Bahnhofs betraut war. versetzt. Der Präfekt des Departe­ments, Bannet, der dem Zwischenfall tm ersten Augenblick nicht die genügende Aufmerksamkeit schenkte, wird abberusen mit dem Vorbehalt anderweitiger Verwendung.

Heber daS Zeppeliulirftschiff i« Lrmebille spricht sich der Führer des Luftschiffs, Kapuän Gl und. nun sehr ausführlich aus und kommt dabei zu folgendem Resultat: Alles in allem war das Verhalten der französischen Milttär- und Ztoilbehörden Völker- und prioatrechtwidrig aus folgenden Gründen.

1. Das Schiff ist deutsches Eigentum, also deutscher Grund und Boden. Der Führer muß das Recht haben, wenn er auch durch unglückliche Verhältnisse gezwungen war, in fremdem Lande zu landen, jedem Menschen den Zutritt zum Schiff verweigern zu können, nachdem die militärische und Zioilkommission das Schiff auf Spionage- verdacht untersucht und nichts gefunden hatte. Anstatt dessen wurde ihm und der Besatzung das Betreten des Schiffes von abends 7 Uhr bis morgens 7 Uhr verboten, also das Hausrecht genommen.

2. Die unglückliche Lage des Schiffes wurde aus­genützt in einer Weise, die gegen internationale Höflichkeit und Sitte verstößt, indem Militärpcr- sonen, Behörden und Private beständig das Schiff inspi­zierten und durch das Schiff liefen, photographierten und Geschäftsgeheimn sse ausspivnierten, und die Soldaten und das Publikum, soweit es herankommen konnte, das Schiff beschädigten. Das Verhalten der Militär- und Zivil­behörden war nach der Ueberzeugung des Führers Völker- und privatrechtswidrig und sehr unhöflich. Das Verhalten des Publikums war flegelhaft.

In der Budgctkommisston machte die Milkäiverwaltung gestern vertrauliche Mitteilungen über die Landung des Luftschiffes. _

Deutsch-französische Verständigung.

Grenoble, 19. April. Der Generalrat des Departe­ments Isdre nahm heute eine Tagesordnung an. dahin­gehend, daß er überzeugt ist, es werde eine Konferenz zwischen Mitgliedern des Deutschen Reichstages und der französischen Kammer wohl dazu angetan sein, der natio­nalen Sicherheit und der Sache des Friedens zu dienen. Der Generalrat dankte dem schweizer Narionalrat für die Initiative zu dieser Konferenz und wünscht, daß alle fran­zösischen demokratischen Abgeordneten daran teilnehmen. Mm sei entschlossen, ernsthaft zu einer deutsch-französischen Annäherung mitzuarbeiten, welche die Rüstungen einschränken könnte. Ferner drückt der Generalrat den Wunsch aus, die französische Regierung möge Maßnahmen treffen, um Zwischen­fälle, wie denjenigen von Nancy, für die Zukunft zu verhindern.

BllSlaud.

r Zürich, 18. April. Der Arzt Dubais in Fleuiier unternahm in Begleitung seiner Frau und seines dreijährigen Töchterchens sowie mit dem früheren Besitzer seines Autos eine Spazierfahrt. Das Auto rannte gegen einen Baum und stürzte mit seinen Insassen in dm Fluß neben der Landstraße. Das Kind wurde in weitem Bogen aus dem Auto ins Wasser geschleudert. Es konnte von einem in der Nähe arbeitenden Italiener gerettet werden. Die drei anderen Insassen wurden tot unter dem Auto aus dem Wasser heroorgezogen.

r Wie«, 18. April. Die Verhaftung des der Spio­nage verdächtigen Oberleutnants Iandric hat einigen Blättern Veranlassung gegeben, aus dem Umstand, daß der Sohn des Generalstabsches, Oberleutnant o. Hötzendorff, sich mit Iandric in demselben Jahrgang aus der Kriegsschule befand, freundschaftliche Beziehungen zwischen den bcidcn Oberleut­nants zu kombinieren und zu behaupten, daß Iandric das Vertrauen Hötzendorffs mißbraucht habe, um seine Betrauung mit besonderen Arbeiten zu erwirken. DieMilitärische Rundschau" ist demgegenüber zu der Erklärung ermächtigt, es sei kein wahres Wort daran, da der Oberleutnant von Hötzendorff ruft Iandric, dessen Verhaftung aus Befehl des

