r Dresden, 28. April. Als voraussichtliche Sieger ln dem Ausschetdungsrennen zur Gordon-Bennett-Wettfahrt gelten Bröckelmann und Freiherr v. Pohl.
r Hamburg, 28. April. Das Explosionsunglück auf dem „Imperator" hat gestern das vierte Todesopfer ge- fordert. Es ist der Schlosser Truch aus Kattowitz.
Cuxhaven, 28. April. Der Kaiser hat in einem Telegramm an den Generaldirektor Ballin seinem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß seine Zeiteinteilung ihm leider für die nächsten Monate nicht gestatte, an einer Einweihungssahrt des „Imperator" teilzunehmen. Der Kaiser hofft aber später eine Fahrt auf dem stolzen Schiff mitmachen zu können. Die vorübergehende Betriebsstörung der Maschinen bezeichnet das Kais. Telegramm als eine der bei so großen Turbinenanlagen üblichen Kinderkrankheiten, deren Behebung der tatkräftigen Dulkanwerst sicher bald gelingen werde. Auch der Kronprinz hat in einem Telegramm sein Bedauern über die Verschiebung der Probefahrt ausgesprochen und die Hoffnung daran geknüpft, daß die Verschiebung nur von kurzer Dauer sein werde.
Ausland.
r Wie«, 27. April. Anläßlich der gestrigen Audienz des Thronfolgers beim Kaiser Franz Josef schreibt das „Neue Wiener Tagblatt": Aus der Umgebung des Kaisers wird versichert, daß der Monarch sich nicht nur des vollsten Wohlbefindens erfreut, sondem auch, wie immer bei Anlässen, die besondere Beschlüsse und Entscheidungen bedürfen, eine bewundernswerte Frische zeigt. Des Kaisers Leitstern ist nach wie vor die Erhaltung des Friedens und die Lösung der Schwierigkeiten aus glattem diplomatischem Wege. Man Kann aber betonen, daß der Kaiser, wenn der Zwang der Verhältnisse es erfordert, sich bei aller Entschiedenheit für den Frieden für die Anwendung det notwendigen Maßnahmen zur Wahrung des Prestiges des Staates erklärt.
Malta, 26. April. Auf dem eucharistischen Kongreß wurde heute eine Segnung des Meeres vorgenommen. Diese feierliche Handlung wurde von Barracca aus vorgenommen, welches im höchsten Teile von Lataletta liegt, von wo aus man den ganzen Hasen überblickt. Die umliegenden Stationen waren von einer dichten Menschenmenge erfüllt. Zahlreiche Schiffe befanden sich im Hafen und die mächtigen Kriegsschiffe gaben einen herrlichen Hintergrund ab. Eine Prozession, an der zahlreiche kirchliche Würdenträger teil- nahmen, bewegte sich durch die dichtgesüllten Straßen nach Barracca. Dort bestieg der päpstliche Legat Cardinal Ferrata, der die Hostie trug, die Tribüne und segnete das Meer dreimal. Die Menge brach in begeisterte Ruse aus. Die Prozession kehrte dann nach der Sankt Iohannkirche zurück.
Der BalkanLrieg.
Zum Handstreich Effad Paschas.
Rom, 29. April. Man hält es für möglich, daß die Türkei das autonome Albanien unter Essad Pascha schleunigst anerkennen wird. Man ist überzeugt, daß Effad Pascha in vollem Einverständnis mit Konstantinopel handelte, wo dem Schachzug Rußlands vorgearbeitet war.
r Konstantinopel, 29. April. (Wiener Korr.Bur.) Amtliche, der Pforte nahestehende Kreise erklären, keine Kenntnis von dem Schritt Effad Paschas zu haben, den sie offen mißbilligen. Die Pforte hat an ihre Botschafter ein Ärkularschreiben gerichtet, in dem sie in aller Form die Gerüchte dementiert, daß Essad Pascha in Uebereinstimmung mit der türkischen Regierung gehandelt habe und erklärt, daß sie fein Vorgehen lebhaft tadele. — Eine Gruppe italienischer Banken unter Führung der Societa Commerciale del Oriente hat der türkischen Regierung 8 Millionen Fcs. gegen Schatzbonds vorgestreckt.
