Ehrenrechte auf die Dauer von 4 Jahren und Entfemung aus dem Heere zu der Gefängnisstrafe von zwei Jahren drei Monaten und zur Tragung der Kosten des Strafvoll­zugs verurteilt.

Deutsche- Reich.

r Berlin, 3. Mai. Die Tarifverhandlungen für das deutsche Baugewerbe sind am 30. April zu Ende geführt worden. Zwischen den Parteien der meisten Lohngebiete kam es zu einer Einigung. Für andere Bezirke fällten die Unparteiischen Schiedssprüche. Im Lause der nächsten Woche werden die Verbände der Arbeitsgeber und der Arbeiter zu den Ergebnissen der Verhandlungen Stellung nehmen.

Attentat ans de» Großherzog von Bade«.

r Mannheim, 4. Mai. Als der Großherzoq von Baden heute mittag, von Karlsruhe kommend, am Haupt­bahnhof seinen Wagen bestieg um zum Rennen zu fahren, sprang ein Mann aus das Trittbrett des Wagens mit einem kleinen offenen Messer in der Hand. Der Großherzog stieß den Mann zurück, der darauf verhaftet wurde und setzte leinen Weg zum Rennen fort. An der Seite des Groß­herzogs befand sich auch die Großherzogin im Wagen. Der Täler ist ein 43jähriger Arbeiter namens Jung, der geistes­krank sein soll. Der Großherzog ist am Nachmittag in Mannheim geblieben und gedenkt am Abend einer Vor­stellung vonCarmen" beizuwohnen.

r Mannheim, 4. Mai. Zu dem tätlichen Angriff aus den Großherzog von Baden teilt dieNeue Badische Landeszeitung" noch folgende Einzelheiten mit: Ueder den Hergang des Uebersalls hat sich der Großherzog zu seiner Umgebrtng geäußert, daß er selbst nicht wahrgenommen habe, daß der Mann ein Messer in der Hand gehabt habe. Der Angreifer sei auf das Trittbrett des Wagens gesprungen und habe versucht, ihn an der Brust zu fassen. Der Groß­herzog habe ihm dann mit dem Säbelknauf einen Stoß unter das Kinn versetzt, sodaß er rücklings vom Wagen fiel. Das Publikum stürzte sich auf den Angreifer, und wollte an ihm sofort Justiz üben, was aber die Polizei durch dis Verhaftung des Täters verhinderte. Der Ver­haftete gab verwirrte Auskünfte. Unter anderem erklärte er, er handle im Aufträge einer Bande, deren Namen er nicht verraten werde. Er sei gedienter Kavallerist. Der Ver­haftete heißt Anton Jung, ist Tapezier, l872 geboren und hier in der Schwetzinger Vorstadt wohnhaft. Er hat in den letzten Wochen nur aushilfsweise Arbeit gehabt und war zuletzt bei einem hiesigen Tapezier beschäftigt. Er erklärte bei seiner ersten Vernehmung, er sei Anarchist und er habe dem Großherzog eine Bittschrift überreichen wollen, in der er um Hilfe bar. Im Falle der Ablehnung wollte er tätlich werden. Aus die Unmöglichkeit dieses An­sinnens und seine Widersprüche aufmerksam gemacht, gab er keine Auskunft. Er hatte auch einen Brief in der Hand, in dem aber nur stand, daß er um Hitfe bitte.

r Straßburg, 2. Mai. Um übertriebenen Zeitungs­nachrichten entgegenzutreten, ersucht uns das Gene alkom- mando des 15. Armeekorps um Veröffentlichung des folgenden dienstlich festgestellten Tatsachenberichts: Bei der am 29. April staltgehabten Urbung des Regiments 132 erkrankten 28 Mann an Marschohnmacht. Davon wurden 18 ins Lazarett ausgenommen; 10 Leute blieben in der Kaserne in Revierbehandlung. Bet zweien der Erkrankten lag Verdacht auf Hitzschlag vor. .Das Befinden sämtlicher Mannschaften ist schon am 30. April zufriedenstellend gewesen, auch bei den beiden zuletzt erwähnten Leuten nicht mehr besorgnis­erregend. Auch heute befinden sich die Leute wohl. Die in der Kaserne Gebliebenen tun teilweise schon wieder Dienst. Neue Zugänge sind nicht gekommen. Die höchste Marsch­leistung am 29. April hat 32 Kilometer, bei einzelnen Kompagnien nur 21 Kilometer betragen. Die Mannscyasten wurden mittags bei Lampertsheim während einer mehrstün­digen Rast aus Feldküchen gespeist. Die Ursache der Marsch­erkrankung ist lediglich in der unmittelbaren schnell einsetzenden großen Hitze, an die die Mannschaften noch nicht gewöhnt waren, zu suchen.

