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Fernsprecher Nr. 29.
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87. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
Menstag, dm 29. Aprit
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PlauderftSbche».
* Jllustr. SountapMaU und
Schwäb. Landwirt.
1813
Agk. Hbevcrrnt Nagold.
Die Ortsbehörden
werden unter Hinweis ans § 16 der Min. Berf. vom 17. März 1913, R.Bl. S. 9i. Zum Vollzug des Ober- amtsarztgeietzes beauftragt, küngstens bis 2. Mai ISIS zu berichten, wieviele Vordrucke.der Gesundheitsbogen (Anlage I des Min. Erlasses vom 15. April 1913, Min. Amtsdl. Z. 223) für das Jahr ISIS benötigt werden.
Bet Feststellung des Bedarfs ist zu beachten, daß eine ärztliche Untersuchung der Kinder nur im 1.. 4., 7. oder 8. Schuljahr und bet Schülern der höheren Lehranstalten vor dem Abgang von der Schule stattfindet.
Nagold, den 28. April 1913. Amlmann Mayer.
Seine König!. Majestät haben am LS. April d. 2. allergnädigst geruht, den Notariatspraktikanten Rombold in Nagold zum Amts» gerichtssekretär in Göppingen zu ernennen.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 25. April. Präsident Kamps eröffnet die Sitzung um 3 Uhr 20 Min. Die Wiederherstellung der Ost Markenzulage wird mit 179 gegen 110 Stimmen abgetehnt. Damit ist der Mitiräreral erledigt, ebenso der Erat des ReichZmililärgerichtZ. Durch Hammelsprung wird mit 112 gegen 150 Stimmm ein nationalliberaler Antrag aus Wiederherstellung des 6 Departementsdirektors im Reichsmartneamt abgclehnr. Gegenüber den Behauptungen des Abg. Albrecht (Soz.) über schlech'en Gesundheitszustand in Beiriedswerkstätten und über den Barchent eines Radsahr- Hauses des Verbandes erklärt Vizealmiral von Capelle, daß der Gesundheitszustand in den Betrieben gut ist und an einem Boykott die Marinevermaitung nicht beteiligt sei. Der Marineetat, darunter die Forderung für den Ersatz der Kaiseryacht wird bewilligt. Beim Eiat des Reichsjustizamts erklärt Lensch (Soz.), daß die soziaidemoircatilsche Presse den christlichen Glauben nicht verhöhnt habe. Dr. Listro bemerkt, daß der Reichskanzler die Blätter verwechselt, also es sich nicht um die „Leipziger Dolksztg." gehandelt habe. Aus die übrigen Blätter sei es aber zutreffend. Es wird ein gravierender Fall von einem Maskensssr angeführt, bei dem eine Frau Chrstus darstellte als dm ersten Sozialdemokraten. (Eittrriftungkrufe rechrs.) Hein!e(S.) sprich! das Bedauern darüber aus, fragt aber, was damit die Presse zu tun habe. Gras Westarp (Kons.) führt an, ein sozialvemokrattscher Redakteur hrbd die Kirche cls Berlummurgeonstalt bezeichnet. Heine (Soz) will Küche und Religion als zweierlei Dinge unterscheiden wissen. Adgelehnl wird ein narliid. Anirag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage beir. die Rerchsoerwa'ttung uns die Ottmarkenzulage für den S aalskontrolleur irr Posen. Bewilligt wird nach kurzer Debatte, in der eine gesetzliche Regelung der Dienst- und Ruhrstunden der Lokomotivführer und eine deutsche Eisenvahngcmeinschaft verlangt wird, der Etat des Reichseisenbahnantts. Beim Etat des Rechnungshofes nennt cs Erzberger (Zrr.) unzulässig, daß em Beamter pensioniert wird, nur weil er e ne Apotheke-ikonzesston in der Tasche hat. (Es handelt sich um dm sächsischen Militärapoiheke.) Der Etat wird bewilligt. Beim Eiat der Post- und Tetegraphenverwaltung wenn! Zudetl (Soz? das Beschrverdewesen völlig unzulänglich. Cs wird von Beck-Heideloerg beantrag», ein Normaltaggeldssatz von 2.26 ein höchster von 3 50-6, fernerdie Schaffung neuer AWenlensteilen. Der Antrag Deck-Heidelb. wird angenommen. Der Etat wird bew lligt. — Eine Reihe von Etats werden bewilligt. — Endgültig abgelehnt wird die Ostmarkenzuioge. Präs. Dr. Kämpf: Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Pfingsten nach der harten und zum Teil aufregenden Arbeit der letzten Wochen. Die Budqstkommission bleibt noch zusammen und wird noch einige Lage vor dem Wiederiusammenlritt des Plenums arbeiten. Ich danke der Kommission in Ihrem Namen und wünsch? ihrer Arbeit den allerb. sten Erfolg. (Lebhaftes Bravo.) Nächste Sitzung: Dienstag, den 27. Mai. T.-O.: Kurze Anfragen und Petitionen. — Schluß 9 Uhr.