Verschiebung der Londoner Botschafterkonferenz?
Wie», 28. April. An der Wiener Börse war heute mittag das Gerücht verbreitet, daß die englische Regierung die Mächte ersucht habe, die Sitzung der Botschasterkonferenz in London, von deren Entscheidung gegenwärtig das meiste abhängt und die heute stattfinden sollte, auf 48 Stunden zu vertagen. Das Gerücht rief an der Börse großes Aufsehen hervor.
Wien, 29. April. Die Meldung von der Vertagung der Botschasterkonferenz traf hier erst um 10 Uhr abends ein. Die Nachricht erregte lebhaftes Unbehagen. Die offizielle Verweigerung, die der montenegrinische Delegierte
Popowitsch in London gegen die Kollektivdemarche der Großmächte in Cetinje im Namen seiner Regierung etnlegt, gilt hier als ein ungünstiges Zeichen für die kommenden Beschlüsse der Botschasterkonferenz. Wie verlautet, hat der militärische Aufmarsch Oesterreichs an der montenegri- nischen Grenze bereits begonnen. Die Beratung mit Italien, bezüglich einer gemeinsamen Demarche ist noch nicht abgeschlossen. Man nimmt aber einen durchaus günstigen Ausgang an.
Rom, 29. April. In diplomatischen Kreisen beurteilt man die Lage äußerst ernst. Man hält es für wahrscheinlich, daß die Botschasterkonferenz in London Oesterreich. Italien und England mit der Durchführung einer energischen Aktion betrauen wird. Man spricht davon, daß es notwendig sein wird, 60000 Mann zu landen. Da es nicht möglich ist. eine so große Truppenmocht unter Beteiligung aller Mächte in kurzer Zeit zusammen zu bringen, so will man die Ausgabe Oesterreich und Italien überlasten, die England mit einigen Detachements unterstützen sollte. Die Montenegriner befestigen Skutari in fieberhafter Eile, um gegen einen eventuellen Angriff gerüstet zu sein. Die Türken haben 52 Kanonen zurückgelasien. Die Haltung Rußlands wird mit großer Besorgnis betrachtet.
Die Haltnng Montenegros.
Cattaro, 28. Aprtl. Die „Reichspost" meldet: König Nikita empfing gestern den K. K. Gesandten v. Gießl, der von Montenegro die Räumung von Skutari forderte. Heute vormittag wollte Freiherr o. Gießl nach Cattaro ab- reisen, als ihn eine Einladung des Königs Nikita traf, der ihn für 10 Uhr vormittags ins Palais berief. Authentisch wurde über diese Unterredung nur bekannt, daß der König erklärte,er werde nie Skutari herausgeben. Diemili- tärischen Vorbereitungen Montenegros gegen Eattaro werden eifrig fortgesetzt. Seit gestern stud eine Anzahl Maschinengewehre zwischen den Felsen oberhalb der Straße gegen Cattaro in Position gebracht. Die Höhen oberhalb Cattaro sind von zahlreichen neu angekommenen Truppen besetzt, die in der Talsenkung unterhalb des Straßenüberganges Zeltlager bezogen haben.
London, 29. April. Es wird aus Cattaro gemeldet, daß Montenegriner vor der österreichischen Botschaft in Cetinje demonstriert haben und daß Oesterreich im Verlauf dieser Demonstration öffentlich beleidigt worden sei. Eine andere Depesche berichtet, daß Montenegro Kanonen ausstelle und Besestigungswerke auf den Höhen von Cetinje errichte.