Generalstabschefs selbst erfolgt sei. fast nie verkehrt habe und zu der ganzen Angelegenheit in keiner Beziehung stehe. Die Brhauptung, daß Iandric die Betraung mit wichtigen Arbeiten erschlichen habe, sei ebenso wie das Gerücht von der Erkrankung oder dem beabsichtigten Rücktritt des Ge­neralstabschefs vollständig unbegründet.

r Paris, 20. April. Bei dem jährlichen Wohltätig, kellsfest der Lehrervereinigung htelr Ministerpräsident Barthou eine Rede, in der er u. a. sagte: Diejenigen beurteilen Frankreich falsch und verkennen unser Land, die es hinstellen als fähig ich weiß nicht welchen chauvinistischen Angriffs. Die öffentliche Meinung und die französische Presse sind unter entscheidenden und schwierigen Umständen eins darin gewesen zu zeigen, in welchem Maße sie kaltes Blut und das Gefühl ih er Würde zu wahren verstehen. Man muß es sehr laut sagen, daß wir, indem wir ein solches Beispiel geben, zu denen gehören, die von niemand Lektionen zu empfangen hoben. Allzuoft hat ein Chauvinismus, wie man ihn uns vorwirst, sich jenseits der Grenze gezeigt. Frankreich ist dem Frieden ergeben. Aber es will einen Frieden unter Wahrung seiner Würde, seiner Interessen und seiner Rechte und nicht unter Aufgabe seiner Erinnerungen, seiner Vergangenheit und seiner zivilisatorischen Mission. Soeben habe ich mit tiefer Bewegung gesehen, wie am Be­ginn dieser Veranstaltung die Turncr sich vor unserer Fahne verneigten. (Beifall) Es ist niemand hier, der sich nicht verneigt, der sich nicht erhoben und die Trikolore gegrüßt hätte die von rulmreichen Erinnerungen an die Vergangen­heit und strahlenden Hoffnungen für die Zukunft umweht wird.

Das Befinde« des Papstes.

r Rom, 20. April. Nach dem heute morgen aus- gegebenen Krankhcitsbericht der Aerzte Marchia Fava und Amici verbrachte der Papst bereits den vierten Tag fieberfrei. Infolge der Besserung der Bronchienentzündung nehmen die Kräfte des Patienten allmählich wieder zu.

Der BalLanLrieg.

r Wie«, 18. April. Die Neue Freie Presse meldet aus Belgrad: In den Beziehungen zwischen Serbien und Bulgarien ist eine ernste Krisis eingetreten, die beständig zunimmt. Das von der serbischen Regierung aus gegebene LosungswortRevision des Bündnisvertrages" hat die günstigste Aufnahme gesunden. In serbischen Kreisen wird erklärt, daß ein Konflikt mit Bulgarien unausweichlich würde, wenn es der Revision nicht zustimmen sollte.

r Sofia, 19. April. Wie von zuständiger Seite ver­lautet, ist das Einverständnis Serbiens und Griechenlands bereits eingctroffen, sodaß die Antwort heute den Groß­mächten überreicht werden kann. Hinsichtlich der Kriegs­entschädigung und der Inseln soll die Hoffnung geäußert werden, daß die Wünsche der Verbündeten berücksichügt werden und daß beide Fragen direkt mit den Großmächten verhandelt werden.

r Belgrad, 19. April. Das amtliche serbische Presse­bureau legt Verwahrung ein gegen die aus bulgarischer Quelle stammenden Anschuldigungen über die angebliche Unterdrückung bulgarischer Untertanen in Egripalanka und Kumanowo durch serbische Behörden und dementiert ener­gisch den Artikel desMir", wonach die Verzögerung der Antwort auf die Note der Mächte eine Folge der Abwesen­heit des Ministerpräsidenten Pasitsch sei.

r Sofia, 19. April. Das BlattMir" hofft, daß die Antwort der Verbündeten heute überreicht werden kann. Infolge der Bedrängung der bulgarischen Bevölkerung durch die serbischen Behörden sind bis jetzt 110 Flüchtlinge aus dem Distrikte Egripalanka hier eingetroffen.