Tages-NenigkeLteN.
Aus Stadt md Amt.
Nagold, 2g. April 1913.
* Vom Rathaus. Gemeinsame Sitzung der bürgerlichen Kollegien. Verlesen wird ein Erlaß des K. Oberamts mit der Bestätigung des Herrn G.R. Schaible als Amtsoerwesec des Orlsoorsteheramts; er übernimmt den Vorsitz und spricht die Hoffnung auf gute Zusammenarbeit aus zum Wähle der Stadt. Weiter berichtet der Vorsitzende über den von ihm im Auftrag der Kollegien gemachten
Kondolenzbesuch bei der verwitweten Frau Stadtschultheiß Brodbeck,^welche für die erwiesene Teilnahme den herzlichsten Dank übermitteln lasse. Ein diesbezügliches Dankschreiben wird verlesen. Weiter erinnert der Vorsitzende an die 25- jährige verdienstvolle Amtszeit des verstorbenen Stadtoor- stands mit dem Hinweis auf freudige und leidoolle Ereignisse und auf die schöne Entwicklung der Stadtgemeinde. Zum ehrenden Gedenken der. Verstorbenen erheben sich die Anwesenden von den Sitzen. — Der Stellvertreter des Amtsoerwesers G.R. I. Mayer wird aus seinen Diensteid hingewicsen. — Zufolge eines Erlasses des K. Oberamts betr. Ortsvorsteherwakl nach Art. 58 Abs. 1 u. 2 d. G.O. wird der Tag der Wahl auf 2. Juni d. I. von mittags 12 bis abends 7 Uhr festgesetzt. Als Wahloorstandsmit- glteder werden in geheimer Abstimmung gewählt: Aus dem Gemeinderatskollegium G.R. Schaible als Mitglied, als Stellvertreter G.R. Kläger. Aus dem Bürgerausschuß B.A.O. Mayer als Mitglied, als Stellosrtreier B.A.M. G. Klaiß. — Für die Restperiode 1913 wird als Vertreter in dis Amtsversammlung an Stelle des durch Tod ausgeschiedenen Herrn Stadrschultheiß Brosbeck gewählt B.A.M. Ehr. Harr. — Die Pläne zu der anläßlich der Bausache von Zimmermann Spöhr beschlossenen Baulime an der Emmingerstraße werden von Stadtbaumeister Lang oorge- kegt und erläutert. Der Anirag auf Genehmigung wird beim Kgl. Oberamt gestellt werden. — BAM. Häußler gibt eine Erklärung ab, daß die seit 1. Januar bestehende Erhebung einer Ileischbefchaugebühr bei Prioatschlachtunge« mit der Metzgerinnung nichts zu tun habe, auch sei das Gerücht von einem Ausschlag der Schlachthaus-Gebühren vollständig erfunden. Stadtpfleger Lenz macht die Mitteilung, daß der beamtete Oberamtstierarzt seil 1. Januar nicht mehr auf die besagten ihm zustehenden Gebühren verzichte wie vorher, sondern sie zum Einzug bringen lasse. — Anberaumt wird eine gemeinsame Sitzung der bürgerlichen Kollegien auf Freitag abend 6 Uhr. — ^ioUhr. Sitzung des Gemetnderats. Mitqeteilt wird, daß für Pferche Talherde 19-6, Bergherde 30 -6 50 erlöst wurden, ferner daß ein Farren in Hochdorf OL. Horb angekauft wurde um 600 -6, und das Waschhaus auf 2 Jahre verpachtet wurde zum Preis von 15-6 pro Jahr. — G.R. Rapp erklärt seinen Rücktritt als Mitglied der Farrenhaltungs- kommission; für ihn wird ausgestellt G.R. Raas. — Auf Gesuch wird vier Personen das Wahlbürgerrecht erteilt. — Auf Einwendung des K. Amtsgerichts, daß das Standesamt in erster Linie vom Ortsoorsteher, bezw. vom Amis- verweser zu besorgen fei, wird letzterer h ezu beauftragt, wodurch^ die Stellvertretung durch Stadtpfleger Lenz hinfällig ist — Einem Gesuch des Vorstands des Ea. I ünglings- vereins um Genehmigung eines Beitrags, einer Hauskollekte und Ueberlassung von Dekorationsreisach zur 50jährigen Jubiläumsfeier am 18. Mai d. I. wird entsprochen."— Erledigt werden noch einige minderwichtige Gegenstände.