Berlin, 29. April. Der Schlüssel zur Situation liegt jetzt in den Verhandlungen, die zwischen Wien und Rom schweben und ein gemeinsames Vorgehen Oesterreich-Unaarns und Italiens gegen Montenegro in der albanischen Frage zum Zwecke haben. Man nimmt in diplomatischen Kreiscn an, daß diese Verhandlungen zu einem Resultat führen werden.
r Wren, 28. April. Wie die Wiener Allg. 3tg. meldet, hatte der englische Botschafter gestern eine Besprechung mit dem Grafen Berchtold. Heule vormittag erschien der russische Botschafter bei dem Minister des Aeußern, der ebenfalls am Vormittag mit dem deutschen Botschafter konferierte.
Der österreichisch-ungarische Standpunkt.
r London, 29. April. Die gestrige Konferenz der Botschaftervereinigung, bei der Staatssekretär Grey den Vorsitz führte, dauerte 3*/, Stunden. Der Sitzung gingen Besprechungen des österreichisch-ungarischen und des russischen Botschafters mit Grey voraus. Andeutungen aus gut informierten Kreisen lasten die Annahme als berechtigt erscheinen, daß, nachdem sich die Botschafter mit ihren Regierungen ins Einvernehmen gesetzt haben, Oesterreich-Ungarn die von ihm gewünschten Mitteilungen über das, was die Mächte zu tun bereit sind, gemacht werden können. Man hat den Eindruck, daß der letzte Schritt Essad Paschas die Lage ernstlich verwickelt. Ueber einen Punkt herrscht völliges Einverständnis, daß dieser Schritt das Ergebnis eines Uebereinkommens mit Montenegro war. In gut informierten österreichischen Kreisen wird hier kein Hehl daraus gemacht, daß das Widerstreben der Botschafter, weiteren Schritten gegen Montenegro zuzustimmen, ein Gefühl der Gereiztheit verursacht hat. Wie in der Sitzung der Botschafter erklärt wurde, ist Oesterreich-Ungarn gegenüber anderen Mächten der Ansicht, daß ein Aufschub irgend welcher Schritte die Lage nicht nur für Europa selbst, sondern auch für König Nikolaus noch schwieriger gestalte. Da es durch seine benachbarte Lage unmittelbar interessiert ist, ist es sich klar, daß etwas von bestimmter Art geschehen muß. Einfache Flottendemonstrationen haben sich nutzlos erwiesen und
Montenegro wird zur Räumung Skutari« gezwungen werden müssen. Es wird indessen nicht angenommen, daß dies mit Waffengewalt geschehen müsse, doch würde jede militärische Aktion, die nötig «erden sollte, von solcher Art sein müssen, daß der Erfolg gesichert ist. Dies ist in Kürze der österreichisch-ungarische Standpunkt, wie er für gestern nachmittag dargelegt wurde.
rKonstantinopel, 29. April. Ein Mitglied der türkischen Friedensabordnung erklärte einem Vertreter des Wiener Corr.-Bureaus. daß man, solange die Note der Mächte nicht an die Pforte überreicht sei, nicht einmal wisse, ob es nötig sei, einen Delegierten wegen der Friedenspräliminarien nach London zu entsenden da die Hauptfragen den Verhandlungen der Mächte oder der Finanzkvmmisston in Paris Vorbehalten seien. Der türkische Abgeordnete zur Ftnanzkommission wird heute nach Paris abreisen. Der Großwesir hat gestern vormittag den österreichisch-ungarischen Botschafter Markgrafen Pallavicini besucht.
r Konstantinopel, 28. April. Der Neffe des Sultans, PrinzAbdul, flüchtete aus bisher unbekannten Gründen aus die englische Botschaft.
