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Fernsprecher Nr. 29.
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Amtliches.
Kgl. GbevcrrnL Wagold. Bekanntmachung betr. die Schonzeit der Forelle«.
Diejenigen Fischereiberichtigten, welche Dispensation von der Einhaltung der Schonzeit der Forellen erhalten haben, wollen die ihnen seiner Zeit zugegangenen Fragebogen hie- her vorlegen, nachdem sie vorschriftsmäßig ausgesüllt sein werden.
Den 3. Mai 1913. Mayer, Amtmann.
Heule wurde der neue Ortsvorsteher Metzger in Simmersfeld verpflichtet und in sein Amt eingesetzt.
Dies wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht.
Den 2. Mai 1913.,». . ' - Kommerell.
Der WetLerroaxr.
Uokttische Umschau. ' '
l> In der Benchtswoche war d!e parlamentarische Tätigkeit in unserem Hetmatiande auf ein ziemlich bescheidenes Maß zugeschniiten. Der Hauptteil der Dienstagsttzung war durch eine Anfrage des Abgeordneten Haußmann über die Tätigkeit des Bundesratsausschusses für auswältige Angelegenheiten ausgesüllt, deren einziges vom Fragesteller vermutlich selbst oorausgesehenes Ergebnis die Bestätigung der Tatsache war, daß die Balkanpolilik nicht am Nesenbach gemacht wird. In richtiger Erkenntnis dessen haben die übrigen bürgerlichen Parteien des Hauses vorgezogen, an der „hochpolitischen" Debatte über die aus-, wärltge Politik des deutschen Reiches sich nicht zu beteiligen, deren Kosten somit ausschließlich von den Abg. Haußmann und Keil bestritten wurden. Des letzteren Redners Resignation „man habe sich beinahe abgewohnt, üder derartige Dinge im württembergischen Landtag zu sprechen", ist nach dem Schicksal, das im Landtag seiner Zeit der berühmten sozialdemokratischen Anfrage wegen Agadir zu teil wurde, immerhin einigermaßen verständlich. Ungefähr dasselbe Schicksal war im Endeffekt aber auch der Haußmannschen Anfrage beschicken. Was der Ministerpräsident zu sagen wußte, war, von wenigen Punkten abgesehen, eine Bestätigung altbekannter Tatsachen, insbesondere der für die gegenwärtigen ernsten Zeiten selbstverständlichen Tatsache, daß die Regierungen der Einzeistaaten über alle aktuellen Vorgänge von der Reichsleitung auf dem Lausenden gehalten werden. Mehr ist, trotz des hochpolitischen Mäntelchens, das der Anfrage bet der Erörterung umgehängt worden war, nicht herausgekommen, und von diesem sehr bescheidenen Ergebnis ist sogar der Fragesteller nicht einmal auf seine Kosten gekommen.
Das Plenum des Reichstags hat sich noch rechtzeitig seine Pfingstferien herausgearbeilet, allerdings in etwas sehr beschleunigtem Tempo, sodaß man namentlich bei der dritten Lesung des Eiais von Gründlichkeit nicht mrhr viel zu verspüren bekam. Dagegen ist die Budgetkommisston noch fleißig bei dev Arbeit gebliebm und hat die Wehrvorlage um ein gutes Glück vorwärts gebracht. Die erste Abstimmung. über die Mannschaftserhöhungen, hat bereits erwiesen, mit welchen Mehrheiten die Wehrvorlage gemacht wird, und es besteht nach diesem Vorgang wohl kaum ein Zweifel mehr, daß die gesamte Vorlage glatt unter Dach gebracht wird.
Nicht so rasch scheint cs damit in Frankreich voran- zugehen, wo das Geschrei im Anfang gar so groß war. Die Einführung der dreijährigen Dienstzeit "will dort nicht recht in Fluß kommen, wenn auch an deren schließlichem Zustandekommen nicht mehr zu zweifeln ist. Frankreich wird nach Einführung der dreijähr.gen Dienstzeit bei Einreihung der Rekruten einen Effektivbestand von 658 000 Mann und einen Mindestbcstand von 600000 Mann haben, aber wenn bei uns die Erledigung der Geschäfte durch den Reichstag so vorangcht wie es die Arbeiten der Budgetkommission 'versprechen, so werden wi- mit allem Nötigen jedenfalls rechtzeitig auf dem Plane sein.
