Erscheint tügkich mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«.

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Ireilag, den LS. Mai

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Beilagen: Plauderstitbcheu, Illustr. Sonutagsblatt und

Echwäb. Landwirt.

ISIS

Amtliches.

Bekanntmachung -er K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft, betr. den Weidelehrknrs in Hohenheim.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 1. Mörz d. Fs. wird mitgeteilt, daß der für den 30. und 3i. ds. Mts. in Aussicht genommene Werdelehrkurs in Hohen­heim wegen ungenügender Beteiligung nicht abgehalten werden wird.

Stuttgart, den 16. Mai W13. Stimg.

Die Wehr- md IMmWRlM is -er MzMmmssi«.

Die am Menstag wieder aufgenommcnen Kommissions­beratungen ükr die Wehr- und Deckung!Vorlage führten am Mittwoch in ihrer Fortsetzung zu einer Auseinander­setzung zwischen den Linksparteien und dem Kriegsminister o. Herringen. Die Sozialdemokraten wünschen die Besei­tigung der Privilegierten Elitesormationen, wie der Garde, die nur peradetüchrig sei und der militärischen Tüchtigkeiti ermangele. Die Rcchrsgruppen und der Krieg!minister sahen in dem sozialdemokratischen Antrag aber einen ver­fassungswidrigen Plan, und als Herr von Heeringen meinte, die Annahme des sozialdemokratischen Ar-nages bedeute die UnannehmbarkM der Vorlage durch di? Regierung, gab es einen Sturm bei den Fortschrittlern und den Sozialdemo­kraten. Der Antrag aus Beseitigung .jeqirchcr Privilegien gewisser Truppenteils wurde schließlich abgelehnt gegen die Stimmen der Linken und der Elsäßer. Der Bassermmm- jche-Antrag, der sich gegen die Bevorzugung des Adels iw den OffizierkLkys wendet, fand dagegen Annahme. Der Einwrvch der G gner Hais nicht. Nach Bemerkungen eines polnischen Redners wurde die fortschrittliche Resolution an­genommen. die den Reichskanzler ersucht, dafür zu sorgen, daß sciiens der Mitttärverwairung Soldaten der Besuch einer Räumlichkeit verboten werden darf, weil der Inhaber eine bestimmte politische lieber,jnigunq hat, oder Angehöri­gen einer Politischen Partei seine Räum- zur Verfügung stellt, es sei denn in der Zeit, in der politische Versamm­lungen in dem Anwesen abgehalren werden. Nach kurzer Debatte wurde hierauf felgender Zentrum? antrag ange­nommen : Die Mannschaften des Beurlaubtenstandes werden, soweit militärische und wirtschaftliche Gründe es gestatten, in den Wintermonaten zu Hebungen imgezogen. Dann vertagte sich die Kommission aus Freitag vormittag.

Das Zentrum ackeitet r?cht stätztg in den Kom> Missionen mit. In welchem Sinne aber, das zeigt sich aus den Berichten über die Verhandlungen und diese besagen von einer ziemlich ausfallenden Srrcichlust de« Zentrums an den Forderungen der Regierung. So sind schon in der Diensiagssitzung weitgehende Stretchnr.gscmlrägedsLZenlrums bekannt geworden, dis so radikal aussehen, daß die Sozial­demokraten ihre Helle Freude daran haben müssen. Es sollen danach gestrichen werden: neben fünf Fmendanturräten und zwtt Intendantmassefforen in der Intendantur etwa