* Hauptversammlung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins. Am Sonntag nachmittag fand die Versammlung statt; sie wurde eröffnet vom Vorstand, Oberamtmann KommereU, der seiner Freude über den zahlreichen Besuch und das dadurch bekundete Interesse der Mitglieder Ausdruck gab. Zum ersten Gegenstand der Tagesordnung Vortrag über „das neue Biehseuchengesetz, insbesondere die Bekämpfung der Tuberkulose" ergriff der Bortragende, ObcramLstierarzt Dr. Metzger das Wort mit dem Hinweis, daß aus dem großen Umfang des Gesetzes im Rohmen eines Vortrags nur das gegeben werden könne, was der Landwirt für den Hausgebrauch nötig habe. Redner besprach die neuen Bestimmungen der Diehseuchengesetze und die Entschädigungen. Eine Neuerung ist, daß auch die Tuberkulose anzeigepflichtig ist; besprochen wird weiter das Meldewcsen und die Gesundheitszeugnisse, die Vorschrift für Molkereien betr. Derbrennen des Zentrifugenschlamms, betr. Buchführung über Abnahme von Magermilch und Führung von Spiung- registcrn durch die Farrenhalter. Bei der Maul- und Klauenseuche ist neu dis Vorschrift der Tötung der erkrankten Ttcre, wobet der Staat eine Hälfte des entstandenen Schadens trägt. Verlesen wird die Anleitung zum Reichsviehseuchengesetz betr. die Tuberkulose und deren Erkennung. Betont wird dabei, daß ohne Einführung der Bazillen in den Körper keine Tuberkulose möglich ist. Die Ueberlragung der Tuberkulose aus den Menschen kommt bezüglich des Fleisches fast nicht in Betracht, eher durch die Milch und dies bei schwachen Personen und bei Kindern. In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der an Tuberkulose erkrankten Tiere von 11 Prozent auf 20 Prozent gesteigert. Im Bezirk Nagold seien 34 Prozent aller Tiere tuberkulös, dabet sei teilweise die Beseitigung der erkrankten Körperteile möglich und das übrige Fleisch genußfähig. Zur Erkennung der Tuberkulose sind zu unterscheiden vier Fülle der Erkrankung. 1) Der
Lunge, 2) des Darms, 3) der Gebärmutter, 4) des Euters.
Bei Nr. 1) ist Erkennungszeichen: Husten und Aufblähen,
Nr. 2) Durchsall, 3) weißer Ausfluß, Nichtrindern und Umrindern, 4) Knoten im Euter, wobei die Beschaffenheit der Milch unverändert bleibt. Gemeinsames Erkennungszeichen ist die Abmagerung. Der durch die Tuberkulose angerichtete Schaden ist groß und beträgt von 18 bis zu 40 Millionen Mark im Reich. Gegen die Gefahr der Ueberlragung hat der Staat die Maßregel der Tötung eingeführl für solche Tiere, welche dte Krankheit übertragen können. Die Bekämpfung der Tuberkulose wird in zwei Verfahren gehand- habt, nämlich das polizeiliche Verfahren und das freiwillige Verfahren; das letztere eignet sich bei kleineren und mittleren Betrieben nicht gut, wegen der dazu notwendigen großen und getrennten Stallungen. Die Eutertuberkulose ist dte ! gefährlichste; deshalb wird die Tötung hiebei vorgcschrieben und bei Lunge-, Darm- und Gebärmuttertuberkulose nur evtl, angeordnet. Die Anordnung der Tötung erfolgt durch das Medrzinalkollegkum; wünschenswert sei die Beschlcuni- , gung des Verfahrens dadurch, daß die Tierärzte selbst t« geeigneten Fällen aus Tötung beantragen könnten. Zur Entschädigung des durch Tötung von Tieren entstehenden Schadens kommen 80 "/<> des letzteren; davon übernimmt der Staat V:!, dis Zentralkasse der Biehbesttzer ^/g. Der Vortragende bezeichnet- es als dringend wünschenswert, daß