Portugal hat uns in den letzten Tagen wieder einen netten Beleg geliefert, daß in den Republiken auch nicht alles Gold ist, was glänzt, daß aber dort das Mißtrauen des Einzelnen gegen den Einzelnen stets Boden hat, daß jeder egoistische Streber glaubt, auf seine Rechnung kommen zu müssen, unbekümmert, ob sein Handeln auch der Allgemeinheit, der ja die Republik in erster Reihe dienen will, frommt. Und immer und immer wieder macht man die Erfahrung, daß aus diesen mehr oder weniger unlauteren Strebereien noch ganz andere Unzuträglichkeiten erwachsen, als in einem monarchifch-konstitutionellen Staate. Das
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87. Jahrgang.
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Beilagen: PlauderstSbchen, Illuftr- Sonntaprblatt «ad
Schwül». Landwirt.
Montag, den 5. War
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Eine steht jedenfalls fest, daß Portugal seit der Vertreibung des jungen Königs Manuel noch gar nichts an positiven Werten geschaffen hat., weder im Innern noch nach außen, sodaß der kleinste europäische Staat wohl gerne aus dieses republikanische Vorbild verzichten kann.
Die Franzosen kommen in Marokko immer noch nicht zur Ruhe. Fast kein Tag vergeht, ohne daß der Telegraph Kunde bringt von Kämpfen, die die französischen Besatzungen bald da bald dort mit den Eingeborenenstämmen zu bestehen haben. Dazu sind neuerdings für sie Unzuträg- lichkeiten in Hinterindien gekommen. Kurze Drahtmeldungen haben von dem folgenschweren Bombenanschlag in Hanois berichtet, aber man hat zwischendurch erfahren, daß ,dem Vorgang reliMse Motive zu Grunde zu liegen scheinen, und wenn das der Fall ist, so könnte die Bewegung leicht einen ernsteren Charakter annehrnen. Der Fanatismus der Eingeboren endevölkerung in solchen Dingen schafft stets sehr heikle Situationen.
Aber alle diese Kleinigkeiten, denen man in ruhigeren Zeiten wohl größere Beachtung schenken würde, treten zurück hinter der großen Frage, die immer noch die gesamte europäische Politik beherrscht und auf ihr immer schwerer lastet. Die Skutarikrtsis steht aus des Messers Schneide, und es ist sehr wohl möglich, daß zu der Stunde, zu der diese Zeilen in Druck gehen, bereits eine entscheidende Wendung eingetretM ist. Wie diese fallt n wird, das vorauszusagen, ist nicht Möglich. Das eine nur ist sicher: die Montenegriner müssen heraus aus Skutan, das sie ganz Europa zum Trotzen Besitz genommen haben, allerdings durch ein trauriges Berräterstückchcn, wie es die ganzen Balkamvirrnisss mit all ihren Schlichen und Ränken nicht ausgewiefen. Man konnte bisher dem tapferen Mon- tencgrineroölkchen wenigstens die Anerkennung nicht versagen, die freilich hintkk die politischen Rücksichten zurücktreten mußte, aber nach diesem Vorgang wird an dem Konto ihres Klieg:uhms einiges äbgeschrteben werden müssen, und es fragt sich jetzt nur, ob trotzdem Rußland den Mut haben wird, sich hinter Montenegro zu stellen. Davon hängt ja der Ausgang der ganzen Krisis, und leider noch etwas mehr, die Frage eines europäischen Krieges, ab.
Tages-NerrigfeLteN.
Ass Stadt und Amt.
Nagold. 5. Mai 1913.