7800 Mann, d. i. die Hälfte der Neuforderung, ferner die Hälfte der 16 geforderten Kriegsgerichtsräte und der Hilssper- sonen, sodann 1008 Leutnants und Oberleutnants, nebst allen Konsequenzen, weiter sämtliche angeforderten 13 Regiments­kommandeure bei den Bezirkskommandos, sodann 1044 Unteroffiziere, auch hier mit allen Konsequenzen. Neben der Resolution des Zentrums über eine Reform des ein- jährigfleiwilligeu Dienstes im Sinne einer Erweiterung und Erleichterung der Zulassung spricht das Zentrum in einer wetteren Resolution die Erwartung aus, daß die Be­schaffung des Kriegsmaterials möglichst durch die reichs­eigenen technischen Institute erfolge. Die Anträge werden in den wetteren Beratungen verhandelt werden. Wenn der Reichstag am 27. Mai wieder zusanfmentritt, hat er, bevor ec an die Tilancnardeit der Bewältigung der Heeres- und Deckungsoorlagen, Petitionsberatungen und des Stastsangehörtgkeilsgesttzes herangeht, noch das Gesetz über die IugendgeUchtsbarkeit und über den Verkehr mrt Leuchtöl zu erledigen, vielleicht auch die Neuregelung der Konkmrenzklausel zu ordnen. Wenn, wie der Kriegsminister seinerzeit zu Beginn der Budgetberatungen erklärte, die Wehroorlüge bis Ende Juni verabschiedet sein muß im Interesse der rechtzeitigen Durchführung der darin geforderten Reformen und Verstärkung, dann bleiben dem Reichstag nur etwa 17 bis 20 Beratungstage übrig. Ob in dieser für die Milltardenmaterie verhältnismäßig kurzen Zeitspanne die Vorlage in einer die.Regierung und das Volk befrie­digenden Weise verabschiedet werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.

Tages-Neuigkeiteu.

Aus Vtadt Md Amt.

Nagold 23. Mai 1913.

ss Fronleichnamsfest. Unsere katholischen Mitbürger feierten gestern das Hochfest der kathol. Christenheit Fronleich­nam. Feierliches Glockengeläuts und BLUergrüße von den Bollmaringer und Rohrdoifer Höhen leiteten den Festlag ein. In der karholischen Stadtkirche, die wie immer an diesem Tage mit Bäumchen und Girlanden sinnig geschmückt war, fand feierliches Hochamt mit Prozession und Te-deum statt, wozu sich auch die Katholiken der zur Staütofarrei gehörigen Diasvoragemeinden ün großer Anzahl eingefunden hatten. Nach der Nachmittaasandacht fanden sich die Katholiken im Saal zumRößle" hier in stattlicher Zahl zusammen zu einigen gemütlichen Stunden. Herr Stodtpfarrer Slemmlesr gab hierbei mit einem trefflichen Bortrag dem schönen nnd würdig verlaufenen Festlag einen guten Abschluß.

* Ein schwäbischer Sänger. Der bekannte Bari- tonist Aug. Kieß, ein Möhsinger, feiert gegenwärtig an der K. Oper in London mir den berühmtesten Sängern der Welt große Triumphe. So schreibt derMusical Stand­ard" über seinen Alberich im Nibelungen-Ring: Kieß ist ein ganz besonders glänzender Sänger und Darsteller mit einem Wort: ein prachtvoller Mann (splendid man). Die Times" schreibt: Unser erstes Kompliment gilt dem wunder­

vollen Wotan (Walküre) des Herrn Kieß: er hat eine der größten und schönsten Stimmen, die wir je hier hörten. Ueber seinen Telramund imLohengrin" schreibt dieDaily Mail": Die erste Ehre der Vorstellung fällt auf den gran­diosen Telramund des Herrn Kieß, der mit seiner mächtigen, glanzvollen Stimme, seiner geistreichen temperamentvollen Darstellung und feiner abgeklärten, überragenden musikalischen Persönlichkeit alle seine Kollegen in Schalten stellte. Wir werden beim Schwäbischen Sängerfest in Tübingen die Ehre haben. Herrn Kieß als Solisten hören zu können.

Die erste Heidelberger Schlostbeleuchtung in diesem Jahre wird am nächsten Sonntag den 25. Mai staltfinden. Sie bedeutet für Tausende von Touristen das Signal zu einer Wanderung ins Neckartal. denn eine Be­leuchtung des Heidelberger Schlosses wird als eine der größten Sehenswürdigkeiten gesehen, die Deutschland auf­zuweisen hat. Die Veranstaltung wird außer am 25 Mai nur noch am 11. Juni, 6. Juli und 4. August, ftattstnden. In der ersten Iuliwoche werden außerdem im Heidel­berger Schloßhos historische Schloßfeste mit Rittet - kurnier, Landsknechts-, Winzer- und Kinderreigen abgehalten.