Berlin, 29. April. Die Wiener Börse verstaute heute auf politische Gerüchte. Auch die Berliner Börse wurde flau aus Gerüchte, daß in Wien ein Kronrat einberufen worden sei. -
r Lissabon, 28. April. Wie es heißt, sind mehrere Haftbefehle gegen Offiziere der Marine und der republikanischen Garde erlassen worden. Einige Offiziere sollen bereits sestgenommen worden sein. In der Vorstadt Alcantara sind zwei Bomben explodiert. Die Truppen sind in den Kasernen konsigniert.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
r Vom Unterland, 2S. April. (Wie's draußen aussieht.) Unsere Weinberge erholen sich allmählich wieder von den Frostschäden, von denen sie Mitte dieses Monats befallen worden sind. Dos schöne, warme Wetter wirkt überaus günstig aus den Austrieb der Fruchtaugen rin und viele Augen, die man bereits als vernichtet angesehen hatte, beginnen anzuquellen und zu treiben. Mit Ausnahme einzelner empfindlicher Sorten, namentlich solcher in den wärmsten Berglagrn, in denen bet Eintritt der Kälte die Entwicklung schon ziemlich weit voran war, ist der Austrieb ein ganz befriedigender und es kann sich noch der Satz bewahrheiten: „Berfrierts in der Wolla, so kann mer viel hola". Auch bezüglich des Obstes ist noch begründete Hoffnung auf einen, wenn auch etwas bescheidenen Ertrag vorhanden. Beim Steinobst haben Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen und Kirschen am meisten Schaden gelitten und nur einzelne wenige später blühend« Kirschensorten werden noch Früchte ansetzen: dagegen ist ein großer Teil der Zwetschgenblüten erhalten geblieben. Beim Kernobst zeige« die später blühenden Apfelsorten, sowie einzelne Birnrnsorten eine ge- sunde Blüte, während die früheren Blüten der Apselsorten und die meisten Birnen erfroren sind. Stachel- und Johannisbeeren sind zu etwa Vs erfroren.
ßtz Lauffeu a. N., LS. April. (Sinkende Werte.) Wie sehr hier die Geschäftshäuser, namentlich r ie Wirtschaften und Kaufläden im Wert gesunken sind, beweist die Tatsache, daß bei den in letzter Zeit im Zwangswege verkauften Gebäuden mitunter kaum Vs der früheren Kaussummen erlöst wurde. Dadurch verlieren die Hypothekengläubiger mehr oder weniger große Summen, oft sogar den ganzen Betrag. So kommen in zwei Fällen schon die I. Hypothekengläubige, linnen, zwei Stuttgarter Geldinstitute, allein um je über 10 000 Wie man hört, wollen in diesen beiden Fällen die Geschädigten wegen zu hoher Schätzung der betreffenden Gebäude gegen den Grmeinderat Ersatzansprüche geltend machen: mit welchem Erfolg, bleibt allerdings abzuwarten.
r Stuttgart, 29. April. Schlachtviehnackt. Zugetrieben: Großvieh Kälber Schweine
304 483 903
Ochsen
Bullen
Jungvieh u. Iungrinder
Pfennig
Pfennig
von 100 bis 104
Kühe
von —
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90 « 93
Kälber
118
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101 ^ 104
103
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98 „ 100
Schweine
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74
.. 75
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94 „ 96
70
.. 73
64
,, 67
Verlaus des Marktes lebhaft.
Auswärtige Todesfälle.
Johannes Pscifle. Privatier, 67 I., Göttrlfingen: Jakob Schick, Waldschütz. 72 F, Entringen.
Mnturaffl. Wetter am Donnerstag nnd Freitag.
Der Hochdruck über dcm europäischen Festland hat sich noch weiter verstärkt, während gleichzeitig das Tiefdruck- geb'et weiter nach Nordosten abgezogen ist. Für Donnerstag und Freitag ist zwar noch Gewitterneigung, aber meist heiteres, trockenes und warmes Wetter zu erwarten.
Hiezu das Plauderstübchen Nr. 18
Ft» dir Redaktion verantwortlich: Karl Paar — Druck «. Bering der L. W. Zatse r'schen Buchdruckerri (Emil Zoller) Nagold.
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