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Fernsprecher Nr. 29.
87. Jahrgang.
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Beilage«: Plauderftitbchen, Illustr. Sonutagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
Montag, den 21. April
ISIS
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Amtliches.
Kgk. HsevarnL W«goLd. Bekanntmachung
betr. die Saison- nnd Jnveutnr-Ansverkänfe.
Gemäß § 9 Abs. 2 des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb vom 7. Juni 1909 (RGBl. S. 499) hat das Oberamt über die Veranstaltung von Saison- und Inventur- Ausverkäufen zunächst ans die Dauer von » Jahren folgende
WovfcHriften
erlassen:
1. In jedem Geschäftsbetrieb dürfen jähilich nur 2 Saisonausverkäufe und 1 Inventurausverkauf stattfinden und zwar so, daß der Inventurausverkauf zeitlich mit einem der Saisonausverkäufe zusammensällt.
2. Die Dauer der Ausverkäufe darf nicht mehr als 14 Tage betragen.
3. Die Veranstaltung der Ausverkäufe darf nur in die Zeiten vom 15. Januar bis letzten Februar und vom 15. Juli bis 31. August fallen.
Die Geschäftsinhaber werden aus diese Vorschriften zu deren Einhaltung hingewiesen. Zuwiderhandlungen sind in § 10 Ziffer 3 des erwähnten Rrichsgesetzes mit Geldstrafe bis zu 150 ^ oder mit Haft bedroht.
Den 19. April 1913. , Kommerell.
Die Herren Ortsvorsteher werden auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 29. März d. I. betr. die Hagelversicherung (Min.Abl. S. 221) noch besonders aufmerksam gemacht.
Den 19. April 1913. Kommerell.
Vom Evang. Oberschulrat ist am 18. April eine ständige Lehrstelle in Dettenhausen, OA. Tübingen, dem Unterlehrer Heinrich Neef in Haitcrbach übertragen worden.
Auf Grund der Prüfung zur Erteilung des Unterrichts in weiblichen Handarbeiten an Volks-, Mittel- und höheren Mädchenschulen ist u. a. Bewerberinnen für befähigt erklärt worden: Maria Bernhard von Altensteig.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 19. Apiil. Präsident Dr. Kämpf eröffnete die Sitzung um 11.20 Uhr. Die zweite Lesung des Heeresetats wird fortgesetzt. Dr. Pfeiffer (Ztr.) sprich« zu der Affäre Krnpp die Erwartung aus, daß das Kriegsmini- stertum derartigen Dingen, wo ein Unterbeamter zu Transaktionen Tausende ja Hunderltansende aufwenden kann, energisch ein Ende macht. Auch Dooe (Fr. Bp.) und Liebknecht (Soz.) sprachen noch einmal zu dieser Sache, indem diese ein Anlaß dazu sein sollle, dem ganzen Schmier- gelderwesen in der Armee mit allem Nachdruck entgegenzutreten. Es handle sich nicht um Unterbramte, sondern um höhere Beamte. Es werden einige Vorgänge angeführt, mit welchen der Patriotismus der Firma Krupp gekenn-
Dom Marschall Vorwärts.
Es ist selbstoerständlich. daß sich um die populärste Figur der deutschen Freiheitskriege, den alten Btücker, auch in besonders reichem Maße die populärste Form h storischer Ueber- tteferung geschlungen hat: die Anekdote. Den reichen Schatz solcher Histörchen und Legenden hat Adoif Saager gesammelt und in seinem Buche veröffentlicht, das vor kurzem im Verlag von Robert Lutz in Stuttgart erschienen ist. (Preis drosch. 2.50, geb. 3.50) Die „Blücher-Anekdoten" geben eine anekdotische Darstellung von Blüchers Leben, die sehr kurzweilig zu lesen ist und den alten Marschall Vorwärts in seiner schlichten Größe frisch und lebendig vor des Lesers Auge auserstehen läßt. Wir entnehmen dem Buche die folgenden kleinen Einzelheiten:
Er läßt sich nicht zum reiche« Manu machen!
Im Jahre 1805 kam Blücher als Gouverneur nach Münster. Dort behagte ihm weder seine Arbeit, die aus Schreibereien bestand, noch das Land, das er bald das „Land der Heiligen", bald das „Pfaffenland" nennt. Der König suchte ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und übertrug ihm die Lieferung der Kavalleriepferde in den westphälischen Provinzen. Bei solchen Lieferungen konnte man „verdienen". Hier aber siegle wieder einmal Blüchers Rechtlichkeit.