r London, 19. April. Das Reutersche Bureau er­fährt, daß die finanzielle Kommission in Paris die Form einer Konferenz annehmen solle, an der möglicherweise die Botschafter der Mächte teilnehmen sollen. Die Sitzungen sollen gleichzeitig mit der Friedenskonferenz stattfinden, die vermutlich zur Unterzeichnung des Fricdensvertrages in London wieder zusammentreten wird. In diplomatischen Kreisen sei man der Ansicht, daß die Mächte nach Eingang

einer günstigen Antwort der Verbündeten bälder dazu würden, die Fciedensdedingungen in den bereits ange- deuteren Richtlinien sestzusetzen.

Landwirtschaft, Handel und Berkehr.

Nagold, IS. April. Weizen 12.50, Gerste 9.80 8.80 8.20. Haber 8.2U 8. 7.70.

Biktualienpreise.

1 Pfund Butter 1.20-1.25 2 Her 13-14

Herrenberg, 19. April. Aus den heutigen Sckweinemarbt waren zugeführt: 157 St. Milchschweine: Erlös pro Paar 3854 55 St.

Läuscrschweine: Erlös pro Paar 65100 H. Verkauf: flau.

Auswärtige Todesfälle.

2oh. Stickel. 64 2.. Egenhausen: 2oh. Georg Günther, Zimmer­mann und Gemeinderat, 63 2-, Simmersfeld: Karl Müller, Schmied­meister, 70 2., Schwarzenberg: Lorle Wiech, Etationsmeisters Witwe, 67 2., Rottenburg.___.

,

Uber ;4,<XX) ähnlich lautende schriftliche Anerkennungen!

(IVIsi-Irv 8v!i«rs>n)

in Verbindung mit dem modernen kleicbmittei Lslkix gibt durcb einma­liges viertelstündiges Koclien scimee- veike IVLscke, wie auf ciem käsen ge- dleiciit. Nrclien 8ie einen Versuck!

. / - I,, l!/,

WMMWMW

welche auf den Markt Bezug haben, bitten wir baldmöglichst

auszuBen.

Mutmaßl. Wetter am Montag und Dienstag.

Der im Nordwesten herannahende Lustwirbel drängt den Hochdruck nach Süden zurück, doch dürste das Mofi- mum bald zurückkehren, da die Depression nach Osten weiterzieht. Für Montag und Dienstag ist erst naßkaltes, bald aber ausheiterndes und zu Nachtfrösten geneigtes Wetter zu erwarten.

Für die Redaktton verantwortlich: Karl Paur Druck«. Ver­lag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Emil Zaisert,Nagold.

Hamburg. Ich stand mit dem Kohlestift und machte Tier­skizzen. Da tritt der alte Hagenbeck herein. Er geht auf den graubättigcn Wärter zu. der gerade beim Ausmisren des Stalles ist, und sagt:Nee, wat stinkt dal hier. Luft, segg ick. Luft, möt de Deckten hebben. Dat's notwenniger as Freeten. Iümmer rut mit jem, rut mit jcm!" Und dabet spähte er nach oben, nach den geschlossenen Lüftungs­klappen aus und schüttelte den Kopf. Während deffen sind die Herren seiner Begleitung nachgekommen: Hagenbeck drehte sich herum und macht cir en eleganten Herrn in klang- voll-fließendem Französisch auf die besondere Schönheit einer Anlilopenart aufmerksam. Dann steht er im nächsten Augen- blick neben dem alten Direktor Bolau, und sucht ihm die- selben Grundsätze, die er dem Wärter auf plalt beibrachte mit dem Ausdrucke feiner schalkhafter Diplomatie in Ton und Geste klarzumachen.