r Großgörschen, 3. Mai. Gestern nachmittag bat hier eine Erinnerungsfeier an dp Kämpfe vor 100 Jahren stattgefunden. Mit der Jahrhundertfeier war die Einhüllung eines Denkmals für General Scharnhorst verbunden. Als Bertieter des Kaisers war Pnnz Friedrich Leopold von Preußen, als Vertreter des Fürsten zu Schaum- burg-Lippe Prinz Stephan zu SchauMburg-Lippe anwesend. Ferner waren Abordnungen der vor 100 Jahren beteiligten Regimenter und Vertreter der Behörden aus der Provinz Sachsen und aus Berlin zugegen.

Die nene Landesverrats-Affäre.

Köln, 3. Mai. Zu der Landesverratsafsäre verlautet, daß die Kriminalpolizei einen hiesigen französischen Sprach­lehrer verhaftet hat. Dieser soll es gewesen sein, der Per­sonen in Essen, darunter Angestellte von Krupp, verleitet hat, Artilleriematerial an Frankreich zu verkaufen. Der in Aachen verhaftete Gastwirt soll das Artilleriematerial nach Frankreich geschafft haben. Me Angelegenheit beschäftigt gegenwärtig die Kriminalpolizei mehrerer großer westdeutscher Städte.

Aachen, 2. Mai. Bei dem unter Spionageverdacht verhafteten Hotelier Misere wurde ein französischer Brief beschlagnahmt, den er zur Uebersetzung von einer dritten Person erhalten haben will. Misere hatte früher eine Wirt­schaft in Veroiers (Belgien). Er leugnet die Kenntnis einer Anzeizepslicht.

Ausland

r Minsk, 3. Mai. In dem Dorfe Sabolotje be­gannen Bauern infolge eines Streites wegen ihrer Dienst­

barkeit das Haus des Gutsbesitzers Swarlschewski mit Steinen zu bewerfen. Swarlschewski »nd zwei seiner Söhne feuerten darauf Schöffe ab, wobei ein Bauer getötet und zwei schwer verletzt wurden. Die empörte Menge drang tn das Haus ein, verprügelte Swarlschewski und enttvaffnete seine Söhne. Die "gegen abend eingetroffenen Behörden stellten die Ordnung wieder her.

r New-Nork, 3. Mai. Nach einer Meldung des Berliner Lokatanzeigers ist aus dem Mississippi der Dampfer Concordia in der Nähe von Natchez mit einen Schwimm­dock zusammengestoßen und gesunken. 25 Personen fanden den Tod in den Fluten.

r Washington, 3. Mai. Der Wertzoll auf gesüßte Chokolade, die für Detailgeschäfte importiert wird, ist auf 250/g erhöht worden. Der Wertzoll in Höhe von 8°/g aus ungesüßte Chokolade bleibt unverändert.

Die Aktion gegen Montenegro.

r Wien, 3. Mai. Die Neue Freie Presse erfährt aus diplomatischen Kreisen, daß zwischen den Kabinetten von Rom und Wien gegenwärtig eifrig über die Verhältnisse in Albanien verhandelt wird. Aus hier eingegangenen Nach­richten aus Albanien hat man den Eindruck, als ob dort völlige Anarchie herrsche. Falls es zu einer gemeinsamen Unternehmung Oestereichs und Italiens kommt, wird Oester­reich die Häsen San Giovanni di Medua und Durrazzo, Italien Santi Quaranta und Valona besetzen.

Serajewo, 3. Mai. Heute ist der Ausnahmezustand für Bosnien und die Herzegowina proklamiert worden.

Serajewo, 3. Mai. Durch die Ansnahmeoersügung vom 2. Mai, die durch Kaiserliche Entschließung vom 1. cr. genehmigt worden ist, sind einzelne Bestimmungen des Landesstatuts suspendiert, Einschränkungen bezüglich des Paß- und Meldewesens und der Freizügigkeit eingesührt, sowie Zivilpersonen unter militärische Gerichtsbarkeit gestellt und Einschränkung und Ueberwachung des Telephon- und Telegraphenverkehrs angeordnet worden.