Triumphierend tat er mit Bezug auf diese Lieferungen den folgenden Ausspruch, der des unfreiwilligen Humors nicht entbehrt:
zeichnet werden will. Energisches Borgehen wird gegen die Bestechlichkeit im Militäroerwallungskörper verlangt. Krtegsminister o. Heeringen versichert, daß Landesverrat nicht vorliege; die Lanzierungeoersuche der deutschen Waffen- und Munitionsfabriken seien dahin gerichtet gewesen, Anhaltspunkte über die Absichten der französischen Armee zu erhalten. Oertel (Kon.) spricht für den Fall Krupp bedingt die Verurteilung aus, falls die Firma oder ein höherer Beamter an den Machenschaften beteiligt ist. Es sprechen noch dazu Braband (F.Dp), Spahn (Ztr.), Hegenscheidt (Rp.) und Liebknecht (Soz.) alle im Sinne der notwendigen schärfsten Untersuchung der Sache. Nach der Bewilligung des Gehalts des Kriegsministers werden sämtliche Resolutionen angenommen. Bewilligt wird der Titel „Musikkorps". Weiterberatung Montag nachmittag 2 Uhr.
Vom Landtag.
p Stuttgart, 19 April. In der fortgesetzten Beratung des Kulietats behandelte die Zweite Kammer eine Eingabe des Württ. Lehrerinnenoereins aus Einrichtung eines 6. Seminarjahres am Lehrerinnenseminar Markgröningen und auf vermehrte Verwendung akademisch und seminaristisch gebildeter ständiger Lehrkräfte. Dem Antrag des Finanzausschusses entsprechend wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokratie beschlossen, die Eingabe bezüglich des 6. Seminarjahres zur Erwägung, im übrigen zur Berücksichtigung zu übergeben. Dann wurde die vom Kultminister schriftlich gegebene Erklärung über die Durchführung des Bolksschulge- setzes erörtert. Nach dieser Uebersicht sind in den letzten 4 Jahren von den Gemeinden insgesamt 17 895493 ^ für 554 Schulbauten ausgegeben worden, 10 985 254 ^ im Geschäftskreis des Eo. Oberschulrats und 6 910239 ^ in dem des Kath. Oderschulrats. Es handelte sich dabei auf evang. Seite um 130 Neubauten mit einem Aufwand von 9655401 -4k und 166 Um-und Anbauten zu 1329853-4k, auf kath. Seite um 123 Neubauten zu 5910797 -4t und 135 Um- und Anbauten zu 999 442 ^k. Bon verschiedenen Rednern der bürgerlichen Parteien wurde der Ausfassung entgegengetreten, als ob von der Regierung in der Förderung des Volksschulwesens nicht genügend geschehen sei. Auf eine Anfrage des Abg. Eisele(B.), nach welchen Grundsätzen der Staat in Fällen, in denen er durch Haftpflicht in Anspruch genommen werde, Reqreßansprüche gegen Lehrer geltend mache, erklärte Kultminister v. Habermaas, daß er, wie sein Amtsoorgänger auf dem Standpunkt stehe, daß regelmäßig nur in Fällen grober Pflichtverletzung vom Regreßrecht des Staats Gebrauch gemacht werde. Die Beiträge an bedürftige Gemeinden zur Besoldung der Lehrkräfte an Volksschulen wurden im Zusammenhang mit den Grundsätzen für die Berwilligung von Staatsbeiträgen und der Tabelle für die Bemessung der Staatsbeiträze mit einigen von der Kommission oorgeschlagenen Aenderungen, gegen die auch der Kultminister nichts einzuwenden hatte, genehmigt. D!e Erhöhung der Forderungen für Beiträge
„Der König wollte mich schon mehr als einmal zum reichen Mann machen- Aber das soll ihm nicht gelingen!"
Die Theorie nach der Praxis.
Köstlich ist, wie Blücher nach der Schlacht an der Katz- bach eine Bemerkung fallen ließ, in der er in feiner Art sich über den Standpunkt der Theoretiker lustig machte.
Gleich nach beendigter Schlacht, als er begleitet von seinen Stabsoffizieren im Dunkel des späten Abends und unter fortwährendem Regen in sein Hauptquartier zurückritt, war seine gewöhnliche Ruhe und Gemütlichkeit wieder völlig wiedergekehrt.
„Na, Gneisenau", sagte er aus seinem Regenmantel hervor zu seinem Freunde, sobald er, dicht neben ihm reitend, ihn erkannt hatte. „Die Schlacht haben wir gewonnen, das kann uns die ganze Welt nicht abstreiten. Aber jetzt laß uns mal dran denken, was wir klugerweise zusammen bringen, um den Leuten zu sagen, wie wir sie gewonnen haben!"
Doktors und Schuhmacher.
Bei Mery wagte sich Blücher, wieder einmal seinem Ungestüm folgend, in die feindliche Schußlinie und wurde dabei von einer Kugel leicht am rechten Fuß verwundet. Sie ging durch die Reithosen wurde aber durch den starken Reitstiefel abgehalten, so daß der Feldmarschall mit einer starken Quetschung daoonkam. Sofort quittierte er diesen Borfall mit einem Witz. „Das ist schlimm," sagte er, „denn wir haben mehr Doktors bei der Armee als Schuhmacher!"
an bedürftige Gemeinden zu Gebäuden für Bolksschulzwecke von 250000 Mark auf 300000 Mark wurde gleichfalls genehmigt. Ein vom Abg. Hey mann gestellter Antrag, der Staat möge den Gemeinden Beiträge zur Gewähmng von Lernmitteln bewilligen, wurde auf Antrag des Abg. Hartenstein dem Finanzausschuß überwiesen. Das Haus erledigte dann noch einige Kapitel des Kultetats bis Kapitel 77. Nächste Sitzung Dienstag 4 Uhr. Fortsetzung der Beratung des Kulietats.