Die zweite Geschichte spielt im Sommer 1908, auch an einem Sonntagmorgen, deffen prächtiges Wetter schon s üh Scharen von Besuchern nach Hagendecks Tierpark ge­lockt hatte. Ein verspätet eingetroffener Zebustier ist beim Ausladen entwichen. Durch Bretterwände und Wagen hat man ihn, als ich hinzutrete, in der äußersten Westccke des Parkes endlich einschließen können. Aber es gelingt nicht, ihm den Lasso im Buschgewirr umzuwerfen. Da naht der alte Haqcnb-ck. Zuerst weist er die Arbeiter mit dem Rufe: ..Blot de Swatten ranlaten, man blot de Swatten!" hinter drr sichere Wagenburg zurück. Aber auch die gewandten Inder versuchen vergeblich, das Tier zu fanqen.Na. denn wullt wi em mal n' beten annecs ketteln!" sagt der Alte

da lachend. Eine Tierbox wird zwischen die Wagenburg eingeklemmt, in die eine Zebukuh gestellt wird, und zwar so, daß sie am Strick nach außen sortgesührt werden Kinn. Hagenbeck stellt sich, interessiert beobachtend, neben die Box. Marks denn Pcper", sagt er schmunzelnd, als der Stier sich schnüffelnd dem Weibchen nähert. Und dann komman­diert er:Langsam, langsam!" Und während vorn die Kuh aus der Box halb herausgezogen ist, langt Hagenbeck dem Stier, der ihr zögernd folgt, mit kräftigem Stockschlag eins hinten über, so daß der Stier vollends in sein Gefängnis läuft; denn schnell haben die Leute hinter die Zebukuh die verschließende Bretterwand geschoben. Hagenbeck legt lachend die Hand auf die Box und ruft:Süh so, min Jung, nu büst wedder in de Burri"

Ein Ganuer-Rekord. Die Welt ist in ihrem Urteil immer etwas voreilig. Vor nicht zu langer Zeit glaubte man, daß der Hauptmann von Köpenick nicht mehr zu überbieten sei, bis dann einer aufstand und der Welt bewies, welch ein Stümper in seinem Fach der guteHauptmann' sei; eine Wache von ein paar Mann ist ja nichts gegen eine ganze Garnison von 18000 Monn... Nun aber haben in Petersburg zwei Gauner den Ruhm aller irgend nennenswerten Gauner in den Staaten gestellt, so daß gegenwärtig also Rußland den Weltrekord auf diesem Gebiete hält. Die beiden Petersburger Gauner müssen aber auch wahre Genies in ihrem Fache sein, denn sie haben cs, wie die Wiener Allgemeine Zeitung" erzählt, zuwege gebracht, monatelangin Petersburg eine Art Konkurrenz-Unternehmen

der städtischen Straßenbahn zu betreiben. Die Sache war im Grunde höchst einfach. Die für dos Unternkhmcn er­forderliche Frechheit besaßen die Herren Gouner im um- sangreichstrn Maße. Das rollende Material besorgten sie sich von der Straßenbahn, indem sie einfach einen Straßen­bahnwagenentlehnten". Die Uniformen eines Wagenführers und eines Schaffners waren auch leicht zu beschaffen also die Reise konnte beginnen. So kutschierten die beiden mit dem gestohlenen Wagen, der merkwürdigerweise merk­würdig vielleicht aber nur für nichtiussische Eurcpäer! gar nicht vermißt wurde, in der russischen Hauptstadt herum, machten ein Bombengeschäft und freuten sich ihres ange­nehmen Daseins. Dank der angenehmen Einrichtung, daß aus der Petersburger Straßenbahn sich monatelang kein Kontrolleur sehen läßt, waren sie auch der Sorge,-daß man Einblick in ihrGeschäft" bekommen könnte, enthoben. Dieser Tage aber hat die beiden unternehmungslustigen Brüder dennoch das Geschick in Gestalt eines Revisors er­reicht. Der Mann muß ein Neulinq, ein Anfänger gewesen sein, der noch keinen Einblick in die Tieftn des Betriebs- :eglements gewonnen halte und es mit den Dienstvorschriften lächerlich genau nahm. Da etwas nicht stimmte, verlangte .r von dem Pseudoschaffner Rechenschaft. Doch der wußte sich zu hclfen. Mit Hilfe des Kompagnons fesselte er den neugierigen Revisor, und dann fuhren die beiden mitihrrr" Straßenbahn auf und davon. Draußen, vor dem Tor. ließen sie den Wooen stehen und kchrten dem Schauplatz ihrer Erfolge den Rücken.