Gine Kaiser Wilhelm-Jubiläumsgabe an un­bemittelte Volksbüchereien tm Betrage von 25 000 >6 hat der Zentralausschutz der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. Berlin, NW. 52, Lüneburger Straße 2l, beschlossen. Der Betrag ist zum Ankauf von Büchern ver­wandt worden, und es sollen 1000 wenig bemittelte Volks» bibliotheken, die Mitglieder der Gesellschaft sind, mit Büchern im Werte von je 25 ^ unterstützt werden. Die Bücher sind aus einer von der Gesellschaft zusammengestellten Liste von etwa 200 Bänden auszuwählen.

Damenvortrag. Eine sehr zeitgemäße Veranstaltung findet wie aus dem Inseratenteil ersichtlich am Montag abend in derTraube" statt, indem Frau Mar gare aus Stuttgart einen Bortraq für Damen halten wird, dem das Thema: Framnlebsn, Frauenlieben, Frauenleiden zugrunde liegt. Frau Marqare wurde, wie aus auswärtigen Berichten h-roorgeht, überall großes Interesse entgegengebracht. Möge darum von der Gelegenheit, sich gut und billig zu belehren, zahlreich Gebrauch gemacht werden.

A«s de» Nachbarbezirke«.

Hochdorf OA. Horb. 21. Mai. Heute wurde hier unter großer Teilnahme von hier und Umgebung ein braver, bescheidener Mann beerdigt. Der 25jährige pflichttreue Rechner des hiesigen Darlehenskaffen-Vereins Gottlieb Iedele, der auch Mitglied des Gemeinderaies war. Worte der Anerkennung und des Dankes sprachen am Grabe der Ortsgeistliche, der Ortsvorstand und der Vorstand des Dar- lehenskaffenoereins. Die strebsame, dankbare Gemeinde Hochdorf wird dem sehr verdienten Manne ein gesegnetes Andenken bewahren.

r Niedernau, 22. Mai. (Tödlich verunglückter Gefangener.) 3m Steinbruch des Landesgefängnifses ist ein Gefangener durch einen von der Höhe herunterstürzenden Stein am Kopfe tödlich getroffen worden und bald darauf gestorben.

Der geheim SW -es Zues.

Die polsiische Polizei, sowohl die kaiserlich russische als auch die königlich preuottche harten, offenbar infolge der neuer­dings bedrohlicher werdenden Anarch'stengesahr, für die Reise des Zaren und seinen Berliner Aufenthalt einen regelrechten Feldzugsplan entworfen und Maßnahmen ge­troffen, die alles tu den Schatten stellen, was man in dieser Beziehung bisher gewöhnt war. Der geheime Schutz des Zaren erstreckt sich natürlich schon auf die ganze Bahn­strecke. die der russische Hofzug durchfährt. Die An­wohner der Strecke haben die Durchfahrt des Zaren durch die Besuche von Gendarmen verspürt, die sich erkun­digten. ob neue Bewohner in die der Bahn benachbarten Häuser eingezogen sind, oder ob vielleicht Fremde zu Besuch eintrasen. Die Bahnlinie ist auf ihre Sicherheit genauer und häufiger als je untersucht worden, und die zur Bedeckung der Strecke abkommandisrren Truppen besehen diese. Es ist fast ausschließlich Infanterie, die zu diesem Zwecke be­fehligt wird. Die wenigen Kavalleristen haben nicht den »ngentlichen Schutz, sondern nur den Meldedienst zu versehen. Sind die Soldaten eingetroffen, so wird die Bahnstrecke abermals einer Prüfung unterzogen, wobei die Gendarmerie besonders die neuerdings angelegten Erarbeiten, die Brücken, die unter dem Bahndamm hinlausenden Röhren und Schachte aufs genaueste untersucht. Sofort nach dieser letzten Kontrolle wird der Bahndamm in seiner ganzen Länge mit Posten besetzt. Alle Wege und Straßen, dir die