LageS-Neuigkeite«.
L»» Stadt md Amt.
Nagold. 21. April ISIS.
* Die Ausstellung vo« Lehrlings - Arbeite» zur heurigen Gesellenprüfung wurde gestern vormittag 11 Uhr im Gewerbeschulhaus eröffnet. Handwerkskammersekretär Hermann aus Reutlingen wies in einer kurze« Ansprache auf die Bedeutung der Gesellenprüfung hin, au» der die Gesellenstücke für die Ausstellung heroorgegange« sind. Auch über den Wett einer solchen Ausstellung, die für den Bezirk Nagold eine Neuerung bedeute, ließ sich der Redner vernehmen. Er ermunterte diejenigen Prüflinge, welche bei der Preiszuerkennung leer ausgehen mußte» wetter zu streben, aber auch die Prämierten sollen nicht auf dem Erzielten ausruhen, sondern sich rüstig weiterverooll- kommnen, da nun erst der Anfang gemacht sei. Die Ausstellung selber bot neben mehr oder weniger guten und schönen Arbeiten aus den meisten Gewerben des Bezirks (es waren auch einige.Auswärtige vertreten) einzelne besonders schöne Stücke. Es war eine lohnende Schau; ma« konnte bis ins Einzelnste beobachten, wie und was vo» dem jungen Nachwuchs unseres Handwerkerstandes geleistet wird und werden kann, man sah aber auch, welche Mühe und welchen Fleiß die Handwerksmeister aus die Ausbildung ihrer Lehrlinge verwenden, um aus ihnen tüchtige Gesellen und Meister werden zu lassen. Die Ausstellung war stark besucht: sie wird wohl künftig auch noch stärker beschickt werden, wenn manche Gewerbe die Neuerung i» ihrem Interesse und zu ihrer Förderung dienend werde» erkannt haben. Gutes Gelingen der Ausstellung dürste dem Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse, Herrn Privatier G Klaiß, dem das Zustandekommen zu danken ist, eine lebhafte Genugtuung sein.
Juugdeutschlaud. Das auf 4. Mai geplante Geländespiel wird schon am nächsten Sonntag den 27. April abgehalten. Dem ersten Teil liegt der Gedanke zu Grunde. Neusten soll von aller Verbindung mit der Außenwelt ab- geschnitten werden. Die Leitung hat Herr Generalmajor Frh. o. Hügel; es beteiligen sich die Gruppen Böblingen, Herrenberg, Hildrizhausen, Horb, Nagold, Rottenburg und Tübingen, zusammen über 400 Iungmannschaften. Die Gruppe Nagold marschiert pünktlich */,8 Uhr vom Stadt- acker ab und erreicht über Mötztngen und Oeschelbronn um 10 Uhr Tailfingen. Dort schließt sich von Norden her
Wie er Diät hält.
Bei Waore hatte der Arzt dem Feldmarschall Wassersuppen verordnet. Wassersuppen waren aber nicht nach Blüchers Geschmack. Ec rief seinem Leibhusaren. „Petri", sagte er, „dem Quacksalber wollen wir eine Nase drehen. Er hat mich bepflastert und eingesalbt, aber das Innerlich» will ich mir selbst verschreiben. Hol er mich eine Flasche Champagner, aber heimlich!"
Der Husar schmuggelte denn auch glücklich die Flasche ins Zimmer und goß dem Fürsten sein Bierglas voll. Nachdem dieser einen tüchtigen Schluck zu sich genommen, erklärte er:
„So, jetzt ist mich schon besser zu Mut, aber sag Er ja dem Doktor nichts davon, sonst holt Ihn das Donnerwetter!"
In die Fresse hauen!
Nicht minder eigensinnig benahm er sich nach der Schlacht von Brienne. In diesem Falle handelte es sich nicht bloß um den Verzicht auf einen kulinarischen Genuß, sondern er brachte durch seine Hartnäckigkeit nicht nur sich, sondern seine ganze Umgebung in große Gefahr.
Als er nämlich aus Bnenne ausritt, mit dem nachdrängenden Feinde auf den Fersen, geschah dies in eine« Tempo, als befinde er sich auf einem gemütlichen Spazierritt. Einige jüngere Offiziere feines Stabes, die erkannten, wie sich der Feldmarschall unnütz der Gefahr aussetzte, drängten ein wenig zu schnellerem Tempo.
Blücher aber ließ sich dadurch nicht beeinflussen und rief nach hinten zurück:
„Wenn einer von ihnen drängt, meine Herren, so werde ich ihm eins in die Fresse hauen?" (Schluß folgt.)