird sich noch manche Tagessonne in der blauen Adria spiegeln. Es heißt sonst, wo zwei sich streiten, da freut sich der Dritte, wir aber machen bei der ganzen Geschichte wieder die Erfahrung, daß während wir allem aufgcboten haben, um wegen des Balkans europäische Konflikte zu vermeiden Helsen, der schlaue Engländer ganz im Stillen am Werke war, um sich aus Kosten Deutschlands wirtschaftliche Vorteile zu erkaufen, die wir nie mehr ein­zuholen vermögen. Wir meinen die Fortsetzung Englands am Persischen Golfe, dem Ausgangspunkte der Bagdadbahn, in die wir unser gutes Geld hineingesteckt haben, um uns vom Engländer den Nutzen vor der Nase wegschnappen zu lassen. Davon ein andermal.

Vom Landtag.

p Stuttgart, 23. Mai. In der heutigen Nachmit- tagssttzung der Zweiten Kammer teilte der Präsident mit, daß der an Stelle des verstorbenen Abg. Reihling im 2. Landeswahlkreis gewählte Kommerzienrat Haux erschienen sei. Abg. Wolfs (B.K.) beantragte, namens des Legiti- mationsausschusses, die Wahl von Kommerzienrat Haux für legitimiert zu erklären. Abg. Haußmann (B.) sprach die Bitte aus, die Regierung möchte in Zukunft ein schnel­

leres Tempo bei dechBestätigung von Ersatzwahlen eintreten lassen. Die Wahl des Abg. Haux wurde sodann für legi­timiert erklärt und der neue Abgeordnete vereidigt; er hat seinen Platz zwischen den Abgg. Fischer und Löchner. In der fortgesetzten Beratung des Eisenbahnetats wurde wieder eine ganze Reihe von Eingaben verschiedener Be­amtenkategorien bei Kapitel 20 allein 18 Eingaben zumeist nach den Anträgen des Finanzausschusses erledigt. Ein kleiner Zwischenfall, der lebhafte Heiterkeit auslöste, unterbrach die Einförmigkeit der Eingabenberatung. Der Finanzausschuß hatte beantragt, eine Eingabe der Eisen- bahninvaliden der Regierung zur Kenntnisnvhme zu über­geben, wogegen ein Antrag der Sozialdemokratie Berück­sichtigung verlangte. Der ausdauernde Eifer in der Ver­tretung der Eisenbahnerwünsche, den der Abg. Groß-Stutt­gart (Z.) seither bekundet hatte, ließ den Sekretär des neuen Eisenbahnerverbandes diesmal im Stich. Er gab seine Zustimmung diesmal zu dem wettergehenden Antrag der Sozialdemokratie nur unter der Voraussetzung, daß der Antrag eine Unterstützung im Hause finde, was aber voraus­sichtlich nicht der Fall sein werde. Der Abg. Keil (S.) bezeichnete diese Art der Vertretung der Wünsche der Unter­beamten, bei der der Abg. Groß seine eigenen Partei­freunde nicht einmal znm Eintreten für den Antrag animiere, als merkwürdig und das Haus stimmte dieser Auffassung zu dadurch, daß bei der folgenden Abstimmung der sozial­demokratische Antrag Hornung unter lebhafter Heiterkeit einstimmig, auch von der Fraktion des Abg. Grotz-Stutt- gart, angenommen wurde.

TageS-Nenigkeite«.

Aus Stadt und Amt.

Nagold. 24. Mai 1913.

* Vom Rathaus. Sitzung des Gemeinderats. In der Bausache des Zimmrrmeisters Spöhr wird anläßlich dessen Gesuch, sein Bauwesen einstockig erstellen zu dürfen, die Frage ob der Emminger Weg als Hauptstraße oder als Neben- bezw. Oltsstraße im Sinne des Ortsbaustatuts zu bezeichnen ist, gelöst, durch den Beschluß: den Emminger Weg unterhalb der Zellerstraße als Orts- oder Nebenstraße zu bezeichnen; bezüglich der Strecke oberhalb der Zellerstraße soll mit der Bezeichnung zugewartet werden bis ein Bau­besuch erfolgt, worauf darüber Beschluß gefaßt wird. In Sachen der Kanaiverstopsung in der Waldachstraße wird ein Gutachten des Stadtbauamts verlesen, womach die Gebäudebesttzer Bätzner und Rauser sich überzeugten, daß an ihren Kanalrohren der Schlamm sitze; weiter wird hiezu berichtet, daß eine Durchspülung des Hauptkanals er­folgt sei. Das K. Obrramt bringt seinen Erlaß oo« 5. "April ds. Is., betr. Bewalzung der Neuen Straße in Erinnerung. Stadtbaumetster Lang äußert hiezu, die Baustals-Beratung sei abzuwarten, indem hiebei Beschluß gefaßt werden müsse, welche von mehreren Straßen bewalzt würden; die Neue Straße soll in den Bauetal eingestellt werden. Bemerkt wird hiezu, daß wegen dieser einen Straße die Dampsstraßenwalze nicht bestellt werden könne. Be­schlossen wird in diesem Sinne an K. Oberamt zu berichten. Vom K. Oberamt zur Acußerung vorgelegt ist die Sache des Sptnnereibesitzers Rentschler wegen eines Tausches von eigenem und städtischem Fischwasser bezw. Schadenersatz wegen Einlaufes des städtischen Kanals in sein Fischwaffer. Verlesen wird hiezu das Protokoll vom 2. OKI. 1912 und beschlossen bei diesem Standpunkt zu bleiben, da sich die Sachlage nicht geändert habe. Zur Sprache gebracht wird die Handhabung der Ordnung bei der am Sonntag in der Turnhalle stattfindenden Kandtdatenvorstellung zur Stadtoor- standswahl und hiezu beschlossen: Die wahlberechtigten Bürger haben den Vorrang beim Zutritt; die Kandidaten sprechen in der Reihenfolge, welche durch das Los bestimmt wird; während der Sprechzeit eines Kandidaten dürfen die anderen Kandidaten nicht im Lokal anwesend sein; der Sprecher wird jeweils abgeholt. Nichtwahlberechligte werden nur aus besondere Erlaubnis einer h'ezu bestellten Kommission der bürgerlichen Kollegien zugelassen. Sitzgelegenheit wird hinsichtlich älterer Leute gegeben; ein Podium für die Redner wird aufgeschlagen und ein Tisch für die Presse gestellt. In einer Gebührensache des Farrernvärters wird durch Abstimmung beschlossen, daß er in allen Fällen die gleiche Gebühr erhalten muß. Verlesen wird eine Mitteilung der K.Etsenbahnbetriebs-Inspektion Calw betr. Erhöhung der Gebühren des Güterbeförderers Heß. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis. In die Kommission für die Statistik der Obstbäume werden wiedergewählt die HH. Stadtpflegcr Lenz und GR. Raas, neugcwählt an Stelle des verstorbenen G.R. Buob, H. G.R. Weitbrecht.