Bahn kreuzt, werden gesperrt. An allen Sperrungen und Weichen stehen die Posten, und der Zutritt zu den Bahn­höfen wird nur denen erlaubt, die eine Legitimation der Gendarmerie mit sich führen. Sachverständige haben diese gewaltige Arbeit wiederholt für unsicher und nutzlos erklärt. Wollte wirklich ein entschlossener Uebeltäter es wagen, den Zug zum Entgleise» zu bringen oder irgend ein anderes Attentat zu unternehmen, so wäre er, besonders in dunklen Nächten, wohl kaum von den Posten zu entdecken, sie müßten denn in Reih und Glied nebeneinanderstehen, was bet den Ricsenstrecken, die zu durchfahren sind, einfach un­möglich ist. Der Wett des verstärkten Bahnschutzes scheint also sehr problematisch zu sein. Er steht auch nicht im Verhältnis zu den ungeheuren Kosten, die allein für eine längere Hin- und Rückreise des Kaisers auf mehrere Hundert­tausend Rubel geschützt werden.

Der Zar wird von einem großen Stab russischer Geheimpolizisten bewacht, denen eine Anzahl von Be­amten der Staats» und politischen Polizei des Berliner Polize'präsidiums beigegeben Ist. Hoffenrlich gestaltet sich die Tätigkeit der Berliner politischen Polizei diesmal nicht so wie seinerzeit in Swinemünde, wo sie alle Hände voll zu tun gehabt haben soll, um nicht nur aus eigenen Kräften für die Sicherheit des Zaren zu sorgen, sondern auch die Abgesandten der russischen Geheimpolizei scharf zu kon­trollieren, die sich (es war im Jahre 1907) um den berüch­tigten Staatsrat Harting gruppierte, der dann durch Burzew entlarvt wurde. Die Tätigkeit der rassischen Geheimpolizei, das ganze System derOchrana"., ist ja auch infolge der

Ermordung des Ministerpräsidenten Stolypin in Kiew durch den Polizeispitzel Bagrow vielfach heftigen Angriffen aus­gesetzt gewesen. Seitdem aber hat zweifellos ein Reinigungs- prozeß stattgefunden, und man hat durch die dösen Erfah­rungen der vergangenen Jahre gelernt. Die Arbeit der russischen geheimen Agenten ist tatsächlich außerordentlich schwer. Die Geheimpolizei ist zwar über die Pläne de: russischen Anarchisten, über die weitverzweigten Organisatio­nen und Hauptquartiere im Auslande und über die Fäden, die nach Berlin und anderen Großstädten des Kontinents herüberlaufen, sorgfältig unterrichtet. Aber umgekehrt wissen auch die Geheimbündier über die Maßnahmen der Polizei vorzüglich Bescheid. Die Kenntnis der Polizei, daß ein Anschlag beabsichtigt wird, kann die Ausführung der Tat durchaus nicht verhmdern, kann die Fäden der Verbindung nicht durchschneiden. Und das eben ist das Unheimliche im Kampf gegen den Anarchismus, der sich oft darin gefällt, eine exakte Boranzeige über gevlante Verbrechen zu machen und sie dann trotz aller Vorsichtsmaßregeln der Behörden auszuführen. Der Zentralpunk: der anarchistischen Organs satton ist bekanntlich London. Dort bestehen nicht weniger als 12 große anarchistische Klubs, darunter sieben russische. Die Londoner Polizei besitzt die Mitgliederlisten dieser Klubs und hat sie natürlich der Berliner Polizei erneuert und durchgesehen eingesandt.

Ganz außerordentliche Vorbereitungen hat die Geheim­polizei für die Galavorstellung in der Berliner Königlichen Oper heute abend getroffen. Es wird von Polizeibeamten und Agenten nur so wimmeln. Alle Eingänge, alle Türen,