Wien, 3. Mai. Wie verlautet, wird der österreichische Botschafter auch über Dalmatien den Ausnahmezustand verhängen; ebenso der ungarische Iustizminister über Kroa tien und Slavonien. Die Situation wird sehr ernst beurteilt.

r Wien, 4. Mai. Die Neue Freie Presse erfährt über den gestrigen Ministerrat: Außerordentliche Maßnahmen, die mit der gegenwärtigen Krise Zusammenhängen, sind im gestrigen Ministerrate nicht getroffen worden, auch nicht die angekündigte Verhängung des Ausnahme­zustandes über Dalmatien. Jedoch ist für Montag oder Dienstag ein neuerlicher Ministerrat in Aussicht ge­nommen und wenn bis dahin der Ernstfall eingetreten sein sollte, ist eine große Reihe einschneidender Maßnahmen vorbereitet, die sich aus die Aufrechterhaitung der Ordnung in den Grenzgebieten, das Verkehre-, Transport- und Ber- pflegungswesen usw. beziehen. Gleichzeitig würde die Schließung der Reichsratssession erfolgen.

Folgt er? Folgt er nicht?

Wie«, 3. Mai. Die Neue Freie Presse erfährt von besonderer Seite aus Paris folgendes: Es ist nicht ausge­schlossen, daß Köllig Nikolaus von Montenegro angesichts der ernsten Ratschläge die ihm von den Vertretern der Drei- verbandsmächie erteilt worden sind, es doch nicht zum äußer­sten kommen lassen wird. Man hofft, daß man ein Aus- kunflsmittel finden wird, um König Nikolaus zum Nach­geben zu bewegen.

Kriegerische Maßnahmen der Montenegriner

Berlin, 3. Mai. Nach einer zuverlässigen Mitteilung aus diplomatischen, dem Balkan nahestehenden Kreisen haben montenegrinische Truppen einen Vorstoß nach der Küste gemacht und mehrere Ortschaften besetzt, auch San Giovanni di Medua.

Belgrad, 3. Mai. An den Küsten Nordalbaniens sind die serbischen Truppen bis auf 300 Mann, die noch in San Giovanni di Medua stehen, zurückgezogen worden. Montenegrinische Truppen haben die Küstenplätze bis zum Drin besetzt. 5000 Mann sind in Akssio.

Cetinje, 5. Mai. (Teleph. VzIO Uhr vorm.) Der Ministerrat schlug der Krone vor betr. Skntari, selbst im Falle eincs Waffeukonfliktes nicht nachzugeben. Da die Krone den Vorschlag ablehnte, hat das Kabinett demissioniert. _

Eine Proklamation Essad Paschas.

Athen, 2. Mai. DerAgence d' Athenes" wird aus Korfu gemeldet, Essad Pascha habe in Triana eine Re­gierung gebildet, die Autonomie Albaniens unter türkischem Protektorat proklamiert und die türkische, nicht die alba­nische Flagge hissen lassen.

Essad Pascha habe dem griechischen Metropoliten von Durazzo einen Brief geschrieben, in dem er erklärt, die al­banische Regierung erkenne in der Person des Metropoliten die Autorität der orthodoxen Kirche an. die er schützen werde. Essad Pascha schließt mit der Erklärung, daß d!e albanische Regierung keineswegs Griechenland feindlich gesinnt sei, da sie ja die Nordgrenze von Epirus die Linie anerkenne, die bei Chimaia beginnt.

Landwirtschaft, Handel und Berkehr.

Nagold, 3. Mai. Dinkel 6 70. Weizen 10.70 10 9.40, Kernen 10.50, Gerste S. 8.80 8.80, Haber 8 7.60 7.00. Viktualienpreise.

I Pfund Butter 1.10 2 Eier 1314

Altensteig, 30. April. Huber 10.36 10.06 9. Weizen 10., Roggen 11. 10.70 10..

Biktualirupreise.

1 Pfund Butter 1.06 2 Eier 13 -4-

r Stnttgart, 3. Mai. Schlachtvtehmarkt.

Zugeirieben:

Ochsen

Bullen

Jungvieh u. Iungrinder

Großvieh Kälber Schwein«

140 3S8 820

Erlös aus V, Lg. Schlachtgewicht.

Pfennig von 100 bis 102

SO

87

102

98

92

89

104

101

Pfennig

Kühe

von bis

Kälber

122 .,

127

N« ..

120

110 ..

116

Schweine

73 ..