die Diehverstcherungsvereine den Tterkörper so verwerten wie sonst, also etwa zu 60 ^ das Pfund und nicht weniger mit der Begründung, daß das Tier dem Staate anheim gefallen sei. Bei Maul- und Klauenseuche werden nicht nur dte daran gefallenen, sondern auch die im Zusammenhang mit der Seuche gefallenen oder als unheilbar getöteten Tiere . entschädigt. Der Vortragende erntete für seine cinstündigen klaren und instruktiven Ausführungen reichen Beifall. Der Vorstand dankte im Namen des Vereins. Landtagsabg. Schaible sprach seine Anerkennung aus. Verlesen werden verschiedene Einläufe, »vorauf der Bereinskasster, Oberamts- sparkasster Gats er in Erledigung von Punkt 2 der Tagesordnung den Kassenbericht gibt, wornach dis Einnahme 11385-6 93 die Ausgaben 10583-6 80^ betrugen. Die Aktiva beträgt 8492 -6 90 ^ ohne Passiva. Das Gesamtvermögen ist 7246 -6 81 ^>; die Zunahme beträgt 1246 09 Bei der Iungviehweide
betrugen am Schluffe des Jahres die Schulden 5557 Mark 67 Pfennig, gegenüber 1911 weniger 2538 -6 52 Dem Kassier wird Entlastung und Dank ausgesprochen. Punkt 3 der T.O. „Voranschlag für das Bereinsjah: 1913". Derselbe nennt an Einnahmen 2310 -6. an Ausgaben 750 - 6 .
Zu Punkt 4 der T.O. „Beratung über den Besuch der Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Straßburg" wird nach lebhafter Diskussion beschlossen, einen Beitrag von 4 Mark denjenigen Mitgliedern zu gewähre», welche die Ausstellung besuchen. Eine Bekanntmachung erfolgt noch im Gesellschafter. Zu Punkt 7 der T.O. „Vorbereitung wegen Abhaltung des landwirtschaftlichen Festes in Nagold" wird beschlossen, das Fest am 27. September ds. Is. abzuhallen. Im übrigen wird der Ausschuß ermächtigt die notwendigen Arbeiten in die Wege zu letten. Nach einem warmen Appell des Herm Vorstands um rege Unterstützung in der Sache und der Versicherung des Wohlwollens der Stadtgemeinde für dieselbe durch Landtagsabg. Schaible wird die Versammlung geschlossen.
Jnngdeutschland. Rund 100 Iungmänner, darunter 14 Altensteiger, die um 5 Uhr daheim abmarschicrt waren, zogen letzten Sonntag um Vs8 Uhr mit klingendem Spill zum Tor der Stadt hinaus, um im Verein mit sechs andern Gruppen den „Burgvogt von Neusten" in seinem Felsennest cinzuschließkn. Ueber Mötzingen und Oeschelbronn wurde um 10 Uhr Tailfingen erreicht. Schon unterwegs wurde durch Radfahrer die Verbindung mit der Ortsgruppe Horb, die über Hailfingen oorging, und den Döblingern, die teilweise in Herrenberg übernachte» hatten und nun in Ailingen standen, hergestellt. Bald hatten die Späher, unterstützt von den zwei aus Nagold hervetgeeiiten Reitern, einen gedeckten Anmarschweg gefunden; immer enger zog sich der Kreis, immer vorsichtiger ging man vor. Um 11 Uhr hatte man unter Zuhilfenahme von Leitern und von in Eile hergestellten Notbrücken den Kirchhof von Neusten, der auf steiler Felsenhöhe thronend die Feste darstellte, so eingeschlosscn, daß ein Entkommen unmöglich war. Ein Hornstoß, und mit schlagenden Trommlern und Hurrarufen wurde der Stu.m unternommen ; aus den Augen blitzt die Begeisterung, strahlt d?r Siegesjubel, jeder will der Vorderste sein. Und der Erfolg blieb nicht aus: genommen war das Nest. Nach Absingurg von „Mit dem Pfeil, dem Bogen" gings an die Lagerplätze.
685 Iungmänner waren, Freund und Feind, beisammen; rasch sind Kochlöcher ausgehoben, Steinherde aufgebaul.