* Vom Rathaus. Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 3. d. Mts. nachm 5 Uhr. Am BeratungsrtschOber- amtmann Kommerell. Vorsitzender G.R. Schaible gibt die Tcgesordnungbekannt: Gehaltsregulierung desL>rts- oorstehers;er verweist aus die Gehaltsöeihältnisse des bisherigen nun verstorbenen Ortsvorstehere, welcher nach der letzten Regelung anläßlich des Inkrafttretens der Gemeinde- orünung rm Jahre 1908 einen festen penstoussähigen Gehalt von 4600 -4k bezog bei Ablieferung sämtlicher Gebühren an die Stadikosie; hinzu kam die Uebernahme des Assistenten auf die Stadt mir 1500 -4k Gehalt steigend bis zum Höchstbetrag von 2000 -4k. Oberamtmonn Kommerell verweist bezüglich der Neuregelung des Gehalts auf die bestehenden Bestimmungen der Bollzugsoerfügung der Gemeindeordnung und verliest hiezu den § 91 Abs. 1—6 derselben, wonach das Gehalt in Nagold als Gemeinde von 4023 Einwohnern in die Stufe 4001—5000 Einwohner rubriziert mit einem Gehaltsrahmen von 4000—5600 -4t. Abs. 2 des § 91 spricht aus, daß die Belohnung des Ortsoorstehers in seiner Eigenschaft als Ratsschreiber, sowie die Belohnung für die ihm gemäß Art. 140 Abs. 1 obliegenden Boranschlagsund Sleuergeschäste in den einheitlichen festen Gehalt unter entsprechend höherer Bemessung desselben innerhalb des betreffenden Rahmens einzubeziehen ist. Oberamtmann Kommerell bemerkt weiter, den Geholt so zu bemessen, wie ec für die Gemeinde Nagold angemessen sei. Die hiesige Gemeinde sei nicht nur eine solche mit über 4000 Einwohnern, sondern sie sei zugleich eine Oberamtsstadt, an deren Vorstand auch repräsentativ größere Anforderungen gestellt würden; es sei deshalb nicht mit der untersten Grenze zu beginnen. 2m übrigen sei er mit dem Vorschlag des Vorsitzenden einverstanden, daß durch die Gehaltsregulierung für die Zukunft vorgesorgt und alles klar- gelegt werden solle. Dem Vorstand einer Oberamtsstadt müsse auch eine Hilfskraft zur Seite gestellt werden, damit er die nötige Zeit und Bewegungsfreiheit habe, um sich außerhalb der täglichen Geschäfte auch über die Aufgaben orientieren zu können, die einem solchen Gemeinwesen nottun, und in Nagold sei noch viel zu tun; auch die Zeit für geistige Weiterbildung müsse ihm zur Verfügung stehen, insbesondere in Bezug auf die Einarbeitung in bestehende
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und neue Gesetzesmaterien. Verlesen wird noch das Beispiel von Calw, wo die Gehaltsregelung des Ortsvorstehers im Jahre 1908 ein Gehalt von 5000 Mark unter Einrechnung der Ratsschreiber-, Standesbeamten- etc. Gebühren und unter Vorrückung alle Jahre um 200 -4k bis zum Endgehalt von 7200 -4k festgesetzt worden ist. Für Nagold sei als unterste Grenze 5000 -4k angemessen. Es entsptnnt sich hieran anschließend eine sehr lebhafte Diskussion, in welcher die Meinungen für höhere oder niederere Bemessung des Gehalts innerhalb des gegebenen Rahmens zum Ausdruck kommen. Schließlich verdichtet sich die Aussprache zu zwei Anträgen. Der eine ist gestellt von G.R. Lehrs aus 5000 und alle zwei Jahre Vorrückung um 200 >4k, der andere von G.R. Rapp und B.A.O. Mayer auf 4500 Md olle drei Jahre Vorrückung um 200 -4k. Bei beiden Anträgen wird die Ablieferung der Gebühren an die Stadtkasse und die Beigabe einer'Hilfskraft auf Kosten der Gemeinde bestimmt. Die Kosten für Kanzleiauswand hat die Gemeindekaffe zu tragen nach 8 91 Abs. 6 der V.B. d. G.O. Die Abstimmung soll aus Wunsch der bürgerlichen Kollegien offen geschehen. Der Vorsitzende läßt zuerst über den weitestgehenden Antrag Lehre abstimmen. Es stimmen ab vom Gemeinderat 3 St. mit ja, 6 St. mit nein, vom Bürgerausschuß 2 St. mit ja. 9 St. mit nein; der Antrag ist somit abgelehnt. Es folgt die Abstimmung über den Antrag Rapp und Mayer; es stimmen ab vom Gemeinderat 7 St. mit ja, 2 St. mit nein, vom Bürgerausschuß 9 St. mit ja, 2 St. mit nein. Der Antrag ist somit angenommen. Abgestimm! wird über einen Antrag, daß der Ortsvorsteher ein Mandat für den Reichstag oder den Landtag nicht, ein Nebenamt nur mit der Genehmigung der bürgerlichen Kollegien übernehmen darf. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Beschlossen wird den Bewerber-Ausruf im Staatsanzeiger und im Gesellschafter sofort auszuschreibrn. Meldefrist ist 8 Tage. Der Wahltermin ist vom K. Oberamt in Abänderung des Vorschlags der bürgerlichen Kollegien statt aus 2. Juni auf den 31. Mai d. I. festgesetzt worden.