74

70

72

65 ..

Verlauf des Marktes: Kälber lebhaft, sonst mäßig belebt.

Aale«, 3. Mai. (Vieh markt.) Dem gestrigen Biehmarkt waren im ganzen 356 Stück Vieh zugetrieben und zwar 14 Paar Ochsen, 19 Paar Stiere, 28 Farren, 132 Kühe, 102 Stück Jungvieh und 28 Kälber. Verkauft wurden 185 Stück und zwar: 14 Paar Ochsen zu 9601400 10 Paar Stiere zu 580840 je per

Paar, 21 Faricn zu 210490 43 Kühe zu 167675 ^» 60

Stück Jungvieh zu 135540 13 Kälber zu 6087 ^ je per

Stück. Wagen mit Vieh gingen ab: in der Richtung nach Stuttgart 7 mit 36 Stück, Ulm 2 mit 23 Stück, Nördlinge» 4 mit 37 Stück, Crailsheim 3 mit 10 Stück, zusammen 16 Wagen mit 106 Stück Vieh.

Eingesandt.

(Für Artikel unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktton nur die preßrechtliche Verantwortung.)

Bei aller Anerkennung der Bestrebungen des Schwarz- waldoeieins und des Berschönerungsoereins hier für Her­richtung von Fußwegen, Sitzbänken rc. bleibt dem Wanderer noch etwas Weseniliches zu wünschen übrig. Es fehlt näm­lich in der Umgebung von Nagold vielfach an Wegweisern, die eben für den Fremden unentbehrlich sind, wenn er sich nicht durchfragen oder gar mit Fehlgängen unnötig Zeit verlieren soll. Selbst wenn Wegzeiger sich vorfinden, so fehlt ihnen meist der Pseil, der am untrüglichsten die Richt­ung angibt. Wie manchmal habe ich schon einen Namen gelesen, wußte aber nicht, ob ich nach links oder rechts gehen sollte, wcil eben der Pfeil fehlt. Ich denke, es be­darf nur dieses Hinweises, daß die betr. Organe Abhilfe schaffen im Interesse der Stadt und des Fremdenverkehrs.

Literarisches.

Das Schwabenland in Farbenphotgraphie mit 40 Tafel­bildern auf Karten und gegen 50 Textbildern in natürlichen Farben. Geleitet von Gustav Ströhmfeld, Kanzleirat in Stuttgart. Hervor­ragende Mitarbeiter und unter Förderung des Schwäbischen Alb-Vereins E. B. vollständig in 20 Heften (Format 37:28 cm) zum Preise von je Mark 1.25. In der Ankündigung sagt Ströhmfeld u. a.: Vieles und Ausgezeichnetes ist über unser schönes Schwadenland schon in Wort und Bild, durch Schriftsteller und Maler, veröffentlicht worden. Wir wollen nun einen neuen, von der fortgeschrittenen Technik in der Photographie gebotenen Weg cinschlagen und die Natur mit ihren eigenenFarbcn u. Formen zugleich zu uns sprechen lassen. WasderMensch hinzugetan hat oder auch hier hinzutut, ist, soll und kann nichts anderes sein, als wenn in der Musik ein herrliches Leitmotiv durch harmonische Begleitakkorde in seiner eigenen Bedeutung gestärkt und der selbständige Eindruck noch weiter emporgehoben wird. Die Einleitung in Heft 1 zeigt uns den Stuttgarter Schloßplatz, den Felsengarten bei Besigheim, eine Skizze aus Neckarsulm. das Schloß Solitude, Weinsderg und die Weibertreu. Die beide« herrlichen Tafeln führen ins Schloß Lichten­stein und die Besigheimer Felsengärten vor Augen.

3u beziehen durch die bl. VV L»1««r'sche Buchhdlg. Nagold.

über Z4,ocx> ähnlich lautende schriftliche Anerkennungen!

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Mntmaßl. Wetter am Dienstag «nd Mittwoch.

Die ungleichmäßige Lustdruckoeltellung ve>hindert eine Rückkehr zu beständigem Weiter. Der von Nordwesten auf das Festland hereinragcnde Lustwirbel bringt fort­gesetzt Störungen. Auch für Dienstag und Mittwoch ist veränderliches und ziemlich kühles Wetter zu erwarten.

FR» die Redaktion verantwortlich: Kart Paur Druck u. Vertag der G. W. Zatsrr'scheu Buchdruckerei (Emil Zaster) Nagold.