x (Mitgeteilt.) Der hiesige homöopathische Verein feierte am letzten Mittwoch tm Gasthof zum „Rößle" hier sein 25jähriges Gründungsjubiläum. Ebensolange stand auch Herr Seminaroberlehrer Köbele von hier mit ebensoviel Verständnis als Tatkraft an der Spitze dieses Vereins. Auch an diesem Abend lieferte er wie schon oft den Haupt- floss zur Tagesordnung durch zwei Vorträge über die Geschichte dieses Vereins sowie über die „Isopathie" genannte Heilmethode, die längst im Volke praktiziert jetzt auch wissenschaftlich als mitunter erfolgreich nachgewiesen ist. Sie wird aber ebensowenig als „allopathische", „biochemische" und „Naturheilmethode" unsre untrüglich bewährte, in Nordamerika ganz anders als in Deutschland von Staatsbehörden, Universitätsprosessoren und Kranken hochgeschätzte, homöo- patische Heilmethode verdrängen. Näheres über die „Isopathie" findet man in der diesbezüglichen Schrift von Zöjppritz, dem früheren Sekretär des homöopathischen Landesvereins. Der Verein ehrte an diesem Abend seinen Vorstand durch Ansprachen der drei Ausschußmilglieder Lang, Konditor und Holländer senior, Buchhändler sowie des Hauptlehrers Dürr hier, daneben aber auch noch durch Schenkung eines prachtvollen Blumenstocks (Rhododendron). Die bisherigen Ausschußmitglieder wurden auf 3 Jahre wiedergewählt. Es wäre nur zu wünschen, daß die Vereinsmitglieder (auch auswärtige) auch künftig wie an diesem Abend — und zwar mit ihren Frauen und Töchtern — die Bereinsoersamm- lungen zahlreich besuchen würden, da hiebei stets viel neue praktisch verwendbare Belehrung geboten wird.
Wie wir soeben erfahren, wurde Herr Seminarober- lehrer Köbele bei der Ausschußsitzung des homöopathischen Landesvereins zum Ehrenmitglied bei der Hahnemannia mit Ehrendiplom ernannt.
r Industrie und Wehrvorlage. Der Wehrvorlage stimmt der Verband Württ. Industrieller unter der Voraussetzung einer Nachprüfung der Notwendigkeit ihrer Höhe durch das Parlament grundsätzlich zu, ebenso der Bewilligung der nach dieser Prüfung sich als notwendig ergebenden Mittel. Auch der in den Deckungsvorlagen vertretene Grundsatz, die neuen großen Mittel in erster Linie durch den Besitz ausbringen zu lassen, ist nach einer Resolution des Verbandes zu billigen, es müffe aber gefordert werden, daß diese Besitzbelastung in gerechter, alle Erwerbstände gleichmäßig treffenden Weise geschehe. Das sei nicht der Fall beim einmaligen Wehrbeitrag, für dessen Veranlagung bei der Feststellung des Vermögens von Gewerbe und Industrie der gemeine Wert (Verkaufswert) zu Grund gelegt werden, während für die Landwirtschaft der Ertragswert die Grundlage bilden soll. Einseitig wirke ferner die Dop-
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